Ergreifend: Obdachloser zu Tränen gerührt, nachdem er doch noch einen Container bekam ...

Boleslav "Bolle" Hauptmann am Tag seines Einzugs - dem 1. November 2017. 6 Monate sind inzwischen vergangen. Rückschau auf die bewegendsten Momente des Winternotprogramms 2017 / 2018.
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  • Boleslav "Bolle" Hauptmann am Tag seines Einzugs - dem 1. November 2017. 6 Monate sind inzwischen vergangen. Rückschau auf die bewegendsten Momente des Winternotprogramms 2017 / 2018.
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Dies ist eine Rückschau auf die bewegendsten Momente der letzten 6 Monate und wir starten da, wo letztes Jahr alles begann - an der TAS in der Bundesstrasse 101. Dort, wo am 1. November eines jeden Jahres die DIAKONIE HAMBURG die Wohncontainer-Plätze in den Kirchengemeinden an die Obdachlosen verteilt. Das sind dann meist so um die 100 Plätze - und leider gehen viele der Bewerber am Ende auch leer aus, weil es mehr Nachfrage als Angebot gibt.

Aus diesem Grunde nahmen wir uns vor, Jemanden aufzunehmen, der am 1. November keinen Container bekommen hat, der also leer ausging und ohne weitere Hilfe auf der Strecke bleibt.

System umgestellt

Und so begaben wir uns in die TAS - an eben diesen Morgen des 1. Novembers letzten Jahres und stellten zunächst fest, dass deutlich weniger Andrang herrschte als in den Jahren zuvor, weil die TAS ihr System offenbar umgestellt hatte und schon Wochen zuvor sogenannte "Beratungsgespräche" mit potentiellen Interessenten führte und speziell dann auch nur Diejenigen einlud, die an den Gesprächen teilgenommen hatten. Das Prozedere gilt inzwischen als umstritten.

https://www.mopo.de/hamburg/winternotprogramm-stre...

Umstrittenes Vergabeverfahren

Von "Ausgrenzung" und "Ungerechtigkeit" ist die Rede. Die Diakonie entgegnet, dass es „Einschränkungen" geben "kann", wenn extreme Sucht oder Gewaltprobleme vorhanden sind und auch, wenn eine Verständigung mit den ehrenamtlichen Helfern mangels Sprachkenntnissen nicht möglich ist. Zudem seien in „wenigen Einzelfällen“ Obdachlose in die Container aufgenommen worden, die bei der Gemeinde bereits „bekannt gewesen sind“, so die Stellungnahme gegenüber der Mopo vom März diesen Jahres. https://www.mopo.de/29822160

Ausgrenzung per Auswahl?

Wie dem auch sei, jedenfalls erhöhte sich die Chance einen Containerplatz zu bekommen, wer dieser "Vorauswahl " angehörte und so gingen viele Menschen leer aus, die nicht die Kriterien erfüllten.

Es war dann so gegen 11.30 Uhr, als Uwe Martiny - der Leiter der TAS in der Bundesstrasse 101 dann via Mikrofon in den Saal der Verbliebenen verkündete, dass nun alle Container vergeben seien und er an dieser Stelle den noch Suchenden leider nicht weiterhelfen könne.

Bolle blieb zurück

Betretene Gesichter unter den Betroffenen und wir sprechen einen der Herren an, wie es für ihn denn nun weiterginge. Boleslav (damals 64) hatte alles dabei, was er besitzt. Eine Tasche, ein paar Habseligkeiten, viel mehr ist ihm nicht geblieben, nachdem seine Ehe in die Brüche ging und sein sozialer Abstieg begann.

Hilfe von Privat

Unsere Bürgerinitiative hilft seit 2016 das doch sehr limitierte Angebot der Diakonie zu erweitern und kooperiert in diesem Zusammenhang mit inzwischen zwei Hamburger Kirchen zwecks Aufstellung von Wohncontainern im Rahmen unseres privaten, durch Spenden finanzierten Winternotprogramms.

