Besuch der Klöster Heiligenkreuz und Klosterneuburg

gotische Fassade der Stiftskirche im Zisterzienserstift Heiligenkreuz
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  • gotische Fassade der Stiftskirche im Zisterzienserstift Heiligenkreuz
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Im Juli 2018 besuchten Kirsten und ich zum Abschluss einer Klösterreichreise mit der Reiseorganisation "Biblische Reisen" die Klöster Heiligenkreuz und Klosterneuburg im Wienerwald bzw. am Rand des Wienerwaldes. So sehenswert beide Klöster sind, sie strahlen dennoch Gegensätze im Erscheinungsbild und in der Architektur aus. Das Zisterzienserkloster Heiligenkreuz hat weithin seine romanisch-gotische Schlichtheit bewahrt, während das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg voll barockisiert ist, ja durch Kaiser Karl VI. (1711-1740) nach dem Vor- und Leitbild des spanischen Escorial zu einem Klosterschloss ausgebaut wurde.

Nach einer schönen Fahrt durch die Wälder des Wienerwalds betraten wir durch einen Torbogen den Klosterhof des Stifts Heiligenkreuz, das 1133 im Rahmen der Zisterzienserreform gegründet wurde. Es ist somit eines der ältesten Zisterzienserklöster Österreichs und darüber hinaus Europas. Es besteht durchgehend seit seiner Gründung. Diese erfolgte vom Mutterkloster Morimond in Burgund.
 
In der Mitte des Stiftshofs mit seinen Arkadengängen erhebt sich die Dreifaltigkeitssäule, die von Giovanni Giulani (1664-1744) geschaffen wurde. Links fällt der Blick auf die romanische Westfassade der Klosterkirche. Ein Zisterzienserbruder empfing uns zur lebendigen Führung und geleitete uns in die Kirche. Das Innere der Kirche besticht den Besucher durch die Erhabenheit der einfachen romanischen Pfeiler. Die reformorientierte Klosterregel verbot Säulen, wie auch außen zunächst stolze Türme fehlten. Ein Turm wurde erst 1674 im Stil des Barock erbaut. Er steht etwas verborgen neben der Kirche und ist vom Stiftshof aus kaum zu sehen. Die Kirche ist eine dreischiffige hochromanische Basilika. Im Gegensatz zum schmalen und recht dunklen Kirchenschiff mit seinen schweren Pfeilern strahlt der gotische Chor eine Lichtfülle aus. Er wurde 1295 eingeweiht. Im Unterschied zu dem Barockisierungseifer in anderen Klöstern Österreichs wurde nur der Chor ein wenig barockisiert und erweitert.

Der Zisterzienserbruder führte uns weiter in den eindrucksvollen Kreuzgang. Dieser darf in keinem Zisterzienserkloster fehlen. Wir hatten zuvor schon auf unserer Reise in Niederösterreich solche ansprechenden Kreuzgänge in den Zisterzienserstiften Lilienfeld und Zwettl gesehen, die von Heiligenkreuz aus im 12. bzw. frühen 13. Jahrhundert begründet und besiedelt wurden. Der Kreuzgang bildet jeweils den zentralen Teil der Klosteranlage. 300 schmale Säulen aus rotem Marmor schmücken die vier Seiten des Kreuzgangs in Heiligenkreuz. Auch hier fehlt nicht der Brunnen mit einem gotisch gestalteten Brunnenhaus von 1290, das unsere besonders Aufmerksamkeit fand. Der neuneckige Raum des Brunnenhauses wirkt wie eine Kapelle. Er hatte ursprünglich einen praktischen Zweck. Denn hier war im Mittelalter die einzige Trinkwasserquelle des Klosters. Um so erstaunter ist der Besucher über die dortigen strahlenden Glasfenster, die teilweise noch aus der ersten Bauepoche stammen. Sie weisen hin auf die Adelsfamilie der Babenberger.

Über die Annakapelle, die ehemalige Sakristei der Klosterkirche, erreichten wir das Innere des Klostergebäudes und dort den Kapitelsaal, den Versammlungs- und Beratungssaal der Mönche. Dieser Saal birgt auch die Grablege der Babenberger, der mittelalterlichen Förderer des Klosters.

Das Zisterzienserstift hat nicht allein eine großartige Vergangenheit, sondern gewinnt ganz neue Aktualität. Die schon seit 1976 bestehende und auf ein älteres Theologicum zurückgehende Theologische Hochschule ist durch Papst Benedikt XVI. am 28. Jänner 2007, dem Fest des heiligen Thomas von Aquin, zur Päpstlichen Universität erhoben worden und trägt seitdem seinen Namen. Etwa 200 Theologiestudenten werden hier von hervorragenden und wegweisenden Theologieprofessoren und -professorinnen ausgebildet. Rektor war viele Jahre der bekannte Professor und Autor Pater Dr. Karl Wallner. Zudem besteht hier ein überdiözesanes Priesterseminar. Jedes Jahr werden mehrere Priester und Diakone geweiht, so dass von dort aus Patres entsandt werden können, wie z.B. in das seit 2018 wieder in Neubegründung befindliche Kloster Neuzelle im Osten Brandenburgs. Das Stift Heiligenkreuz ist ein Hoffnungszeichen für die Kirche Europas.

