Erlebnisse von Reinecke Fuchs (4)

Herr Fuchs ist mit allen Wassern gewaschen, noch selten hat er sich von irgend Etwas oder irgend Jemandem täuschen lassen. Bei der Jagd ist er immer auf der Hut und über die Ungeschicklichkeit und den Leichtsinn manch anderer Füchse kann er sich nur wundern...

Doch gestern, am frühen Abend noch, ist ihm das schlimmste passiert, was einem Fuchs widerfahren kann. Beim Pirschgang hatte er den Geruch - um nicht das Wort Gestank zu verwenden - von verwesendem Fleisch wahrgenommen und ist, seiner Nase folgend - an die Stelle gekommen, von der die Witterung ausging. Was Herr Fuchs bislang nicht wusste: Das Fleisch war nicht zufällig da und stammte auch nicht von einem Tier das hier verendet war. Nein, der Jäger hatte es extra ausgelegt, um Füchse anzulocken. Dazu hatte der Weidmann den Boden so weit aufgegraben, dass er eine Schlagfalle verbergen konnte. In das Rohr, welches er darüber angebracht und ein Stück weit eingegraben hatte, wurden dann ein paar Schlachtabfälle gesteckt und das ganze ein bißchen mit Zweigen und Moos abgedeckt.

Das war Reinecke Fuchs gar nicht aufgefallen, wohl weil er so hungrig war. Vielleicht war er deshalb auch nicht so vorsichtig wie sonst. Na ja, die Gründe spielen jetzt auch keine Rolle mehr, die Frage ist vielmehr: wie kommt er da wieder raus.

Es ist schon eine gewisse Zeit vergangen, seit Herr Fuchs in die Falle getappt ist. Der Schmerz war so groß, dass er ohnmächtig geworden ist. Jetzt, als er wieder zur Besinnung kommt, kann er nicht abschätzen, wie viel Zeit inzwischen verstrichen ist. Noch ist es dunkel und der Mond steht hoch am Himmel. Wieviel Zeit wird Herrn Fuchs bleiben?

Die Situation ist brenzlig. Wie nur soll er aus der Falle kommen, bevor es hell wird und der Jäger naht, um ihn zu erschießen. Doch vielleicht kommt der heute ja gar nicht. Vage Hoffnung keimt auf, doch sie ist ein zartes Pflänzchen. Auch wenn der Jäger nicht kommt, gerettet ist er deswegen noch lange nicht. Wird er verhungern oder verbluten und so sein junges Leben auf qualvolle Weise verlieren? Wahrlich, die Lage ist sehr ernst...

Auch der Blutverlust macht ihm zu schaffen. Schon ist seine Nase heiß und er leidet schrecklichen Durst. Er spürt, wie seine Kräfte schwinden. Wenn er nicht bald freikommt, ist es zu spät. Jeder Versuch, seine Brante aus der Falle zu ziehen, bereitet ihm Höllenqualen. Der Schmerz geht jedesmal durch Mark und Bein, er spürt in wie einen Stich, der bis zum Kopf hinaufgeht.

Vom Fiber gequält denkt er nach. Die Wölfe - so hat er gehört - beißen sich lieber eine Pfote ab, als in der Falle zu verenden. Das allerdings hilft ihm nicht weiter, denn sein Vorderlauf steckt bis zum Ellbogengelenk im Rohr. Er hat keine Chance, mit seinem Fang (so nennen die Menschen das Maul von Wildtieren) bis zum Ende des Rohres zu gelangen.

Plötzlich ertönt Hundegebell. Nein, von Hunden zerfleischt zu werden, das - Herr Fuchs kann gar nicht weiterdenken, was das bedeutet. Panik erfasst ihn und löst einen derartig starken Fluchtreflex aus, dass er - ohne sich seines Handelns und des Schmerzes bewusst zu sein - dermaßen ruckartig an seiner Brante reist, dass er aus der Falle kommt. Sogleich nimmt er die Flucht auf. Wenn der Hund erst seine Schweißspur (das ist die Blutspur) wittert, dann ist er genauso verloren wie zuvor in der Falle.

Wie nur kann er das verhindern?

Bürgerreporter:in:

Angelika Böck aus Günzburg

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