Spaziergänge in der Leineaue: In Wilkenburg klapperte früher eine Windmühle

Zeichnen konnte ich die Mühle noch. Als ich etwas später mit dem Fotoapparat kam, war die Landmarke bereits verschwunden.
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  • Zeichnen konnte ich die Mühle noch. Als ich etwas später mit dem Fotoapparat kam, war die Landmarke bereits verschwunden.
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Das Naherholungsgebiet Südliche Leineaue erstreckt sich von der Haustür in Döhren oder Wülfel bis hin zum Schulenburger Berg mit dem Schloss Marienburg als krönenden Abschluss. Die Leinemasch bietet sich dabei nicht nur als eine wunderschöne Landschaft für Ausflüge ins Grüne an; sie steckt auch voller Geschichte. In den vergangenen 20 Jahren habe ich in loser Folge interessante historische Details und Ausflugsziele im MASCHSEEBOTEN – das ist eine Stadtteil-Zeitung in Döhren und Wülfel - vorgestellt. Die Hefte mit den einzelnen „Spaziergängen in die Leineaue“ sind längst vergriffen. Daher sollen nach und nach die einzelnen Beiträge nun bei myheimat einen weiteren Leserkreis bekannt gemacht werden.

Lange habe ich überlegt, ob angesichts des tiefen Winters Ende Dezember die Veröffentlichung eines Ausflugstipps überhaupt angebracht ist. Bei der Kälte draußen bleibt man doch lieber bei einer heißen Tasse Kakao oder Tee drinnen in der warmen Wohnung. Aber vielleicht ist die Geschichte der verschwundenen Mühle von Wilkenburg doch ganz interessant. Deshalb soll nun das Augenmerk auf unsere Nachbargemeinde Hemmingen gelenkt werden.

In Wilkenburg klapperte früher eine Windmühle

Mitten in der Leineaue liegt der uralte Ort Wilkenburg. Einige seiner geschichtsträchtigen Denkmale werden in dieser Serie noch vorgestellt. Früher drehten sich hier aber auch knarrend die hölzernen Flügel einer Mühle im Wind. Heute erinnert an die einstige Landmarke nur noch ein Straßenname. Dabei war die Wilkenburger Mühle einst eine unter vielen dieser Naturkraftwerke. Der Mühlenforscher Wilhelm Kleeberg schrieb, der frühere Müllermeister Heinrich Dörrie habe ihm erzählt, dass in dessen Jugend vom obersten Lug der Wilkenburger Mühle noch 33 andere Mühlen zu sehen waren.

Bei der Wilkenburger Mühle handelte es sich um eine sogenannte Bockwindmühle. Das Bauwerk aus Holz ließ sich insgesamt nach dem Winde drehen. Die Wilkenburger Mühle soll nach einer Inschrift im Hausbaum 1715 errichtet worden sein. Aber schon 1713 ist im Wilkenburger Kirchenbuch von einem verstorbenen Windmüller namens Jobst Cordes die Rede. Es muss also einen Vorgängerbau gegeben haben. 1943 wurde die Mühle, die bis 1893 zum Rittergut gehörte, stillgelegt. Im September 1972 konnte ich noch die Zeichnung der Mühle anfertigen. Ihre Flügel hatte da das Baudenkmal bereits verloren. Einige Zeit später lagen dann nur noch Überbleibsel der Mühle als Schmuck im Garten eines benachbarten Wohnhauses.

Anmerkung: Der Originaltext enthielt noch einen Hinweis auf die etwa baugleiche Mühle im Hermann-Löns-Park in Hannover. Leider hat die Stadt Hannover diese Mühle abgebaut, ihre Teile eingelagert. Einige Bürger aus den betroffenen Stadtteilen haben sich aber inzwischen zusammen gefunden, um für den eine Restaurierung und den Wiederaufbau zu kämpfen. Eine Initiative, die die volle Unterstützung verdient. Denn es ist nicht zu erwarten, dass die Stadt ohne öffentlichen Druck irgendwelche Gelder in das historische Bauwerk investieren wird. Dafür gibt es schon ein Beispiel: Auch das Friederickenschlösschen wurde vor vielen Jahrzehnten abgebaut und Bauteile für einen versprochenen Wiederaufbau eingelagert (sie existieren hoffentlich noch!?). Davon spricht heute kein Mensch mejr.

Zeichnen konnte ich die Mühle noch. Als ich etwas später mit dem Fotoapparat kam, war die Landmarke bereits verschwunden.
Überbleibsel der Wilkenburger Mühle in einem Vorgarten in Wilkenburg (mit dem Teleobjektiv von der Straße aus herangeholt)
Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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