Windmühle Machtsum – eine Mühle „um die Ecke“

Windmühle Machtsum am 13.05.2017, kurz vor 11 Uhr...
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  • Windmühle Machtsum am 13.05.2017, kurz vor 11 Uhr...
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Der Gesprächskreis „Mühlen um die Ecke“ traf sich am Samstag, 13.05.2017, bei der Windmühle in Machtsum.
Dieses „Mühlen-Netzwerk“ besteht aus Vertretern von Wind- und Wassermühlen in der Region Hannover und Hildesheim. Zweimal im Jahr trifft man sich in lockerer Runde zum Erfahrungsaustausch rund um das Thema Mühlen.

Bei schönstem Frühsommerwetter trafen die Teilnehmer gegen 11 Uhr bei der Windmühle in Machtsum ein und die Führung durch die Mühle konnte beginnen.
Für die Mühlenbesitzer und Freizeitmüller ist es eine der wenigen Möglichkeiten eine Mühlenführung in der Nachbarschaft mitzumachen, da sie ja an den üblichen Öffnungstagen selbst an Ihrer eigenen Mühle unabkömmlich sind.

Die Windmühle in Machtsum wird vom „Verein zur Erhaltung der Windmühle Machtsum e.V.“ betreut.
Es handelt sich um eine Bockwindmühle, die als Besonderheit einen ummauerten Bock hat. Auf diesem Unterbau liegt oben ein Rollenkranz, ähnlich wie bei einer Paltrockmühle. Nachdem man den Mühlenkasten einst verbreitert hatte um Platz für neue Mahltechnik zu bekommen
(Walzenstühle wurden nun zur Mehlerzeugung genutzt, die „alten“ Steinmahlgänge zum Schroten)
wurde der Bock durch diese Konstruktion vom zusätzlichen Gewicht entlastet. Heute, wo die Mühle nicht mehr gewerblich genutzt wird und dementsprechend das Gewicht des Getreides nicht mehr vor oben drückt, hängen die Rollen leicht über dem Rollenkranz. Bei entsprechender Belastung würden die Rollen wieder aufliegen.
Trotz dieser technischen Besonderheit ist die Mühle weiterhin eine Bockwindmühle, die mit dem Steert in den Wind gedreht wird. Der heutige Steert ist erst 4 Jahre alt, das Original war durch Sonne und Regen im Laufe seiner vielen „Dienstjahre“ durch eindringende Nässe morsch geworden.

Im Innern der Mühle ist die Technik auf dem Stand erhalten wie sie einst 1957 bei der Stilllegung vorhanden war. Die beiden Steinmahlgänge sind bereits instand gesetzt und werden beim „Schaumahlen“ zum Schroten genutzt. Die ebenfalls vorhandenen Walzenstühle müssen wieder aufgearbeitet werden, dies soll in den nächsten Jahren geschehen. Das gleiche gilt für vorhandene Sichter usw.
Nach und nach soll die gesamte Mahltechnik wieder einsatzbereit werden.

Daten zur Geschichte der Windmühle Machtsum:

1638 die Mühle wird in Wirringen südöstlich von Hannover erbaut.
Der Bau geschieht auf Kosten der Landesherrschaft.
1643 auf herzoglichen Befehl Umsetzung der Mühle ins benachbarte Müllingen.
Seit dieser Zeit liegen schriftliche Aufzeichnungen vor, z. B. Pachtverträge, Gesuche, Bauakten.
1787 und 1847 erfolgten Renovierungen; die Erneuerungsdaten sind im Innern der Mühle eingeschnitzt zu sehen.
1836 wird ein Mahlgang für Weizen eingebaut; bis dahin bestand die Einrichtung aus nur einem Gang zum Mahlen und Schroten.
1853 die Königliche Domänenkammer in Hannover verkauft die Mühle; der Verkauf erbringt 3625 Reichstaler.
1887/88 wird sie an die jetzige Besitzer-Familie Vollmer verkauft, in Müllingen abgebaut und nach Machtsum umgesetzt.
1900 nach Einbau eines Weizenstuhls erfolgt eine Verbreiterung des Mühlenkastens, der steinerne Unterbau wird errichtet und mit einer Rollenführung versehen um den Hausbaum zu entlasten.
1957 drehen sich die Flügel zum letzten Mal um Getreide zu Schroten und zu Mahlen.
1959 wird der Mühlenbetrieb stillgelegt.
1976 wird die inzwischen stark verfallene Mühle vom „Verein zur Erhaltung der Machtsumer Windmühle e.V.“ in Pacht übernommen.
1981 ist die überwiegend in Eigenarbeit durchgeführte Restaurierung abgeschlossen; am 5. September findet im Rahmen eines Mühlenfestes die Einweihung der „neuen“ Mühle statt.

Nach der Mühlenbesichtigung ging das Treffen am Gebäude des Schießstands in Machtsum weiter.
Der Mühlenverein Machtsum hatte dort schon einen Grill vorbereitet und nachdem die Teilnehmer sich gestärkt hatten ging es mit den weiteren Tagesordnungspunkten weiter.

• Info Abbenser Windmühle
Für die Rettung der Abbenser Windmühle wurde eine Bürgerinitiative gegründet.
Wunschziel ist das kulturhistorisch wertvolle Mühlengebäude zu sichern und an einem anderen Standort wieder aufzubauen.
Sollte dies nicht gelingen droht die Umsetzung der derzeit noch ausgesetzten Abrissverfügung und damit der Verlust dieser für die Region Hannover einmaligen Mühle.

• „Die Mühlenarbeiter-Bewegung von 1848 bis 1910“
Reinhard Tegtmeier-Blank referierte kurz über den Stand seiner Forschungen zum Thema Mühlenarbeiter… Während über die Müller und Ihre Familien heute durch erhaltene Dokumente relativ viel bekannt ist, fehlen bezüglich Ihrer Mühlenarbeiter viele Informationen. Nachweisbar ist, dass Anfang des 20. Jahrhunderts Unterstützungskassen für Mühlenarbeiter bestanden, diese waren die Vorläufer der Gewerkschaften die heute in der NGG zusammengefasst sind.

• Flyer „Mühlen um die Ecke“
Der Flyer mit den Kurzinformationen zu den Mühlen im Raum Hannover/Hildesheim wurde von den Besuchern der einzelnen Mühlen im letzten Jahr sehr gut angenommen und hat zu weiteren Besuchen „in der Nachbarschaft“ angeregt.
Bereits beim letzten Treffen des Mühlennetzwerks wurde ein Nachdruck vereinbart und die nun neu gedruckten Flyer konnten den Vertretern der teilnehmenden Mühlen übergeben werden

• Termin für das nächste Gruppentreffen
Das nächste Treffen der „Mühlen um die Ecke“ soll im Oktober/November stattfinden.

… und damit ging dieses Treffen der „Mühlen um die Ecke“ auch schon wieder zu Ende und die Teilnehmer machten sich auf den Heimweg.

Vielen Dank noch einmal an das Team vom Mühlenverein Machtsum. Es war sehr schön bei Euch !!!

Ich hoffe wir sehen uns Alle im Herbst wieder, bei einer der anderen „Mühlen um die Ecke“

Bürgerreporter:in:

Dieter Goldmann aus Seelze

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