Schächerbachtour in Homberg (Ohm) wird für das Internationale Volkssportabzeichen gewertet

Im Seniorenzentrum Goldborn bei Homberg (Ohm) befindet sich das Café Roco mit Biergarten und Blick auf das Schächerbachtal.
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  • Im Seniorenzentrum Goldborn bei Homberg (Ohm) befindet sich das Café Roco mit Biergarten und Blick auf das Schächerbachtal.
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An den westlichen Ausläufern des Vogelsberges thront das mittelalterliche Städtchen Homberg an der Ohm majestätisch auf einem vulkanischen Basaltrücken. Westlich der Stadt fließt der Schächerbach in die Ohm. Seit 2010 führt durch das Schächerbachtal ein Premiumwanderweg der Stadt Homberg (Ohm) mit Zertifikat des Deutschen Wanderinstituts. Das Deutsche Wanderinstitut vergibt Zertifikate nur nach ganz strengen Kriterien. Insgesamt 34 Punkte werden bei der Bewertung berücksichtigt und münden am Ende in eine Gesamtpunktzahl. Mit 72 Punkten zählt die „Schächerbachtour“ zu den am besten bewerteten Wanderwegen in Deutschland. „Die Schächerbachtour überzeugt durch eine sehr abwechslungsreiche Führung durch Wald und Offenland, herrliche Gewässer und tolle Aussichten“, heißt es einleitend in der Bewertung des Deutschen Wanderinstituts.
Seit diesem Sommer ist dieser Premiumwanderweg auch ein sogenannter Permanenter Wanderweg des Deutschen Volkssportverbandes (DVV) mit Wertung für das Internationale Volkssportabzeichen. Startkarten gibt es im Café Roco im Seniorenzentrum Goldborn, Mühltal 9, 35315 Homberg (Ohm), Tel.: 06633-6430000. Das Café Roco hat jeden Tag von 08.00 Uhr bis 20.00 Uhr geöffnet. Hier erhält man auch eine Streckenbeschreibung mit Karte.
Der Name des Schächerbaches kommt von dem mittelhochdeutschen Wort „schachere“ und bedeutet räubern. Und so wundert es auch nicht, dass sich um die zahlreichen Quellen und Teiche rund um das Schächerbachtal uralte Sagen ranken, die auf Informationstafeln am Wanderweg zu lesen sind. Auf der 10 km langen Tour durch das sagenhafte Schächerbachtal lässt sich in kurzer Zeit viel erleben. Ein ständiger Wechsel der Landschaftsformen sowie zahlreiche naturbelassene Pfade durch Wald, Flur und Bachtäler lassen die Wanderung zu einem besonderen Erlebnis werden. Herrliche Weitblicke wechseln sich mit abwechslungsreichen Waldgebieten ab. Das steinige Bachbett des Schächerbachs begleitet mit seinem plätschernden Wasser den Wanderweg. Der Permanente Wanderweg „Sagenhafte Schächerbachtour“ führt über den kompletten gleichnamigen Premiumwanderweg der Stadt Homberg (Ohm) mit Zertifikat des Deutschen Wanderinstituts. Der niedrigste Punkt der Wanderstrecke liegt bei 206 m und der höchste Punkt bei 314 m. Der Wanderweg ist mit einem Symbol des Vulkans „Vogelsberg“ und der Aufschrift „Schächerbachtour“ markiert.
Start und Ziel für den Permanenten Wanderweg ist das Café Roco im Seniorenzentrum Goldborn vor den Toren der Stadt Homberg. Aus dem Café Roco geht es links ca. 200 m den Fahrweg hinunter zur historischen Pletschmühle. Die Pletschmühle wurde 1567 erstmals urkundlich erwähnt. Sie befand sich damals etwas weiter westlich am Schächerbach. Um 1720 wurde sie an der heutigen Stelle errichtet. Hier am alten „Grünberger Weg“, auch „Hohe Straße“ genannt, war die Lage erheblich günstiger, unter anderem wegen lukrativer Vorspanndienste für den steilen Weg hinauf nach Homberg. Das oberschlächtige Mühlrad wurde bis 1961 als Schrotmühle genutzt. 2001 wurde ein neues Rad eingebaut. Das Wasserrecht konnte so erhalten werden. Das noch funktionsfähige Mühlrad kann im Hof besichtigt werden.
