Gegensätze zwischen Traum und Wirklichkeit - Ein Interview zu ihrem Buch mit der Tierrechtlerin und Autorin Daniela Böhm

Daniela Böhm im Interview | Foto: Florian Blau
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"Sprich“, sagte der Zweifel herausfordernd. „Aber was immer du auch erwiderst: Ich werde deinen Worten keinen Glauben schenken!“ Dieser Satz stammt aus dem Taschenbuch „ Dort wo du bist, bin auch ich“. Jeder von uns hat seine Zweifel und auch seinen Glauben. Was der Glauben für Daniela Böhm bedeutet, unter welchen Aspekten dieses Buch entstanden ist und wie lange die Autorin und aktive Tierrechtlerin an dem Buch gearbeitet hat, das hat Daniela Böhm in einem Interview erzählt.

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Thomas Rank:Wie lange haben Sie an dem Buch „Dort wo du bist, bin auch ich“ geschrieben?

Daniela Böhm:Die erste Geschichte ist 2012 entstanden. Nach und nach folgte immer wieder eine neue. Es gab lange Pausen, denn von 2013 bis Mitte 2014 habe ich den Roman „Die sechs magischen Steine“ geschrieben. Das hat mich zeitlich, neben vielem Anderen, sehr in Anspruch genommen.

Thomas Rank:Als Untertitel steht auf dem Buch: „Gegensätze zwischen Traum und Wirklichkeit“ - wie ist das gemeint?

Daniela Böhm:Die Gegensätze sind in den Geschichten personifiziert, auch wenn ich sie nicht konkret als Personen beschreibe. Sie begegnen sich und kommunizieren miteinander, sie reden und streiten auch mal über ihr unterschiedliches Sein oder philosophieren darüber. Das findet so in der Realität natürlich nicht statt. Es ist eine Traumwelt, eine fantastische Reise. Gegensätze an sich prägen aber unsere Wirklichkeit, wir leben mit ihnen und müssen uns mit ihnen auseinandersetzen. Deshalb der Untertitel „zwischen Traum und Wirklichkeit.“

Thomas Rank: Sieben Kurzgeschichten nehmen die Leser mit auf eine Reise. Bei „Das Alter und die Jugend“ hat mich persönlich ein Satz gepackt: „Das Alter seufzte. Es dachte an die vielen blühenden Sommer seiner Jugend und die anderen Jahreszeiten, diesen bunten Reigen, den es so oft getanzt hatte.“ Möchten sie im Blick auf die heutige Zeit in die Jugend zurück?

Daniela Böhm:Eine gute Frage! Wir leben in einer sehr schwierigen Zeit mit großen Herausforderungen, die durch die mediale Vernetzung deutlich zutage treten. Früher hat man viele Geschehnisse nicht so mitbekommen wie heute. Vieles wusste man nicht oder hat nur am Rande davon erfahren, vor allem was die wirklichen Zusammenhänge im weltpolitischen Geschehen betrifft, das trauriger Weise hauptsächlich von Wirtschaftsmächten bestimmt wird. Ich glaube oft scheint es einem nur so, dass es früher besser war und man sich dorthin zurücksehnt. Natürlich waren bestimmte Dinge besser, manche aber nicht. Jede Zeit hat ihre eigenen Herausforderungen, heute wie damals. Das betrifft auch das persönliche Leben. Die Kindheit, die Jugend, das Erwachsenwerden und schließlich das Älterwerden - sie alle sind Lebensphasen, die ihre eigenen Qualitäten und Anforderungen besitzen. Und natürlich kommt es auf die persönlichen Lebensumstände an. Es gibt Menschen, denen geht es mit vierzig oder fünfzig besser als mit zwanzig. Weil sie vielleicht gerade da eine besonders schwere Zeit durchgemacht haben, einen Elternteil verloren haben oder andere Schwierigkeiten meistern mussten.

Thomas Rank:In dem Büchlein packen sie auch „Der Zweifel und der Glaube“ an. Was verbinden sie mit dem Wort Glauben?

Daniela Böhm:Ich denke, es ist vor allem wichtig, dass wir Menschen an etwas glauben. An die Liebe, die Freundschaft, eine bessere Welt, an ethische Werte und Bestrebungen. Der Glaube hat für mich nicht notwendiger Weise mit Religion oder dem Glauben an ein höheres Wesen zu tun. Zu glauben ist Teil eines sinnerfüllten Lebens. Wenn wir etwas mit dem Herzen tun, was immer das sein mag, glauben wir daran und es macht uns Freude. Und der Glaube, der wirkliche Glaube, der aus dem Herzen kommt, ist unerschütterlich - so wie ich ihn in meiner Geschichte beschreibe.

Thomas Rank:Zweifeln sie oft?

