Stadtfest in Glauchau (Sachsen) 30.06.2019

Die nun abgekrönte sächsische Schlossprinzessin Melanie Schwan
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  • Die nun abgekrönte sächsische Schlossprinzessin Melanie Schwan
  • hochgeladen von Charlene Wolff

Der Sommer 2018 war ungewöhnlich lange trocken und sonnig gewesen. 2019 war es extrem heiß. Saharawinde heizten Deutschland auf Rekordtemperaturen von 39°C im Schatten auf. Schönes Sommerwetter – nur leider so ungleichmäßig verteilt. Bei so hohen Temperaturen ist man nicht mehr leistungsfähig. Aber wir Hoheiten sind ja „Profis“.

Die Sächsische Schlossprinzessin Melanie hat nach Glauchau eingeladen. Dahinter steht der Verein „Gräflich Schönburgische Schlosscompagnie“, der das Fest ausrichtet. Die Doppelschlossanlage geht zurück auf die 1170-1180 errichtete Burg und besteht aus dem spätgothischen Schloss Forderglauchau und dem Schloss Hinterglauchau im Frührenaissance Stil aus dem 14. Jahrhundert.

Im Schloss befinden sich Museum, Kunstsammlung und Bibliothek, sowie ein Konzertsaal. Die Glauchauer Schlösser entwickeln sich zunehmend zu einem Zentrum anspruchsvoller Kulturevents.

Treffpunkt war für uns am Bismarkturm. Unter Kaiser Wilhelm I. war Otto von Bismarck zum Reichskanzler aufgestiegen. Er war ein Machtmensch, der das heutige Sozialsystem mit Renten- und Krankenkasse aus ganz anderen Gründen einführte, als man allgemein annehmen könnte. So war er nicht Wohltäter, sondern nahm den Liberalen und Sozialisten den Wind aus den Segeln. Bekannt ist er als der „eiserne Kanzler“.

Mit Kaiser Wilhelm II. verstand er sich gar nicht. Er hielt ihn für einen unreifen „Brausekopf“, jener wiederum fand Bismarck nicht mehr zeitgemäß. 1890 trat Bismarck von seinen Ämtern zurück, was von den einen mit Erleichterung gesehen wurde, von den anderen mit Wehmut, und in der Folge wurden überall in Deutschland zu Ehren Bismarcks Türme wie der in Glauchau errichtet.

Der 45 m hohe und damit höchste noch begehbare Bismarckturm von 1908 in Glauchau (Bismarck war 1889 gestorben) diente gleichzeitig als Denkmal und Wasserturm, hatte im Untergeschoss eine Ehrenhalle für die Gefallenen des 1. Weltkriegs, eine Wohnung für das Personal, und oben auf der Turmspitze befand sich eine Feuerschale, in der zu Gedenktagen (Bismarcks Geburtstag usw.) Feuer angezündet wurden. Heute steht dort ein Antennenmast. Weitere Bismarcktürme habe ich mir angesehen am Steiger in Erfurt und in Friedrichsruh bei Hamburg.

Die Befeuerung der Türme wird heute durch Baumschutzsatzungen, Naturschutzgesetze sowie weitere Gesetze und Verordnungen verhindert. Außerdem dürfte der Bismarck-Kult sich überlebt haben.

Von der Aussichtsplattform kann man bei klarem Wetter bis zum Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und zum Fichtelberg im Erzgebirge sehen.

174 Bismarcktürme und -säulen, die aus Spendenmitteln errichtet wurden, stehen auf dem heutigen Gebiet von Deutschland, Frankreich, Tschechien, Polen, Russland, Österreich, Kamerun, Tansania und Chile. Weitere 66 dieser Bauwerke, u.a. auf dem heutigen Gebiet von Dänemark und Papua-Neuguinea, existieren heute nicht mehr. Während der DDR-Zeit wurde der Bismarckturm von Glauchau in „Friedensturm“ umbenannt.
Im weißen Gewölbe im Schloss Forderglauchau konnten wir uns ein wenig erholen, bevor die Hauptveranstaltung im Schlosshof begann.

Im Schatten warteten wir auf den Beginn der kleinen Führung durch das Museum.
Es begann in der ehemaligen Kapelle. Selbst hier drinnen war es nicht wirklich kühl.
Am Hof legte man Wert auf Kunst. Viele große Gemälde zieren die Wände.
Nach der erfrischenden Besichtigung (es war ein wenig kühler in den Räumen) ging es zurück auf den Schlosshof zum Gruppenfoto, das der Hoheiten Foto-Graf Andreas Lawrenz sehr schön in Szene setzte.

Zur Eröffnung der offiziellen Zeremonien marschierten Hofstaat und Gasthoheiten ein, historische Soldaten in Blauröcken, der König und sein Hofmarschall.

Für uns war im Schatten eine Kaffeetafel gedeckt, und auf einer Bühne gab es verschiedene Darbietungen bei sengender Hitze. Die armen Soldaten exerzierten brav in ihren warmen Uniformen, ein Kindergarten tanzte verschiedene Geschichten, und irgendwann wurden dann nach 2-jähriger Amtszeit die Schlossprinzessin Melanie und ihre Hofdame Jeanette abgekrönt.

Nach weiteren Vorführungen die einem angesichts der enormen Hitze recht lang vorkamen, wurde die neue Sächsische Schlossprinzessin Jeanette gekrönt, die ich auch schon lange kenne. Sie ist nämlich schon mal Lindenprinzessin von Reuth und die Hofdame der gerade abgekrönten Schlossprinzessin gewesen. Für die nächsten 2 Jahre wird sie nun zusammen mit ihrer Hofdame Glauchau repräsentieren.

Nach Übergabe der Gastgeschenke wurden dann Kaffee und Kuchen serviert.
Sehr schade fand ich, dass so wenige Besucher zu dem Fest gekommen sind, wo sich doch so viele Leute mit viel Mühe und Liebe eingesetzt haben, es zu einem sehr schönen Erlebnis zu machen. Ein Grund war sicher die enorme Hitze. Aber wenn der Eisstand schon sein Eis verschenkt, weil es sonst schlecht wird und der leckere Braten auch am Nachmittag noch unangetastet auf dem Spieß kreist, dann ist das irgendwie traurig. Hoffen wir, dass die Voraussetzungen nächstes Jahr wieder besser sind.

Diesen Artikel mit weiteren Fotos findet man auch hier.

Bürgerreporter:in:

Charlene Wolff aus Blankenberg

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