Unvergessener zweitägiger Aufstieg auf den Lasörling

Angela auf de Gipfel des Lasörling
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Am frühen Morgen des 24. August 2000 brachen wir, Angela und Manfred, zu unserer zweitägigen Gipfeltour auf den Dreitausender Lasörling auf. Wir fuhren  mit dem Bus bis Obermauern. Von dort begann die Fußtour. Wir wanderten zunächst nach Niedermauern und durch die Iselschlucht nach Welzelach. Dann begann unser Einstieg ins Mullitztal. Im unteren Teil war noch Schatten, aber bei den Almen begleitete uns schon starker Sonnenschein.

Bei der Rainer-Alm (1802 m) gab es Milch und Johannisbeersaft. Wir führten Gespräche mit der älteren Sennerin, die sehr interessiert an unseren Wanderungen war, aber dann auch mit der jüngeren. Sie hatten sechs Kühe auf der Alm, was aber wohl zur Existenz schon damals nicht ausreichte. Der Mann fuhr zur Lohnarbeit. Nach dem Abschied ging es weiter aufwärts an flachen Ställen vorbei. Wir nutzten den Schatten der letzten Lärchen zu weiteren gelegentlichen Ruhepausen und konnten den Großglockner schon in der Ferne erblicken. Die Sicht war sehr klar.

Der letzte heutige Anstieg zur Lasörling-Hütte (2350 m) war sehr steil. Die achteckig gebaute Hütte bleibt in guter Erinnerung. Wir fanden ein gutes Abendessen und dann einen frühen Schlaf.

Am 25. August standen wir früh um 6.30 Uhr auf, um unseren Aufstieg gut bewältigen zu können. Zunächst begann der Weg langsam bergan über kahle Moränen im Hochtal Glaurat, zunächst an der Südwestseite. Dann ging es von einer Höhe von 2850 m durch ein steiles Schuttfeld aufwärts. Immer mehr Gipfel kamen in der Ferne zum Vorschein, erst die Berge im benachbarten Defreggental, dann auch die Dolomiten: Marmolata, Drei Zinnen, Tofana, die ich von früheren Bergwanderungen wiedererkannte. Der Aufstieg wurde erschwert durch einen starken kalten Fallwind, der von der Scharte zwischen Kleinen und Großen Lasörling herunterkam. Als wir die Scharte erreicht hatten, begann leichtes Klettern zum Gipfel des Großen Lasörling (3098 m). Die Anstrengung lohnte sich. Vom Gipfel genossen wir bei klarer Sicht einen großartigen Ausblick auf Hunderte von  bekannten Alpengipfeln: Großvenediger, Großglockner, Hohe Gall im Norden, Rötspitze, Dreiherren Spitze, Simony Spitze im Süden, auch die früher bestiegene Göslewand entdeckte ich in der Ferne. Wir trugen uns beim Gipfelkreuz ins Gipfelbuch ein. Blick und Herz wurden weit.

Hier möchte ich Erzbischof Rainer Woelki zitieren: "Plötzlich spüren wir, wie wenig wir eigentlich zum Leben brauchen. Wie frei und unbeschwert wir uns in der Nähe der Gipfel fühlen. Wie weit und wie klar wir hier oben alles im Blick haben. Unter dem Gipfelkreuz sehen wir nicht nur klarer: Im Idealfall spüren wir auch etwas von der Größe und Schönheit Gottes. Gerade der Abstand bringt uns die Dinge oft näher."

Nach dieser intensiven Erfahrung  bei zwanzigminütigem Gipfelaufenthalt begann um 13.15 Uhr der Abstieg, der recht beschwerlich war. Auf allen vieren galt es zu klettern. Der Wind hatte sich glücklicherweise gelegt. Wir blickten nach Norden hinunter zur Lasnitzen-Alm., die wir Tage zuvor besucht hatten. Zwischendurch hatten wir immer wieder Ausblicke in die Dolomiten, mussten aber weiterhin sehr auf den Weg achten. Wir erreichten relativ spät das Hochtal des Glaurat. und dann die Lasörling-Hütte, wo wir den großen Rucksack zurückgelassen hatten. Wir stärkten uns noch mit Getränken und Kuchen. Dann begann um etwa 17.00 Uhr der letzte Abstieg. Wir hatten jetzt den Blick ins Virgental bei Obermauern und die nördlich liegenden Berge, die von der Abendsonne beschienen wurden. Das Mullitztal lag bereits im Schatten. Auf der Rainer-Alm machten wir noch Zwischenstation, eigentlich zu lange. Weiter abwärts nahmen wir den schmalen Fahrweg, denn es dunkelte schon. Im Dunklen überquerte mehrmals ein Fuchs unseren Weg.

Welzelach erreichten wir im Dunkel. Bei einem freundlichen Bauern konnten wir telefonieren. Unser Wirt aus Prägraten holte uns mit seinem Auto ab. Von der Lasörlingspitze bis Welzelach hatten wir einen Abstieg von 2000 Metern bewältigt, so viel wie nie zuvor in unserem Leben. Aber das großartige Erlebnis dieser Gipfelerklimmung bleibt unvergessen.

Bürgerreporter:in:

Manfred Hermanns aus Hamburg

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