Damals in Döhren: Trotz Absprachen gab es geheime Gegenstimmen

Vize-Bezirksbürgermeister Klaus-Dietrich Meyer  (l., stehend) verkündet das Wahlergebnis, Inge Meier (Mitte)übernimmt die Leitung des Bezirksrates.
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  • Vize-Bezirksbürgermeister Klaus-Dietrich Meyer (l., stehend) verkündet das Wahlergebnis, Inge Meier (Mitte)übernimmt die Leitung des Bezirksrates.
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Anfang Mai 1988 stand ein bedeutendes Ereignis auf der Tagesordnung des Bezirksrates Döhren-Wülfel im Freizeitheim Döhren. Es galt, einen neuen Bezirksbürgermeister zu wählen. Oskar Schrader, bisher erster Mann im Stadtbezirk, war überraschend gestorben. Als Nachfolgerin benannten die Sozialdemokraten, stärkste Partei im Bezirksrat, nun Inge Meier.

Zu Beginn der Wahlperiode hatte die SPD der CDU den Posten des Vize-Bezirksbürgermeisters angeboten. Begründung: Als zweitstärkste Partei sollten auch die Christdemokraten mit an der Spitze des Gremiumsgehen. Dafür hatte die CDU seinerzeit den SPD-Kandidaten mitgewählt. Nun ging die SPD-Fraktion davon aus, dass die Christdemokraten auch die neue Kandidatin unterstützen würden. Doch der Antrag von Gerd Sommerkamp aus den Reihen der CDU auf geheime Wahl sorgte bei den Politikkollegen auf der anderen Seite für Unruhe. Der damalige Fraktionsvorsitzende der SPD zeigte sich befremdet. Die Fraktionen seien sich schließlich einig gewesen, dass die SPD den Bezirksbürgermeister stelle, murrte er. Und ein anderes SPD-Fraktionsmitglied drohte sogar erbost seinen Rücktritt an. „Die geheime Wahl ist doch bloß eine Formalie“, argumentierte CDU-Fraktionschef Hans-Georg Fricke dagegen.

In geheimer Wahl zeigte es sich aber, dass Inge Meier tatsächlich nicht alle laut Absprachen möglichen Stimmen bekommen hatte. Mit 14-mal „Ja“ auf den Wahlzetteln wurde die damals 61jährige Hausfrau zwar als neue Bezirksbürgermeisterin zwar gewählt, aber drei Bezirksratspolitiker hatten gegen sie votiert und vier andere sich der Stimme enthalten. Nachdem Vize-Bezirksbürgermeister Klaus-Dietrich Meyer das Ergebnis der Abstimmung verkündet hatte, konnten dann aber doch die vielen Blumensträuße überreicht werden. Inge Meier bedankte sich bei ihren Bezirksratskollegen und meinte: „Ich empfinde es als schwierige Aufgabe und als Verpflichtung, nach Männern wie Leopold Merkelbach und Oskar Schrader diese Aufgabe zu übernehmen.“

Seit weit über 30 Jahren gehe ich mit der Kamera auf Pirsch und begleite das Geschehen im heutigen Stadtbezirk Döhren-Wülfel fotografisch. Einige der Aufnahmen von damals scanne ich jetzt nach und nach ein, um sie ins digitale Zeitalter herüber zu retten. Unter der Überschrift "Damals in Döhren" bzw. "Damals in ..." möchte ich den myheimat-Usern kleine Einblicke in mein Fotoarchiv geben. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere noch an die damaligen Ereignisse oder erkennt sich auf einem der alten Fotos sogar wieder.

Termin: Am Montag, den 13. November, wird 15.30 Uhr das Legendenschild am nach der früheren Bezirksbürgermeisterin benannten Inge-Meier-Hof im Stadtteil Seelhorst (Ecke Peiner Straße) enthült.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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