Der Wanderweg geht schon vor der Gaststätte auf der rechten Seite über den Hof und vorbei an einer Obstbaumwiese in den Wald. Hier wächst die seltene und geschützte Türkenbund-Lilie. Die dichte Vegetation lässt nicht vermuten, dass hier noch vor 50 Jahren ein Steinbruch war. Auf einem schmalen Waldnaturpfad gelangt man zur „Schönen Aussicht“ mit herrlichem Blick auf Homberg. Nach einem kurzen steilen Aufstieg informiert eine bebilderte Informationstafel über den ehemaligen Steinbruch Hampelborn. Hier wurde bis ca. 1932 von der Mitteldeutschen Hartsteinindustrie Basalt abgebaut. Von 1952 bis etwa 1963 betrieb dann die Stadt Homberg den Steinbruch überwiegend für den Eigenbedarf. Seit dem hat sich die Natur den Steinbruch zurückerobert.
Der Wanderweg führt vorbei am Pfadfinderlager. Von hier hat man einen weiten Ausblick in das Ohmtal und auf die Amöneburg. Auf dem gegenüberliegenden Höhenzug sieht man bei Nieder- Ofleiden den größten Basalt-Steinbruch in Mitteleuropa, in dem 1968 der Jerry-Cotton Film „Der Tod im roten Jaguar“ mit dem US-Schauspieler George Nader gedreht wurde. Der Steinbruch sollte eine „Basalt-Mine“ bei San Francisco darstellen, in denen einige actionreiche Szene spielen. Nach nur 10 m auf einem befestigten Weg geht es rechts in den Wald über einem schmalen Waldweg zur Freizeitanlage Buchholzbrücke mit überdachtem Rastplatz. In den Sommermonaten ist die Freizeitanlage sonntagnachmittags bewirtschaftet. Nach ca. 400 m durch lichte Baumbestände schließt sich ein Waldrandwiesenweg mit schönem Blick auf das Schächerbachtal an, das nach einigen hundert Metern durchquert wird. Weiter geht es auf der anderen Seite des Baches zum Herrnteich.
Einst stand am Herrenteich bzw. in unmittelbarer Nähe ein ziemlich großes Dorf namens Nieder-Deckenbach. Es wurde um das Jahr 802 erstmals urkundlich erwähnt. Wann es von seinen Einwohnern verlassen wurde ist nicht bekannt. Einige Gebäudereste sind in der Nähe noch als Bodenerhebungen erkennbar. An der anderen Seite des Schächerbaches sind noch immer die Ackerterrassen zu erkennen. Hier soll das Adelsgeschlecht der Herren von Nieder-Deckenbach zu Hause gewesen sein, von denen der Herrenteich wahrscheinlich seinen Namen hat. Fachwerkbalken und Steine des 1539 erbauten Homberger Rathauses sollen aus dem damals schon „wüst“ gelegenen Herrenhaus von Nieder-Deckenbach stammen. Von der einstigen Herrschaft von Nieder-Deckenbach wird berichtet, dass jedes Mal, wenn sie sonntags zur Kirche nach Homberg fuhren, eine rote Fahne gehisst wurde. Daraufhin wurden die Kirchenglocken in Homberg bis zur Ankunft der herrschaftlichen Kutsche geläutet. Die Bewohner von Nieder-Deckenbach sollen recht kleinwüchsig gewesen sein. Man bezeichnete sie als „Gocken“. Wegen des Jodmangels im Schächerbach sollen sie oftmals an sogenannten Kropfhälsen gelitten haben. Hierüber berichtet auch eine Informationstafel am Teich. Ein Rastplatz lädt zum Verweilen ein.
Heckengesäumte Wiesenwege führen vom Herrenteich weiter zum „Dreimärker“, der die gemeinsame Gemarkungsgrenze von Homberg, Schadenbach und Deckenbach markiert. Kurz darauf erreicht man die Waldquelle Dorothea-Brunnen, dem Schauplatz der Sage vom Hel´gen (Heiligen). Die Sage vom Hel‘gen Born berichtet, dass der Herrnmüller aus dem nahen Homberg es eines Nachts wagte am Hel‘gen Born vorbei heimwärts zu reiten. Da er – wie so oft- betrunken war, band man ihm auf dem Esel fest. Kurz vor dem Hel‘gen Born drohte der Betrunkene vom Esel herunterzurutschen. Sein Bursche aber, der ihm heimlich gefolgt war, richtete ihn wieder auf. Dem Herrnmüller grauste es. Hatten ihm um die verwunschene Mitternachtsstunde möglicherweise die Wassergeister in ihren Bann gezogen? Gepackt von Angst und Entsetzen riss der Müller am Zaumzeug. Ein Krachen, ein Schrei! Die Riemen zerrissen und der Müller stürzte mit dem Esel über die damalige Brunneneinfassung in das unheimliche Wasser. Steine kullerten nach und begruben beide in der Tiefe.
