„Die Kunst des SPIEGEL“ – „DER SPIEGEL“ und die KUNST (SYLT)

Vernissage: Wer und was warum in den Titelbildern der letzten Jahrzehnte dargestellt worden ist, zeigt „Die Kunst des SPIEGEL“ in einer besonderen Ausstellung: in Westerland auf Sylt. a&s-Bild W.H.
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Manchen Zeitgenossen scheint es erstrebenswert, einmal auf ein SPIEGEL-Magazin-Cover zu gelangen und damit millionenhaft gedruckt zu werden. Wer und was warum in den Titelbildern der letzten Jahrzehnte dargestellt worden ist, zeigt „Die Kunst des SPIEGEL“ in einer besonderen Ausstellung: derzeit sind in Westerland auf Sylt etwa 60 Originale von Titelbildern des „SPIEGEL“ zu sehen; bis Ende Juli 2010. Im snobistischen Kunstbetrieb gelte selbst die beste „Gebrauchsgrafik“ z. B. eines SPIEGEL-Illustrators recht wenig, „am allerwenigsten als Kunst“, meint der Kunstkritiker Walter GRASSKAMP. Dennoch zeigte die documenta 5 (1972) 40 SPIEGEL-Titelblätter als „Kunst“; mit 4 Originalen. Fragen: Sind Titelbilder-Originale also doch museabel? Heute mehr denn je? Kann ein Cover überhaupt „Kunst“ sein?

Wer „Was ist Kunst?“ fragt, exponiert sich im Kultur- und Kunstbetrieb. Was kann heute, angesichts des - besonders auch durch documentas - erweiterten Kunstbegriffs, noch als „Kunst“ definiert werden, was gerade nicht mehr? Oder ist die These, alles sei „Kunst“ (BEUYS & Co) zutreffend und liegt die Malerei wirklich im Sterben – wie es Gerhard RICHTER behauptet hat? (1) Der Kunstwissenschaftler Werner HOFMANN konstatiert zur Lage der Malerei heute: „Längst ist die große Zeit der Staffeleimalerei einem entgrenzten Kunstbegriff gewichen, der die Gemäldegalerien für die Capricen einer marktkonformen Künstlerkunst benutzt, für die der Mensch bestenfallls ein bizarres Schaustück ist.“ (FAZ.net, 8.7.10.)

Nach Stationen wie z.B. Hamburg (Deichtorhallen), Berlin, Frankfurt (Museum für Angewandte Kunst), München (Design in der Pinakothek der Moderne), Wien (MAK), Bonn (Haus der Geschichte der BRD) und New York werden mehr als 50 – im Auftrag von „DER SPIEGEL“ entstandene – Illustrationen, Gemälde und Zeichnungen aus fünf Jahrzehnten im Original gezeigt. Neben den dann veröffentlichten Titeln; in der Westerländer Stadtgalerie „Alte Post“. Stefan KIEFER, der Ressort-Leiter („Art Director“) von „Titelbild DER SPIEGEL“, hielt zur Vernissage am 5. Juni eine Einführung in eine interessante Ausstellung. Nach einführenden Worten der Vorsitzenden der „Sylter Kunstfreunde“ (Petra NIES) und der Bürgermeisterin der Gemeinde Sylt (Petra REIBER) – erläuterte er die COVER-Gestaltung beim „ Spiegel“.

„Die Kunst des SPIEGEL“ – auftragsbezogen und „noch nie dagewesen und schnell erfassbar“: Grunderfahrungen an „Spiegel“-Titelbilder, die ein politisches, historisches oder zeitloses Titelthema visualisieren:

Wenn selbst Albert EINSTEIN jetzt nach Sylt zu Besuch gekommen sei (siehe Cover-Abb.), dürfe natürlich auch die Bürgermeisterin nicht fehlen, die in ihrer Eröffnungsrede stolz die Schau als „Juvel“ ( mit „Niveau und Qualität“) lobte, meinte NIES. Über das Auge würden die Titel-Bilder unser Interesse und Neugier wecken und unsere Gefühle sowie auch das Unterbewusstsein der Leser würden durch das Cover des SPIEGEL angesprochen, meinte die Rathaus-Chefin. „So dominieren sie in gewisser Weise auch die Kaufentscheidung“, glaubt REIBER. Keiner würde sich (angeblich) für die wichtige Arbeit der Illustratoren interessieren angesichts der jeweils dominierenden Titelbild-Schriftgestaltung und des zugehörigen Bildes in einer SPIEGEL-Nummer. Seit sie das Buch „Die Kunst des SPIEGEL“ kenne, sei sie „eines besseren belehrt“ in ihrem falschen Glauben, dass Titel-Bilder „durch Computer-Animation“ erstellt würden, erklärte die Bürgermeisterin. Gelobt wurden von P.R. „Präzision und Detailgenauigkeit der Maltechniken“ der gezeigten Arbeiten. Erstaunlich: Die „Miet“-Künstler hätten in Wirklichkeit gar nicht so viel beigetragen zu einem COVER: Denn entstanden seien sie im Kopf des Stefan KIEFER, der enge Vorgaben mache, wunderte sich P.R., was sie gerade von dem Ressortleiter erfahren habe. „Viele der Karikaturen sind der wahre Spiegel unserer Gesellschaft – lassen uns nachdenklich schmunzeln“ urteilte P.R. zu Recht über die Auftragsarbeiten. Illustratoren müssen bei Karikaturen hohen Ansprüchen gerecht werden – schaffen sie dabei „Kunst“?

Weltweit renommierte Grafiker gestalten seit über 5o Jahren die Titelbilder des Nachrichten-Magazins DER SPIEGEL. Von den immer einmal wieder beauftragten Künstlern waren zur Vernissage 5 Titelbild-Gestalter mit dem 52-jährigen waschechten Sylter KIEFER in die Stadtgalerie gekommen, die dort kurz vorgestellt wurden – siehe Bildergalerie zum Artikel – und mit denen man sich nach Eröffnung der Ausstellung unterhalten konnte. „Die Titel des ‚Spiegel’ müssen die Titel-Aussage der Woche auf einen Punkt bringen“, sagte Stefan KIEFER (kurz S.K.), der seine Diplomarbeit als Illustrator zum Thema „Sylt ohne Sonne“ einmal eingereicht hat. Eines seiner SYLT-Bilder - in fotorealistischem Stil gemalt - hatte S.K. mit zur Vernissage gebracht und dem Publikum vorgestellt. In der aktuellen Ausstellung werden jedoch nicht S.K.s Bilder gezeigt, sondern die von ihm in Auftrag gegebenen Titel anderer Künstler: z. B. Titel-Vorschläge – darunter veröffentlichte und auch unveröffentlichte, vgl. z.B. das hervorragende Bild mit Ex-Kanzler Gerhard SCHRÖDER. Ausgestellt werden auch Cover-Illustrationen der zur Vernissage anwesenden Künstler Nils FLIEGNER (auch ein gebürtiger Sylter wie S.K.) Ludvik GLAZER-NAUDÉ, Werner BANDEL, Dieter WIESMÜLLER und Jean-Pierre KUNKEL. Von letzterem stammt einer der wohl bekanntesten Titel des „Spiegel“ des letzten Jahrzehnts. Ex-USA-Präsident George W. BUSH und seine Minister als „Die Bush-Krieger“ (siehe Bild – SPIEGEL-Titel 8/2002). BUSH sollte – so hatten es S.K. und der SPIEGEL-Chef Stefan AUST damals beschlossen - heftig kritisiert werden. Bush selbst wollte dieses schöne, ihm gefallende Poster gerne im Weißen Haus aufhängen, berichtete S.K.: Bush soll gesagt haben, nachdem das Bild aufgehängt war, er finde sich auf dem Titel-Bild „sehr gut getroffen“; eine „Super-Ikone“ in der Geschichte des SPIEGEL – beurteilt S.K. das Bild des schnell und hyperrealistisch malenden Künstlers KUNKEL.

