Juan Carlos, der König von Spanien, hat abgedankt – Dazu einige "königliche" Anekdoten

Es war im Jahr 1977, als Juan Carlos mit seiner Frau Sophia den Karnaktempel in Luxor besuchte. Die Begegnung kam für mich so plötzlich, dass ich keine Zeit hatte, den Fotoapparat einzustellen. Deswegen die miese Bildqualität mit der Bewegungsunschärfe.
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  • Es war im Jahr 1977, als Juan Carlos mit seiner Frau Sophia den Karnaktempel in Luxor besuchte. Die Begegnung kam für mich so plötzlich, dass ich keine Zeit hatte, den Fotoapparat einzustellen. Deswegen die miese Bildqualität mit der Bewegungsunschärfe.
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Adelsgeschichten interessieren mich eigentlich wenig, und ich bin auch kein Leser des Goldenen Blattes. Und trotzdem kann ich zu diesem Thema etwas erzählen und möchte die Gelegenheit nutzen, es an dieser Stelle loszuwerden. Den Anlass dazu bietet der gestrige Rücktritt des spanischen Königs.

Es war im Frühjahr 1977, als ich in Ägypten einen Urlaub verbrachte. So sehr mich Tempel und Gräber auch interessierten, so hatte ich doch irgendwann genug davon. Ein Tag Pause musste mal sein. An diesem Tag in Oberägypten - es war in Luxor - lieh ich mir ein Fahrrad aus und machte eine Radtour durch das Niltal. Dabei lernte ich tatsächlich Land und Leute kennen, außerhalb der üblichen Touristenziele. So einen Schäfer mit seiner Herde, die Fellachen auf einem Zuckerrohrfeld und viele Kinder, die auf mich zukamen, war es für sie doch eher ungewöhnlich, dass sich bei ihnen auf dem Lande ein Tourist blicken ließ.
Auf der Rückfahrt kam ich dann am Großen Karnaktempel vorbei. Nun wusste ich zwar, dass zurzeit der König von Spanien, Juan Carlos, ebenfalls diesem schönen Land einen Besuch abstattete und dass er im Hotel Winter Palace mit seinem Gefolge eine ganze Etage angemietet hatte. Doch natürlich war mir klar, dass ich den König nicht zu Gesicht bekommen würde, legte aber auch keinen Wert darauf. Nun kam ich also am Eingang des Tempels vorbei, wo sich eine kleine Menschenmenge versammelt hatte. Ich stellte mich einfach mal dazu und guckte. Und kaum, dass ich so dastand, gingen mehrere Personen an uns vorbei. Zunächst eine gutaussehende, elegant gekleidete junge Frau (Königin Sophia), dann ein durchtrainierter Mann, sommerlich gekleidet. Begleitet wurden die beiden von ägyptischen Honoratioren. Nun hatte ich keine Ahnung, wie der König von Spanien überhaupt aussah. Aber ich riss einfach mal den Fotoapparat hoch, vermutete ich doch, dass er es sein könnte und schoss ein Bild, gerade als er an mir vorbeiging. Da dieser Moment so plötzlich kam, hatte ich keine Zeit den Fotoapparat einzustellen, und so ist es ziemlich verwackelt. Aber man kann doch erkennen, dass es sich dabei um Juan Carlos handelt.
Anschließend stiegen die feinen Herrschaften in ihre schwarzen Limousinen und fuhren langsam auf der langen Allee, die den Karnaktempel mit Luxor verbindet, davon. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und radelte gemütlich hinterher. Dabei fühlte ich mich schon etwas merkwürdig, standen doch an der ganzen langen Straße in einem Abstand von etwa 100 Metern zu beiden Seiten stocksteif Polizisten oder Soldaten mit geschultertem Gewehr. Irgendwann stoppte ich, um den ein ganzes Stück vor mir fahrenden Konvoi von hinten zu fotografieren, völlig unbedarft, wie ich in meiner Jugendlichkeit damals war. Doch das hätte ich nicht tun sollen, denn schon war ich von mehreren Männern umringt, die wild gestikulierend in arabischer Sprache laut auf mich einredeten und mich sogar anbrüllten. Erst jetzt begriff ich, dass sie mich vielleicht für einen Attentäter hielten, und ich sah mich schon in einem finsteren Gefängnisverlies, fernab der hellen ägyptischen Sonne. Aber dann merkten sie wohl, dass ich doch nur ein harmloser Tourist war und ließen von mir ab. Ich war mehr als erleichtert. Aber der Schreck war mir ziemlich in die Glieder gefahren.

