Die Nachricht und die sieben „W’s“

Heute geht es ums Nachrichten schreiben - für myheimat oder für eine Pressemitteilung.
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  • hochgeladen von Jens Schade

Die Nachricht ist eine der wichtigsten journalistischen Stilformen. Hier wird in kurzer, prägnanter Form eine Mitteilung an die Leser gemacht. Die Spanne reicht dabei von der Kurzmeldung bis zum Bericht. Sachliche Information ist das Gebot der Stunde, Meinung oder kommentierende Passagen haben in einer Nachricht nichts zu suchen.

Wer auf myheimat berichtet oder als „Pressewart“ versucht, seinen Verein in die Zeitung zu bringen, sollte den Nachrichtenstil beherrschen. Die Chancen, gedruckt zu werden, steigen dann. Dabei kommen vor allem die berühmten sieben W’s zum Einsatz. Nun gut, in manchen journalistischen Lehrbüchern sind es nur sechs, aber die Sieben ist in unserem Kulturkreis eine magische Zahl, nicht nur bei den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen oder im siebenten Himmel. Deshalb bleiben wir hier erst einmal bei dieser Zahl.

Die „W‘s“ stehen für Fragewörter und zwar für

„wer, was, wo, wann, wie, warum“ und ggf. eben als siebtes „woher.“

Mindestens die ersten „W’s“ dieser Reifenfolge sollten in der Nachricht beantwortet werden, die wichtigsten zuerst. Die Nachricht ist bildlich gesprochen in der Form einer umgekehrten Pyramide aufgebaut, zuerst werden die wichtigsten Informationen genannt, dann die Zusatzinformationen mit abnehmender Bedeutung.

Im Normalfall sind die Antworten auf das Wer und Was der Einstieg in eine Nachricht (Wer hat was gemacht). Im zweiten und dritten Satz werden dann die restlichen W-Fragen beantwortet.

Ein Beispiel: Bürgermeister Walter Sabbel (wer) ist von seinem Amt zurückgetreten (was). In der gestrigen (wann) Ratssitzung im Saal der Gaststätte „Bei Suffke“ (wo) erklärte er wörtlich. „Mir reichts! Ihr könnt mich alle mal. Macht Euren Kram doch allein!“ Türenschlagend verließ Sabbel dann laut schimpfend die Versammlung (wie). Vor der Saaltür begründete er seinen Schritt damit, die „hinterfotzige Politik“ der Ratsmehrheit und ihres Fraktionsvorsitzenden Peter Strippenzieher „kotze ihn nun endgültig an“ (warum).

Wie es zu dem hier geschilderten traditionellen Aufbau einer Nachricht gekommen ist, wird unterschiedlich begründet. Eine Version führt dies auf die unzulänglichen technischen Kommunikationsmittel früherer Zeiten zurück. Es sei eben nicht immer sichergestellt gewesen, dass ein Text etwa per Telegraph ohne Störungen beim Empfänger ankam. Brach die Verbindung während der Übermittlung zusammen, hatte immerhin die wichtigstens Punkte der Meldung schon die Redaktionsstuben erreicht.

Eine zweite Erklärung scheint mir aber schlüssiger. Sie geht auf die Zeiten des Bleisatzes zurück. Musste ein einmal gesetzter Text im Nachhinein gekürzt werden – etwa weil der Redakteur Platz für eine ursprünglich nicht eingeplante dringende Eilmeldung brauchte oder die Anzeigenabteilung unbedingt noch ein Inserat unterbringen musste – ging das am besten, wenn vom Ende des Textes her die Sätze weggebrochen wurden. Stand das Wichtigste am Anfang, blieb der Kern der Nachricht gleichwohl erhalten.

Wie auch immer. Durch den beschriebenen Aufbau des Textes wird sichergestellt, dass der Leser schon zu Beginn das wesentliche der Nachricht erfährt und sich dann, je nach Interesse, entscheiden kann, ob er wegen näherer Einzelheiten weiter liest oder nicht.

