Kernkraft
Gedanken zur Atommüll-Entsorgung

Atomkraft? Nein danke!
20Bilder

Als ich am 31. Mai 2011 morgens in die Zeitung schaute und die Schlagzeile las, da traute ich meinen Augen kaum. Dort stand in fetten Lettern geschrieben: „Bund sucht Alternativen zu Gorleben“. Ich staunte nicht schlecht und fragte mich, ob nun tatsächlich doch eine Wende zur Vernunft bei der Atommüllentsorgung eingetreten war. Sollte jahrzehntelanges Irrlichtern der Politik ein Ende haben? Dabei hatte sich nach der Katastrophe von Fukushima, bei der die kurz nach dem Unfall eingetretene dreifache Kernschmelze lange verheimlicht wurde, so etwas schon angedeutet. Und was nach diesem Gau in der Politik betreffs Atom-Ausstiegsszenarien ablief, war mit Logik nicht erklärbar. Die Sicherheit unserer Atomkraftwerke war nach dem Gau nicht mehr gefährdet als davor auch. Bei uns gibt es keine Tsunamis und auch keine mit Japan nur annähernd vergleichbar starken Erdbeben. Allenfalls wackelt es im Rheingraben ein wenig, was kaum spürbar ist. Und die Gefahr von Terrorangriffen, von Flugzeugabstürzen, war auch nicht höher als zuvor geworden. Doch plötzlich, wie von der Tarantel gestochen, legte die schwarz-gelbe Bundesregierung erneut eine Kehrtwende hin, die einen schwindlig werden ließ. Dagegen habe ich nichts, geht es doch nun in die richtige Richtung. Dagegen habe ich aber etwas, wenn ein solcher Vorgang wie aus dem Nichts kommt. Zumal dann, wenn es, wie davor bemerkt, keinen wirklichen Grund gibt, um eine solche Kehrtwende zu vollziehen, da sich die Gegebenheiten in Deutschland durch Fukushima nicht im Geringsten geändert haben. Gesteht die Bundesregierung damit nun ein, dass sie davor lange Zeit falsch lag? Oder kommt die 180-Grad-Kehrtwende nur aus wahltaktischen Gründen? Vermutliche ja, denn nach Fukushima wäre eine Wahl mit Atomkraft nicht mehr zu gewinnen gewesen. Natürlich kann ein Umdenken stattfinden. Es kann immer Gründe dafür geben. Aber in diesem Fall macht es die Politik mehr als unglaubwürdig. Kann man Politikern noch über den Weg trauen, die ihre Meinung so mir nichts dir nichts einfach ändern? Nein, das kann man wohl nicht.

