Kaiserstuhl: Wo nicht nur die Weine von der Sonne verwöhnt werden…

Wein, soweit das Auge reicht, dazwischen eingebettet, liegt Burkheim
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  • Wein, soweit das Auge reicht, dazwischen eingebettet, liegt Burkheim
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Wer hätte gedacht, dass es ein Korkenzieher-Museum gibt? Es ist in Vogtsburg-Burkheim am Kaiserstuhl beheimatet, klein, aber fein, wohl das kleinste Museum der Welt und wohl auch das einzige dieser Art, und präsentiert über 1.200 ausgefallene Objekte. Obwohl schon im antiken Griechenland, im alten Ägypten und in Assyrien Amphoren mit Stopfen verschlossen wurden, meist aus Ton und mit Hanf umwickelt, setzte die echte Korken-Produktion erst vor etwa 350 Jahren ein. Und seit dieser Zeit musste man sich Gedanken machen, die Korken elegant und zuverlässig wieder herausziehen zu können. Es war die Geburtsstunde des Korkenziehers. Unglaubliche Modelle entstanden, schlicht, figürlich, mechanisch, königlich, erotisch.

1995 sah Bernhard Maurer, der Inhaber des Museums, seinen ersten Korkenzieher auf einem Flohmarkt, der seine Sammelleidenschaft anregte. Nun darf das Publikum bewundern, was er auf der ganzen Welt an Faszinierendem entdeckte. Genügt einem die reichhaltige Sammlung nicht, die Bernhard Maurer zusammengetragen hat, darf man an einer Peep-Show teilnehmen. Eine Pappwand, die bis zur Decke reicht, verbirgt hinter kleinen runden Löchern die vor Kinderaugen zu schützenden Modelle. Aber Kinder wissen sich zu helfen und schnappen sich den bereitstehenden Hocker, um alle Löcher zu erreichen. Weit gespreizte Frauenbeine sind da zu sehen und ähnlich Erotisches.

Der badische Schwarzwald-Ort Burkheim hat außer schönen Fachwerkhäusern noch eine Besonderheit anzubieten, eine Nachtwächter-Führung. Damit der Besucher auch körperlich gut gerüstet ist, offeriert das Logis-Hotel Kreuz-Post ein Nachtwächter-Menü in fünf Gängen mit passenden Weinen, darunter auch den „Nachtwächter“-Wein, ein Spätburgunder, im Holzfass gereift. Jeder Gang hat einen Bezug auf Burkheims Geschichte und Tradition und serviert regionaltypische Produkte, also badisch-elsässische Küche, etwa Schnecken, Forellen, Lachs, Karpfen und Zander - in Burkheim gibt es seit über 400 Jahren eine Fischerzunft -, Morcheln und andere Pilze aus den Rheinwald-Auen und den Wäldern des Kaiserstuhls, gepaart mit den köstlichen Tropfen des badischen Weins. Des Nachtwächters Kulinarium heißt das dann.

Der Nachtwächter selbst führt anschließend seine Gäste durch die historische Altstadt und erzählt alles Wissenswerte - auf Schwäbisch. Wer`s versteht, kann sich glücklich schätzen.
Das Hotel hat eine Information dazu:

„Die Burkheimer Tor- und Nachtwächter werden in einer Stadtordnung vom Jahre 1504 erstmals erwähnt. Damit gehört Burkheim zu den ältesten belegbaren `Nachtwächter-Städten“`.

Unter Punkt 17 dieser Stadtordnung wurde niedergeschrieben:

Wer seinen Dienst als Torwächter oder Nachtwächter nicht versieht, hat einen Schilling zu zahlen.

Man kann davon ausgehen, dass in dieser Zeit die Burkheimer Bürger diesen Dienst abwechselnd geleistet haben und ihre Stadt bewachten.

Die nächste Erwähnung finden wir im Gemeindehaushalt vom Jahre 1813-1815.

Unter „Psoldung“, also Löhne, waren die Nachtwächter registriert und stehen mit 18fl = Florin auf der Gehaltsliste der Stadt. Es waren damals zwei Nachtwächter angestellt. Da diese Nachtwächter das gemeindeeigene Hirtenhaus benutzten, ist davon auszugehen, dass sie zusätzlich die Feld- und Flurwache übernahmen. Zu den weiteren Aufgaben der Nachtwächter
zählten die Bewachung der Stadt, Unruhen und Feuer zu verhindern sowie nicht bekannte „Gesichter“ zu kontrollieren.

Am 7. September 2001 hat erstmals der `Burkheimer Nachtwächter´ seine Runde wieder aufgenommen und sein Lied in alemannischer
Sprache gesungen.

Wenn er heute durch seine `Burkheimer Gassen` zieht, bringt er einen Hauch von Poesie aus längst vergangenen Zeiten in unsere moderne
Welt.“

Eine weitere Spezialität des Hoteliers Reiner Gehr vom Logis-Hotel Kreuz-Post ist es, mit seinen Gästen eine Traktor-Fahrt durch die Weinberge zu unternehmen. Weinberge, das sieht man gleich bei der Anreise, gehören am Kaiserstuhl zum Alltag. Weit und breit nichts als grüne Reben, behangen mit weißen Trauben, aus denen Weißweine gekeltert werden, Silvaner, Riesling, Silvaner, Grau- und Weißburgunder, Scheurebe. Um die verschiedenen Aromen kennenzulernen, werden einige Weine gleich vor Ort verkostet. Nicht schlecht, Herr Specht. Jeder findet seinen Lieblingsgeschmack heraus und kann direkt beim Burkheimer Winzer Gert Schmidt die ein oder andere Flasche mit nach Hause nehmen.

Nach einem Bad im Indoor-Pool des Kreuz-Post, einer ehemaligen Poststation, fühlt man sich wieder fit für neue Aktionen.

Bürgerreporter:in:

Elke Backert aus Hamburg

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