Drei Jahre später war für mich ein so freies Bewegen in Ägypten nicht mehr möglich. Dieses Mal war ich im Oktober dort, und nur zwei Wochen zuvor war der ägyptische Präsident Anwar al Sadat durch ein Attentat in Kairo bei einer Militärparade ums Leben gekommen. Ein Jahr zuvor hatte er noch zusammen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin den Friedensnobelpreis erhalten, da die beiden Staaten Frieden miteinander geschlossen hatten.
Überall in den Straßen der ägyptischen Hauptstadt war Militär präsent, und an jeder Ecke stand Polizei. Die höchste Sicherheitsstufe war angesagt. Besucht habe ich damals Sadats Grabpyramide, die auf einem Platz in Kario stand.

Nun wieder zu einer königlichen Begegnung, die ich am 27. Mai des Jahres 1965 erlebte. Königin Elisabeth II. kam zu einem Staatsbesuch nach Deutschland. Und sie besuchte nicht nur Berlin, sondern natürlichn auch Hannover, die Stadt, aus der einst einige ihrer beruflichen Vorgänger gekommen waren. Das war für viele Hannoveraner und besonders für uns Kinder sehr aufregend. Zehntausende standen an den Straßen, und wir darunter mit unseren Eltern vor dem Neuen Rathaus. Der Konvoi der Nobelkarossen, darunter ein Mercedes 600, den wir Jungs bewunderten, fuhr direkt an uns vorbei. Wer an Prominenz alles dabei war, daran kann ich mich nicht erinnern. Aber ich erkannte Prinz Phillip und im darauffolgenden offenen Wagen die Queen, die dem Volk huldvoll zuwinkte. Nachdem das Königspaar mit den Honoratioren im Rathaus verschwunden war, tauchte es bald danach noch einmal auf dem Balkon über dem Eingang auf und winkte erneut der Menge zu. Wir waren begeistert. Am Abend besuchten wir dann ein Fest im Großen Garten von Herrenhausen, bei dem die Queen ebenfalls anwesend war. Für uns Kinder und wohl auch für viele Erwachsene war es ein eindrucksvolles Erlebnis.

Auch meine Oma konnte aus der Kategorie „Adel“ etwas erzählen, und darauf war sie ihr Leben lang stolz. Sie gehört noch zu der Generation, die zur Kaiserzeit aufgewachsen war. Und der Kaiser und seine Familie hatten damals beim Volk einen hohen Stellenwert. Die Menschen jubelten ihm zu, wo er auch auftrat. Meine Oma nun, die war mit ihren Landfrauen zum Kaffeetrinken in Braunschweig eingeladen. Und das bei keiner geringeren, als bei Viktoria Luise, der Tochter des letzten deutschen Kaisers, die Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg war, Prinzessin von Hannover und Prinzessin von Großbritannien und Irland.
Wie es zu dieser Einladung kam, kann ich allerdings nicht sagen, habe ich doch meine Oma damals nie danach gefragt. Auch ich habe Viktoria Luise, die auch nach den Weltkriegen beim Volk immer noch hoch angesehen war, einige Male sehen können. Es war in den sechziger und siebziger Jahren beim Schützenausmarsch in Hannover. Im offenen VW-Käfer fuhr sie dabei mit, und die Menschen an der Strecke jubelten ihr zu. Für sie war es sicher ein schönes Erlebnis zu spüren, dass sie immer noch sehr beliebt war. 1980 wurde sie nach ihrem Tode im Berggarten an der Seite ihres Mannes Ernst August beigesetzt. In Hannover traf sich zu dieser Trauerfeier der europäische Hochadel.