Damit ich nicht falsch verstanden werde: Die neue Richtung ist die richtige. Schon in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts habe ich mit vielen anderen gegen die Atomkraft protestiert und bin auf die Straße gegangen. 70.000 Menschen waren es nach dem partiellen Gau in Harrisburg 1979 am Klagesmarkt. Schon damals war vielen klar, dass die Kernkraft nicht immer beherrschbar ist. Nur der Großteil der deutschen Bevölkerung und erst recht der Großteil der Politiker, wollten dieses entweder nicht wahrhaben, oder sie wollten es einfach nicht hören. So nach dem Motto: Es wird schon irgendwie gutgehen, und schließlich brauchen wir die Atomenergie. Was bei etwaigen Unfällen passiert, darüber können wir uns dann immer noch Gedanken machen wenn es so weit ist. Und was die Abfälle angeht, darum können sich andere Generationen kümmern, da wird schon ein Weg gefunden werden. Also nach dem Motto: Nach mir die Sintflut, und es wird schon irgendwie gehen, obwohl man schon damals die Halbwertzeiten kannte.
So unwahrscheinlich ein schwerer Atomunfall rein rechnerisch auch ist, so kommt er doch leider immer wieder vor. Am schlimmsten war wohl der 1957 in Majak in der Sowjetunion, als ein Lager mit hochradioaktivem Abfall explodierte. Erst Jahrzehnte später erfuhr die Weltöffentlichkeit davon. Und das ist typisch für Atomunfälle, nicht nur in der Sowjetunion. So lange wie möglich wird verheimlicht, vertuscht, verharmlost und das Geschehene nur scheibchenweise an die Öffentlichkeit gebracht. Eben dann, wenn es sich wirklich nicht mehr vermeiden und verbergen lässt. Die Unfälle danach sind uns alle bekannt. Ob Harrisburg, Tschernobyl, der Fast-Gau in Forsmark und der Gau in Fukushima, um nur die Großen zu nennen und diverse andere.
Es ist also allgemein bekannt, wie gefährlich die Atomkraft ist, und es wird weltweit in Kauf genommen, dass ein Unfall überall passieren kann. Jeder hofft, dass es ihn selber nicht erwischen wird, nicht sein eigenes Land. Aber irgendwo passiert es dann doch immer mal wieder. Und fast immer durch menschliches Versagen. So wurde zum Beispiel im hochtechnisierten Japan für die Sicherheit der Kernkraftwerke eine auf der nach oben offenen Richter-Skala hohe Erdbebenstufe eingeplant, wohlwissend aber, dass es schon stärkere Erdbeben gab und immer mal wieder geben könnte. Und das auf einem der Erdbeben gefährdetsten Gebiete der Welt, am pazifischen Feuerring. Was hat das noch mit Sicherheitsdenken und Logik zu tun?
Also ist der Ausstieg vernünftig und richtig. Kernkraftbefürworter führen aber häufig das Argument auf, dass es nichts nützt, wenn allein Deutschland aussteigt und überall in unseren Nachbarländern und auf der ganzen Welt weitere Kernkraftwerke gebaut werden. Da ist schon was dran. Ein Unfall in der Tschechei oder in Frankreich würde uns genau so betreffen. Doch irgendjemand muss mit dem Ausstieg beginnen und zeigen, dass es auch ohne Kernkraft geht. Dass es Alternativen gibt wie Wind-, Solar- oder Wasserkraft, oder was in der Zukunft auch immer. Natürlich muss auch die Kohle zur Überbrückung herhalten, das lässt sich nicht vermeiden. Doch sie ist von den Übeln das kleinere.
Wenn also andere Länder sehen, dass es funktioniert, dann sollte das auch für sie ein Anreiz sein, diesen Weg zu gehen. Es nützt rein gar nichts, wenn alle Nationen den Kopf in den Sand stecken, einer muss voran gehen. Und wenn es Deutschland ist, unser eigenes Land, umso besser. Dann bleibt zwar der Vorwurf stehen, dass für einige Jahrzehnte Atomstrom Hunderttausende von Jahren gefährdet werden. Aber wir sehen nun endlich ein, dass es ein Irrweg war.

