125-jähriges Bestehen der Schützengesellschaft Bothfeld von 1892 e.V.

Die Schützengesellschaft Bothfeld v. 1892 e. V. feiert vor der Gastwirtschaft Stöckmann, Sutelstraße 31, ihr 30-jähriges Bestehen.
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In diesem Jahr begeht die Schützengesellschaft Bothfeld von 1892 e. V. unter dem Vorsitz des Architekten Birger Hüsing, seit 12 Jahren im "Amt", ihr 125-jähriges Bestehen. Leider gibt es in Bothfeld seit acht Jahren kein mehrtägiges Schützenfest an der Bischof-von-Ketteler-Straße mehr zu feiern. Nur ein sogenanntes Königsfest ist vom 12. bis 13. Mai 2017 im eigenen kleinen Schützenhaus an der Sutelstraße 53 c geplant. Am großen Schützenfest Hannovers in den ersten Julitagen nimmt man aber noch teil, auch der Spielmannszug des Vereins. So 2016 im 3. Zug (Gelbe Standarte, Bruchmeister Marcus Hirte).

In Bothfeld sind die Schützenbrüder noch sehr aktiv. Jedes Jahr im Juni veranstaltet der Verein ein Schießen um den Kirchenpokal im Schützenhaus an der Sutelstraße. Teilnahme berechtigt sind die 5 Bothfelder Kirchengemeinden St. Nicolai, St. Nathanael, St. Philippus (alle ev- luth.), Heilig-Geist (röm. kath.) und Freie Evangelische Gemeinde. Mindestens drei Schützen pro Gemeinde werden aufgerufen. Der Sieger erhält einen Wanderpokal. Darüber hinaus hat unser heimischer Schützenverein ein Pistole- und Luftgewehrschießen mit Teilnahme der Schützenvereine aus Hannover und der Region ins Leben gerufen. In diesem Jahr findet es mit ca. 20 Vereinen zum 30. Mal am Freitag, den 12. Mai (Erster Tag des Königsfestes) im Schützenhaus statt. Fünf neue Wanderpokale (Damen, Herren, Altersklassen) können gewonnen werden,
Eine Feier zum 125-jährigen Bestehen gab es schon. Die Schützengesellschaft Bothfeld lud am 4. März 2017 in das Restaurant Yukon Bay (Zoo Hannover) ein. Ca 230 Teilnehmer aus Verein, Einwohnerschaft, Politik und Wirtschaft waren anwesend. Der Termin wurde willkürlich gewählt, nach wie vor ist der genaue Gründungstag des Vereins nicht bekannt.

Der Berichterstatter möchte den Tradition-Verein aus Anlass des Jubiläums noch weiter vorstellen und greift auf (s)ein (modifiziertes) Manuskript zurück, das im Buch "Von Botvelde 1274 bis Bothfeld 2009, Band 2, Seite 941-947, veröffentlicht wurde.

Gründung des Schützenvereins

Im Jahr 1892 trafen sich die Freunde Fritz Krümmel (Klein-Buchholzer-Kirchweg 18), August Balke (Dreihornstraße 2), Wilhelm Wehrspann (Sutelstraße 33), Ludwig Weißenborn (Burgwedeler Straße 1a) und der Bäcker Fritz Sievers (Sutelstraße 32) mit dem Ziel, einen Schützenverein zu gründen. Dieses Vorhaben wurde in die Tat umgesetzt.
Es fällt auf, dass kein Vertreter der Bothfelder Bauernschaft zu den Gründungsmitgliedern zählte.

Anfänge des Schützenwesens in Bothfeld

Natürlich begann mit der Gründung des Vereins nicht das Schützenwesen in unserer Heimatgemeinde. Schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist von einer „Schützenwiese bei Bothfeld“ die Rede.
Im Jahr 1710 verbot der hannoversche Kurfürst das öffentliche Scheibenschießen "auf dem platten Land und in kleinen Städten", weil er gegen "übermäßiges Gesöff und allerhand Schlägereyen" vorgehen wollte. Erst König Georg der Zweite aus dem fernen London hob am 30. September 1741 das Verbot wieder auf.
Am 10. Juni 1742 fragten die Geheimen Räte (Hohe Beamte der Königlichen Ministerien) den Amtmann von Langenhagen „an welchen Orten vor dem vormahls ergangenen Verbott* das öffentliche Scheiben-Schießen hergebracht gewesen?“ Dieser antwortete, „daß er aus Bothfeld keine bestimmte Nachricht habe, aber dort habe man nur am Nachmittage des Johannistages nach dem Gottesdienst geschossen. Von den 2 Talern Pacht für eine kleine Wiese seien drei Preise von einem Taler, 24 und 12 Gute Groschen ausgeschossen.“
Leider konnte der genaue Standort der Schützenwiese nicht ermittelt werden, vermutlich lag sie zwischen Laher Wiesen und Altwarmbüchener Moor.

