Quer durch Hannover
Spurensuche auf dem Gartenfriedhof

Die Gartenkirche in der heutigen Südstadt Hannovers wurde von 1887 bis 1891 durch den Architekten Rudolph Eberhard Hillebrand im neugotischen Stil erbaut (Foto: Katja Woidtke)
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  • Die Gartenkirche in der heutigen Südstadt Hannovers wurde von 1887 bis 1891 durch den Architekten Rudolph Eberhard Hillebrand im neugotischen Stil erbaut (Foto: Katja Woidtke)
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Vor den Mauern der Stadtbefestigung hatten seit dem 17. Jahrhundert die sogenannten "Gartenleute" ihre Grundstücke, auf denen sie Acker- und Gemüsebau betrieben. 1741 wurde für diese Bewohner der "Neue Kirchhof vor dem Aegidienthor" angelegt und von 1746 bis 1749 wurde die erste Gartenkirche errichtet. Dabei handelte es sich um den ersten Kirchenbau außerhalb der Stadtmauer. Die "Neue Kirche vor Hannover" wurde damals bereits im Volksmund "Gartenkirche" genannt. Schon im 14. und 16. Jahrhundert gab es vor dem Aegidientor Marienkapellen, die jeweils der Erweiterungen der Stadtbefestigung zum Opfer gefallen waren. Der Magistrat der Stadt nannte die Straße neben der Gartenkirche in Erinnerung an diese Kapellen Marienstraße.


Wer heute auf dem Gartenfriedhof auf Spurensuche geht, wird diese erste Gartenkirche nicht mehr finden. Denn die Marienstadt entwickelte sich rasant zu einem beliebten Wohnquartier. Der Friedhof musste bereits 1864 aus Platzgründen geschlossen werden. Die Kirche wurde für die Anzahl der Gemeindemitglieder zu klein. 1886 wurde sie abgerissen, um einem Neubau Platz zu machen. Die heutige Gartenkirche wurde von 1887 bis 1891 nach Plänen von Hildebrandt erbaut. Einzigartig ist die Monduhr am Turm der Kirche, die auch heute noch den Stand des Mondes anzeigt. Sehenswert ist auch das Innere der Gartenkirche.

Doch wir konzentrieren uns bei unserer Spurensuche auf den Friedhof. Bekannte Persönlichkeiten haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. In der Aegidienneustadt (Mitte des 18. Jahrhunderts von Bürgermeister Grupen geplant) wohnten Beamte, Professoren, Hofräte etc., deren Gräber äußerst sehenswert sind. Neben dem Grab der bekannten Astronomin Caroline Herschel ist hier auch die letzte Ruhestätte von Charlotte Kestner geb. Buff (Goethes Lotte aus "Die Leiden des jungen Werthers") zu finden.

Berühmt ist in Hannover das sogenannte "Menschenfressergrab". Für die Hannoveraner war die Inschrift auf dem Grabstein des Hofzimmermeisters Heinrich Andre-as Jakob Lutz wohl zu zweideutig. Auch das "Geöffnete Grab" zählte schon früh zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Auf dem Grabstein der Henriette Juliane Caroline von Rüling steht „Dieses auf ewig erkaufte Begräbnis darf nie geöffnet werden.“ Eine Birke hob allerdings schon früh diesen Stein an und öffnete somit das Grab. Die Birke wurde inzwischen durch einen jüngeren Baum ersetzt; das Grab an der Nordseite der Gartenkirche ist aber immer noch eine Besonderheit auf dem Friedhof.

Wer sich wie wir die Grabsteine näher anschaut, wird auf verschiedene Symbole wie Raupen, Puppen und Schmetterlinge, Stundengläser oder sich einen Ring bildende Schlangen stoßen. Sie sollen auf die Umwandlung des irdischen Lebens, Tod und Vergänglichkeit und die Ewigkeit hinweisen.

Heute ist der Gartenfriedhof ein Ruhepol mitten in der Stadt, dem von den Besuchern der nötige Respekt entgegengebracht werden sollte.

Folgt mir durch meine Bildergalerie und geht mit auf Spurensuche auf dem Gartenfriedhof Hannover!

Mit Katja durch Hannover

Quellen:
Homepage der evangelisch-lutherischen Gartenkirche St. Marien
Homepage der Stadt Hannover "Gartenfriedhof"
Wikipedia "Gartenfriedhof Hannover"
"Der Gartenfriedhof" Broschüre der Stadt Hannover, Grünflächenamt in Zusammenarbeit mit Presse- und Informationsamt
"Zwischen Maschsee und Eilenriede" Helmut Zimmermann
Gemeindebrief der Gartenkirche St. Marien 3/2015
"Geschichte der Stadt Hannover" Band 1 und 2 Klaus Mlynek und Waldemar Rörbein

Bürgerreporter:in:

Katja Woidtke aus Langenhagen

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