Polizist aus Heusweiler will mit Stammzellspende einem Leukämiepatienten helfen

Seit sechs Jahren ist Andreas Ackermann bei der Stefan-Morsch-Stiftung registriert und kann jetzt ein Leben retten
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Burbach, Malstadt, Altenkessel, Klarenthal, Gersweiler. Andreas Ackermann aus Heusweiler kennt sich in diesen Saarbrücker Stadtteilen gut aus – das gehört zu seinem Job. Jeden Tag fährt der 24-Jährige Polizeibeamte durch sein Dienstrevier. Bei Diebstählen, Prügeleien und Gewaltverbrechen ist sein Einsatz gefragt. Vor gut einem halben Jahr erreicht ihn ein ganz anderer Notruf: Ein an Leukämie erkrankter Mensch ist auf die Hilfe des 24-Jährigen angewiesen. Für diesen Fall ließ er sich vor sechs Jahren bei der Stefan-Morsch-Stiftung als Stammzellspender registrieren.

Die Stefan-Morsch-Stiftung ist Deutschlands älteste Stammzellspenderdatei. Sie leistet seit fast 30 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel ist es, Menschen über die Chancen der Stammzellspender zu informieren. Bundesweit sind täglich Teams unterwegs, um junge Menschen als Stammzellspender zu gewinnen. Auch in den Standorten der Bundeswehr. 2009 war ein solches Team in der Niederauerbach-Kaserne in Zweibrücken. Andreas Ackermann war damals als Wehrdienstleistender dort und war schnell von einer Registrierung als Spender überzeugt: „Das ist eine gute Sache, es ist für einen guten Zweck.“

Für die Aufnahme in der Spenderdatei (Typisierung) wird nur eine kleine Blutprobe benötigt – ein Fingerhut voll. Daraus werden die für eine Transplantation relevanten Gewebemerkmale (HLA-Werte) im Labor bestimmt. Das gleiche funktioniert auch mit einer Speichelprobe. In den Knochenmark- und Stammzellspenderdateien wie der Stefan-Morsch-Stiftung sind derzeit weltweit mehr als 25 Millionen Menschen registriert – trotzdem ist es für jeden Patienten ein Glücksfall wenn sich ein passender Spender findet.

Andreas Ackermann ist so ein Glücksfall. Der Polizist ist nicht der Typ, für den Entspannung nach Schichtende auf dem Plan steht. Wenn der Dienst es zulässt, geht er ins Fußballtraining. Als Innenverteidiger oder im Mittelfeld spielt er aus Zeitmangel nur noch selten beim Landesligisten SV Wemmatia Wemmetsweiler. Ansonsten fährt er sein gelbes Motorrad aus: „Ich freue mich schon. Ich fahre eine alte Kawasaki ZX 10. Das ist eine schöne Maschine – ein Klassiker“, schwärmt er. Und mit Baujahr 1989 ist sie noch zwei Jahre älter als der 24-Jährige. Außerdem spielt er Schlagzeug. Und dann wartet noch der 4-jährige Ari, ein Schäferhundmischling, bei seinen Eltern und freut sich auf seinen Besuch.

Um Neujahr 2015 bekommt er ein Schreiben aus Birkenfeld – von der Stefan-Morsch-Stiftung. Er kommt als Spender für einen Patienten in Frage. „Ich war überrascht, weil die Wahrscheinlichkeit, dass man passt, doch gering ist. Dass ich passe, hat mich gefreut“, erzählt Ackermann. Aber er hat auch ein paar Bedenken: „Ich war aufgeregt, weil ich mich damit nicht auskenne, auch nicht mit den Nebenwirkungen.“

Nach dem Aufklärungsgespräch bei der Ärztin der Stefan-Morsch-Stiftung, ist er zuversichtlich: „Mir wurde alles gut erklärt, das ist auf jeden Fall machbar.“ Aber bevor er spenden darf, wird er gründlich untersucht. Die Voruntersuchungen dienen dazu, herauszufinden, ob er tatsächlich der optimale Spender ist und um auszuschließen, dass er mit der Entnahme ein gesundheitliches Risiko eingeht.

Mit der Übertragung von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Bei der klassischen Methode - der Knochenmarkspende – punktieren die Ärzte den Beckenknochen des Spenders – niemals das Rückenmark. Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse – ist die zweite Variante. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde.

Ackermann ist erleichtert, dass er per Apherese spenden kann. „Knochenmarkspende wäre nichts für mich gewesen. Ich hätte es zwar gemacht, aber wegen der Vollnarkose bin ich skeptisch. Die Apherese ist einfach wie eine lange Blutspende.“ In den Tagen vor der Spende musste er sich allerdings einen Botenstoff spritzen, der die Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut übergehen lassen. Häufig werden dadurch grippeähnliche Symptome ausgelöst. Das Spritzen hat bei ihm gut geklappt: „Ich hab mich selbst gespritzt, aber es war ungewohnt. Ich hatte anschließend Kopf- und Gliederschmerzen und war müde.“

Die Entnahme hat er gut überstanden: „Das war kein Aufwand, ich bin zufrieden. Ich hoffe, dass beim Empfänger jetzt alles klappt.“