Vom Dorothea-Brunnen geht es zunächst ein Stück weiter auf dem befestigten Weg. Nach einer Weile geht es vom Weg rechts ab auf einem schmalen Pfad zum Goldborn, der hier aus dem Fels plätschert. In unmittelbarer Nähe zum Goldborn soll ein Goldschatz vergraben sein. Finden kann ihn nur ein Beherzter, der an dieser Quelle drei Vollmondnächte ganz ruhig ohne sich zu bewegen ausharrt. Bis heute hat dies aber noch niemand gewagt, so dass der Schatz noch an geheimer Stelle ruht. Die Sage vom Goldborn kann vor Ort an einer Informationstafel nachgelesen werden. In der Nähe befindet sich auch eine der Selbstkontrollen. Tische und Bänke laden zur Rast ein. Ein kleiner Bach plätschert in der Nähe als Wasserfall über Felsen in den Schächerbach.
Auf Trittsteinen geht es weiter über das felsige Bachbett zum „Jungfernloch“, einem alten tiefen Waldteich. Dieser Teich, der früher zur Eisenerzwäsche das Wasser stellte, das mit Pumpe und Rohrleitung zu den Deckenbacher Schlammteichen gepumpt wurde, friert im Winter wegen der vielen Quellen nur selten zu. Das alte Pumpenhäuschen ist noch zu sehen. Der Sage nach soll hier eine edle Jungfrau ertrunken sein. Sie ritt dereinst im Morgenrot eines Frühlingstages auf einem feurigen Schimmelhengst das Schächerbachtal hinauf. In freudiger Erregung rief sie aus: „Oh, hier ist es schön, viel schöner als daheim auf Vaters Bergschloss. Hier wollte ich immer bleiben, mit Euch, Ihr lieben Wässerlein spielen, mit Euch, Ihr lieben Fischlein, im klaren Wasser mich tummeln!“ Neugierig reitete das edle Burgfräulein tiefer und tiefer in den morastigen Boden um das heutige Jungfernloch. Der Schimmel sträubte sich immer wieder weiterzugehen. Doch berauscht sieht das Mädchen die Gefahren nicht und treibt das sich widerstrebende Tier weiter in den Sumpf, bis schließlich Reiterin und Pferd in dem Morast versinken. Seit diesem traurigen Ereignis heißt dieser idyllische Waldteich „Jungfernloch“ oder „Jungfernborn“.
Von hier geht es auf einem befestigten Weg rechts wenige hundert Meter weiter zum „Schwarzen Meer“. Hier befindet sich eine für jedermann zugängliche Grillhütte mit Rastgelegenheiten. Der Fischteich liegt idyllisch am Waldrand. Von hier geht es einige Zeit am Waldrand bergauf, bevor es auf einem befestigten Weg in den Wald geht. Hier ist mit 314 Höhenmetern der höchste Punkt der Strecke erreicht. Der Wanderweg geht auf dem Teichskopfweg durch den Wald bergab.
Kurz vorm Waldrand geht es von dem befestigten Weg nach links ab zum Zoberwiesenteich. Der Name soll von „Zauberwiesen“ stammen. Nach der Sage vom Zoberwiesenteich kehrte einst ein Jüngling in sein Heimatdorf Nieder-Deckenbach zurück. Bei dem Teich am Waldesrand sah er die Margit aus dem Dorf. Diese tanzte verklärt und weltentrückt auf einer Wiese am Rande des Teiches. Im Dorf erzählte der Heimkehrer von der seltsamen Beobachtung. Die Leute aber erschraken sehr, war doch die Margit bereits vor einer Woche verstorben und begraben worden. So zogen sie mit Knüppeln bewaffnet zum Teich und erschlugen die Tanzende. Dann beschwerten sie die Unheilvolle mit einem großen Stein, banden sie auf einen Esel und versenkten schließlich beide in dem tiefen Teich. Da es aber nur ein Zauber sein konnte, wenn eine Totgeglaubte wieder zu den Lebenden zurückkehrte, nannten die Dorfbewohner die Wiesen um den Teich fortan die „Zauberwiesen“. Daraus entwickelte im Laufe der Jahrhunderte die Namen Zoberwiesen und Zoberwiesenteich. Hier kann man die schaurige Sage von der Margit auch auf einer Tafel lesen.