Nachdem wir uns in der Klostergaststätte gestärkt hatten, fuhren wir mit dem Bus durch die Gebirgslandschaft des Wienerwaldes und am Stadtrand von Wien bis zur Stadt Klosterneuburg an der Donau. Der unvergessliche Babenberger Markgraf Leopold III. der Heilige (1073-1136) besaß hier bereits eine Residenz. Seine Frau soll während einer Jagd ihren Schleier aus wertvollem Gewebe verloren haben. Neun Jahre später wurde er der Legende nach in einem Holunderstrauch wiedergefunden. Als Leopold auch noch die Gottesmutter Maria erschien und ihn anwies, ein Kloster zu gründen, ließ er 1108 das Stift Klosterneuburg und eine große Klosterkirche errichten. 1133 Berief Leopold die Augustiner-Chorherren nach Klosterneuburg. Weithin sind die Türme der Stiftskirche zu sehen.

Wir erblickten als erstes die große Kuppel über den Kaiserhof. Dieser geht auf Kaiser Karl VI. zurück. 1730 begannen die Schlossbauten unter Donato Felice dall´Allio (1677-1761). Ursprünglich war ein prächtiges Schloss mit neun gewaltigen Kuppeln vorgesehen. Das ohnehin finanziell schwache Österreich wäre bei diesem und weiteren barocken Bauvorhaben bankrott gegangen. So ist es verständlich, dass unter Karls Tochter Maria Theresia nach dem Tod von Karl VI. die Prachtbauten gestoppt wurden, zumal sie Geld für den Schlesischen Krieg gegen den Preußenkönig Friedrich brauchte. Erst 1834-42 wurde der Kaisertrakt in seine Heutige Form gebracht.1835 wurden dabei zwei der geplanten Kuppeln gebaut.

Unsere Führung begann an einer Stiege, die bis heute unvollendet geblieben ist. Unfertige Kolossalfiguren sind an der Decke zu bewundern. Wir sahen dann aber doch noch einen Gebäudetrakt mit einem großartigen Speisesaal, der in barocker Zeit fertiggestellt wurde, und die Kaiserappartements, die als Privatgemächer Karls VI. geplant waren. Das prächtige Fresco in der Kuppel des Speisesaals mit dem Titel "Österreichs Ruhm" wurde von Daniel Gran 1749 gemalt.

Vom Residenztrakt wurden wir in die Stiftskirche geleitet. Sie wurde im 12. Jahrhundert gebaut, aber im Innern während des 18. Jahrhunderts völlig barockisiert. Das äußere der Kirche blieb jedoch im ursprünglichen gotischen Stil erhalten. Das Kircheninnere mit reichem Stuck und Marmor wurde von Giovanni Battista Carlone gestaltet. Das Deckenfresco des Chors ist die letzte Arbeit des berühmten Johann Michael Rottmayr (1654-1730). Von ihm hatten wir Tage zuvor das Deckenfresco der Stiftskirche Melk bestaunen können. Auch das Chorgestühl von 1723 ist sehr sehenswert, es ist eine wertvolle Schnitzarbeit.

Wir wurden auch noch in das Innere des Klosters und den Kreuzgang der Augustiner-Chorherren geführt. Hier sahen wir den berühmten Verduner Altar. Er zählt zu den bedeutendsten mittelalterlichen Kunstwerken. Der lothringische Künstler Nikolaus von Verdun hat ihn im 12. Jahrhundert in zehnjähriger Arbeit geschaffen. Der gleiche Künstler hat am Dreikönigsschrein des Kölner Doms gewirkt. Der Verduner Altar besteht aus zahlreichen emaillierten Kupferplättchen, die Szenen aus dem Alten und Neuen Testament darstellen. Das außergewöhnliche Kunstwerk diente zunächst als Verkleidung eines Ambos, eines steinernen Aufsatzes mit Lesepult. Die Rückseite des Altars zeigt Gemälde aus dem Leben Jesu, vor allem seine Kreuzigung. Im Lapidarium, dem ehemaligen Refektorium sind weitere Kunstwerke zu bewundern, z.B. die Klosterneuburger Madonna aus der Zeit um 1300.

Der Abend war erreicht, als wir vor der Stiftskirche noch einen Blick auf die gotische Gestalt ihres Äußeren werfen konnten. Dann fuhren wir im Abendlicht zu unserem Wochenquartier Benediktinerstift Göttweig, das in der Wachau schon von ferne zu erblicken ist. Es war ein unvergesslicher Tag mit dem Erlebnis der Stifte Heiligenkreuz und Klosterneuburg. 

Bürgerreporter:in:

Manfred Hermanns aus Hamburg

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