Kulinarischer Schwarzwald

Typisch für den Schwarzwald, der Bollenhut
7Bilder
  • Typisch für den Schwarzwald, der Bollenhut
  • hochgeladen von Elke Backert

Was braucht es mehr als ein Logo, auf dem eine Traube oder eine Weinflasche, ein Glas und ein Essbesteck abgebildet sind. Jedenfalls fährt nicht nur die „Gude Stub“ im badischen Bühl gut damit. Der Gourmet ahnt, an der richtigen Adresse zu sein, nämlich da, wo Hauben und Sterne der Ruhm sind. Wenn dann ein Kürbisrahmsüppchen im Mini-Kürbis zu einem Betschgräbler Riesling in „blauer Futuraflasche“ serviert wird, ein badisches Rehragout mit hausgemachten Spätzle zu einem Affentaler Spätburgunder „im Buddel“, ein Bühler Zwetschgeneis mit Rumzwetschgen zu Eiswein oder einer Trockenbeerenauslese, schmeckt der Gourmet, im Badischen weiß man Wein und Essen in Harmonie zu bringen.
Wer einmal die „Bühlertäler Weinwochen“ (www.buehlertal.de) miterlebt hat, jetzt im fünfzehnten Jahr und vom 17. September bis 10. Oktober 2010, kann sagen, dass er kaum jemals so gut gegessen und getrunken hat. Hierbei handelt es sich um eine Aktion von acht Wirten und der Winzergenossenschaft Neuweier-Bühlertal, die in ihren Gastronomiebetrieben Kulinarisches der Region aus Küche und Keller auftischen.

Gerade im Herbst, wenn sich das Weinlaub an den steilen Rebhängen und den Hausfassaden blutrot färbt und der Reißer oder Suser, der neue trübe, noch süßliche Wein, die Besenwirtschaften beherrscht, lässt sich herrlich wandern und einkehren. Auf den Feldern stehen prall gefüllt die Darren mit den Maiskolben. Durch die Winzerdörfer fließen Bäche, über die blumenbekränzte Brücken führen. Walnüsse sind dicker, Esskastanien größer, Trauben süßer. Die hohen Oechslegrade und vollmundiger Riesling, Müller-Thurgau, Weiß-, Grau- und Spätburgunder beweisen es. Das verdankt man der klimatisch begünstigten oberrheinischen Tiefebene, auf der einen Seite der Schwarzwald, auf der anderen die Vogesen. Übrigens stammt Ferdinand Oechsle, der die Mostwaage zur Bestimmung des Zuckergehalts der Trauben erfand, aus der Gegend.
Winzer laden zu Erlebniswochen auf ihren Höfen und entlohnen Mitarbeit im Weinberg mit einem deftigen Vesper. Ein Rebstock will den Weinbauern 80 mal im Jahr sehen. Winzerkeller laden zur Besichtigung und Verkostung. Da erfährt der Besucher interessante Fakten und witzige Anekdoten, etwa dass neben den Franken auch die Badenser ihren Wein in Bocksbeutel füllen dürfen, „Buddel“ genannt.
In Neuweier im Baden-Badener Rebland kann man Hildegard Seiter zuschauen, wie sie mit Goldbronze Affen auf die Flaschen mit dem Spätburgunder malt. Aus der freien Hand. 60 in der Stunde schafft sie, und das seit 1991. Das goldene Affenlogo kennt man schon seit 1900. Zisterzienserinnen brachten die Rebe mit. So weit man die das Tal segnenden Ave-Glocken des Klosters hören konnte, hieß der Wein Avetaler, woraus schnell Affentaler wurde. 70.000 solcher Flaschen wandern um die Welt, zum Teil bis nach Japan.
Wenn Sie Sekt-Liebhaber sind, kennen Sie bestimmt den Moussierpunkt. Oder besitzen Sie die falschen Gläser? Ein Sektkelch sollte im Zentrum einen stecknadelgroßen Punkt haben, so dass die Kohlensäure nur in der Mitte hoch perlt. Ein Genuss für Auge und Gaumen. „Orblie secco“ ist die badische Antwort auf den italienischen Prosecco.
Jedes Jahr kürt der schnuckelige Wein- und Erholungsort Durbach an der Badischen Weinstraße, 1999 von der schwedischen Weinbruderschaft Munskänkarna, der größten der Welt, zum „Weinort des Jahres“ gewählt, eine Winzerprinzessin. Sie trägt den Ruhm des von Goldmedaillen überschütteten „goldenen Weindorfs“ über die Grenzen. Hier sind allein zehn Weingüter und die Durbacher Winzergenossenschaft ansässig. „Ließ sich ein Mann aus Durbach die Leberwerte messen. Der Arzt fragte ihn entsetzt, woher er denn stamme. – Aus Durbach. – Na dann sind die Leberwerte normal!“ Seit Karl dem Dicken ist dort der Spätburgunder bekannt, seit dem 17. Jahrhundert der Weißburgunder und seit 1.000 Jahren der würzige Traminer, der auch Clevner genannt wird und von Pilgern aus Südtirol eingeführt wurde.
383 Meter ragt Schloss Staufenberg, eines der wenigen mittelalterlichen Baudenkmäler der Ortenau, die der totalen Zerstörung entgangen sind, über das Durbachtal. Es ist Sitz eines Weinguts des Markgrafen von Baden und beherbergt eine Weinstube, von der man den schönsten Blick hat - bis ins benachbarte Elsass und nach Straßburg.

Bürgerreporter:in:

Elke Backert aus Hamburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

38 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.