Hamburger Kirchen machen mit

Während im letzten Jahr nicht eine einzige Kirche mitmachen wollte, machen in diesem Jahr gleich zwei Hamburger Kirchen mit und stellen Wohncontainer in Kooperation mit unserer Bürgerinitiative auf. Unter anderem die Ansgar-Gemeinde in Hamburg Langenhorn sowie eine weitere evangelische Kirchengemeinde in Hamburg Lokstedt (Petruskirche).

Große Nachfrage

Unter den Betroffenen ist auch Janusz, "Bolle´s" Freund, den wir Monate später an Bolle´s Geburtstag auch wieder trafen. https://www.youtube.com/watch?v=_j1K3e6Q_mI&list=U...

Bei der Vergabe der Wohncontainer-Plätze über die TAS am 1.11. ist auch er leer ausgegangen und das OBWOHL ein Container an der Hammer Kirche noch frei war. Seine Deutschkenntnisse seien "zu mangelhaft" - teilte Uwe Martiny (Diakonie "TAS" Hamburg) auf Nachfrage mit und Leute wie er hätten KEINERLEI CHANCE einen Container über die DIAKONIE in einer der Kirchengemeinden zu bekommen.

Hilfe für schwierige Fälle

Dabei sind es die Ärmsten der Armen und so wie Janusz geht es Vielen, die hier nach Hamburg kommen, in der Hoffnung etwas arbeiten zu können und am Ende durchfallen. Auf sie wartet dann meist ein Leben auf der Straße, denn EU-Bürger auch aus Polen beispielsweise haben hier in Deutschland KEINERLEI UNTERBRINGUNGSANSPRUCH. Ihnen bleiben nur die Massenunterkünfte der Stadt und wer sich dórt nicht hintraut, der hat schlechte Karten.

Schon deshalb gilt es auch diesen Menschen zu helfen und gern wollen wir mit dazu beitragen diese Lücke zu schließen, indem wir speziell schwierigen Fällen, wie eben auch Obdachlosen ohne Leistungsanspruch das sichere Überwintern in beheizten Wohncontainern in Hamburg ermöglichen.

Perspektiven entwickeln

Darüberhinaus arbeiten wir an Perspektiven für die Betroffenen. Viele der gerade älteren Langzeit-Obdachlosen glauben nicht mehr daran, dass eine Rückkehr in ein normales Leben für sie überhaupt noch gelingen kann. Deshalb ist ein schrittweises, niedrigschwelliges Heranführen an neue Wohnmodelle notwendig. Unsere Bürgerinitiative will die Obdachlosen nicht nur unterbringen, sondern auch begleiten - in ihrem Alltag und bei der Bewältigung ihrer Ziele.

"Be the change"

Nicht selten muss das Wohnen erst ganz neu wieder erlent werden und so eine Zeit im Container kann ein erster Schritt sein - ein Gefühl wieder dafür zu bekommen, wie es sich anfühlt in einem richtigen Bett zu schlafen. Eine Art Zwischenstation also, ein Brückenschlag auf dem Weg zurück in ein Leben fern der Straße.

https://www.facebook.com/groups/HamburgerObdachlos...

Unsere Initiative will dabei helfen. Besonders denen, die sonst keine Hilfe mehr bekommen, weil sie durch alle Systeme schon durchgefallen sind - aus welchen Gründen auch immer. Diese Frage stellen wir nicht. Wir helfen auch ohne zu fragen - wir tun dies bedingungslos.

\\\ Hamburg Langenhorn ///

Unser 1. Container (27.10.2017) steht in der Langenhorner Chaussee 266 und wird vom Deutsch-Polen Boleslav "Bolle" Hauptmann bewohnt. Hier die Bilder von vor dem Einzug.

https://www.facebook.com/notes/max-bryan/-der-cont...

Für die Ansgar-Gemeinde war es das erste Mal. Immer schon hatten sie vor, sowas zu machen, wussten aber nie so recht, wie damit beginnen und so kam unser Angebot gerade recht.

Schöner Wohnen

Unsere Inventarliste, die wir vorschlagsweise an die Gemeinde verschickt hatten, wurde bis zum letzten Punkt abgearbeitet. Bett, Tisch, Stuhl, Spind, Kühlschrank und Heizung sind standardmäßig in der Anlieferung mit enthalten. Alles Andere muss rangeschafft werden.

