„Wir haben es satt“ - Demo in Berlin

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Am 16. Januar 2016 fand, inzwischen zum sechsten Mal, die „Wir haben es satt“ - Protestkundgebung anlässlich der „Grünen Woche“ statt. Viele Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet nahmen die, teils sehr weiten und zeitaufwändigen, Anfahrten in Kauf um auf Missstände in der heutigen Landwirtschaft hinzuweisen und dagegen zu protestieren. Die Veranstalter, ein Netzwerk aus Bauernorganisationen, Umwelt-, Tierschutz- und Entwicklungsverbänden, zählten ca. 23000 Teilnehmer, während die Polizei 5000 nannte. In den Online-Medien wurden als niedrigster Wert 5000 Teilnehmer angegeben und der Höchstwert betrug ca. 50000 Teilnehmer. Ca. 20000 Teilnehmer dürften wohl eine realistische Schätzung sein.

Mein Tag sah wie folgt aus:
03:30 Uhr aufstehen
04:30 Uhr außer Haus
05:30 Uhr Abfahrt des Busses aus Nürnberg
11:45 Uhr Ankunft in Berlin
16:20 Uhr Abfahrt aus Berlin
22:15 Uhr Ankunft in Nürnberg
23:00 Uhr Home sweet Home

Nach der 6 Stunden währenden Fahrt in einem leider nur zu zwei Dritteln gefüllten Bus kamen wir wohlbehalten in Berlin an und mischten uns nach dem Verteilen von Plakaten, Fahnen und Bannern unter die zahlreichen Mitstreiter. In zahlreichen Redebeiträgen, sowohl bei der Auftaktkundgebung am Potsdamer Platz als auch bei der Abschlusskundgebung am Bundeskanzleramt wurden viele Forderungen an die Politik, aber auch an die Gesellschaft gestellt.

Bäuerliche Landwirtschaft, stoppt die Agrarindustrie!
Faire Preise und Marktregeln für Bauern, stoppt das Bauernhofsterben!
Recht auf Nahrung weltweit, stoppt den Hunger!
Fairer Handel, stoppt die Freihandelsabkommen (u.a. TTIP und CETA)!
Artgerechte Tierhaltung ohne Antibiotika-Missbrauch, stoppt die Tierfabriken!
Gesundes und bezahlbares Essen für alle, stoppt Export- und Preisdumping!
Bienen- und umweltfreundliche Landwirtschaft, stoppt die Monokulturen!
Freiheit für die Saatgutvielfalt, stoppt die Agrar-Gentechnik und Patente auf Leben!
Fairer Zugang zu Land, weltweit für alle, stoppt die Landnahme durch Staaten und Investoren!
Klimafreundliche, ökologische und regionale Landwirtschaft, stoppt die Regenwaldabholzung für Futter und Palmöl!
Sauberes Trinkwasser, stoppt die steigenden Nitrat- und Pestizitwerte!

Für diese und weitere Anliegen haben die Menschen, egal ob klein oder groß, Weiblein oder Männlein, Links- oder Rechtshänder, die doch kühlen Temperaturen in Kauf genommen und sind, 130 Traktoren folgend, voller guter Laune den Demonstrationsweg gegangen. Leute jeder Haut- und Haarfarbe, jedes Berufsstandes, jedes Alters, haben zum Takt der zahlreichen Trommelgruppen auf der Strecke und der Musik an den Kundgebungspunkten getanzt und gute Laune verbreitet. Eine bunte, friedliche, gelungene Veranstaltung mit vielen selbstgebastelten Schildern von vielen kreativen Menschen.

Auch dieses Jahr fand erneut eine Gegendemonstration statt. Unter dem Motto „Wir machen Euch satt“ protestierten vormittags am Berliner Hauptbahnhof ca. 500 Leute gegen die Agrarwende-Demonstration.

Kurz nach 16 Uhr haben wir uns wieder auf den langen Heimweg gemacht. Auf der Rückfahrt stellte ein Demeter-Landwirt die „Solidarische Landwirtschaft“ vor, eine wirklich interessante Alternative zur herkömmlichen Landwirtschaft, da der Erzeuger der Lebensmittel und der Verbraucher (Ernteteiler) direkten in Verbindung stehen, ohne die Anonymität des Handels dazwischen und für beide Seiten viel Planungssicherheit besteht.

Mein Dank gilt den Organisatoren und Veranstaltern dieser Demo, den tausenden Teilnehmern und vor allem dem BUND Naturschutz in Bayern, der diese Fahrt von Nürnberg nach Berlin und zurück organisiert hat.

Diese Demo war wieder ein beachtliches Signal an die Politik. Möge sie dieses erkannt haben und eine Agrarwende in Richtung bäuerliche Landwirtschaft, weg von der Agrarindustrie, einschlagen. In diesem Land braucht es aber nicht nur eine Agrarwende, sondern u.a. auch noch eine Energiewende und zwar dezentral, nachhaltig, bürgernah mit Wertschöpfung in der Region.
Weg von den großen Energieerzeugern, hin zu mehr Bürgerenergie.
Weg von den völlig unnötigen Gleichstromleitungen, hin zu mehr Speicher.
Weg von Atom- und Kohlestrom, hin zu erneuerbaren Energien (Photovoltaik, Windkraft usw.).

Das kann für manchen Landwirt in Zukunft eine zusätzliches Standbein bedeuten und gleichzeitig die Region energetisch unabhängiger machen.

Bürgerreporter:in:

Peregrino, der Wanderer aus Heilsbronn

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