Auf Feldwegen geht es mit herrlichem Fernblick auf Homberg und das Ohmtal weiter in Richtung Schächerbach, der hier durch seinen dichten Baumbewuchs sichtbar ist. Nach Überquerung des Baches auf Naturtrittsteinen schließt sich einer der schönsten Streckenabschnitte an, stetig vom Murmeln und Rauschen des Baches begleitet. Bei der Wüstung Ellersdorf wird über einen mächtigen mittelalterlichen Steinsteg das andere Ufer erreicht. Das frühere Dorf Ellersdorf wurde um die Jahre 1363-1365 erstmals urkundlich erwähnt. Hier entdeckte karolingische Tonscherben lassen aber auf eine frühere Gründung schließen. Das Dorf war 1587 bereits verlassen. Der uralte Steinsteg könnte die Dorfbrücke über den Schächerbach gewesen sein. Nicht weit von hier stand im Mittelalter die frühere Pletschmühle am Schächerbach, die erst im 18. Jahrhundert an ihre heutige Stelle am alten „Grünberger Weg“ versetzt wurde.
Nach Überquerung des Schächerbachs geht es ein Stück gerade bergauf und dann nach rechts Richtung Homberg. Schon bald hat man am „Dilich-Blick“ einen fantastischen Blick auf Homberg. Hier informiert eine Hinweistafel über die älteste bekannte Stadtansicht des mittelalterlichen „Homberg an der Ohm“, die der Chronist Wilhelm Dilich 1591 an dieser Stelle anfertigte und die auf der Tafel zu sehen ist. Auf einer Bank kann man sich hier ausruhen und den Ausblick genießen, ehe es auf einem geteerten Weg weiter bergab in Richtung Ohm geht.
Hier fließt der Schächerbach in die Ohm. Die Wanderstrecke führt nach links auf einem Wiesenweg am Fluss entlang. Dann wird ein Seitenarm der Ohm auf mächtigen Trittsteinen überquert (bei Hochwasser ist eine andere Wegvariante möglich). Durch den Hof der 1848 erbauten Hainmühle erreicht man schließlich links den „Alten Homberger Badeweg“, der auf Treppen bergauf zum Stadthallenplatz führt. Von dort geht es durch das alte Homberger Gartengebiet „Hechteloh“ mit vielen uralten Trockenmauern und Lesewällen. Von dort hat man einen schönen Ausblick auf eine um 1900 gebaute Eisenbahnbrücke. Nach dem Verlassen des Gartengeländes geht es links über die Ohmbrücke in Richtung Pletschmühle und von dort gerade weiter zum Café Roco. Hier erhält man seinen Wertungsstempel und kann sich mit Blick auf das sagenhafte Schächerbachtal mit Getränken und einem Imbiss stärken.
Das Angebot im Café Roco erstreckt sich von Kaffeespezialitäten wie Latte Macchiato oder Espresso bis hin zu erlesenen Weinen, Bier und Weizenbier mit und ohne Alkohol, alkoholischen und antialkoholischen Cocktails, feinste Backwaren und Snacks sowie regionale Spezialitäten wie Handkäs mit Musik, Hausmacher Sülze und vieles mehr. Darüber hinaus halten die Service-Kräfte täglich von 11:30 Uhr bis 14:30 Uhr zusätzlich zum regulären Speisenangebot zwei täglich wechselnde günstige Mittagsgerichte für Sie bereit.

Wer noch kein Wertungsheft für das Internationale Volkssportabzeichen hat, bekommt im Café Roco eine kostenlose "Schnupperkarte". Damit kann die erste Wertungsstufe des Internationalen Volkssportabzeichens erwandert werden.

Werbebroschüren vom permanenten Wanderweg und einer ausführliche Streckenbeschreibung mit Karte gibt es als PDF-Dateien zum runter laden und ausdrucken auf www.wanderfreundehatzbachtal.de.

Bürgerreporter:in:

Eike Erdel aus Stadtallendorf

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