Auf die Frage welche Eigenschaften denn ein Bild haben müsse, um als Titel des „Spiegel“ veröffentlicht zu werden, antwortet der „mächtige“ langjährige Ressortleiter S.K.: „Möglichst originell, intelligent, plakativ, noch nie da gewesen, schnell erfassbar und die Titelaussage der Woche auf einen Punkt gebracht“. Nach seinem Studium an der Hamburger Fachhochschule für Gestaltung (heute Hochschule für Angewandte Wissenschaften) arbeitete S.K. als freier Illustrator für den STERN und den SPIEGEL sowie die BUNTE. Auch illustrierte der Ressortleiter, der heute beim „Spiegel“ das „Titelbild-Sagen“ hat, als Fachmann Buchtitel und erhielt Aufträge großer Agenturen. In einem Interview mit CP MONITOR zur Ausstellung äußerte S.K.: „Das Titelbild soll in knapper Form und prägnanter grafischer Umsetzung das Titelthema klar und verständlich darstellen, möglichst originell und bitte auch intelligent sein – und den Käfer anspringen und vielleicht auch etwas herausfordern. Speziell beim SPIEGEL ist das Titelbild auch ein politisches oder gesellschaftliches Statement der Redaktion.“

Der Ressortleiter lehnt Effekthascherei, ehrverletzende und amoralische Motive ab. Es geht S.K. und seinem Team darum, dass ein COVER attraktiv ist, sich möglichst in Sekunden dechiffrieren lässt und gelegentlich auch Ansprüche an den Betrachter stellt, wenn er auf den zweiten Blick vielleicht sein AHA-Erlebnis hat. Um heute Titel-Chef zu werden, braucht ein Grafiker seiner Ansicht nach überdurchschnittliches Talent, Interesse am Weltgeschehen, Neugier und Herzblut für die Sache. („Sylter SPIEGEL“ Nr. 26)

Die in einer Auswahl der Auftrags-Besten von ca. 60 Titeln (auch mit Vorschlägen) als originelle Denk-Anstöße, die gezeigt werden, bieten die Werke einen außergewöhnlichen Einblick in Stil- Zeit- und Politikgeschichte sowie die Möglichkeit, etwas mehr über die Arbeitsweise der Illustratoren und der Titel-Redaktion des SPIEGEL zu erfahren.

Stefan KIEFER der in „nordfriesischer Hausgeburt“ in Westerland geboren worden sei, freute sich besonders nach 30 Jahren wieder einmal in seinem Heimatort zu sein, in dem seine Mutter vor einem Jahr gestorben sei. Er habe Anfang der 80er Jahre – als er einmal seine Bilder seiner Heimat als 27-jähriger 1987 ausstellte - noch „von einer großen Karriere als Künstler“ geträumt – bei „Karlchen“ in Kampen ausgestellt. Aber heute „quäle ich Künstler, das macht mehr Spaß“ als eine Künstler-Karriere, verriet der selektierende und bestimmende Ressortleiter; 1996 beim SPIEGEL angefangen.

Die mittlerweile sechs Jahre alte Titelbilder-Ausstellung (oft mit über 200 Bildern, davon kein einziges ein Foto! – für Sylt „eingedampft“) sollte nach vielen Stationen auch nach Shanghai reisen, wurde aber von den Chinesen abgesagt, weil bekannt geworden war, dass KIEFER den Dalai Lama für einen Spiegel-Bericht besucht hatte.

Zur Auswahl der veröffentlichten und nicht veröffentlichten Titel-Bildern der Ausstellung erklärte RICHTER: Die Bilder-Autoren wurden vom SPIEGEL in jedem Fall „voll bezahlt“: „Wir richten nicht danach, ob das gut genug war oder treffend genug, gedruckt zu werden“. Ein Beispiel: Das „Bild vom Heldentod – wie SCHROEDER sich entleibt“ – von Alfons Kiefer gemalt - hatte man damals 2005 „eine Woche liegenlassen und nicht gedruckt“, da Kanzlerin MERKEL an die Macht gekommen sei. Unveröffentlicht blieb auch 2005 der Cover-Vorschlag „Wahlschlacht um Kirchhof: „Die ‚K-Frage’: Schattenminister Kirchhof wird zum Risiko für die Union. Verspielt Kanzlerkandidatin MERKEL die sicher geglaubte Mehrheit“? (Siehe Bild von Daniel ADEL, Öl auf Hartfaser.) Und als UNVERÖFFENTLICHT – also nicht im roten Rahmen des SPIEGEL - sieht man auch Jean-Pierre KUNKELs Coverbild (2002/2003): „Lafontaine und Gysi“: „Die SPD streitet über ihren Umgang mit der SED-Nachfolgepartei PDS und deren Gallionsfigur Gregor GYSI. Der Saarländer Oskar LAFONTAINE will eine politische Zusammenarbeit nicht ausschließen.“