Das ist also die eine Seite der Medaille Atomkraft. Doch es gibt auch eine zweite, und die ist viel gefährlicher und schlimmer als die immer wieder kehrenden Atomunfälle, die nur partielle Gebiete der Erde verstrahlen, unbewohnbar machen und die durch ihre Auswirkungen Hunderttausende Menschen direkt oder indirekt schädigen und töten. Natürlich handelt es sich dabei um die Entsorgung.
Und das hat mich persönlich immer an dem Thema Atomenergie gestört: Dass in der Politik sowie in den Medien hauptsächlich über die Gefahren der Atomkraft diskutiert und berichtet wird. Über eventuelle oder geschehene Gaue und andere Unfälle, wenn sie dann an die Öffentlichkeit drangen, oder seit dem 11. September auch über mögliche Terroranschläge. Natürlich ist da extrem Schlimmes passiert, Zustände apokalyptischen Ausmaßes. Doch noch viel schlimmer wird das werden, was in Zukunft auf die Menschheit zukommen wird, und was in den Medien und in der Politik bei dem ganzen heißen Thema eher eine Nebenrolle spielt, nämlich die Entsorgungsfrage. Bei zum Teil Halbwertzeiten von Hunderttausenden Jahren, kann eine solche Technik nicht im Entferntesten beherrschbar sein. Wie soll die Menschheit vor den radioaktiven Abfällen in Tausenden von Generationen geschützt werden, wenn es schon nach ein bis zwei Generationen zu riesigen Problemen kommt? So in der Asse, einem Ort jeder Menge Vertuschungen durch den damaligen Betreiber Helmholtz. Dieses Bergwerk ist ein Pulverfass mit ungewissem Ausgang, wo verbotenerweise sogar hochradioaktives Plutonium und Uran eingelagert wurde. Wie können die Abfälle dort wieder herausgeholt werden, und wohin dann damit. Oder sollte man sie versiegeln, so dass die atomare Strahlung zumindest vorerst in Schach gehalten werden kann? Natürlich ist klar, dass sie dann durch Erdbewegungen oder durch das Grundwasser irgendwann freigesetzt werden würde. Aber vorerst wäre die Gefahr gebannt. Später können es ja dann andere ausbaden. Aber vermutlich gibt es keine Alternative zur Rückholung, so schwierig, so gefährlich und so teuer dieses Unternehmen auch sein wird. (Von wegen Atomkraft ist eine billige Energie. Die Kosten der Entsorgung werden astronomisch werden, werden sie sich doch über riesige Zeiträume erstrecken.)
Einmal davon abgesehen, dass die Atomkraft gar nicht genutzt werden dürfte, hat die Politik bei der Entsorgungsfrage von Anfang an völlig versagt. Nie wurde nach einem geologisch bestmöglichen Endlager gesucht. Zur Zeit der Regierung von Ernst Albrecht musste ein Endlager her, das in einem dünnbesiedelten Gebiet lag, wo es wenig Widerstand gab. Das möglichst nahe an der Grenze zur DDR lag, um dieser und den Sowjets eins auszuwischen, gab es doch in der Nähe das im Osten liegende Endlager Morsleben. Das waren wohl damals die Kriterien. Nicht etwa die, wo nun wirklich die geologisch günstigsten Bedingungen vorlagen. Das war wohl eher zweitrangig. Gorleben soll erst an achter Stelle einer Liste für Atommüllendlager gestanden haben.
Damals war man allerdings schon der Meinung, das Salzgestein durch seine Zähigkeit ein gutes Endlager abgeben würde. Doch schnell stellte sich heraus, dass es doch keinen sicheren Standort bieten konnte. Dass man so lange, bis heute, an Gorleben festgehalten hat, ist ein Armutszeugnis der Politik. Salzgestein konnten unabhängige Wissenschaftler (wurden abhängige vielleicht sogar unter Druck gesetzt? Es sieht ganz so aus.) eigentlich ziemlich schnell als sicheren Standort ausschließen. Das zähe Gestein bewegt sich und kann zu Quetschungen und Stauchungen führen, und eindringendes Wasser kann jederzeit zu Schäden führen und ebenfalls Radioaktivität freisetzen. Meiner Ansicht nach war es nicht verkehrt, damals Gorleben als Endlager zu erkunden. Verkehrt war es aber, daran festzuhalten, nachdem es nicht mehr als sicher galt. Und erst recht verkehrt war es, nicht nach Alternativen zu suchen. Von Anfang an hätte das der Weg sein müssen. Mehrgleisig hätte gefahren werden müssen. Nur das sicherste Gestein hätte für ein Endlager dienen dürfen, egal wo es vorhanden ist und wenn es in Bayern gewesen wäre, und nicht das, was der Politik gerade mal so in den Kram passte.

