Mein Motorrad – Menschen und ihre Maschinen

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Hans Georg van Herste und seine Honda GL 1800 Gold Wing

Ich wäre wohl um ein Haar auf einem Motorrad zur Welt gekommen. Mein Vater fuhr, mein Großvater, mein Urgroßvater. Ich weiß noch, das muss 1970 oder 1971 gewesen sein, da stand ich an der Straße und vernahm ein sich näherndes grollendes Geräusch. Ich trat ein paar Schritte zurück, da ich dieses Grollen nicht einordnen konnte. Dann tauchte plötzlich ein riesiges Motorrad auf und fuhr wummernd an mir vorbei. Schnell war es heiser fauchend am Horizont verschwunden. Was war das denn für ein Ungetüm gewesen?

Natürlich kannte ich mich schon damals mit Motorrädern aus. Zumindest hatte ich das bis dahin gedacht. Mein Urgroßvater hatte eine 98er Mars, mein Großvater eine NSU Quickly und mein Vater eine 200er NSU. Dann gab es in unserem Dorf noch eine BMW R 25 und eine Horrex Regina.

Ich rannte im Dorf hin und her und fragte die Leute nach diesem mir eben begegneten Ungetüm, aber keiner kannte den Fahrer. Erst im Schulbus wurde ich fündig. Ein Junge, der zwei Klassen unter mir war, erzählte stolz, dass sein Cousin gewesen war, der da mit einer nagelneuen Honda CB 750 durch unser Dorf geflogen war. Spätestens jetzt war ich überzeugt. Motorräder hatten es mir schon immer angetan. So ein gewaltiges Teil wollte ich auch einmal fahren.

Meine ersten Fahrversuche startete ich auf einer NSU Quickly auf der Wiese hinter dem Haus eines Schulfreundes. Immer wenn Opa nicht da war, schoben wir das Ding nach draußen und drehten ein paar Runden. Da muss ich wohl so zwölf oder dreizehn gewesen sein. Und die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Das übliche Mofa mit fünfzehn übersprang ich, da ich eine „richtige“ 50er haben wollte. Den Traum erfüllte ich mir mit sechzehn in Form einer nigelnagelneuen Zündapp KS 50 WC. Die Abkürzung „WC“ hat nichts mit einem stillen Örtchen zu tun, sondern steht für „water colled“, das heißt, die Zündapp hatte einen wassergekühlten Motor. Das wurde damals noch extra drangeschrieben, da die meisten Motoren mit Fahrtwindkühlung vorlieb nehmen mussten.

Durch diese über achtzig Sachen schnelle Maschine vergrößerte sich mein Freizeitradius um ein Vielfaches und so konnte ich es natürlich gar nicht abwarten, endlich achtzehn zu werden, um ein „richtiges“ Motorrad bewegen zu können.
Nach Honda CB 500 four – die hatte auch vier Auspuffrohre, sah der CB 750 zum Verwechseln ähnlich, war aber um einiges günstiger –, Ducati 500 GTV – gab ich schnell wieder ab, da miserabel verarbeitet –, Yamaha DT 250 MX – eine wunderschöne Enduro fürs Gelände, für die Straße allerdings zu lahm –, Yamaha XS 650 SE – ein Softchopper, der elendig vibrierte und kaum tourentauglich war, verschrieb ich mich den Tourenmaschinen, da das Rasen noch nie mein Ding gewesen war.

Nach diversen Mittelklasse-Tourern – Honda CB 650, Honda CX 500 – kaufte ich mir 1983 die erste Gold Wing – damals noch mit vier Zylindern und elfhundert Kubik. Seitdem bin ich goldwinginfiziert. Natürlich kann man diesen Eisenhaufen nicht mehr mit den heutigen GL 1500 oder GL 1800 vergleichen, aber damals war das die Sänfte schlechthin und mit Vollverkleidung, Radio, Koffern und Top-Case nicht nur äußerst bequem, sondern auch der ultimative Blickfang an jedem Motorrad-Treff.
Mit dieser Maschine unternahm ich etliche Touren und hangelte mich im Laufe der Jahre durch die halbe Gold-Wing-Geschichte. Nach zwei GL 1500 und einer GL 1800 kaufte ich mir meine aktuelle Gold Wing. Der nochmals verbesserte Komfort durch Luftfederung – hatte zwar schon die GL 1100, aber natürlich nicht so ausgefeilt –, ABS, Airbag, Navi, Intercom-Anlage – damit kann man nicht nur telefonieren, Radio und die hübsche Navi-Stimme hören, sondern sich auch mit der besten Sozia von allen unterhalten – hatten mich überzeugt. Luxus ohne Ende.