Braidt BRAIDs Öl auf Holz gemaltes Bild (31,7 x 39 cm) zierte den Spiegel-Titel 50/1999: „Das Gehirn des Jahrhunderts“: „Mit der Kraft seiner Gedanken schuf EINSTEIN ein Universum. Im privaten Leben scheiterte das Genie“. Für die Werbung zur Ausstellung wurde dieses Bild weiter genutzt: Auf der Einladung zur Vernissage sowie als Cover des die Ausstellung begleitendenen Katalogs, den ich besonders für angehende Illustrations-Künstler empfehlen möchte: als Lehr-&-Lern-Material. (Vgl. Bilder-Galerie-Abbildungen.) Auch zur Titel-Geschichte „Bruder Affe“ (Titel 35/2000) malte BRAID das ausgestellte Cover-Bild mit dem Auftrag: „Die Menschenaffen stehen dem Homo sapies näher als alle anderen Lebewesen. Jetzt sind die vom Aussterben bedroht.“ (Hierzu siehe auch meine Artikel zur Affen-Kunst & Kunst der Affen:
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Interessant ist auch, dass DER SPIEGEL sich des Themas Bildung & Schule mehrfach angenommen hat. In Nr. 50 2001 lautete die Titel-Geschichte „Sind deutsche Schüler doof?“: Der Auftrag lautete wohl: „Im internationalen Vergleich versagen die deutschen Schulen – das zeigt die OECD-Studie Pisa.“ (Nils FLIEGNER Cover – digital erstellt.) Und zum Thema „Klassenkrampf - Warum Lehrer und Schüler versagen“ versuchte der SPIEGEL 2003 in Magazin Nr. 46 aufzuklären: „Der Berufsstand der Lehrer steckt in der Krise. Bildungsreformer wollen Unterricht, Schule und Ausbildung jetzt neu organisieren. Machen die Lehrer mit?“ So lautete die Aufgabe für den Künstler Chris F. PAYNE, die dieser mit Acryl, Farbstift, Wasserfarbe, Öl und Tusche als Pastell (Karikatur) fotorealistisch gelöst hat (40,2 x 32,2 cm).

Illustrationen schaffen – so der 15 Jahre freischaffende S.K. – heißt beim SPIEGEL auch für die Künstler: „Wir rufen manchmal am Donnerstagabend an, um am Freitag ein fertiges Titelbild zu haben.“ Über Nacht wurden schon Blätter gemacht, die am nächsten Tag in die Druckerei gingen und veröffentlicht wurden. „Das macht nicht jeder“. Der SPIEGEL werde „eine Million mal gedruckt und 7 Million mal gesehen“, lobt S.K. sein Blatt, wo er mit
„nordfriesischer Sturköpfigkeit“ und/oder Freundlichkeit gegenüber dem Chefredakteur agieren muss und auch aus den Künstlern das Beste herausholen muss, meint der Ressortleiter für Titel in seiner Vernissage-Rede. „Wir müssen jede Woche irgendwas Kluges – irgendwas Intelligentes und Originelles aus den Fingern saugen“ – „wir müssen uns Sachen ausdenken, die nirgendwo anders bereits gedruckt vorliegen“, 52 mal im Jahr jede Woche, bekannte der SPIEGEL-Titel-Chef. Das bei allem Kanon der Magazine weltweit, den Fernseh-Sendern, Illustrierten, den Tageszeitungen: „Die alle danach lechzen, die letzte vermeintliche beste, treffendste Pointe irgendwie darzustellen; wir müssen immer noch einen oben drauf setzen“. „Ich glaube, wenn ich nicht so stur wäre – ich hätte längst das Handtuch geworfen!“ „Weil es ist manchmal enorm ermüdend“, so S.K. abschließend.