Kocher und Stehlampe zum Beispiel. Denn die Standard-Beleuchtung im Container ist eher "grell" statt gemütlich.

Bettzeug und Bettwäsche gibt es bei Woolworth recht günstig. Zuletzt habe ich dort eine Garnitur (Decke und Kopfkissen) für nur 19 EUR gekauft. Ein bisschen was kommt also noch dazu - wie auch die selbstklebenden Wandhaken, da man keine Löcher bohren darf, um beispielsweise ein Bild aufzuhängen.

\\\ Der Container steht ///

Steht der Container dann erst einmal, bleibt die nächste - nicht minder schwierige Aufgabe zu lösen - einen geeigneten Bewohner für den Container zu finden, denn unser Programm ist speziell älteren Obdachlosen 55+ vorbehalten.

Menschen, die es schwerer haben als jeder Andere den Winter zu überstehen, weil sie vielleicht auch nicht mehr so gut zu Fuß sind und das ständige rein und raus jeden Morgen und das Pendeln vom städtischen Winternotprogramm in die Tagesaufenthaltsstätte und zurück nicht mehr so gut verkraften.

Das städtische Winternotprogramm schließt tagsüber - die Leute müssen jeden Morgen in die Kälte vor die Tür und dürfen erst Abends wieder rein und was wir suchen, sind echte Härtefälle - die das so nicht länger aushalten. Die wollen wir unterbringen und das ist uns auch gelungen.

Den Bewohner "gefunden"

Boleslav "Bolle" Hauptmann ist Deutsch-Pole. Seine Familie stammt aus Schlesien und Bolle ist überglücklich dieses Angebot von privat zu bekommen. Seit Jahren schon versucht er in Deutschland Fuß zu fassen. Schlug sich als Tagelöhner durch und verlor dann die Frau. Ein Leben gezeichnet von Pech.

Unser Container hat ihn zu Tränen gerührt. Noch nie in seinem Leben habe er "so ein Geschenk erhalten". Manchmal müsse man auch Glück haben, sagte ich ihm im Nachgang dann ... http://www.hamburg1.de/nachrichten/33612/Bolle_fre...

Einer von 2000

Viele Menschen in Deutschland können sich keine Wohnung leisten. Bolle ist einer von rund 2000 Obdachlosen in Hamburg und ging leer aus bei der Suche nach einer sicheren Bleibe. Dank vieler Menschen mit Herz hatte Bolle dann die Möglichkeit in einem beheizten Wohncontainer warm und trocken zu überwintern. Hier sein Video vom Geburtstag - Monate nach dem Einzug ...

\\\ Fahrt ins Glück ///

Im Auto sitzend fragende Blicke des damals 64-Jährigen. Wo komme ich hin? Was sind das für Leute? Alles Fragen, die einem Obdachlosen durch den Kopf gehen, wenn man so einfach mal ins Ungewisse fährt. Ich selbst war 2010 betroffen und hatte exakt diese Gedanken selbst auch schon gehabt.

\\\ Zwei Menschen mit Herz ///

Heute bin ich selbst der Helfer. Wir sind zwar kein Verein, aber wir sind zwei Menschen mit Herz, die helfen wollen und dies so dann auch tun. Mit etwas Glück gelingt uns die Unterbringung dann auch in einer Folgeunterkunft, dann wenn der Winter abgelaufen ist und damit Bolle nicht wieder zurück auf die Strasse muss.

\\\ Ankommen und Wohlfühlen ///

So ein Container hat alles was man zum Leben braucht. Tisch, Stuhl, Spind, Bett, Heizung - sogar ein Kühlschrank plus Wasserkocher ist mit dabei und alles andere haben die fleißigen Helfer von der Gemeinde dann noch rangeschafft. Danke an Sonja Peters, Kurt Graf und alle Helfer, die beim Einrichten des Containers mit geholfen haben.