Emil Morsch, Gründer der Stefan-Morsch-Stiftung, erklärt: „Das Beispiel von Andreas Ackermann zeigt die nachhaltige Wirkung, die Typisierungsaktionen haben. Vielleicht wird schon in wenigen Wochen oder Monaten ein Spender, der sich heute typisieren lässt, einem Menschen Hoffnung auf Leben schenken. In jedem Fall aber bietet die Typisierung die Chance, dass nach Jahren, aber auch noch Jahrzehnte später Leben gerettet werden kann. Zugleich wird durch einen solchen Aufruf diese weitestgehend unbeachtete Form der Lebendspende in der Öffentlichkeit thematisiert.“

Die nächsten Typisierungstermine im Saarland:

Montag, 13. Juli, 17 bis 20.30 Uhr, in der Saargauhalle, in den Blumenkerzen 1, in Schwemlingen

Donnerstag, 16. Juli, 17 bis 20 Uhr, in der Sport- und Kulturhalle, Flächenbach, in Bliesen

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Hilfe für Sven und andere Leukämiepatienten

Sonntag, 19. Juli, 13 bis 17 Uhr, in der Sporthalle der Katherine Weißgerber-Schule, Hauptstraße 53, Saarbrücken-Klarenthal

Freunde des Leukämiekranken Rettungssanitäters und Feuerwehrmannes aus Saarbrückers rufen zusammen mit der Stefan-Morsch-Stiftung und dem DRK zur Typisierung am Sonntag, 19. Juli, auf

Sven ist an Leukämie erkrankt. Der 29-Jährige Rettungssanitäter braucht eine Stammzellspende, um im Kampf gegen den Blutkrebs eine Chance zu haben. Deshalb organisieren Freunde zusammen mit der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei, eine Typisierungsaktion für den jungen Saarbrücker: Am Sonntag, 19. Juli 2015, kann man sich in der Zeit von 13 bis 17 Uhr, an der Katharine-Weißgerber-Schule, Hauptstraße 53 in Saarbrücken-Klarenthal typisieren lassen. Ein kleiner Aufwand, der für Sven oder einen anderen an Leukämie erkrankten Menschen die Chance auf Heilung bieten kann.

Denn Leukämie ist nur eine der Erkrankungen, die eine Übertragung von Blutstammzellen notwendig machen können. Mit der Transplantation bekommt der Patient ein neues blutbildendes System – seine einzige Chance auf Leben, wenn Chemotherapie oder Bestrahlungen nicht geholfen haben. Eine Transplantation ist aber nur möglich, wenn es Menschen gibt, die sich typisieren lassen.

Sven arbeitet beim Malteser Hilfsdienst. In seiner Freizeit engagiert er sich als Feuerwehrmann und beim DRK. Normalerweise ist er es also, der den Menschen hilft. Jetzt braucht Sven selbst Hilfe: Er sucht dringend einen passenden Spender. Deshalb haben seine Freunde zusammen mit der Stefan-Morsch-Stiftung und dem DRK eine Typisierungsaktion organisiert.

Antworten auf häufige Fragen zu Typisierung:

Wie und wo kann man sich typisieren lassen?

Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Homepage. Zudem gibt es dort auch die Möglichkeit, sich online registrieren zu lassen. Über den Button „Online-Registrierung“ auf der Startseite kann man, die Einverständniserklärung ausfüllen und sich ein Entnahmeset zuschicken lassen. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine kleine Blutprobe entnehmen zu lassen oder eine Speichelprobe durchzuführen. Dieses Päckchen wird einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet.
Jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 40 Jahren kann kostenlos als Stammzellspender registriert werden. Freiwillige die älter sind als 40 Jahre und Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften sollten sich vorab auf der Internetseite der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) informieren. Dort lassen sich auch weitere Ausschlusskriterien nachlesen. Info: Stefan-Morsch-Stiftung, gebührenfreie Hotline (08 00 - 766 77 24)

Welche Kriterien gibt es für die Auswahl von Spendern?

Wenn mehrere passende Spender zur Auswahl stehen, wählt das Transplantationszentrum des an Leukämie erkrankten Patienten nach folgenden Kriterien aus: Jung vor alt, Mann vor Frau.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient einen passenden Spender findet?

Die Wahrscheinlichkeit, für einen Patienten einen kompatiblen Stammzellspender zu finden, liegt in der Größenordnung von 1:10.000 und 1:1.000.000 und ist abhängig von den für eine Transplantation relevanten Gewebemerkmalen (HLA-Werten) des Patienten. Je genauer die Übereinstimmung zwischen den Merkmalen dieses DNA-Teilstückes des Spenders und denen des Patienten ist, umso größer sind die Erfolgsaussichten für eine Stammzelltransplantation.

Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).

Seit sechs Jahren ist Andreas Ackermann bei der Stefan-Morsch-Stiftung registriert und kann jetzt ein Leben retten
Die Stefan-Morsch-Stiftung ruft zur Hilfe für Sven und andere Leukämiepatienten auf
Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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