1858 feierten die Schützen aus den Gemeinden Bothfeld und Klein-Buchholz gemeinsam zwei Tage lang ein Scheibenbier (alt für Schützenfest) beim Großkötner und Gastwirt Fritz Stöckmann.
Der Festwirt musste für Musik, Tanz und das Aufstellen von Buden und Tischen eine Gebühr entrichten, die in die Ortsarmenkasse floss. Die Ausstellung eines sogenannten „Tanzscheines“ kostete im Jahr 1881 für zwei Tage neun Mark. Fastnachtsfeier und Erntebier (nur ein Tag) standen mit sechs Mark zu Buche.

Die Genehmigung zum Abhalten eines Scheibenbieres musste von der Königl. Landdrostei eingeholt werden, die wiederum ihre Entscheidung dem Königl. Amt Langenhagen zur endgültigen Prüfung zuleitete. Dieses Amt war auf der unteren Ebene für Bothfeld zuständig und regelte auch den Ablauf des Festes.

Die wesentlichen Bestimmungen formulierte die Behörde in einer Sitzung vom
31. Dezember 1856 so:

1.) Über den Tag, an welchen das Scheibenbier gehalten werden soll, entscheidet die Gemeinde, und der Vorsteher stellt eine Bescheinigung aus, ohne welche die Erlaubnis nie erteilt werden wird.
2.) Das Scheibenbier beginnt sonntags nach der Kirche und dauert bis dienstags morgens 3 Uhr. Wenn zwei Gemeinden zu einem Scheibenbier sich vereinigen und in einem gemeinschaftlichen Zelte tanzen, so dauert das Tanzen bis dienstags nachts 12 Uhr.
3.a.) Es dürfen nicht mehr als zwei Scheiben aufgestellt werden.
b.) Die Scheiben müssen mindestens 100 Fuß voneinander stehen und jede einen eigenen Berg haben.
c.) Jede Scheibe muß ihren eigenen Scheiben-Weiser haben.
d.) Jeder Weiser muß einen, ihn hinreichend deckenden Berg haben, hinter welchen er seinen Stand hat. Dieser Berg muß so angelegt werden, daß die beiden Scheiben zwischen den beiden Bergen stehen und die beiden Berge müssen mindestens 20 Fuß von der Scheibe dem Scheibenstande zu angelegt werden, damit die zur Seite schlagenden Kugeln nicht gefährlich werden.
e.) Der Schützenstand muß durch Linien abgesteckt werden.
f.) Die Bestimmung über den Stand der Scheiben trifft mit Ausschluß der Schaffner* der Vorsteher allein, er überwacht die Ausführung und er oder der Beigeordnete hat während des Schießens die Aufsicht. Die Vergütung, welche er dafür in Anspruch nimmt, ist von den Schaffnern zu entrichten.“
*Schaffner, später auch Schaffer = Organisatoren des Schützenfestes

Das jährliche Schießen fand im Altwarmbüchener Moor statt. Eine Protokollnotiz von einer am 19. Juni 1894 im Könemann’schen Gasthaus abgehaltenen Gemeinderatssitzung weist daraufhin: “Es wurde über Entschädigung, während der auf dem Moore abgehaltenen Schießübungen gesprochen und berathen eine Forderung von 50 Mark pro Tag zu machen.“

Vereinslokale und Schützenfeste

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts kennen die Bothfelder Schützen im wesentlichen nur drei Vereinslokale. Da wäre zunächst der „Krug zum grünen Kranze“ mit den Besitzern August Rokahr, Carl Könemann, Louis Rahlfs sen, Louis Rahlfs jun und Kurt Göing zu nennen. Auch bei Fritz Stöckmann verlebten die Schützen so manche frohe Stunde.
Heute sind die, in Eigenregie ausgebauten Räumlichkeiten (ehemalige Stallungen) des alten Pfarrhauses in der Sutelstraße 53c neuer Mittelpunkt geselligen Vereinslebens.
Die Scheibenbiere bzw. Schützenfeste wurden in der Anfangszeit bei Rokahr/Könemann/Rahlfs oder Stöckmann gefeiert. Von 1900 bis 1939, nur unterbrochen vom 1.Weltkrieg, zogen die Schützen in das Festzelt auf dem Stöckmann’schen Grundstück.
Nach dem 2. Weltkrieg wechselten die Standorte relativ häufig. Ohne Anspruch auf Vollzähligkeit seien hier nur Örtlichkeiten an der Hartenbrakenstraße/Ecke Gartenheimstraße, Ebelingstraße (zwei Standorte, Gerns’sche Wiese gegenüber der Nicolaikirche und Platz gegenüber der Ebelingschule), Platz auf dem Bothfelder Anger erwähnt. Letzter Standort war die Wiese an der Bischof-von-Ketteler-Straße, nahe der Straßenbahn-Haltestelle "Kurze-Kamp-Straße" und den Sportplätzen.