\\\ Bolle sehr dankbar ///

"Bolle", wie wir Ihn dann nannten, ist eine dankbare Seele und hat sich sehr über seine neue Bleibe gefreut und musste gleich mal weinen vor Glück. "Ich bin jetzt 64 Jahre, aber so viel Gutes auf einmal habe ich nie erlebt", sagte Bolle an diesem Tag und es sei ihm gegönnt.

Obdachloser zu Tränen gerührt - nachdem er doch noch einen Containerplatz bekam -->

https://www.youtube.com/watch?v=8N92bAmXSSw&list=U...

Es sind diese Geschichten, die Mut machen, weil sie uns zeigen, wer wir sind und was wir im Stande sind zu leisten - auch für Andere, denen es nicht so gut geht. Vielleicht hilft diese Geschichte auch Andere zu ermutigen auf selben Wege zu helfen.

\\\ Weitere Hilfen ///

Es gibt noch viele Betroffene in der Stadt und es gibt noch viele Kirchen, die gerne helfen würden, aber nicht so recht wissen WIE und genau da setzen wir an - vermitteln Kontakte und stellen den Bauantrag - wir sind nun auch offiziell Bauherr und das hat wunderbar geklappt.

Gerne helfen wir auch anderen Gemeinden bei der Realisierung eines etwaigen Container-Projektes. Es war mir eine Ehre dies hier in Langenhorn zu tun. Weitere Standorte sind geplant.

+++ Wer wir sind und was wir tun +++

"HILFE FÜR HAMBURGER OBDACHLOSE" - ist eine private Bürgerinitiative bestehend aus den Admins der Facebook-Gruppe "hamburger-obdachlose.de" und deren Helfern.

www.hamburger-obdachlose.de

Die hauptsächlich aus dem Internet heraus tätige Helfer-Gruppe möchte obdachlosen Menschen helfen eine Bleibe zu finden und bei der Suche nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten mitwirken. Dies kann beispielsweise durch posten geeigneter Angebote oder durch Anstrengung konkreter Vermittlungsversuche geschehen. Beispiele hier: -->https://www.facebook.com/pg/MaxBryanDiary/notes

Ziel ist es Hamburger Obdachlosen möglichst schnell und unbürokratisch zu helfen. Entweder auf direktem Wege durch Sachspenden vor Ort oder Geldspenden an die Initiative zur Finanzierung von Unterbringungsangeboten für Hamburger Obdachlose.

Die Finanzierung erfolgt über Spenden.

Insgesamt 4 Container haben wir in der Vergangenheit schon aufgestellt und Ziel ist es auch - niedrigschwelligen Zugang zu den Containern zu ermöglichen. Das bedeutet, bedingungslose Aufnahme von Bedürftigen - auch ohne Anbindung an das Sozialamt. Unsere Partner sind Hamburger Wasser sowie zwei evangelische Kirchen in Hamburg. Hier eine Gesamtschau:
https://www.facebook.com/notes/max-bryan/h%C3%B6re...

Weitere Standorte geplant

Wer selbst auch mal so einen Wohncontainer für Obdachlose bei sich aufstellen möchte, kann sich gerne bei uns melden. Inzwischen haben wir beste Kontakte zu Architekten und Bauämtern und stehen gerne auch für weitere Projekte beratend und operativ zur Seite.

ZEIGEN SIE MUT und werden Sie Chancengeber!

Zwei Hamburger Kirchen haben beste Erfahrung damit gemacht. Meldet Euch gerne für weitere Kooperationen. Vielen Obdachlosen können wir auf diesem Wege noch helfen! https://www.facebook.com/notes/max-bryan/-wohncont... (Bilanz Winternotprogramm)

Max Bryan
- Bürgerinitiative Hilfe für Hamburger Obdachlose -

http://www.hamburg1.de/nachrichten/33612/Bolle_fre...

http://www.spiegel.de/video/obdachlos-in-deutschla...

https://www.hinzundkunzt.de/wohncontainer-rolf-max...

"Menschen für Menschen begeistern", darum gehts ...
https://www.youtube.com/watch?v=8N92bAmXSSw&list=U...

Aktuell Niendorf:
https://www.eimsbuetteler-nachrichten.de/neuer-woh...

Bürgerreporter:in:

Max Bryan aus Hamburg

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