Auch für Hobby-Journalisten Pflicht: Eine Nachricht sollte wahr sein, ungesicherte Informationen müssen als solche gekennzeichnet werden. Schummeln gilt nicht. War der Vereinsball nur spärlich besucht, und schaffte es die miserable Musik der Kapelle, auch die wenigen Gäste noch zu vertreiben, sollte in der anschließenden Pressemitteilung nicht von einem großartigen Erfolg und „unbeschreiblichen vielen Besuchern“ berichtet werden. Das kommt am Ende doch heraus und spätere Pressemitteilungen desselben Autors werden dann von den Zeitungsredaktionen wahrscheinlich nur noch mit spitzen Fingern angefasst.

Eine Nachricht ist nach der Definition des Deutschen Wörterbuch ist eine "Mitteilung zum dar nach richten". Also, Information pur. Die eigene Meinung des Verfassers hat hier nichts zu suchen. Wer werten will, sollte dann ggf. einen besonders gekennzeichneten Kommentar anhängen.

Gleichwohl lässt sich natürlich auch mit Nachrichten manipulieren. „Ist es nicht komisch, dass immer genau so viel in der Welt passiert, wie in die Zeitung passt?“ Diese Frage zeigt es schon, allein durch die Entscheidung, worüber berichtet wird und worüber eben nicht, ist eine ganz subjektive Entscheidung und kann Manipulationen Tür und Tor öffnen. Ein jetzt ganz spontan ausgedachtes Beispiel (und weil alles missverstanden werden kann, was irgendwie miss zu verstehen ist, hier noch einmal ausdrücklich: es handelt sich um ein ausgedachten Beispiel ohne realen Hintergrund und auch ohne jede politische Wertung – die in diesem Beitrag eh nichts zu suchen hat): Wer etwa nun über Untaten von islamistischen Extremisten im Irak oder Afghanistan oder sonst wo in der Welt nicht in seiner Zeitung berichtet, um nicht für noch mehr Zulauf bei der Pegida-Bewegung zu sorgen, handelt möglicherweise aus seiner Sicht in löblicher Absicht, versucht aber dennoch, seine Leser zu manipulieren. Ein anderes Beispiel: Eine Zeitungsredaktion hält es mit der A-Partei und schweigt konsequent die B-Partei in ihrer Berichterstattung tot. Wir sehen: Alles was geschrieben wird, kann zwar durch und durch wahr sein, doch muss es selbst ohne ausdrückliche Wiedergabe einer Meinung nicht unbedingt auch objektiv sein. Nicht nur durch Weglassen, sondern auch durch Hinzufügen weiterer – ebenfalls durchaus wahrer – Informationen lassen sich die Leser einer Nachricht manipulieren. Ein Beispiel: Die Stadt A besteht aus den Stadtteilen Groß-A, B und C. Die A-Zeitung berichtet über Kriminalfälle in der Stadt gewöhnlich ohne Angabe zur Herkunft des Täters. Stammt aber der Täter aus der Y-Straße im Stadtteil C und gehört einer dort wohnenden Minderheit an, so wird dies in der Nachricht dann, aber auch nur dann, mitgeteilt. Es liegt auf der Hand, dass so bei der Leserschaft ein völlig falsches Bild über die Bewohner des Stadtteils C und insbesondere der Y-Straße entstehen kann.

Aber als Schreiber für Vereinszeitungen oder Verfasser von Pressemitteilungen brauchen wir uns über solche Art von objektiver Berichterstattung keine großen Gedanken machen. Hier ist es ganz legitim, dass im Vereinsblatt nur der sportliche Erfolg der eigenen Mannschaft dargestellt wird (und man wohlweislich verschweigt, dass der Konkurrenzverein im Nachbarort den besseren Trainer hat) oder in der Pressemitteilung nur das Konzert des eigenen Chors angekündigt wird, nicht aber der Auftritt des zweiten Gesangsvereins im Ort. Denn getäuscht wird dabei kein Leser. Jeder weiß, dass er hier keine umfassenden Informationen erwarten kann und sich für ein vollständiges Bild noch aus anderen Quellen informieren muss.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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