Aber wie feierte man das Schützenfest in früheren Zeiten?

Ehrenvorsitzender Günter Lüdtke, inzwischen verstorben, erinnerte sich im Jahr 2007:

„Wer am Schützenfest teilnehmen wollte, musste unbescholtener Junggeselle und mindestens ein Jahr vorher konfirmiert worden sein. Nach der Heirat oder nach Erreichen des 30. Lebensjahres mussten die jungen Männer ausscheiden. Der Kostenbeitrag für das Schützenfest betrug drei Reichsmark. Das Fest verlief so:
Am Sonnabendabend war „Holschenkloppen“* angesagt, das nur von einer Ziehharmonika begleitet wurde und bis 23 Uhr dauerte. Sonntags um 14 Uhr trafen sich die Schützen im Zelt, und um 15 Uhr begann der Ausmarsch durch das Dorf. Danach wurde von vier berittenen Adjutanten eine Rede gehalten.
Diese so genannten „Vier Berittenen“ saßen „hoch zu Ross“, waren prächtig uniformiert und hatten die Dienstgrade Oberst, Major, Oberleutnant und Leutnant.
Am Schluss erfolgte die Ansprache des Kommandeurs, die mit den Worten endete: Hoch auf unsere Jungfrauen und Junggesellen! Sie leben hoch!
Zum Dank gab es für die Vortragenden vom Vereinswirt je ein Glas Wein. Dann ging es geschlossen in das Zelt, wo sich bereits die Dorfbevölkerung eingefunden hatte. Die ersten zwei Tänze gehörten den Schützen. Wer Heiratsabsichten äußerte, bekam unter der Fahne einen Ehrentanz. Am Montagmorgen um 10 Uhr trafen sich sämtliche Schützen im Vereinslokal, um dem Schützenkönig die Königsscheibe zu bringen. Nach der Übergabe strömten alle Schützen gegen 14 Uhr wieder in das Zelt. Von 14 bis 18 Uhr war Kindertanz. Die Erwachsenen tanzten danach bis in den frühen Morgen. Nach gutem Festverlauf spendierte der Festwirt ein Fass Bier.“

* Holschenkloppen = in „Holschen“ (Holzschuhe) tanzen.

Das Königsschießen fand nach dem 1. Weltkrieg immer 14 Tage vor dem Schützenfest „an der Kippe“ (Müllplatz) im Altwarmbüchener Moor statt. Auch ein Fahrer vom Bierverlag Hesse in der Gernsstraße steuerte mit vollgeladenenem Bierwagen und der Königsscheibe im Gepäck dieses Ziel an. Wer die höchste Ringzahl erschossen hatte, bekam die Schützenkönigswürde. Das Schießen dauerte am Sonntagvormittag von 8 bis 10 Uhr.

Vereinsstruktur und sportliche Erfolge

Nach der Gründung im Jahr 1892 ruhten die Vereinsaktivitäten zweimal für einen längeren Zeitraum. Infolge des 1. Weltkrieges herrschte von 1914 bis 1920 Vereinsruhe.
Auch im 2. Weltkrieg und in den Jahren danach war an ein Vereinsleben nicht zu denken.
Erst im Jahr 1951 dachten 18 wackere Bothfelder an eine Wiederbelebung des Schießsports. Dabei waren folgende Schützenbrüder:

Alfred Alpers, Adolf Biester, Friedrich Carl, August Dreyer, Willi Grethe, Fritz Grevy, Heinrich Hoppe, Louis Klingenberg, Willi Knigge, Hermann König, Fritz Krümmel, Günter Marherr, Walter Pieper, Heinrich Querfeld, Louis Rahlfs, Ernst-A. Rosebrock, Willi Stellmann, Karl Zietz.

Ein Jahr später gründeten Adolf Brandt, Berthold Sawade und Walter Scheele einen Spielmannszug, der zum ersten Mal beim Schützenfest im Jahr 1953 mit marschierte. Wenige Jahre später wurde der Jung-Spielmannszug aus der Taufe gehoben. Dessen Mitgliederzahl stieg auf über 40 Mann. Es häuften sich Einladungen von mehreren Vereinen.
Auch an Wettkämpfen nahmen die Spielmänner teil und errangen wertvolle Pokale.
Im Jahr 1973 mussten die Schützenbrüder eine Neuerung „in Kauf“ nehmen.
Johanna Homeyer gründete nach langem Widerstand der Schützenbrüder eine Damenabteilung, die sportlich sehr erfolgreich wurde
Apropos Sportlichkeit!

