"Günzburg boomt" - Interview mit Oberbürgermeister Gerhard Jauernig über Höhen und Tiefen 2012

Bei der traditionellen Festbierprobe auf dem Gelände der Günzburger Ratdbrauerei testeten Oberbürgermeister Gerhard Jauernig und Biersommelier Georg L. Bucher das eigens für das Volksfest gebraute Festbier. (Foto: Sabrina Schmidt)
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  • Bei der traditionellen Festbierprobe auf dem Gelände der Günzburger Ratdbrauerei testeten Oberbürgermeister Gerhard Jauernig und Biersommelier Georg L. Bucher das eigens für das Volksfest gebraute Festbier. (Foto: Sabrina Schmidt)
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Herr Jauernig, das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Wie haben Sie 2012 erlebt?

Gerhard Jauernig: Das Jahr 2012 war für mich ein Jahr der Extreme.
• extrem, was die Entwicklung auf den internationalen Finanzmärkten angeht,
• extrem hinsichtlich der Kapriolen, die das Wetter schlug, und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Menschheit
• und extrem auch, was die Weiterentwicklung und Gestaltung unserer unmittelbaren Umgebung, unserer schönen Stadt Günzburg betrifft.

Stichwort Wetter: In der Nacht zum 30. Juni zog ein Sturm eine Schneise der Verwüstung durch das Günzburger Stadtgebiet. Wie erlebten Sie diesen Abend?

Gerhard Jauernig: Puh! Ich fuhr an diesem Abend mit meinem Dienstwagen gegen 20.40 Uhr von der Hundertjahrfeier des Männergesangvereins Liederkranz zu unserem Waldbad. Etwa 700 Menschen wollten zu diesem Zeitpunkt dort das 50-jährige Bestehen des Waldbades feiern und eine laue Sommernacht erleben. Kurz vor meinem Eintreffen erhielt ich per SMS die Unwetterwarnung. Der Leiter unserer Stadtwerke, Johann Stelzle, war zu diesem Zeitpunkt bereits am Mikrofon und appellierte an die Anwesenden, das baumreiche Gelände unverzüglich zu verlassen und Schutz zu suchen. In den darauf folgenden Minuten knickten Bäume um wie Streichhölzer, Stromleitungen wurden unterbrochen, Straßen wurden blockiert – es herrschte für Stunden echtes Chaos in der Stadt. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn unser Stadtwerksleiter nicht so umsichtig und schnell gehandelt hätte. Er ist für mich der Held des Jahres!

Wie gingen Sie mit der Situation um?

Gerhard Jauernig: Noch am gleichen Abend habe ich einen kleinen Krisenstab im Feuerwehrgerätehaus einberufen. In den folgenden Stunden und Tagen nahmen die vielen Helferinnen und Helfer an unzähligen Einsätzen teil. An dieser Stelle ein Riesenkompliment und ein großes Dankeschön an das THW, den Städtischen Bauhof, den Mitarbeitern des Forstes, zahlreichen Landwirten, vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die spontane Hilfe anboten, und unseren Feuerwehren. Hier wurde Großartiges geleistet.

Herr Jauernig, Sie hatten in diesem Jahr noch weitere schwierige Situationen zu meistern. Die NPD wollte in der städtischen Einrichtung „Forum am Hofgarten“ ihren Landesparteitag abhalten. Dazu kam es bekanntlich nicht.

Gerhard Jauernig: Das stimmt und ich bin sehr glücklich darüber. Bereits 2008 und 2011 mussten wir der rechtsextremen Partei eine erzwungene Gastfreundschaft gewähren und ihnen das Forum zur Verfügung stellen. Dieses Mal nicht und darüber bin ich sehr froh.

Wie kam es dazu?

Gerhard Jauernig: Die NPD konnte der Stadt keinerlei Veranstalterhaftpflicht vorlegen und somit eine im Mietvertrag getroffene Vereinbarung nicht erfüllen – wir kündigten daraufhin das Mietverhältnis.

Die NPD klagte dagegen und verlor.

Gerhard Jauernig: Korrekt! Bis zur letzten Instanz bestätigte die Justiz die Rechtsauffassung der Stadt.

Und dennoch trafen sich an diesem Samstag Hunderte von Menschen im Rahmen der Bürgerbewegung „Günzburg tolerant und weltoffen – Aktionsbündnis für Demokratie“.

Gerhard Jauernig: Ein klares Zeichen, welcher Geist in unserer Stadt herrscht! Die Günzburgerinnen und Günzburger haben wieder einmal bewiesen: Unsere Stadt ist tolerant, weltoffen und bunt! Die Bürger unserer Stadt haben ein deutliches Zeichen gesetzt, dass menschenverachtende Parolen und Ausländerfeindlichkeit in unserem Günzburg nichts zu suchen haben.

Wie hat sich Günzburg städtebaulich weiterentwickelt?

Gerhard Jauernig: Günzburg boomt! Der Erweiterungsbau des Landratsamtes wurde fertiggestellt und an der Ichenhausener Straße wird ein neues Amtsgericht entstehen. Bei den größten Arbeitgebern unserer Stadt, den Kreiskliniken und den Bezirkskliniken, wurden wegweisende Entscheidungen getroffen und Millionenbeträge investiert. Damit sichern und stärken wir den Behörden- und Gesundheitsstandort Günzburg. Hinzu kommen zahlreiche Um- und Ausbauten der Verkehrswege und ein Riesenschub bei den privaten Wohnungsbauten.

Die Stadt selbst baut eine Dreifachsporthalle.

Das stimmt. Gemeinsam mit dem Landkreis, der ein Drittel übernimmt, investieren wir hier rund 5 Millionen Euro und schaffen nach Fertigstellung mehr Kapazitäten und neue Möglichkeiten für den Schulsport und unsere Vereine.

Sie besuchen während eines Jahres zahlreiche Vereine und nehmen an vielen Festen teil. Was war für Sie das Highlight?

Gerhard Jauernig: Die Liste meiner persönlichen Höhepunkte wäre nicht abzudrucken – sie wäre zu lang.

In jedem unserer sieben Stadtteile gab es wunderschöne Feste und schöne Begegnungen. Wir hatten super Wetter beim Guntiafest, der Kultursommer lockte Zehntausende von Menschen an und unser traditionsreiches Volksfest war auch bei seiner 62. Auflage ein Renner.

Erstmals durchgeführt wurde die Günzburger Altstadtweihnacht. Welche Rückmeldungen haben Sie bekommen?

Gerhard Jauernig: Ich fand es super, das Feedback war grandios.

Wie kam es dazu?

Gerhard Jauernig: Nach zwei Arbeitstreffen im Günzburger Rathaus stand für uns fest, den Weihnachtsmarkt auf neue Beine zu stellen. Mit dem Dossenbergerhof haben wir den idealen Ort gewählt, die Stadt selbst baute neun Hütten, zahlreiche Günzburger Vereine und einige Wirtschaftsbetriebe machten mit und wir konnten an vier Tagen ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit dem Nikolausmarkt, der Fünften SterneNacht und dem Tag der Schulen und Kidergärten anbieten.

Das alles wurde von der Stadt organisiert?

Gerhard Jauernig: Ja. Es macht unheimlich viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt!

Wie lautet Ihr Weihnachtswunsch?

Gerhard Jauernig: Ein paar ruhige Stunden, Zeit mit der Familie und für unsere Kleinsten rechtzeitig Schnee zwischen den Jahren.

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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