SCHROEDER habe übrigens als Kanzler die Ausstellung über Original-Titel-Bilder in Berlin gesehen und sich erstaunt darüber gezeigt, wie oft er als Titel dargestellt worden sei. Und: Dass die Bilder der Ausstellung „wirkliche Kunst“ seien, habe Ex-Kanzler G.S. bekannt; dies habe S.K. sehr berührt. „Gerhard SCHROEDER in Märtyer-Pose“ – von Alfons KIEFER gekonnt gemalt in Acryl auf Karton (73 x 58 cm) – dürfte dem Ex-Kanzler besonders gefallen haben: „Teile seiner Partei scheinen ihn in die Vertrauensfrage und die vorgezogenen Neuwahlen zu treiben. DER SPIEGEL wollte 2005 nicht vorab die Wahl für Schröder verloren erklären – deshalb blieb dieses Blatt unveröffentlicht.“

Ein letztes Wort des Art Director KIEFER, der Nachfolger des „Erfinders“ des typischen SPIEGEL-Titels mit rotem Rahmen Eberhard WACHSMUTH wurde: SYLT gebe einem Sylt-Geborenen als Künstler relativ wenig Perspektive: „für einen, der die Welt erobern will“, sagte KIEFER, der sein Examen mit 1,3 gemacht habe. Manche wüssten gar nicht, dass man auf Sylt auch Abitur machen könne. (…)

„DER SPIEGEL“ und die KUNST:

Stefan AUST – Ex-Chefredakteur des SPIEGEL – meinte im Katalog zur Ausstellung, dass es die Ausstellungswerke zu „Die Kunst des SPIEGEL“ es „eigentlich verdient haben als Kunst an der Wand namhafter Museen und Galerien“. Die Original-Illustrationen wurden bis auf Sylt zumeist aber in Häusern für Design und angewandte Kunst gezeigt. Walter GRASSKAMP stellt in seinem Katalog-Beitrag „Alles im Rahmen“ (S. 10f.) einen Bezug zur Kunstgeschichte her: „Wie ein Buchmaler des Mittelalters in seiner Miniatur ein ganzes Weltbild symbolisieren konnte oder ein Renaissance-Zeichner die Natur im Detail einzufangen suchte, so sind zeitgenössische Illustratoren damit beschäftigt, das Sichtbare verständlich und das Unsichtbare anschaulich zu machen.“ Dafür brauchte es mehr als nur Handwerk, „weil es eine Kunst ist, das Allgemeine im Detail bildhaft werden zu lassen“: Im Buch zur Ausstellung (zu 200 Bildern der Cover-Schau) schreibt der renommierte Kunsthistoriker und engagierte documenta-Kritiker:

„In diesem Buch gibt es zahlreiche Beispiele dafür, wie originell zeitgenössische Illustratoren schwierige und abstrakte Themen so veranschaulichen zu können, dass sie pointiert erscheinen, ohne sich in Karikaturen zu erschöpfen; raffiniert, ohne elitär zu sein; prägnant ohne plakativ zu wirken, und gewitzt, ohne ein ernstes Thema zu verscherzen.“

Da man aber die sog. „zeitgenössische Kunst“ nur aus „komplizierten Werkzusammenhängen heraus verstehen“ könne, bleibe den SPIEGEL-Titel-Illustratoren in der Regel dieses Museumskunst-Privileg vorenthalten, „dass man die Tagesarbeiten einmal im Kontexte einer Werkgruppe oder sogar eines Lebenswerks betrachten kann und ihre Autorenschaft darüber namhaft wird“.

