Welfenschloss: Die Preußen machten einen Strich durch die Rechnung des Königs

Als Königsschloss geplant, als Universität genutzt: Das Welfenschloss in der Nordstadt von Hannover.
  • Als Königsschloss geplant, als Universität genutzt: Das Welfenschloss in der Nordstadt von Hannover.
  • hochgeladen von Jens Schade

1866 verschwand das Königreich Hannover von der Landkarte. König Georg V. setzte sich nach Österreich ab, die hannoverschen Lande wurden preußische Provinz. Im „Deutsch-Deutschen Krieg“ (Österreich gegen Preußen) hatte Georg auf die falsche Karte gesetzt. Obwohl, wie eingefleischte Welfen noch heute zu berichten wissen, die hannoversche Armee siegreich aus der Schlacht bei Langensalza hervorgegangen war. Doch die Soldaten Bismarcks konnten die hannoverschen Truppen gleichwohl nicht aufhalten. Aufgrund dieser Ereignisse, die die weitere deutsche (einschließlich der österreichischen) Geschichte wesentlich beeinflussen sollten, blieb ein hannoversches Schloss unvollendet.

König Georg V. wollte ein neues Sommerschloss. 1857 fiel der Startschuss zu den Bauarbeiten. Dafür musste eine ältere Schlossanlage weichen: das Schloss Monbrillant. 1717 bis 1720 war Monbrillant für den Grafen von Platen erbaut worden. Später – 1726 - wurde es Eigentum der Krone. Der hannoversche Spitzenarchitekt Laves zeichnete für Umbaumaßnahmen verantwortlich, die dem Herzog von Cambridge zu Gute kamen. Der herrschte einst als Vize-König in den Stammlanden der Welfen. 1837 endete die Personalunion mit Großbritannien, der hannoversche König residierte fortan wieder in Deutschland. Im selben Jahr wurde Monbrillant dann Sommerresidenz des Königs. Das Schloss soll ein schlichter, zweigeschossiger Bau gewesen sein, der offensichtlich dem späteren König Georg V. nicht mehr ausreichend repräsentativ gewesen war. Er ließ Monrillant abreißen und begann mit dem Bau des Welfenschlosses. Aber noch bevor das Schlossprojekt vollendet werden konnte, waren die Preußen neue Herren im Land. Eine königliche Residenz brauchten sie in Hannover nicht mehr. So wurde dann aus dem herrschaftlichen Wohnsitz eine Heimstatt der Bildung. In den Jahren 1876 bis 1879 ließen sie den Schloss-Rohbau zur Technische Hochschule umbauen. Bildung wird noch heute in seinen Räumen vermittelt. Die Technische Hochschule wurde zur Leibniz-Universität, Mittelpunkt der Lehranstalt blieb das alte Schloss.

Ein kleiner Rest des Schlosses Monbrillant ist den Hannoveranern indes erhalten geblieben. Den 1841 von Laves entworfene gusseiserne Laubengang wurde in den Großen Garten nach Herrenhausen umgesetzt und schließt sich dort am Galeriegebäude an.

Die Serie „Geschichtliches aus der Südstadt“ ist beendet. Doch nicht nur im Südstädter Maschseekurier bin ich der Stadtteil-Geschichte nachgegangen. Außer dem Maschseekurier und dem heute noch existierenden Maschseeboten (für den hannoverschen Stadtbezirk Döhren-Wülfel) erschienen im selben Verlag zeitweise auch noch andere Stadtteil-Zeitungen: der Tiergarten-Blick, das Nordstadt-Echo, der Beeke-Blick und im Raum Badenstedt/Davenstedt ein Ableger des Ronnenberg-Blicks. Manchmal war diesen Titeln kein langes Leben beschieden. In einigen Ausgaben aber erschienen Beiträge zur Historie des jeweiligen Ortes. Die einzelnen Hefte sind natürlich schon lange vergriffen und vergessen. Auch wenn diese damaligen Artikel keine zusammenhängende Geschichte der Stadtteile ergeben, sondern nur einige wenige Aspekte schlaglichtartig beleuchten, sollen nun diese Geschichten in loser Folge nach und nach bei myheimat veröffentlicht werden. Bestimmt interessieren sie ja den einen oder anderen myheimat-User. Denn Heimatgeschichte ist immer aktuell und nie von gestern. Dieser beitrag erschien im Nordstadt-Echo.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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