Nun kann also mit der Suche nach einem Endlager von neuem begonnen werden. Alles beginnt wieder bei null. Zurück auf Start. Vier Jahrzehnte sind verstrichen, ohne, dass man nennenswert weiter ist. Ich kann mich nur wiederholen: Es ist ein Armutszeugnis, ein vollständiges Versagen der Politik. Und das nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. Und da kommt dann schon die Frage auf, ob der Mensch tatsächlich ein vernünftig denkendes Wesen ist. Mit Logik hat das alles nichts zu tun. Niemand wäre zum Beispiel beim Bau des ersten Flugzeuges auf die Idee gekommen, vor dessen Start nicht auch für eine Landebahn zu sorgen, so dass der Pilot wieder lebend den Erdboden erreicht. Die Landebahn Entsorgung aber ist bis heute weltweite Nebensache, während sich der Pilot mit dem Flugzeug Atomkraft in der Luft befindet. Ein tödlicher Absturz scheint unausweichlich, denn irgendwann wird der Sprit ausgehen. Und wenn dann tatsächlich doch irgendwann eine Landebahn entstehen wird, dann wird sie ziemlich holprig und löchrig sein, und mit großer Wahrscheinlichkeit auch zu kurz. Am Ende dieser zu kurzen Landebahn wird das Flugzeug in den dahinter liegenden gähnenden Abgrund stürzen.
Etwa eine Million Jahre müsste der Atommüll sicher untergebracht werden. Das ist für uns Menschen ein unvorstellbar langer Zeitraum. Die ersten großen Zivilisation in Ägypten und im Zweistromland von Euphrat und Tigris sind vor etwa 5000 Jahren entstanden. Schon das erscheint uns als ein sehr großer Zeitraum. Für die Geologie ist das zwar eher ein Wimpernschlag. Doch selbst in dieser Zeit kann sich viel im Deckmantel der äußeren Erdschichten verändern. Erdverschiebungen und veränderte Wasserverhältnisse können schon in Jahrzehnten eintreten. Doch wie will man einen Zeitraum sicher überbrücken, der 200 mal länger sein wird als das Bestehen der zivilisierten Menschheit? So will ich sie mal nennen. 200 mal 5000 Jahre. Welcher Mensch, welcher Wissenschaftler, welcher Politiker traut sich zu, einen solchen Zeitraum auch nur annähernd zu überblicken. Noch ein Vergleich: Den modernen Menschen gibt es seit etwa 300 000 Jahren. Was für Menschen werden wiederum in einem solchen Zeitraum leben, und werden diese dann überhaupt noch wissen, wo der gefährliche Atommüll gelagert ist? Und welche Gegebenheiten in Jahrhunderttausenden in der Erdkruste vorherrschen werden, kann im Detail niemand wissen. Und die nächsten Eiszeiten, die die Erdkruste traktieren und deformieren werden, kommen garantiert. Trotzdem wird Atommüll ohne Ende und immer mehr produziert, der solche gigantischen Zeiträume unbeschadet überstehen müsste. Und viele weitere Atomkraftwerke sind weltweit geplant oder befinden sich schon im Bau, ohne dass ein einziges sicheres Endlager in Sicht wäre. Vermutlich kann es niemals in Sicht kommen, denn ein sicheres Endlager wird es wohl nach menschlichem Ermessen nie geben. Zumindest keines, was über geologische Zeiträume sicher versiegelt sein wird. Auch im Granit oder im Ton nicht, oder in was auch immer. Die Schweiz hat Granit inzwischen als Endlager aufgegeben. Finnland und Schweden haben sich dafür entschieden. Aber nur deswegen, weil sie keine Alternativen haben. Granit ist von Rissen und Klüften durchsetzt. Wasser kann eindringen und Radioaktivität freisetzen. Zwar soll der atomare Abfall in dicken Kupferrohren gelagert werden. Doch unabhängige Wissenschaftler haben schon die Meinung geäußert, dass diese bereits nach 1000 Jahren erodieren könnten. 1000 mal so lange aber müssten sie halten.
Ton schließt zwar gut ab, ist aber nicht hitzebeständig. Durch die enorme Wärmestrahlung des Abfalls wird Tongestein seine physikalischen Eigenschaften verändern. Und auch eine überirdische Lagerung kommt auf lange Sicht nicht infrage, sind doch die Müllbehälter auf eine Lebensdauer von 40 Jahren ausgelegt. Spätestens in 30 Jahren müsste dann ein Endlager zur Verfügung stehen. Und schon jetzt wird in Gorleben mehr Strahlung gemessen, als zulässig ist, obwohl das Lager erst zu einem Viertel mit Castoren gefüllt ist.
Wenn es allein in Deutschland schon solche riesigen Probleme gibt, in einem Land, das in allem als so penibel, so akkurat, so preußisch genau, so sorgfältig gilt. Wie werden die Entsorgungsszenarien dann erst in anderen Ländern aussehen, wo alles nicht so genau genommen wird. Wird dort der Atommüll am Straßenrand verrotten? Oder werden die Industrienationen ihre radioaktiven Abfälle einfach in diese Länder abschieben? Nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. Es wäre mehr als fahrlässig, aber wundern würde es mich nicht. Denn Russland zum Beispiel war im Gespräch, und wir wissen, wie lax dort mit dem Atommüll umgegangen wird. Aber immerhin hat die EU da wohl jetzt einen Riegel vorgeschoben. Das ist zumindest erfreulich. So wurde zum Beispiel 2006 schon anderer hochgiftiger Müll aus Europa (kein radioaktiver Müll) nach Afrika in die Elfenbeinküste verschoben, wo die Umwelt verseucht wurde, wo Grundwasser und Flüsse zu giftigen Kloaken geworden sind und die Lebensgrundlage und das Leben der Einwohner selber dort zerstört wurde. Schwere Krankheiten bei Zehntausenden von Menschen und sogar Todesfälle waren die Folge. Die Vernunft und die Moral bleiben da vollkommen auf der Strecke.

