Damals in Döhren: Als in der Abelmannstraße „die Post abging“

Symbolischer Schlüssel: Die Schlüsselübergabe gehört zur Einweihungszeremonie dazu; aber die automatischen Schiebetüren funktionieren auch ohne.
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Das Pferd auf dem Relief über dem Eingang blickt noch heute wie seit Sommer 1986 neugierig dem Briefträger entgegen. Doch sonst ist in den vergangenen 30 Jahren post-politisch einiges geschehen, was sich niemand hat träumen lassen. Damals gab es noch ein richtiges Postamt, keine Agenturen mit Briefmarkenausgabe irgendwo in der Ecke eines Geschäftes zwischen Gemüse und Brötchen.

Bevor Heinz S. am Schalter seine Postkarten kaufen konnte, wurde ihm erst einmal ein großer Blumenstrauß in die Hand gedrückt. Denn der Döhrener war der erste Kunde im neuen Döhrener Postamt, dass Anfang September 1986 nach rund zweijähriger Bauzeit seine Pforten öffnete. Im Gegenwart vom damaligen hannoverschen Bürgermeister Dr. Hans-Walter König und Bezirksbürgermeister Leopold Merkelbach startete die Deutsche Bundespost in Döhren in eine neue Zeit. 5,6 Millionen D-Mark kostete der behindertengerechte (heute sagt man barrierefreie) Neubau, automatische Glastüren inklusive. Die Fassade mit den Rundbögen und Dachgauben sollte an alte Bauformen im Ort anknüpfen; Professor Siegfried Neuenhausen schuf das Tympanon über den Eingang. „Ein Brief kommt“ lautet der Titel des Kunstwerkes. Neun Menschenköpfe und ein Pferd halten dort in Bronze gegossen Ausschau nach dem Briefträger. Damals sorgten die Postbeamten auf drei Etagen und 1300 Quadratmetern dafür, dass Briefe, Päckchen und Pakete ihre Empfänger erreichten.

Bevor der Blumenstrauß an den ersten Postkunden überreicht wurde, durfte bei der zünftigen Einweihung die traditionelle Schlüsselübergabe nicht fehlen. Günter Hanisch, damals zweiter Mann des Postamtes 1 Hannover übergab den großen, goldglänzenden Schlüssel an Karl Amelang, dem Leiter der neuen Dienststelle.

Seit dem 1. Oktober 1895 residierte die Post schon unter der Anschrift Abelmannstraße 14 in Döhren. Davor gab es seit 1889 ein Postamt in der Landwehrstraße 42. Siegfried Hebestreit, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Döhrener Vereine, überbrachte der Post als Einweihungsgeschenk ein Foto von dieser ersten Döhrener Post-Dienststelle. Nach der Übergabe des Bilder erbat es jedoch gleich wieder zurück. Die Vereinsvertreter hatten vergessen, die Reproduktion zu beschriften. Das wollten sie dann doch noch nachholen.

Während des Abbruches des alten und des Baues des neuen, 1986 eingeweihten Postgebäude, zog die Bundespost übrigens vorübergehend wieder zurück in die Landwehrstraße. Im südlichen Bereich neben einer Druckerei konnten dann zwei Jahre lang in einem provisorischen Schalterraum Briefmarken erworben werden.

Die Deutsche Bundespost gibt es nicht mehr, ihr privater Nachfolger hat das Haus verkauft. Aber Briefe und Pakete können die Döhrener immer noch in dem Raum, der einst eine Schalterhalle war, abgeben und Briefmarken kaufen. Ein Schreibwarenhändler bietet hier im Auftrag der Deutschen Post auch weiterhin Postdienstleistungen an. Dass dies weiterhin unter der geschichtsträchtigen Anschrift in der Abelmannstraße geschehen kann, ist vor allem der früheren Bezirksbürgermeistern Christine Ranke-Heck zu verdanken. Sie hatte sich vehement dafür eingesetzt, dass nach Aufgabe der posteigenen Filiale auch die neue Postagentur in den angestammten Räumlichkeiten bleiben konnte.

Seit weit über 30 Jahren gehe ich mit der Kamera auf Pirsch und begleite das Geschehen im heutigen Stadtbezirk Döhren-Wülfel fotografisch. Einige der Aufnahmen von damals scanne ich jetzt nach und nach ein, um sie ins digitale Zeitalter herüber zu retten. Unter der Überschrift "Damals in Döhren" bzw. "Damals in ..." möchte ich den myheimat-Usern kleine Einblicke in mein Fotoarchiv geben. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere noch an die damaligen Ereignisse oder erkennt sich auf einem der alten Fotos sogar wieder.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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