Historisches: Beispielhaftes Sammeln eines öffentlichen Kunstvermittlers - Werner SCHMALENBACHs – und die Spiegel-Cover-Kunst

War vor 1933 der Bestand der sog. „Modernen Kunst“ in Deutschland beeindruckend, gingen durch den Bildersturm der Nationalsozialisten 1945 die modernen Sammlungen verloren und wurden deren Häuser im Dritten Reich oft zerbombt. Danach kam es zur Wiedereinbürgerung der Moderne und zu einer Wiedergutmachung, wenn man an die erste documenta des Arnold BODE in Kassel denkt. Nach der Verschleuderung der Kunst im Nazi-Reich haben prägende Kunsthistoriker in der nachkriegsdeutschen Museumslandschaft den Deutschen die Moderne durch gezielte Ankäufe für Museen und Publikationen (Literatur) zur Moderne nahegebracht; hierbei denke ich besonders an den kürzlich mit 89 Jahren verstorbenen Werner SCHMALENBACH (geboren 1920 – Leiter Kunstsammlung NRW Düsseldorf seit 1962 bis 1990); auch an Werner HOFMANN (Kunsthalle Hamburg).

Mit Mut zur Enthaltsamkeit beim „Kunst“-Sammeln für die öffentlichen Häuser wurde der eigensinnige SCHMALENBACH oft in Kunstbetriebs-Kreisen angefeindet: Streitlustig habe W.S. „Abstand zu Experimenten, Avantgarden und Aktualitäten gehalten und er „scherte sich nicht um kunsthistorische Bezüge“, schreibt Eduard BEAUCAMP in der FAZ (7.7.10, S. 35). „Entwicklungen, Fortschritte, Vollständigkeiten, Gerechtigkeiten, Bedeutsamkeiten“ habe SCHMALENBACH nicht für wichtig erachtet: „Er verbrämte seine Erwerbungen nicht wissenschaftlich oder aufklärerisch, verachtete Richtungen, Theorien, Trends und misstraute jedweder anerkannten und hochgehandelten Kunst“.

Dass der ehemalige Museumsdirektor nicht den Suggestionen des Kunst-Markt-Betriebs erlag und den künstlerischen Wert eines Kunstwerks (nicht den kunstgeschichtlichen Stellenwert) verfochten hat, war typisch für W.S. Von der Kunstszene-Propaganda für die Aufhebung des Tafelbildes und Thesen vom Ende der Malerei hielt der eher konservative institutionelle Sammler nichts. Auch für die Nachkriegs-Moderne und Gegenwartskunst hatte W.S. hohe Qualitäts-Maßstäbe: So lehnte der Museumschef in der Beuys-Stadt Düsseldorf die Anti-Kunst des Joseph BEUYS ab und sammelte dessen Objekte nicht; den BEUYS (mehrfacher documenta-Star) hielt er für einen „nicht talentierten Scharlatan“ (SZ v. 7.7.10.) BEUYS’sche „Kunst“ passte nicht in SCHMALENBACHs Konzept. Angesichts dürftiger „aktueller“ Kunst verließ der Kunstfachmann seinerzeit konsequent den Arbeitsausschuss der documenta 3: „aus Gründen der künstlerischen Überzeugung“.

Ebenso hartnäckig wie gegenüber dem großen Zampano BEUYS verweigerte sich der Museumsdirektor dem heutigen so erfolgreich gehandelten Super-Kunst-Markt-Star Gerhard RICHTER und Sigmar POLKE, in deren „Kunst“ der Museumsmann keine „Einzigartigkeit“ und kein „außergewöhnliches Bild“ ausfindig machen konnte.

Daher zeige sich in Düsseldorf heute „deutlich, dass die klassische Moderne und ihr Zirkulationssystem mit der Spätmoderne und der Postmoderne, mit deren Konzepten, Formaten und Strategien nur noch wenig zu tun hat, ja durch sie ausgeschwemmt und verwässert wird“, bilanziert der FAZ Kunsthistoriker-Kritiker E.B. sehr zutreffend über die häufig als arrogant gehaltene Führungs-Persönlichkeit des deutschen Kunstbetriebs seit 1945 - W.S..

In der FAZ kommentierte ich einen Artikel zur Düsseldorfer Kunstsammlung-K20-Neu-Eröffnung (10.7.-Swantje Karich):

Warum verweigerte sich Werner SCHMALENBACH dem STIL-Prinzip (GOETHEs)?