Und was wird die vermutlich nie gesicherte Atommüllentsorgung nun alles für Folgen haben? Darüber kann man natürlich nur spekulieren. Aber es ist eindeutig klar, dass die Radioaktivität irgendwann in großen Mengen freigesetzt werden wird. Sei es durch poröse Endlager, durch Verbreitung im Grundwasser, oder sei es in den Meeren, denn dort schlummert auch jede Menge radioaktiver Abfall. So in der Barentssee, wo das aggressive, salzhaltige Wasser die Reaktoren russischer Atom-U-Boote zerfrisst. Oder auch im Atlantik, wo die Fässer mit leicht- und mittelradioaktiven Abfällen, die einfach auf See verklappt wurden, auf dem Grund verrotten. Allein bei der Verklappung ist, wie in der Asse durch zum Teil schnelles Hinunterkippen der Fässer, um die Arbeiter der radioaktiven Strahlung nur kurze Zeit auszusetzen, teilweise Haarsträubendes geschehen. Schwammen die Fässer an der Oberfläche, weil in ihnen Luft enthalten war und sie nicht untergehen wollten, wurde einfach in sie hineingeschossen. Wurde schon dabei der Inhalt beschädigt? Bis 1994 wurden über 100 000 Tonnen radioaktiven Abfalls im Meer versenkt. Seitdem ist es zumindest, was Festkörper anbelangt, verboten. Nach wie vor wird aber radioaktiv belastetes Wasser ins Meer geleitet. Schon vor 11 Jahren konnte Greenpeace anhand von Kameraaufnahmen nachweisen, dass Fässer löchrig sind. Und heute kann Radioaktivität an diesen Orten in Fischen nachgewiesen werden. Selbst Plutonium.
Irgendwann wird viel, sehr viel Radioaktivität freigesetzt werden. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ob in Jahrhunderten, oder erst in Jahrtausenden. Aber es ist davon auszugehen, dass große Bereiche der Erde früher oder später radioaktiv verseucht werden. Was wird das für Auswirkungen haben? Wird der Mensch und vielleicht alles höher entwickelte Leben auf der Erde dadurch vernichtet werden? Werden nur noch niedere Arten überleben können? Plattwürmer und Insekten? Oder wird es doch nicht so schlimm kommen, das Erbgut der Menschen aber geschädigt werden, sodass nur noch verunstaltete Menschen geboren werden, und dass Krebserkrankungen zur Normalität werden? Es ist eine Frage, die wohl heute niemand beantworten kann. Aber die vielleicht nicht nahe, aber die weiter entfernte Zukunft sieht düster aus. Bringt die dann freigesetzte Radioaktivität den Menschen an den Abgrund, oder stößt ihn hinunter? Im Moment sieht es jedenfalls danach aus. Es wäre ein Szenario, das nicht überraschen würde. Die Geister die wir riefen, werden wir nie wieder los. Nie wieder!
Wie ist eure Meinung zu diesem brisanten Thema. Gibt es auf Dauer eine Zukunftsperspektive für die Menschheit? Seht ihr einen Ausweg? Was sehe ich falsch? Gibt es in Zukunft vielleicht doch Möglichkeiten, radioaktiven Abfall unschädlich zu machen? Ich kann einen Ausweg nicht sehen und sehe den Menschen in der Sackgasse. Ich kann nur hoffen, dass ich mich irre.

