"Wir sangen, um unsere Tränen zu verbergen"

9. April 2017
17:00 Uhr
St.-Nikolai-Kirche, 30453 Hannover
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Hannover: St.-Nikolai-Kirche | Gedenkkonzert mit Liedern französischer und polnischer Häftlinge aus dem KZ Conti-Limmer mit
Laura Pohl (Sopran) und Goran Stevanovic (Bajan)

Sonntag, 9. April 2017, 17.00 Uhr - St. Nikolai, Hannover-Limmer

Auf dem Gelände der Continental AG in Limmer befand sich von Juni 1944 bis April 1945 ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. Mehr als 1.000 Frauen, überwiegend aus Polen, Frankreich, Russland und dem Baltikum, mussten hier unter elenden Bedingungen Zwangsarbeit für die Kriegsproduktion der Conti (Gasmaskenproduktion) und der Brinker Eisenwerke leisten.

Am 6. April wurden die Häftlinge gezwungen, zum KZ Bergen-Belsen zu marschieren. Rund 70 vor allem kranke Frauen verblieben im Lager. Sie wurden am 10. April 1945 von US-amerikanischen Truppen befreit.

Im KZ drohte den Häftlingen nicht nur der Tod durch Hunger, Krankheiten und Gewalt, sondern auch der seelische Zusammenbruch. Viele Gefangene suchten, innerlich aus der Lagersituation zu entfliehen. Das Singen von Liedern hatte eine solche Funktion: Politische und patriotische Lieder setzten das eigene Leiden in einen Zusammenhang von Kampf und Widerstand. Religiöse Lieder erklärten es als Martyrium und dienten als Zeugnis des Glaubens. Schlager und Volkslieder erinnerten an die frühere Alltagswelt außerhalb des Lagers. Das Singen als innere Flucht ermöglichte eine kurzfristiges Vergessen der eigenen Ohnmacht.

In den Erinnerungsberichten aus dem KZ Limmer werden zahlreiche Lieder genannt, die von den Gefangenen gesungen worden sind. Noch immer wirkt die große emotionale Bedeutung, die sie hatten, nach.

Zur Feier der 72. Wiederkehr des Jahrestags der Befreiung werden Laura Pohl (Sopran) und Goran Stevanovic (Bajan) am 9. April 2017 eine Auswahl dieser Lieder zur Aufführung bringen.

Das Konzert findet statt in der Kirche St. Nikolai in unmittelbarer Nachbarschaft zum ehemaligen Lagergelände. „Von der benachbarten Kirche hörte man oft die Glocken läuten, was an andere ferne Zeiten erinnerte. Wissen die ruhigen Einwohner von Hannover, dass es in der Nähe ihrer Kirche, in der sie beten und ihre Lieder singen, eine Hölle für tausend unschuldige Frauen gibt?“, erinnerte sich Maria Suszynska-Bartman viele Jahre später.

Ort: Kirche St. Nikolai, Sackmannstraße 26, 30453 Hannover-Limmer
Die Veranstaltung ist kostenlos.
Veranstalter: Arbeitskreis „Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer“ (www.kz-limmer.de), Ev-luth. Kirchengemeinde St. Nikolai, in Kooperation mit Landeshauptstadt Hannover/Zentrale Angelegenheiten Kultur/Städtische Erinnerungskultur

Bürgerreporter:in:

Jürgen B. Hartig aus Garbsen

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