Alpentouren von St. Jakob im Defereggental in Osttirol

Im Defereggental
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Ende August 1994 brach ich mit Angela zu einer dreiwöchigen Reise nach Osttirol auf. Wir hatten unser Quartier in St. Jakob (1385 m) im Defereggental. Defereggen liegt im Nationalpark Hohe Tauern. Vom Deferegental geht ein weitgespanntes Wanderwegenetz aus. Die Bilder hier folgen der Schilderung unserer Bergwanderungen. Unsere erste Einlauftour nahmen wir von der Mitte des Dorfes St. Jakob aus im Tal des Trojer-Alm-Baches über die Vordere Trojer Alm (1846 m) bis zur Hinteren Trojer Alm (1916 m). Der Name Trojer geht schon auf keltische Zeit zurück. Bei schönem Wetter konnten wir gemächlich wieder absteigen.

Nach Ausflügen zum Ober-See und nach St. Veit, deren Pfarrkirche St. Vitus weithin sichtbar ist, in den kommenden Tagen schafften wir am 1. September nach der Auffahrt von der Talstation Sporthotel Jesacher mit einer Kabinenbahn und dem anschließenden Sessellift von der Brunn-Alm (2056 m) bis zur Mooser-Alm (2360 m) die erste gemeinsame Gipfeltour zum Großen Leppleskofl (2811 m). Wir erlebten einen schönen Ausblick auf den Hauptkamm der Alpen mit Großvenediger. Das Gipfelkreuz des Leppleskofl erreichten wir schon um 11.00 Uhr. Den Abstieg wählten wir über die Brugger-Alm (1818 m) im Tal des Brugger-Alm-Baches. St. Jakob erreichten wir mit Mühe vor einem Gewitter.

Zwei Tage später bezwangen wir einen weiteren Gipfel, das Deferegger Pfannhorn (2820 m) auf dem Umweg über Erlsbach und Erlas Boden. Wir hatten von dem felsigen Gipfel einen großartigen Ausblick auf Hochgall und Antholzer See. Jedoch konnten wir nicht lange bleiben, da eine Wolke den Gipfel zu umhüllen drohte. Aber wir gelangten beim Abstieg gut zum "Großboden" und zum Hirschbichl (2141 m), dann weiter durch Hochwald zur Lappach-Alm (1910 m) und dann nach Mariahilf mit seiner sehenswerten Kapelle. Aber die Strecke im Tal der Schwarzach bis St. Jakob mussten wir noch zu Fuß zurücklegen.

Eine weitere Wanderung führte durch das abwechslungsreiche Schwarzachtal über die Patscher-Hütte (1675 m), die Oberhaus-Alm (1786 m) und die Seebach-Alm (1890 m) bis zu der über 2000 m gelegenen Jagdhaus-Alm, die um 1200 ein eigenständiges Dorf mit sechs Schwaighöfen war. Noch heute wirkt sie auf den Wanderer ganz anders als eine übliche Alm, sie gleicht mit ihren Steinbauten eher einem italienischen Dorf. Wir fanden dort auch ein kleines Kirchlein.

Am 6. September wanderten wir zweistündig von der Mooser-Alm am Fuß des Großen Leppleskofl vorbei zur Ochsenlenke (2744 m), dem Talschluss und einer Scharte zwischen Defereggental und Villgraten Tal. Im Fels stiegen wir noch ein wenig aufwärts auf dem Nordgrat des Degenhorns (2946 m). Unter uns lag der blaue Degenhornsee (2713 m). Beim Abstieg genossen wir den Blick auf den Großen Leppleskofl, den ersten Gipfel unserer diesjährigen Ferien.

Am 8. September schlossen wir uns einer Wandergruppe an, mit der wir von St. Veit zu den Gritzer Seen und zum Virgen Törl (2616 m), einer Scharte zum Virgental, wanderten, von der wir einen schönen Blick auf den Lasörling (3098 m) hatten, den wir aber erst Jahre später von Prägraten im Virgental aus im August 2000 bestiegen.

Einen besonders schönen Aufstieg erlebten wir am 11. September. Durch das Trojer Almtal erreichten wir die Neue Reichenberger Hütte (2586 m), die 1981/82 umfangreich erweitert wurde. Der Hüttenbau wurde von dem Alpinisten Rudolf Kauschka 1922 angeregt u d 1926 verwirklicht. Von dort stiegen wir auf markiertem Pfad über die Rote Lenke (2794 m) auf die schon von weitem deutlich sichtbare Gösleswand (2912 m). Sie gehört zur Lasörlinggruppe. Von diesem Gipfel hatten wir einen phantastischen Ausblick auf die benachbarte Finsterkarspize (3028 m), die Hohen Tauern, die Dreiherrn Spitze, die Panargen-Guppe und die Riesenferner Gruppe. Auf der Neuen Reichenberger Hütte nahmen wir ein stärkendes Mittagessen ein, bevor wir den weiteren Abstieg auf dem Rudolf-Kauschka-Höhenweg über die Dürfelder Alm (2295 m) wählten, bis wir dann die Fahrstraße im Trojer Almtal am späten Nachmittag wieder erreichten.

Kleinere Ausflüge unternahmen wir ins Nachbardorf St. Leonhard mit seiner gotischen Kirche, weiter nach Feistritz mit alten Bauernhäusern und über die Brugger-Alm zur Ragötzl-Alm (2115 m). Auch diese Touren boten immer neue Ausblicke in die reizvolle Landschaft des Defereggen.

Am 15. September war in der Nacht bis 2200 m Schnee gefallen. Wir brachen dennoch zum Staller Sattel (2052 m) an der Grenze nach Südtirol auf. Vom Zollhaus stiegen wir durch das Weißenbachtal Richtung Hals-Scharte (2546 m) auf. Wir mussten einen stark wasserführenden Bach ohne Steg überqueren. Da die Wolken immer dichter wurden und erneut Schnee fiel, kehrten wir in der Talschlussmulde um. In der Obersee-Hütte verweilten wir noch ein wenig, bevor wir den Bus zurück nach St. Jakob nahmen.

Am letzten Ferientag fuhren wir mit einem Ehepaar, das wir kennenlernten, bis nach Kals am Fuß des Großglockners. Über den Europa-Panoramaweg wanderten wir zum Kals-Matreier-Törl (2207 m) und dann allein mit dem mitwandernden Herrn, auf den ich mich zu sehr verließ - sonst habe ich Touren immer selbst gründlich geplant - , über Libanol Kopf (2539 m) auf dem zu beiden Seiten abschüssigen Klettersteig am Blauspitzgrat bis zur Blauspitz oder Ganotz (2575 m). Das Waghalsigste war der schmale Grat, bei dem es auf beiden Seiten mehrere 100 m steil abwärts ging. Vom Blauspitz stiegen wir auf einem anderen leichteren Weg, dem Aussig-Teplitzer Weg zur Ganotzalm ab. Wohlbehalten erreichten wir die beiden Damen bei leichtem Schneefall auf der Glocknerblick-Bergstation. Die schwierige Tour bleibt unvergessen.

Bürgerreporter:in:

Manfred Hermanns aus Hamburg

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