Ein halbes Jahr später, 23.12.2011:
Die Atommüllentsorgung in Deutschland gerät immer mehr zum Desaster. Die Schlagzeile in der Tagespresse an diesem Tag betrifft das Atommüllendlager Asse, in dem leicht- und mittelradioaktive Abfälle eingelagert sind. "Asse ist nicht mehr zu retten", steht in fetten Buchstaben auf der Titelseite der HAZ. Da in der Asse seit längerer Zeit Wasser eindringt und für die Zukunft die Gefahr besteht, dass Radioaktivität in großen Mengen ins Grundwasser freigesetzt wird, hatte die Politik beschlossen, die radioaktiven Abfälle zu bergen und andernorts zu lagern. Doch nach neuesten Untersuchungen empfehlen die Experten des Bundesamtes für Strahlenschutz auf die Rückholung zu verzichten, wäre das doch mit zu großen Risiken verbunden. Zusätzlich scheitert der Plan daran, die kontaminierten Lösungen oder Stoffe irgendwo unterzubringen. Selbst die bundeseigenen Großforschungsanlagen in Karlsruhe und Jülich weigern sich zur Aufnahme.
Was ist nun der wirkliche Grund für die erneute Kehrtwende? Ist es tatsächliche die Gefährlichkeit der Rückholung, die einer Mission Impossible gleicht? Eine fehlende Weiterlagerungsmöglichkeit? Die immensen Kosten? Oder sind es starke Kräfte in der Politik selber, die die Rückholung blockieren, aus welchen Gründen auch immer? Oder ist es alles zusammen? Der Bürger fühlt sich jedenfalls mal wieder hinters Licht geführt. Vertrauen in die Politik kann bei diesem Hin und Her, Vor und Zurück nicht entstehen. Das Desaster ist perfekt, und auch die zukünftige Verstrahlung der Umwelt wird perfekt sein.
Dazu kommt noch, dass das Bergwerk in Gorleben zwar weiterhin untersucht werden soll, als Endlager aber vermutlich ausscheiden wird. Eine neue Endlagersuche soll aufgenommen werden. Wenn dieses ganze Atommüll-Wirrwar nicht so traurig wäre, müsste man darüber lachen. Nur noch mit Galgenhumor kann man diese ganzen Vorgänge ertragen. Aber das alles ist eine unsägliche Schmierenkomödie.

Beschluss der Bundesregierung am 28.9.2020: "Die Suche eines Endlagers für hochradioaktiven Müll kann jetzt bei null beginnen. Eine Kommission, bestehend aus Wissenschaftlern und Politikern, hat beschlossen und erkundet, dass 54 Prozent der Fläche Deutschlands für ein Endlager infrage kommen könnten. Dabei geht es um Salz-, Ton- und kristalline Gesteine wie Granit. Nach Ausschlusskriterien sollen diese Gebiete nun immer mehr eingegrenzt werden, so dass bis 2051 ein Entschluss gefallen sein sollte. Dann soll ein Endlager eingerichtet werden, dass eine Million Jahre möglichst sicher sein soll."
Vermutlich wird dieser Termin kaum zu halten sein, da die Bevölkerung, egal wo das bestmögliche geologische Endlager entstehen soll, auf die Barrikaden gehen wird und es zu langen Gerichtsverfahren kommen könnte. Aber irgendeine Lösung muss es geben. Und das Wendland kann aufatmen. Gorleben ist jetzt raus, da es geologisch unsicher ist. Damit geht ein Jahrzehnte langer Kampf für die Aktivisten und einen Großteil der dortigen Bevölkerung zu Ende. Darüber allerdings beschwert sich die CSU in Bayern. Der dortige Umweltminister macht schon jetzt Stimmung gegen ein mögliches Endlager in seinem Bundesland. Das ist dumm, denn es ist klar, dass die geologisch beste Möglichkeit gefunden werden muss, egal wo auch immer.

6.3.2021:
10 Jahre nach dem Supergau in Fukushima und dem beschleunigten Atomausstieg der Bundesregierung, ist der Rechtsstreit mit den Kraftwerkbetreibern beigelegt. Sie bekommen eine großzügige Ausfallentschädigung von 2,4 Milliarden Euro. Aber auch schon davor wurde die Atomindustrie, die früher sowieso vom Bund als damals gute Energiequelle gefördert wurde, gepäppelt. Mit 24 Milliarden Euro konnten sich die Versorger von Entsorgungs- und Endlangerungskosten des Atommülls freikaufen. Die Kosten der Entsorgung schätzt der Bund bis Ende dieses Jahrhunderts auf weitere 169 Milliarden Euro. Dabei wissen wir aus der Vergangenheit und Erfahrung, dass solche Kostenrechnungen meist weit übertroffen werden. Über die weiteren Kosten der Endlagerung und eventuellen Rückholungsaktionen des Mülls (wie z.B. in der Asse) über die Jahrtausende und vielleicht sogar Jahrhunderttausende, wollen wir jetzt gar nicht nachdenken.

In letzter Zeit werden immer wieder Stimmen laut, dass der Austieg ein Fehler war, da die Atomenergie eine saubere Energie ist, die kein CO2 ausstößt. Das ist jedoch ein Märchen. Allein der Bau, die Unterhaltung, der Rückbau und die Endlagerung produzierten und produzieren jede Menge CO2. Da sind die Erneuerbaren wie Windkraft und Solar deutlich günstiger.

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

35 folgen diesem Profil

5 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.