Eine weitere königliche Geschichte betrifft einen Urahn von mir. Dabei handelt es sich um den Vater eines Urgroßvaters. Er lebte damals in dem Dorf Uetze, unweit von Hannover. Es war das Jahr 1863, als im Ort eine Feuersbrunst ausbrach und diesen ziemlich verwüstete. Viele Gebäude fielen den Flammen zum Opfer. Die Kirche, die danebenliegende Pfarre, zwei Schulen und 80 Gehöfte. Nach der Katastrophe besuchte König Georg von Hannover das Dorf, um den Bürgern und Bauern sein Beileid auszusprechen und ihnen Mut zu machen. Außerdem ließ er jeder Familie eine Bibel mit seiner Signatur überreichen. Dieses Exemplar ist noch heute in dem betreffenden Zweig unserer Familie erhalten.
Da auch der Hof meines damals 80jährigen Urahn abgebrannt und er verletzt war, holte ihn meine Urgroßmutter aus Stederdorf ab, um ihn zu pflegen. Mit der Schubkarre schob sie ihn von Uetze in ihr Dorf. Das sind immerhin 20 Kilometer.

Nun noch eine letzte Anekdote, die sich in unserer Familie abspielte und die früher, als die Generation vor mir noch lebte, bei jeder großen Familienfeier erzählt wurde.
Jede Woche ging meine Ururgroßmutter aus Börnecke nach Blankenburg zum Markt, um dort ihre bäuerlichen Produkte zu verkaufen. Nun ergab es sich, dass an einem solchen Tag der Herzog aus Braunschweig dorthin zu Besuch kommen sollte. Ein langer roter Teppich war ausgerollt. Ohne zu zögern schritt meine Ururgroßmutter mit der vollen Kiepe auf dem Rücken auf ihm entlang. Unter dem Protest eines ihrer sie begleitenden Söhne sagte sie nur: „Da wo der Herzog langgeit, da kann ick ooch langgeien.“ Und schon passierte das Unglück. Sie stolperte und fiel vornüber. Und alles was sie in der Kiepe hatte, purzelte auf den schönen roten Teppich. Die Eier, die kaputtgingen, die Würste, die Butter und alles andere.
Wie das nun genau vorgefallen war, kann ich natürlich nicht sagen. Wir kennen das ja von Anekdoten, die bei jedem Weitererzählen immer etwas mehr ausgeschmückt werden. Aber so oder ähnlich wurde es in unserer Familie immer wieder erzählt, und so soll es sich zugetragen haben.

In der heutigen Zeit spielt der Adel in Deutschland keine große Rolle mehr, höchstens in der Regenbogenpresse. Trotzdem gibt es immer noch viele Menschen, die sich dafür interessieren, für den Klatsch und den Tratsch aus den Königshäusern.
Auch wenn mein Interesse daran gering ist, so muss ich doch sagen, dass der hannoversche Adel auf einem guten Weg ist. Erbprinz Ernst August von Hannover gibt in der Öffentlichkeit eine gute Figur ab. Er reist nicht selten aus London an und kümmert sich um die Belange des Welfenhauses. Im Gegensatz zu seinem Vater ist er bodenständig, kommt ohne Eskapaden aus und kümmert sich um die Marienburg, die Ländereien und hält die Historie der Welfen hoch. Demnächst werde ich im Zuge der 300jährigen Personalunion mit England über seine Vorfahren berichten, die nicht nur die Fürsten und Könige von Hannover waren, sondern auch von ganz Großbritannien und damit dem größten Weltreich vorstanden, das es je gab. Und dabei wird es sich nicht um Klatsch und Anekdoten handeln, sondern um Historisches.

Siehe auch:

- Der Hochadel trifft sich zur Welfenhochzeit in Hannover

- Vor 300 Jahren begann die Personalunion der Welfen mit Großbritannien

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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