Literaturgottesdienst Friedrich Hölderlin

6. Mai 2012
09:30 Uhr
Lister Matthäus Kirche, 30163 Hannover

Literaturgottesdienst am Sonntag, 6. Mai , 09.30 Uhr,
Lister Matthäuskirche

Friedrich Hölderlin: Pastorensohn, Wahnsinniger (?), einsamer Turmbewohner
In die „Ehrbarkeit“, d. h. Württembergs gehobene und einflussreiche Gesellschaftsschicht (Pastoren, höhere Beamte ...), wurde Friedrich Hölderlin 1770 in Lauffen (Neckar) hineingeboren. Er besucht die Klosterschulen Denkendorf und Maulbronn, studiert 1788 bis 1793 im berühmten Tübinger Stift u. a. gemeinsam mit Hegel und Schelling. Er soll Pastor werden, weigert sich: ein lebenslanger Konflikt. Begeistert identifiziert sich der junge Student mit den Ideen der Französischen Revolution („Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“). Erste Gedichte veröffentlicht er 1792. Er arbeitet in Jena als Hauslehrer und hat Kontakt u. a. zu Friedrich Schiller. Erste schwere Krise. Hölderlin wird Hauslehrer bei der reichen Familie Gontard (Frankfurt/Main). Es beginnt ein langes heimliches Liebesverhältnis mit der Dame des Hauses, Susette Gontard. Sie wird in seiner Dichtung die Figur „Diotima“. Er schreibt den Roman „Hyperion“, den zweiten Teil widmet er Susette Gontard mit den Worten „Wem sonst als dir“. Hauslehrerarbeiten u. a. in der Schweiz und Bordeaux. Sein Freund Sinclair, Kanzler des Fürstentums Homburg (Taunus), verschafft ihm eine Stelle als Hofbibliothekar. In Wahrheit aber bezahlt der Freund das Gehalt. Zunehmende Verwirrung und seelische Erkrankung. Hölderlin wird in die „Authenrietsche Klinik“ (Psychiatrie) in Tübingen zwangseingewiesen. Als „unheilbar“ entlassen, lebt er noch 36 Jahre „im Turm“ in Tübingen bei der Schreinerfamilie Zimmer. Viele, wunderschöne Gedichte entstehen, u. a. die sog. „Turmgedichte“. Er stirbt 1843. Ob er wahnsinnig war oder nicht, ist heute strittig. Hölderlins hoher literarischer Rang aber ist unstrittig.
Friedrich Hölderlin, zerrissen und gläubig-ungläubig war ein radikal Suchender. Er hat uns heute Einiges zu sagen und fordert uns heraus: „Weh mir, wo nehm’ ich, wenn // Es Winter ist, die Blumen, und wo // Den Sonnenschein, // Und Schatten der Erde?“ (Aus: „Die Hälfte des Lebens“)

Zu unserem Literaturgottesdienst über „Glaube und Friedrich Hölderlin“ laden wir herzlich ein.

Johannes Neukirch, Pfarrer
Harrie Müller-Rothgenger, Theatermacher und Studiendirektor

Bürgerreporter:in:

Bernd Wilke aus Hannover-List-Oststadt

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