Graffiti-Kunst am Conti-Gelände

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Für Graffitisprayer ist es nicht leicht, geeignete Flächen für ihre Kunstwerke zu finden. Häufig werden diese deswegen illegal auf irgendwelche Wände gesprüht, und das ist schon so manchem Sprayer, der dabei ertappt wurde, teuer zu stehen gekommen. Doch dann gibt es noch die Flächen, auf denen Graffitis erwünscht sind, oder auch die, auf denen sie zumindest geduldet werden. Ein solches Gelände gab es in Hannover. Es war das alte Conti-Gelände in Limmer, das seit 1999 brach lag. Zwar war auch hier das Betreten offiziell verboten. Doch keine Mauer, kein Tor und kein Zaun konnte Abenteurer daran hindern, auf das Gelände zu gelangen. Immer wieder wurden die Tore aufgebrochen oder Lücken in Zäune gerissen, so dass es von offizieller Seite irgendwann aufgegeben wurde, diese wieder zu verschließen. So wurde das Betreten des Geländes schließlich inoffiziell geduldet. Für jeden, der wollte, stand diese romantische Industrieruine nun für eine abenteuerliche Entdeckertour oder zu einem Sonntagnachmittagsspaziergang zur freien Verfügung. Diese Geisterstadt zog nicht nur Jugendliche an, die sich mal so richtig austoben konnten, sondern auch Hobby- und Profifotografen, Neugierige, oder auch ganze Familien, die dort ihre Runden drehten. Es war einfach eine spannende Sache, dort alles zu erkunden. An anderer Stelle „Das alte Conti-Gelände in Limmer“ habe ich darüber ausführlicher berichtet.
Natürlich gab es in den alten Gemäuern und Industriehallen jede Menge freier Wandflächen. Und wofür wären diese besser geeignet gewesen, als sie mit Graffitis zu besprühen. Hier gab es nun also ein Gelände, auf dem es keine Einschränkungen mehr für die Sprayer gab. Das war für diese Szene natürlich das Paradies auf Erden, und das wurde an jeder nur erdenklich freien Wandfläche ausgenutzt. So sind im Laufe der Jahre über 1000 Graffitis entstanden, von denen ein großer Teil sehr kunstvoll ausgeführt war. Leider musste in den letzten Jahren dann sogar wegen Platzmangels so manches schöne Kunstwerk verschwinden, wurde aber an gleicher Stelle durch ein neues, ebenso schönes ersetzt. Es war jedenfalls eine Freude, durch die weitläufige Anlage zu gehen und sich die bunten Graffitis anzusehen. Leider war das alles eine vergängliche Kunst, denn das Gelände wird seit einigen Jahren saniert, damit dort ein neues Wohnviertel, die Wasserstadt, eingerahmt vom Leineverbindungskanal und dem Stichkanal zum Lindener Hafen, entstehen kann. So wurden bisher fast alle Gebäude abgerissen, und mit ihnen verschwand auch die Graffiti-Kunst. Nur noch zwei Gebäude aus rotem Backstein sind erhalten geblieben, und auch die werden bald nicht mehr stehen. Einzig und allein der einst zum Wasserturm umgebaute Schornstein wird als Denkmal erhalten bleiben und von einer vergangenen Epoche künden.
Ein jahrelanges Graffiti-Eldorado ist damit fast ganz und wird demnächst vollständig von der Bildfläche verschwunden sein. Wohl nie wieder wird es Ähnliches in Hannover geben. Aber ein kleiner Teil dieser sehenswerten Graffitis bleibt zumindest virtuell erhalten. Und diese Kunst möchte ich mit diesem Beitrag vorstellen.

Siehe auch:
Das alte Conti-Gelände in Limmer

Neues vom alten Conti-Glände Der Conti-Turm der zukünftigen Wasserstadt Limmer erstrahlt in neuem Glanz - doch vorher hatte er seinen morbiden Charme

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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