Kaum ein anderer hannoverscher Schützenverein kann in den letzten Jahrzehnten so viele sportliche Erfolge wie die SG Bothfeld vorweisen:
Text: Siegfried Schaletzki Daten: Dieter Grämer

Das Sportschießen mit dem Luft- und Kleinkalibergewehr wurde und ist in der Schützengesellschaft Bothfeld schon immer sehr erfolgreich betrieben worden. Die Mannschaften und auch die Einzelschützen/-innen haben sich über die Kreis-, Landesmeisterschaften und bis hin zu den Deutschen Meisterschaften immer erfolgreich qualifizieren und auch platzieren können.

Jahr

1990 DM - Gold GK 300m Freigewehr(E) Michael Heine
1991 DM - Gold GK 300m Freigewehr(E) Michael Heine
1992 DM - Gold Luftgewehr (M) Sven von der Osten-Fabeck,
Frank Dobler, Wolfgang Klose
KK100m (E) Frank Dobler
1994 DM - Gold KK3x40 Freie Waffe(M) Christian Klees, Frank Dobler,
Sven Martini
KK3x40 Freie Waffe(E) Mark Charitonenkow (Junioren)
Feldarmbrust(E) Rolf Pfeiffer
1996 DM - Gold KK3x40 Freie Waffe(M) Sven Martini, Christian Klees,
Frank Dobler
KK3x40 Freie Waffe(E) Christian Klees
2000 DM - Gold KK100mtr. (M) Dunja Beilharz, Anja Augustin,
Britta Großecappenberg
2003 DM - Gold KK100m (M) Frank Dobler, Hubertus Kurth,
Enrico Friedemann
Armbrust 10m(E) Frank Dobler
2005 DM - Gold KK3x40 Freie Waffe(M) Christian Lusch, Klaus Hildebrand,
Enrico Friedemann
2009 DM - Gold KK - Liegend (M) Enrico Friedemann, Christian Lusch,
Klaus Hildebrand
KK – Liegend(E) Constanze Rotzsch
2010 DM - Gold Luftgewehr (E) Sen. Siegfried Schaletzki
2011 DM - Gold KK – Liegend (M) Britta Kurth, Jing Lv ,
Constanze Rotzsch
2013 DM - Gold GK 300m Freigewehr(E) Enrico Friedemann
2015 DM - Gold KK 100m (M) Julia Simon, Constanze Rotzsch,
Anne Kowalski
KK 100m (E) Julia Simon

Zu diesen 20 Goldmedaillen sind noch 22 Silber- und 30 Bronzemedaillen seit 1990 bei den Deutschen Meisterschaften in München – Hochbrück hinzugekommen. Viele Finalteilnahmen und damit sehr gute Platzierungen sind auch noch anzumerken.

Auch waren von den Bothfelder Schützinnen und Schützen einige im DSB Kader erfolgreich gewesen. Sie haben an Europa- und Weltmeisterschaften, an Welt – Cup`s und auch an Olympischen Spielen teilgenommen.

International erfolgreich waren:

1992 WM - Gold Feldarmbrust (M) Rolf Pfeiffer
1994 WM - Bronze Luftgewehr (E) Frank Dobler
1995 EM - Silber Feldarmbrust (M) Steffan Pfeiffer (Junioren)
1996 OS - Gold KK – Liegend (E) Christian Klees
1999 WM - Gold Luftgewehr (M) Dunja Beilharz
2000 Silbernes Lorbeerblatt der Bundesregierung Dunja Beilharz
2004 OS - Silber KK - Liegend Christian Lusch
2015 WM - Silber Feldarmbrust (M) Karl-Heinz Blumtritt
2016 OS - Gold KK – Liegend Henri Junghänel

DM = Deutsche Meisterschaften
WM = Weltmeisterschaften
OS = Olympische Spiele
KK = Kleinkaliber

Literatur: SCHÜTZENGESELLSCHAFT BOTHFELD: Vereins-Chronik, 1992
ZIMMERMANN, H.: Das Große Hannoversche Schützenbuch, Hannover 1981
STADTARCHIV HANNOVER: Gemeindebuch für Bothfeld, Nr.108/2005
NIEDERSÄCHSISCHES HAUPTSTAATSARCHIV: Han 74, Langenhagen Nr.618
STOFFERT, G.: Von den Urzeiten bis zur Gegenwart, Hannover 2004
MÜNTER, J.: Chronik der USG Klein-Buchholz von 1856 e.V., Hannover 2002

Bürgerreporter:in:

Bernd Sperlich aus Hannover-Bothfeld

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