Fototipps: Für die Reisefotografie ist ein Allround-Genie hinter der Kamera gefordert

Als Reisefotograf ist der Mensch hinter der Kamera gefordert: Vom Porträt (hier eine junge Dame auf Bohol/Philippinen) ...
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Reisefotografie? Klar, die meisten von uns verreisen ab und zu, haben ihre Kamera oder iPhone im Gepäck und bringen mitunter (seit den Umstieg auf Digital ziemlich inflationär) eine reiche Bildausbeute mit zurück. Wieder heil zu Hause angekommen, präsentieren wir unseren bildgewordenen Erfahrungsschatz Freunden und Verwandten oder posten gleich auf „facebook“ und ähnlichen Seiten im Internet. Ist damit jeder harmlose „Urlaubsknipser“ zugleich ein Reisefotograf? Ja und nein.

Weil die Fotoszene nach meinem Geschmack bei myheimat etwas zu kurz kommt, will ich ab und zu mit Beiträgen zu Fotothemen den Fokus auch mal auf dieses schöne Hobby richten. Heute nehmen wir einmal die Reisefotografie in den Blick.

„Die Reisefotografie ist eine Gattung der Fotografie, die sich mit der Dokumentation von Landschaften, Menschen, Kulturen und Lebensweisen befasst“, lautet die Definition, die bei Wikipedia zu finden ist.

Ihren Ursprung hat diese Richtung der Fotografie, als sich vor über 100 Jahren die ersten Fotografen mit riesiger Ausrüstung (die Fotoplatten mussten vor Ort sogleich nass entwickelt werden) aufmachten, um der daheimgebliebenen interessierten Öffentlichkeit mehr von der Welt zu zeigen, als die meisten Betrachter mangels finanzieller Möglichkeiten je mit eigenen Augen würden anschauen können. Reisefotografen sollten also zu Hause von fremden Ländern und Kulturen erzählen, die fernen Landschaften, seltene Pflanzen, Tiere und natürlich die dort lebenden Menschen ihren Mitbürgern nahebringen.
Damit werden Reisefotografen vor einer schier unlösbaren Aufgabe gestellt. Sie müssen eigentlich auf fast allen Gebieten der Fotografie gut sein. Denn die Spanne der Erwartung der Betrachter reicht von eindrucksvollen Landschaftsaufnahme über sensationelle Tierfotos bis hin zu
Makroaufnahmen von Pflanzen; das Leben in fremden Städten will als gute „Streetfotografie“ wieder gegeben und repräsentative Bauwerken wollen als formvollendete Architekturfotos nach Hause gebracht werden; es sind einfühlsame Porträts der Menschen gefragt und nicht zuletzt fungiert der Fotograf auch als Fotoreporter.

Auf allen fotografischen Gebieten gleich gut zu sein, gelingt selbst Profifotografen in aller Regel nicht. Aber wer nicht nur Erinnerungsstützen für den engsten Familienkreis a la „Freundin trug eine weiße Bluse, als sie vor dem Eifelturm stand“ zurückbringen möchte, sollte sich zumindest bemühen.

Wichtigster Punkt: Wir wollen mit den Fotos eine Geschichte erzählen. Dazu brauchen wir einen „roten Faden“, der die einzelnen Aufnahmen verbindet. Das kann der chronologische Ablauf der Reise sein, es kann aber auch ein bestimmtes Thema sein, dass immer wieder aufgegriffen wird. Zum Beispiel kann ein kulturgeschichtlich Interessierter sich etwa bei einer Reise auf die Philippinen mit den alten Kirchen aus spanischer Kolonialzeit durch das Land hangeln. Wem das zu intellektuell ist: das bunte Treiben auf Märkten im Land kann sich ebenso als roter Faden durch den Reisebericht ziehen.

Dann gilt natürlich, eingefahrener Wege zu verlassen. Vielleicht nicht dann eine Gegend knipsen, wenn man mit dem Touristenbus (neben einen halben Dutzend weiterer Busse) gerade zur Mittagszeit (= hochstehende Sonne = harte, ungünstige Schatten direkt von oben und blaue kalte Lichtstimmung) irgendwo kurz zu einem Fotostopp an einem Aussichtspunkt abgesetzt wird. Früh morgens, wenn in aller Regel die Touristen noch schlafen oder am späten Nachmittag ist zumeist das Licht besser. Außerdem braucht es manchmal etwas Geduld. Wenn nämlich die einzige Wolke genau in dem Monat vor die Sonne zieht und die Beleuchtung ändert, wenn man abdrücken will. Dann abzuwarten, ist nicht immer leicht, wenn der Reisebus weiterziehen will oder die restlichen Mitglieder der Familie quengeln. Und bei „totfotografierten“ Sehenswürdigkeiten empfiehlt es sich, sich einmal ein bisschen zu bewegen, andere Perspektiven und Aufnahmestandorte zu suchen, als der Reiseführer empfiehlt. Warum etwa den Eiffelturm oder den Berliner Reichstag nicht einmal bei einem Wetter ablichten, bei dem andere ihre Kamera gut eingepackt im Hotelzimmer lassen? Ein Meer von Regenschirmen mit einem in einer großen Pfütze sich spiegelnden Petersdom wäre doch was anderes als das übliche Postkartenmotiv. Das bedeutet aber auch: wir brauchen Zeit, um das passende Wetter abzuwarten. Und manchmal erzählen Details am Rande vielmehr von Land und Leuten als Panoramen und (man verzeihe mir den Ausdruck aus der Filmsprache) „Totale“.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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