Jungbrunnen Olivenöl

„Wo Höhenzug um Höhenzug gestreift ist von Olivenhainen“: Jaén, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, mit alles überragender Kathedrale.
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Touristisch wenig bekannt – die andalusische Provinz Jaén mit den „Perlen der Renaissance“ Ubeda und Baeza

„Schauen Sie meine Frau an. Sieht sie wie achtzig aus?“ Die faltenlose Dame lacht: „Ja, unser Olivenöl. Jeden Morgen ein Gläschen, mit Zitrone gemischt, wirkt wie ein Jungbrunnen.“

In der Provinz Jaén im Norden von Andalusien beginnt auch für Touristen der Tag mit Olivenöl. Beim Frühstück nämlich. Hotels und Pensionen servieren ein geröstetes Baguette-Brötchen, das – der Kellner macht es vor – eingeritzt und kräftig mit Olivenöl beträufelt wird. Ein wenig Salz darüber, dann braucht man nur noch reinzubeißen. Was tut man nicht alles für die Schönheit. Doch schon am dritten Tag möchte man die ungewohnte Komposition nicht mehr missen.

Keine andere Region Spaniens produziert mehr Olivenöl als Jaén. Über 50 Millionen Bäume soll es hier geben.
Während ganz Andalusien im Jahr rund 43 Millionen Übernachtungen verbuchen kann, sind es in der Provinz Jaén nur 787.254 Hotelübernachtungen. Immerhin habe sich die Zahl seit 1998 fast verdoppelt.

„Wir wünschen uns Gäste, die unsere Denkmäler entdecken, aber auch unseren Menschenschlag und - das beste Olivenöl der Welt.“ Der Bürgermeister von Ubeda weiß, wie dringend die Region Besucher braucht. Nur während der Andalusien-Rundfahrt kommen Gäste. „Die schauen sich unsere reichen Schätze an, und weg sind sie.“ Sie übernachten nämlich in Granada.

Zwischen Granada und Córdoba gelegen, bei einer Andalusien-Rundfahrt sozusagen auf dem Weg, sind die „Perlen der Renaissance“ Ubeda und Baeza kaum zehn Kilometer von einander entfernt. Von christlichen Adligen, vornehmlich den Familien Cobos und Molina, nach der Reconquista im 16. Jahrhundert errichtete Paläste tragen alle den Stil eines Architekten, Andrés de Vandelvira. Nach italienischem Vorbild schuf er in Ubeda neben unzähligen Palästen wie dem Palast der Ketten (Las Cadenas), der heute als Rathaus dient, die schönsten spanischen Renaissance-Denkmäler: die Kapelle El Salvador und das Hospital Santiago, die Fassade des Klosters Santa Clara und das Haus der Türme.

Baeza, den Römern als Beatia bekannt, ist auf Besucher bestens vorbereitet: Schlanke Säulen mit einem weißen i auf braunem Rund geben Auskunft über die Denkmäler der Stadt. Fotos zeigen diese auch von innen – für den Fall, dass sie geschlossen sind. Obwohl der Platz des Alten Marktes mit dem im 16. Jahrhundert erbauten Kornspeicher Mittelpunkt von Baeza ist, hinterlässt die Plaza del Pópulo den stärkeren Eindruck. Magisch zieht einen der von einer iberisch-römischen Frauenfigur gekrönte Löwenbrunnen aus vorchristlicher Zeit an. In der Frau vermutet man Imilce, die Gemahlin Hannibals. Ungewöhnlich mit Balustraden und Giebeln geschmückt sind die Fenster der plateresken Fassade der Casa del Pópulo (Haus des Volkes), ehemals Zivilgericht, heute Tourist-Information. Plateresk bezeichnet den Dekorationsstil der spanischen Frührenaissance, der Elemente aus Spätgotik und maurischem Mudéjarstil vermischt und das Ganze filigran wirken lässt. Die Alte Fleischerei, nun Stadtarchiv, zeigt sich mit Säulengang im oberen Stockwerk. Abgerundet wird das Ensemble von dem zur alten Stadtmauer gehörenden Tor Puerta de Jaén.

Die beste Sicht auf die gleichnamige Hauptstadt der Provinz Jaén, einer der acht andalusischen Provinzen, genießt man von der hoch über der Stadt gelegenen Burg, dem Castillo Santa Catalina aus dem 12. Jahrhundert. Heute beherbergt die Burg ein Hotel der Paradores-Kette. Zuerst streift das Auge die unübersehbare Kathedrale, St. Peter in Rom abgeguckt, alsdann schweift der Blick auf die Landschaft, die „tierra peinada“, das „gekämmte Land“, „wo Höhenzug um Höhenzug gestreift ist von Olivenhainen“, wie es der spanische Lyriker Antonio Machado formuliert.

Bürgerreporter:in:

Elke Backert aus Hamburg

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