Das Düsseldorfer K20 ist mit Erweiterungsbau wiedereröffnet: „Meisterschaft des Eigensinns“ des verstorbenen Werner SCHMALENBACH. Ein „Traum-Museum“ (W.S.)? Analog W.S. vertraut K20-Chefin M. ACKERMANN (45) der visuellen Kraft & „Magie“ der Einzelwerke. A. ZWEITE hat „einst Joseph Beuys installiert“. G. Richters „Farbtafeln“ wurden mit Beuys’scher Antikunst ins Depot versetzt! W.S. & M.A. sorgten für „eine (….) gute Stube der Kunstgeschichte“: W.S. verstand sich nicht als „Kunsthistoriker“, erlag nicht den Suggestionen des Kunst-Markt-Betriebs. Positiv die Provokationen & Attacken des W.S. in Richtung des „KUNST“-lenkenden „Mäzens “ P. LUDWIG, dem er eine “nicht besonders gute Sammlung“ bescheinigt hat. W.S. sammelte keinen Popismus, zählte weniger zu den Königsmachern des Kunstbetriebs mit Filz-Netzwerken (Galeristen-Sammler-Kuratoren …). W.S. erwarb Etabliertes; verweigerte sich Beuys, Polke und Richter. Dass W.S. 1984 glaubte, STIL sei heute „nicht mehr der Weisheit letzter Schluss“ – er die Autorität von STIL, das Vertrauen in STIL und den Rang und Wert des STIL-Prinzips NICHT thematisiert und reflektiert hat (anders als Werner HOFMANN 1955 mit Bezug zu GOETHEs Definition; Studium Generale Heft 1), ist für mich unerklärlich.

SCHMALENBACHs Hausheilige waren die Kubismus-„Kerntruppe“ PICASSO, BRAQUE und GRIS sowie KLEE und die Surrealisten DE CHIRICO & Max ERNST; u.a. auch MATISSE und POLLOCK. Bei allen Ankäufen zeigt sich: ein gesammelter Bilderschatz mit schon etablierten, am Markt durchgesetzten Künstlern der Moderne – nur kein Risiko!

W.S.s Motto beim Kunst-Sammeln war, sich nicht vom Markt und dessen Moden hetzen lassen – Nichtkaufen, Abwarten, Verwerfen - und: „Entweder ein Bild packt mich, oder es packt mich nicht.“ Eine Devise, die heute angesichts verarmter öffentlicher Häuser (ohne Ankaufsetats der Museen) sehr modern sein sollte. Sehr positiv zu sehen sind die Provokationen & Attacken des verstorbenen Museumsmanns in Richtung des Kölner „KUNST“-lenkenden Schokoladenfabrikanten und Kunst-„Mäzens “ Peter LUDWIG (1), dem er eine “besonders große aber nicht besonders gute Sammlung“ bescheinigt hatte. Für W.S. galt es, das singuläre zu sammeln: „Wer vor dem Bild andere Gedanken hat als das Bild, steht vor dem falschen: Der Weg dahin interessiert mich wenig. Ich verstehe mich nicht als Kunsthistoriker und frage ungern, aus welchen seelischen Antrieben dieses oder jenes entsteht.“ Der super-reiche LUDWIG hat Pop Art gesammelt und subversiven Geist in Museen geschleust (Ludwig-Museum u.a.m.): Popismus hatte sich von der Kunst abgewandt, um sich mit dem zu befassen, was einige damals unter der Welt verstanden: Andy WARHOL malte z.B. Suppendosen, RAUSCHENBERG kleisterte Sperrmüll auf die Leinwand, Jasper JOHNS die amerikanische Flagge. Roy LICHTENSTEIN entdeckte den Comic als „Stil“. Das Malen in Riesen-Formaten – bei PICASSO noch die Ausnahme (Guernica) - setzte sich mehr und mehr durch. Kitsch-Kunst wurde später hoch gehandelt: siehe Jeff KOONS, Damien HIRST u.a.m., über die ich im Internet Artikel schrieb. (Googeln bitte).

