Erinnerungen an die Sonne

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Inseltour vor Singapur im Februar 2015

Die Farbe blättert vom rostigen Boot. Wir klettern alle schnell auf das obere Aussichtsdeck, denn keiner möchte den sonnigen Blick auf die beeindruckende Stadtsilhouette von Singapur verpassen. Die Reisenden fixieren das Besondere durch die Linse, halten dein Eindruck fest, es klickt und klackt in allen Ecken. Jeder macht Fotos, einzeln, in Gruppen, sie lassen sich fotografieren mit der Stadt im Hintergrund und verstellen mir damit das Bild. Das Boot macht Fahrt, es gautscht und schaukelt mächtig, wühlt schäumende, türkisgrüne Wellen auf. Die Leute fallen beim Fotografieren hin und her.

In Zeitlupe kreuzen Frachter mit eisenbahnwagengroßen Containern unser Bugwasser. Dieseldämpfe gehören irgendwie dazu, sie beißen in der Nase. Sonne glitzert auf den tanzenden Wellen und gleitet über meine Haut, bleibt dort hängen.

Die Insel St. John kommt in Sicht, wir legen an und steigen schnell aus. Ich bin etwas verwirrt über die Abfahrtszeiten, aber ich denke mir, dass ich mit der zweiten Fähre heute Nachmittag auch noch weg kann. Also mache ich mich langsam auf Erkundungstour, den Foto schussbereit im Bauchgürtel. Ewig laufe ich auf dieser stillen Insel herum, klappere Nebenwege ab und fotografiere einen königlichen Pfau, der sich mir von seiner besten Seite präsentiert.

Als ich ihn finde, weiß ich, dass ich danach gesucht hatte: Meinen Traumstrand!

Ein menschenleerer Strand, an dem keine rauschenden Wellen ans Ufer knallen und den Sand aufwühlen, sondern gedämpft plätschert das Wasser über den Sand, rollt wieder hinaus. Im Hintergrund ein Kranz von Palmen, eine Kokosnuss fällt mit einem Knall auf den Boden. Jungfräulicher Strand, das Wasser kristallklar, von der Sonne erwärmt wie Badewasser. Der superfeine Sand leuchtet in der Sonne weiß. Über mir ein blauer Himmel, der regelmäßig vom Changi Flugverkehr durchkreuzt wird. Das kreischende Brummen der Flieger kommt und geht, kommt und geht. Es stört mich nicht, ich bin in Singapur, der ganze Stadtstaat so groß wie unser Landkreis Günzburg. In der Ferne das tiefe Dröhnen der Schiffsmotoren, die auf der südchinesischen See schippern. Riesige Kähne beliefern den größten Containerhafen der Welt mit Waren und sorgen für Rekordumsätze.

Über mir kreist still und majestätisch ein Seeadler (Brahmini kite – red backed sea eagle), sein Gefieder leuchtet rostrot in der Sonne. Ich bin im Paradies. Klares Wasser bricht sich in geriffelten Schatten im Sand. Meine nackten Füße haben überall Spuren hinterlassen. Die Sonne trocknet das Meerwasser sofort von meinen Beinen, der Sand bleibt hängen, Sand so fein wie Salz. Der Wind zerrt an meinen Haaren, die Seiten meines Notizblockes flattern. Salzig schmeckt er, der Meereswind, der die Wedel der Palmen wiegt und sie rascheln und schmatzen lässt.

Der Sand auf dem ich sitze ist feucht und kühl. Aus dem Dschungel wiegt die Musik der Zikaden herüber, sie geigen auf und abschwellend ihre monotone Melodien. Ich bin froh, dass ich meinen altbewährten Sonnen- und Windhut mitgenommen habe, der mit bereits im Himalaya gute Dienste geleistet hat. Ich wundere mich, dass es hier an dieser Stelle keine von diesen zahlreichen, wuseligen, kleinen, schnalzenden Winkerkrabben gibt, bin froh darüber.

Ich bemerke wie die Flut steigt, das Wasser schwappt immer höher und hat schon ein wenig meine Umhängetasche getauft.

Ich laufe langsam los, immer noch den paradiesischen Ort genießend, und stehe vor einer Verbindungsbrücke und trinke mein restliches Cola. Da kommt ein Malaysier mit seinem Elektromoped angetuckert, hält an und gestikulierte mir, mich auf den Sozius zu setzen. Er nimmt mich mit dem summenden Gefährt mit bis zu Anlegestelle. Ich versuche mich mit ihm zu unterhalten, aber er versteht kein Wort Englisch. Wir lachen nur, das reicht.

Jetzt bin ich sehr müde. Sonne, Meer und Glück macht müde. Vielleicht bin ich auch so entspannt, dass ich vor Müdigkeit nicht mehr denken mag.

Außerdem bin ich hungrig und durstig, habe den ganzen Tag noch nichts gegessen und nur bis jetzt 13 Uhr eine Cola getrunken. Ich hatte fälschlicherweise angenommen, dass es auf den Inseln Gastronomie gibt. Ich lege mich in den Schatten auf eine Holzbank und schlafe wie eine der zahlreichen Inselkatzen, die faul und schläfrig herumliegen und uns Touristen beobachten.

Der Himmel über mir ist nun leicht bewölkt, die Wärme ist meine Decke.

Bürgerreporter:in:

Karola Wood aus Günzburg

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