Die Papiermühle in Basel

Kanal zur Wassermühle
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Die am Rheinknie gelegene alte Römergründung Augusta Raurica, Kernzelle Basels, entwickelte sich aufgrund ihrer verkehrsgünstigen Lage im Laufe der Jahrhunderte zu einer Handelsmetropole. Kein Wunder also, dass sich nach der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johann Gutenberg (1450) an diesem attraktiven Ort aufstrebende Drucker niederließen. Basel wurde zu einem der bedeutendsten Druckzentren des Hochmittelalters und der Renaissance.
Der Buchdruck erfordert große Mengen an bedruckbarem Material. Das aus Tierhäuten hergestellte Pergament war nicht ausreichend verfügbar, sehr teuer und für den Massendruck wenig geeignet. Dagegen konnte Papier wesentlich preiswerter in größeren Mengen bei gleichbleibendem Format und gleichmäßiger Dicke hergestellt werden. Papiermühlen besaßen das erforderliche Knowhow.
Bereits im 12. Jahrhundert legten die Mönche des Klosters St. Alban zu Basel einen Kanal an, dessen Wasser die Räder von einstmals 12 Mühlen antrieb.
Zehn dieser Mühlen wurden im Spätmittelalter zu Papiermühlen umgebaut. Dadurch entwickelte sich Basel im 16. und 17. Jahrhundert zum bedeutendsten Papierproduzenten der Schweiz.

Die letzte noch erhaltene Baseler Wassermühle war als Kornmühle erbaut und im Jahre 1428 zu einer Hammerschmiede umfunktioniert. Antonius Gallician ließ sie im Jahre 1453 zu einer Papiermühle umbauen, in der bis zum Jahre 1924 Papier hergestellt wurde. Seit dem Jahre 1980 ist sie ein Museum, ein lebendiges Museum, in dem jetzt noch Papier erzeugt, bedruckt und zu Büchern gebunden wird. All das kann man dort miterleben und wenn man will, selbst Papier schöpfen.

Das rauschende Wasser des Kanals bringt ein großes Wasserrad zum Rotieren. Dessen mächtige Welle überträgt die Drehbewegung an eine Transmission, von der aus diverse Maschinen angetrieben werden.

Bevor es gelang, Papier aus Holz herzustellen, waren Lumpen (Hadern) und alte Seile der wichtigste Rohstoff. Deshalb waren überall Lumpensammler unterwegs, um dieses begehrte Material aufzutreiben. Das war gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass Kleidungsstücke in früheren Zeiten solange getragen wurden, bis sie zu nichts mehr zu gebrauchen waren.
Anfangs wurden die Lumpen von Hand zerrissen, später in maschinellen Lumpenhackern zerkleinert. Das manuelle Bearbeiten (sortieren, zerkleinern, entfernen von Knöpfen, Haken, Ösen) alter Wäsche und fauliger Lumpen war unangenehm und gefährdete die Gesundheit.
Nachdem das Material im Lumpenkeller mürbe gefault war, wurde es mit dem maschinellen Stampfwerk (Hadernstampfer) und dem Holländer (Kollergang) weiter aufgelöst.
Ein Stampfwerk bestand aus 4 bis 6 Trögen zu ungefähr 4 kg Fassungsvermögen, in denen die Lumpen von nagelbeschlagenen Stampfern zu einem groben Brei, dem Halbstoff, zerstampft wurden. Dieser wurde im Holländer zum gebrauchsfertigen Ganzstoff feingemahlen. So entstand in 18 bis 36 Stunden unter Verwendung von Wasser und weiteren Substanzen (z.B. Leim) der zum Papierschöpfen brauchbare Faserbrei (Pulpe). Die in einer Bütte befindliche Pulpe wurde von Hand mit einem Siebrahmen geschöpft. Nach dem Ablaufen des überschüssigen Wassers konnte das Blatt dem Schöpfrahmen vorsichtig entnommen, gepresst und getrocknet werden. Damit war das Papier gebrauchsfertig.

Die Papierproduktion aus Hadern verlor rasant an Bedeutung, nachdem es dem sächsischen Weber Friedrich Gottlob Keller im Jahre 1843 gelungen war, Papier aus Holzschliff herzustellen.

Fazit:
Es ist empfehlenswert, das Museum zu besuchen, Eindrücke über die Papierproduktion vergangener Zeiten zu gewinnen und sich über die Herstellung von Büchern zu informieren.
Einziger Nachteil: Der Eintritt von 15 Schweizer Franken ist nicht gerade billig.

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Heise aus Ilsede

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