Daniela Böhm:Natürlich zweifle ich auch, gesundes Zweifeln und Abwägen sind wichtig und an sich nichts Verkehrtes. Doch oft kommt der Zweifel vom Verstandesdenken und der Verstand findet immer ein „ja aber“, selbst wenn einem das Herz oder Bauchgefühl sagt, dass diese oder jene Entscheidung die richtige ist. Aber manchmal kommt der Zweifel vielleicht genauso aus dem Bauchgefühl heraus und will uns aufmerksam machen, dass wir irgendetwas überdenken oder in Betracht ziehen sollten.

Thomas Rank:Die Liebe und der Hass sind ebenfalls als Gegensatzpaar vertreten. Wie sehen sie diese Gegensätze in der heutigen Zeit?

Daniela Böhm:Die Liebe und der Hass sind ein großes Thema von uns Menschen, das war schon immer so. Die Liebe verbindet, der Hass trennt. Hass entsteht aus Verzweiflung, Verletztheit, Enttäuschung, aus Mangel oder dem Gefühl des Mangels, aus Unverständnis oder Wut. Was wir in der heutigen Zeit brauchen, ist viel Verständnis oder zumindest das Bemühen, den anderen zu verstehen. Auch das Verständnis uns selbst gegenüber und dieser Schattenseite in uns brauchen wir. Denn die haben wir alle. Die Religionen haben hier lange Zeit versagt, ich denke da vor allem an die katholische Kirche, die bereits Kindern gelehrt hat, sich vor dem Teufel zu fürchten. Es ist schlichtweg grausam, einem Kind solche Ängste zu vermitteln. Ich gehöre noch zu einer Generation in der Menschen, gerade die sensibleren, davon betroffen waren. Ich habe als Kind so sehr unter diesen Ängsten gelitten. Ein Kind sollte doch vor allem die Liebe kennenlernen und nicht die Furcht. Die Liebe verbindet, für mich ist sie auch so etwas wie eine Vermittlerin zwischen den Gegensätzen - Liebe sucht immer das Verständnis und das Verzeihen. Die Liebe gibt nicht auf und nicht nach, in der Geschichte von der Liebe und dem Hass ist sie es, die nicht locker lässt und sich vom Hass nicht einschüchtern lässt, obwohl er sie ablehnt und fortwünscht.

Thomas Rank:Das Leben und der Tod: auch davon handelt einer der Geschichten. Wie gehen Sie persönlich damit um?

Daniela Böhm:Es gab eine Zeit in meinem Leben, da konnte ich mit dem Wort Tod überhaupt nicht umgehen. Es hat mir einfach nur unendlich viel Angst bereitet. Ich lag manchmal abends im Bett und hatte Panik, morgens nicht mehr aufzuwachen. Ich hatte diese Angst, obwohl ich an ein Leben nach dem Tod glaube. Sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, ist eine der größten Herausforderungen. Und wie man das tut, ist eine sehr persönliche Sache. Ich glaube nicht, dass es dafür ein Patentrezept gibt. Sehr empfehlen kann ich das Buch von Elisabeth Kübler-Ross, die für die damalige Zeit Unglaubliches auf dem Gebiet der Sterbeforschung geleistet hat. Es heißt „Über den Tod und das Leben danach“ und ist ein wunderschönes Buch, sehr aufbauend und hat nichts mit Religion zu tun. Auf jeden Fall erinnert uns der Tod immer daran, dass Leben nichts Selbstverständliches oder Unendliches ist, aber etwas unendlich Wertvolles. Darum geht es auch in der Erzählung. Und je bewusster der Augenblick, das Leben, gelebt wird, desto besser kann man eines Tages ganz loslassen.

Thomas Rank:Im Nachwort schreiben Sie: „Gegensätze bewegen die Welt und sie bewegen uns“ - Wie beurteilen sie die Gegensätze?

Daniela Böhm:Ich versuche sie eben nicht zu beurteilen, sondern ihnen mit Verständnis und Liebe zu begegnen. Natürlich gelingt mir das oft genug nicht. Aber ich glaube, das ist letzten Endes der einzige Weg. Damit meine ich die Gegensätze, die uns das Leben oft schwer machen, nicht die naturgegebenen wie Tag und Nacht, Schlafen und Wachen und so weiter.

Thomas Rank: Was war der Auslöser dieses Büchlein zu schreiben?

Daniela Böhm:Einen ganz bestimmten Auslöser gab es nicht, aber die Thematik der Gegensätze hat mich schon immer sehr beschäftigt und irgendwann entstand die Idee zur ersten Geschichte. Das war damals „Das Licht und die Dunkelheit“.

Thomas Rank: Mich hat das Büchlein beim Lesen zum Nachdenken gebracht und ich bekam einen ganz anderen Blick auf diese Themen. Was bekommen sie für Reaktionen?

Daniela Böhm:Vor allem ältere Menschen schätzen die Geschichten sehr, auch wegen der Poesie, es ist eher ein poetisches und stilles Buch. Aber es ist sicher nicht nur ein Buch für ältere Leute, denn es handelt ja ganz allgemein von Themen, mit denen sich der Mensch im Laufe seines Lebens auseinandersetzen muss.

Bürgerreporter:in:

Thomas Rank aus Günzburg

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