Von 0 auf 5000, Besenräder und der stolze Oskar – Lauftagebuch Teil 13

Gemeinsam von Null auf 5000, eine Initiative von mehreren Sponsoren ließ mich dazu hinreißen, meinen erschlafften Körper vom Sofa zu erheben und mich dem Lauftreff anzuschließen.

Es war soweit, der Tag der Wahrheit und des Laufes war gekommen. Die Sonne brannte vom Himmel und ich erwartete entspannt das Rennen. Das einzige Mal das mein Adrenalinspiegel nach oben ging war, als ich meine Tochter von der Schule abholte und wir zu Hause merkten, dass wir den Turnbeutel vergessen hatten. Darin befanden sich ihre Laufschuhe für den Bambinilauf. Also noch einmal zu Fuß zur Schule und zurück.

Nachdem sie den Bambinilauf souverän beendet und eine Medaille umgehängt bekam, war sie stolz wie Oskar. Ob ich später auch auf mich stolz bin sollte sich noch zeigen. So langsam rückte das Rennen immer näher. Von meinem Schweinehund war nichts zu sehen. Ich befestigte meine Startnummer an mein Laufshirt und lief mich ein wenig warm.

Es war immer noch sehr drückend und ich merkte wie schwer es heute werden würde. Ich beschränkte mich auf ein paar wenige Dehnübungen, damit ich nicht unnötige Kraft vergeude. Dann ging es langsam zum Startbereich. Vorher gönnte ich mir noch eine kleine Flasche Wasser, damit ich unterwegs keine Probleme bekomme.

Der Countdown lief. Ich hatte mich gleich hinten eingereiht, damit ich alles im Blick habe. Es ging los. Vorne ging die Post ab und ich versuchte mein eigenes Tempo zu finden. Eigentlich konnte man von Tempo nicht reden, ich kroch fast übers Werder, wo sich Start- u. Zielbereich befanden. Schon bei Verlassen des Werders zierte ich das Ende des Teilnehmerfeldes.

Gleich auf den ersten Kilometer merkte ich, das ich den Anschluss an die vor mir laufende Gruppe verliere. Ich ließ mich nicht beirren und lief weiterhin mein eigenes Tempo. Bei Km 1 merkte ich allerdings, dass ich fast 1 Minute zu schnell bin. Ich versuchte dann mich noch etwas zurückzunehmen.

Hinter mir fuhren Streckenposten mit dem Fahrrad hinterher und passten auf mich auf. Bei größeren Läufen wäre das der sogenannte Besenwagen gewesen, hier waren es halt „Besenräder“. Es war immer noch sehr drückend und ich schleppte mich die Brücke an der Jugendwerkstatt hoch. Langsam wurde mein Mund trocken und meine Oberschenkel brannten.

Es war wirklich kein Tag an dem man seinen 1.Volkslauf macht, egal ob man den Allerersten oder als Wiedereinsteiger macht. Am Fuße der Brücke kamen mir die ersten schon wieder entgegen. Ich lief weiter und ab und zu sah ich in weiter Ferne ein paar Läufer vor mir. Die Hitze machte mir zu schaffen. Kein Wunder, schleppe ich doch einiges an Gewicht mit mir herum.

Nach etwas mehr als die Hälfte der Strecke hatte man eine kleine Getränkestelle eingerichtet. Die steuerte ich natürlich an, patschte meine flache Hand auf den Becher, knickte ihn ein wenig ein und trank während ich weiterlief. Hätte ich angehalten, wäre ich wahrscheinlich nicht mehr in Gang gekommen. Den Trinkbechertrick habe ich mal in einem Buch eines ehemaligen deutschen Marathonläufers gelesen.

Der kühle Trunk tat mir gut, es ging wieder besser, Nachdem ich die Brücke wieder erreicht hatte, verzog sich plötzlich die Sonne und der Wind wurde etwas stärker. Als es die Brücke abwärts ging, fand ich auch besser in meinen Laufrhythmus. Der inzwischen einsetzende leichte Regen störte mich nicht, ganz im Gegenteil kühlte er meine schwitzende Haut. Auch der Gegenwind störte nicht, auch ihn fand ich angenehm kühlend.

Die vor mir Laufenden konnte ich zwar nicht mehr sehen und einholen, aber es lief sich jetzt besser. So lief ich freudig über die Fußgängerbrücke zum Werder über die Wiese und glücklich und kaputt ins Ziel. Die Zeit war mit etwa 40 Minuten sekundär, wichtig war das Erreichen des Ziels. Kurz vorm Ziel reckte ich die Arme in die Höhe und war ebenfalls wie meine Tochter stolz wie Oskar. Unterwegs sah ich manchmal aus dem Augenwinkel meinen Schweinehund, aber ich ließ es mir nicht anmerken.

An dieser Stelle noch einmal Danke an die Organisatoren, die 2 „Besenräder“ für die Aufmunterung, an alle Trainer und Betreuer während der gesamten Vorbereitungszeit. Ein ganz besonderer Dank an Matze, der mit seiner schnoddrigen Berliner Art das Letzte aus allen Teilnehmern des Projekts von 0 auf 5000 herausgeholt hat.
DANKE!!!

ENDE

Bürgerreporter:in:

Helmut Niehoff aus Berlin

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