Das war sein Kiez- ein gebürtiger Lindener erinnert sich an die Göttinger Straße

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„Zwischen Deisterplatz und Fischerhof: Die Göttingerstraße“ heißt ein neues Buch des Hobby-Historikers Horst Deuker. Es wurde am 2. Oktober 2013 im großen Tagungsraum der Arbeiterwohlfahrt, Martha-Wissmann-Platz 3, vorgestellt. Vor ca. 75 Zuhörern drehte der 82-jährige Zeitzeuge das Rad der Geschichte zurück und erweckte die Gegend um die Hanomag noch einmal zum Leben.
Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube lobte in einem Grußwort das Engagement vieler Lindener Bürger, die in jüngster Zeit halfen, die Geschichte Lindens aufzuarbeiten. Namentlich erwähnte er Michael Jürging und Manfred Wassmann (beide Netzwerk „Lebensraum Linden“), Horst Bohne, Torsten Bachmann, Jonny Peter („Quartier“ e. V.) und natürlich Horst Deuker.
Der eingetragene Verein „Quartier“ fungiert als Herausgeber des vorgestellten Buches. Vorsitzender Jonny Peter lobte die sehr konstruktive Zusammenarbeit mit dem Autor.
Danach war das Rednerpult frei für den Hauptakteur des Abends.
Horst Deuker berichtete über das Geschäftsleben in der Göttinger Straße vor und nach dem 2. Weltkrieg. 63 Schaufenster soll es zwischen Deisterplatz und Eisenbahn gegeben haben. Sie gehörten u. a. 5 Gastwirten, 4 Schlachtern und 4 Bäckern. Alle lebten von der Hanomag. Freitagnachmittag war immer „Lohntütenball“. Die Ehefrauen der Arbeiter warteten vor dem Werkstor und wollten die Lohntüte in Empfang nehmen. Schließlich galt es „das Angeschriebene“ in den Geschäften zu bezahlen. Aber die „besseren Hälften“ verschwanden oft durch einen Hinterausgang und steuerten die Gastwirtschaften an. Der „Lohntütenball“ begann. Die Zeche konnte dann sehr hoch sein. Zum Beweis legte der Buchautor einen alten Bierdeckel vor.
Besonders ausführlich widmet sich Deuker der Arbeitersiedlung „Klein-Rumänien“ (hier lebten die Großeltern), die 1937, um Platz für ein Rüstungsprojekt der Nationalsozialisten zu schaffen, abgerissen wurde.
Viel Privates erfahren wir über den Lindener Butjer:
Geboren am 24. Februar 1931 in der Göttinger Straße 56 (der „Hammermann“ vor dem Hanomag-Werkstor, geschaffen vom Lindener Bildhauer Georg Herting, schaut(e) auf sein Geburtshaus). Glückliche Kindheit mit Fußball-, Dippsebohnen- und Stöckchenspielen in der Haspelmathstraße. Die Eltern Richard und Josefina Deuker eröffnen 1934 in 62a ein Blumengeschäft, das er 1955 übernahm und bis 1972 weiterführte. Die Augen des rüstigen Seniors leuchteten besonders, als er seine Sportlerjahre beim LSV Alexandria von 1903 und die Besuche im Thalia-Theater
http://www.myheimat.de/hannover-linden-limmer/kult...
noch einmal Revue passieren lässt.
Auch der Aufenthalt im elterlichen Kleingarten am südlichen Ende der Göttinger Straße, nahe der Eisenbahn, ist unauslöschlich im Gedächtnis verankert.
Als Anfang der 1970er Jahre, mitten in der Sanierung von Linden- Süd, die vielbefahrene Göttinger Straße aufgeständert werden sollte (dazu kam es allerdings nicht), schloss Horst Deuker seinen Blumenladen und verlagerte seine Geschäftsaktivitäten in die List, wo er bereits 1968 in der Jakobistraße ein Blumengeschäft eröffnet hatte.
Und, und, und! Man kann nicht alles erwähnen. Dieses hervorragend gestaltete Buch, über 200 Seiten stark und mit vielen Farb- und Schwarzweiß-Aufnahmen ausgestattet, ist eigentlich „ein Muss für jeden historisch Interessierten“. Es ist beim Verein „Quartier“, Küchengarten-Pavillon, Am Lindener Berge 44, 30449 Hannover-Linden
http://www.quartier-ev.de/
zum günstigen Preis von 20 Euro zu erwerben.

Bürgerreporter:in:

Bernd Sperlich aus Hannover-Bothfeld

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