Seitdem hat das gute Stück über 30 000 Kilometer problemlos abgespult und erfreut sich bester Gesundheit. Auch meine Frau, die eigentlich am liebsten selbst mit ihrer Maschine unterwegs ist, fährt immer wieder gern mal mit. Für die große Reise gibt es eben nichts Besseres.

Der bärenstarke Sechszylinder zieht ab dreißig im fünften Gang, dem Overdrive, gewaltig los – Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, höchstens durch noch mehr Hubraum – und so reichen die 118 PS völlig aus. Das Drehmoment wird´s schon richten. Das gewaltige Gewicht ist während der Fahrt kaum zu spüren und ich bin noch in keiner Serpentine damit hängengeblieben. Selbst mit Sozia und Gepäck zieht das Ding im Overdrive die Berge hoch, ohne zu murren und fünfeinhalb Liter Super auf hundert Kilometer sind für einen solchen Brummer wirklich nicht zu viel. Na gut, auf der Autobahn nimmt der Motor schon mal einen Schluck mehr, aber weit über sechs Liter bin ich noch nicht gekommen, da ich das Rasen gern anderen überlasse. Mit den fünfundzwanzig Litern im Tank komme ich immer über dreihundertfünfzig Kilometer weit und das reicht locker, um sich gemütlich eine Tanke suchen zu können. Stressfahrer sollten sich was anderes kaufen.

Hundertdreißig Liter Gepäckraum plus Top-Case-Tasche reichen auch für mehr als einen Wochenendausflug. Das Fahrwerk lässt sich mithilfe des eingebauten Bordkompressors mühelos per Knopfdruck dem Beladungszustand anpassen und eine per Drehknopf im Cockpit untergebrachte Leuchtweitenregulierung sorgt für die passende Ausleuchtung der Straße nach Sonnenuntergang. Auch wenn´s mal kalt wird, kein Problem: Sitzheizung, Griffheizung und Warmluftheizung für die Füße sind mit an Bord. Von den vielen Schaltern und Knöpfen sollte man sich nicht irre machen lassen. Das lernt sich schnell.

Einmal Gold Wing immer Gold Wing. Natürlich gibt es immer mal wieder Leute, die lästern: „Ach, jetzt kommt der Herste wieder mit seinem rollenden Wohnzimmer“ oder „na, mit Zweizimmer, Küche, Bad unterwegs“. Ich lass´se reden. Einige sind eben neidisch, andere trauen sich nicht auf so ein großes Motorrad. Ich habe die Gold Wing schon oft weiter empfohlen und alle, die sich eine gekauft haben, wollten nie wieder runter.

Honda GL 1800 Gold Wing
Sechszylinder-viertakt-Boxermotor 1832 ccm
118 PS bei 5500 U/Min
167 NM bei 4000 U/Min
Geregelter Katalysator
Fünfganggetriebe einschl. Overdrive
Kardanantrieb
Höchstgeschwindigkeit über 200 km/h
Gewicht ca. 400 kg
Zuladung ca. 200 kg

Marktsituation
Ich kann alle Gold Wings ab GL 1500 empfehlen. Langstreckentauglich, unkaputtbar, super bequem. Gute gebrauchte GL 1500 gibt´s ab 5000,- Euro, gute GL 1800 ab 12 000,- Euro. Alter spielt keine Rolle. Man sollte nur auf den Pflegezustand achten. Eine Neue kostet aktuell so um die 32 000,- Euro einschl. ABS, Navi, Airbag, Topcaseträger mit Tasche, Topcase-Beleuchtung, Topcase-Gepäcknetz, Sitzheizung, Griffheizung etc.

Kleidung
Jacke: Modeka, bequem, mit Protektoren, wasserdicht, mit herausnehmbarem Futter
Hose: Difi, bequem, mit Protektoren, wasserdicht, mit herausnehmbarem Futter
Stiefel: Daytona, bequem, unverwüstlich, wasserdicht
Helm: Nolan, bequem, leise, mit Klappvisier und klappbarer Sonnenblende, sehr praktisch, da auf Sonnenbrille verzichtet werden kann. Für mich als Brillenträger eine echte Erleichterung.
Top-Case-Tasche: Küryakyn, leicht zu handhaben, viel Stauplatz auf kleiner Fläche

Händler-Tipp
Honda Wellbrock & Co in Lilienthal bei Bremen
Seit ewigen Zeiten Kunde, kompetent, freundlich, fair und preiswert, zwei Wolfgangs und ihr Team auf dem richtigen Weg

Buchtipp
Hans Georg van Herste
Ein fast zerbrochenes Herz
Die Lebensgeschichte des Schmerztherapeuten, Lebensberaters und Autors Hans Georg van Herste
Teil 1
ISBN: 9783837067644 – 336 Seiten – 24,90 Euro
Teil 2
ISBN: 9783837067866 – 244 Seiten –19,90 Euro

Bürgerreporter:in:

Elisabeth Keller aus Gnarrenburg

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