Damals in Döhren: Als der VHS-Arbeitskreis sein zehntes Jubiläum feierte

Gerd Jordan (l.) und Günter Porsiel (r.) waren ab 1977 die Sprecher des VHS-Arbeitskreises "Döhren wird verändert".
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Eine am Döhrener Turm eingemauerte Plakette zeugt noch heute von erfolgreichem Bürgerprotest. Die Mitglieder des Volkshochschul (VHS)-Arbeitskreises „Döhren wird verändert“ gewannen die am alten Landwehrturm angebrachte Auszeichnung im Wettbewerb „Bürger, es geht um Deine Gemeinde“ für ihre alternativen Vorschläge zum Ausbau der Hildesheimer Straße. Doch der VHS-Arbeitskreis ist längst Geschichte geworden. 1987 aber waren die Bürgerplaner noch quicklebendig bei der Sache und feierten den 10. Geburtstag ihrer Gruppe.

Am Anfang stand eine Idee aus Frankfurt. In der Mainmetropole bot die dortige Volkshochschule Kurse an, in denen die Teilnehmer sich mit städtischen Planungen auseinandersetzen und Gegenvorschläge erarbeiten konnten. Heiner Kreutzer von der VHS Hannover und Stadtbaurat Hans Adrian kamen 1977 auf die Idee, dieses Modell auf die niedersächsische Landeshauptstadt zu übertragen.

Die Geburtsstunde des Döhrener VHS-Arbeitskreises schlug am 22. November 1977. „Wir sind nie in die Verlegenheit gekommen, Probleme zu suchen. Die Probleme sind auf uns zugekommen“, erinnerte sich bei der Jubiläumsfeier Gerd Jordan, seit Anbeginn Sprecher des Arbeitskreises. Und Gina Radas, bis 1985 Leiterin des VHS-Kurses, rechnete vor, wieviel Zeit die Döhrener bereits in diese Probleme ihres Stadtteils investiert hatten. „Bei durchschnittlich zehn Teilnehmern sind es um die 100.000 Arbeitsstunden. Ich denke, das ist eine stolze Leistung“, sagte sie. Ziel war es dabei immer, wie Günter Porsiel, ebenfalls Arbeitskreismitglied von der ersten Stunde an, betonte, „den motzenden zum mündigen und mithelfenden Bürger zu machen.“

1977 standen große Veränderungen in Döhren an. Die Einwohner unter der Kursleitung von Gina Radas und Dr. Sid Auffahrth suchten sich den Stadtbahnausbau und die Neuplanung der Hildesheimer Straße als ersten Schwerpunkt ihrer Arbeit. Und steuerten damit direkt in ihre erste Niederlage hinein. Denn weder eine bescheidenere Breite der Hildesheimer Straße noch ein U-Bahn-Tunnel in Döhren ließ sich durchsetzen. Beim Kampf um den Döhrener Turm (der eigentlich ja noch in der Südstadt steht) aber siegten die Bürger gegen die Stadt. Dank ihrer Gegenpläne steht der alte Wehrturm nun auf einer grünen Insel und selbst der historische Urnenhain des Engesohder Friedhofs konnte vor den Straßenbauarbeitern gerettet werden. Dafür gab es dann jene Plakette, die davon noch heute am Döhrener Turm erzählt.

Um den Denkmalschutz machte sich der Arbeitskreis im Laufe jener ersten zehn Jahre noch öfters verdient. Die Kursteilnehmer kümmerten sich um die Rückkehr der großen Pylone an der Eisenbahnbrücke über die Hildesheimer Straße und protestierten erfolgreich gegen den Abbruch des Döhrener Jammers, einer in Norddeutschland einzigartigen alten Arbeitersiedlung des 19. Jahrhunderts.

„Sie haben mich ein paar Mal geärgert“, räumte Stadtbaurat Hans Adrian in seinem Grußwort zur Feierstunde Ende November 1987 im Freizeitheim Döhren ein, jedoch: „Sie haben aber auch viel genützt.“

Seit weit über 30 Jahren gehe ich mit der Kamera auf Pirsch und begleite das Geschehen im heutigen Stadtbezirk Döhren-Wülfel fotografisch. Einige der Aufnahmen von damals scanne ich jetzt nach und nach ein, um sie ins digitale Zeitalter herüber zu retten. Unter der Überschrift "Damals in Döhren" bzw. "Damals in ..." möchte ich den myheimat-Usern kleine Einblicke in mein Fotoarchiv geben. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere noch an die damaligen Ereignisse oder erkennt sich auf einem der alten Fotos sogar wieder.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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