Wenn alles „Kunst“ ist, was sich „Kunst“ nennt – sind die Königsmacher des Kunstbetriebs (Filz-Netzwerke der Galeristen-Sammler-Kuratoren …) für Erfolg oder Misserfolg einer Künstlerkarriere von Belang. Um auch als genialer Künstler ganz nach oben zu gelangen, bedarf es heute des Glücks, Zufalls und besonders der Vermarktung; ohne das Knüpfen von Kontakten zu Kunstvermittlern ist es unmöglich zu reüssieren. Gerhard RICHTER, der ganz oben im Kunsthandel steht, wird z.B. von dem 60jährigen Hamburger Grafiker & SPIEGEL-Titelbild-Maler Dieter WIESMÜLLER für ein mäßig begabter (!) Maler gehlten, hochgejubelt im Filznetzwerk vorgestriger Kunstlenker; so D.W. im Gespräch mit mir. (D.W.-Bilder S. 80-91 im Katalog.)

Haben sich in den vergangenen Jahrzehnten die Museen kräftig verhoben, was W.S. nicht passieren konnte?

JA – „zweifellos“ meint BEAUCAMP in FAZ-„Kunststücke“ vom 2.7.2010 S.36:

E.B. hebt kritisch hervor, dass die zeitgenössische Kunstszene „nicht mehr den Ideen und Innovationen folgt, nicht nach Verdichtungen und Meisterschaften sucht, sondern sich an den Wachstums- und Wucherungsgesetzen des Marktes orientiert“. Der Kritiker fordert dringend eine „Gewissensforschung“ und eine „offensive Diskussion über Qualitäten und Konzentrationen“. Auch Kulturpolitiker müssten sich „mit den eigenen Fehlern auseinandersetzen“. Museen und deren institutionelle Kunstvermittler „mussten sich übernehmen beim Versuch, eine expansive, sich immer weiter entgrenzende Kunst einzufangen und die vom Markt aufgebauschten Stars an ihre traditionellen Häuser zu binden“. E.B. denkt hier z. B. an das Dresdner Albertinum: Förderung „ubiquitärer Matadoren“, die schon andere Museen der BRD „beherrschen und die Märkte abgegrast haben“; mit „Großauftritt in Einzelsälen“. Ich habe dies ebenfalls kritisch beleuchtet, siehe Beitrag in (2). Museen in ihrer „Großmannssucht“ sollten wieder „ehrlicher werden“ und „fragwürdige Komplizenschaften aufgeben“; „Kennerschaft“ sei gefragt! Kritisch mit der negativen, nicht-innovativen Zeitgeist-Ästhetik setzte sich E.B. auch in einem anderen „Kunststücke“-Artikel auseinander: Ruf nach „Erneuerung“ und „Bruch“ – vgl. (3). Die „Monokultur zeitgenössischer Kunst“ sei langweilig klagt E.B.: „wenn die Platzhirsche nur unter sich sind“ im FAZ-Artikel „Nützliche Diät – Die Krise als Chance der Museen“.

Epilog/Ausblick

Als Fazit lässt sich festhalten, dass für die Zeitgeist-Ästhetik bei DER SPIEGEL Hervorragendes von „Illustrations-Künstlern“ geleistet, das maßgeblich durch die Kennerschaft des Art Director gefördert wird, der quasi als „SPIEGEL-Kunst-Papst“ agiert. Hier fehlt „Großmannssucht“, die die sog. „freie Kunst“ dominiert. Bei der seriösen „Kunst des SPIEGEL“ gibt es keine unfähigen „Platzhirsche“ samt „fragwürdiger Komplizenschaften“. „Gewissensforschung“ ist hier – wenn es auch um SPIEGEL-Verkaufen-Müssen („Markt“) geht – nicht vonnöten. „KUNST“-lenkende Macher (wie z.B. auf documentas) gibt es nicht; auch agiert der Titel-„Papst“ – federführend verantwortlich zumeist für eine gute Sache als „Art Director“– hier nicht willkürlich. Hartnäckig wird bei der „Kunst des SPIEGEL“ um „Einzigartigkeit“ und das „außergewöhnliche Bild“ (Originalität & Innovation) gekämpft, dem sich mutige und talentierte Illustrations-„Kunst“-Macher nicht verschließen (können). Einer langweiligen „Monokultur zeitgenössischer Kunst“ könnten die Hamburger nicht elitären Titelbildkunst-Macher Vorbild sein; die Ausstellung mit veröffentlichten & nicht publizierten Werken in unterschiedlichsten Techniken (nicht-fotografischen Mitteln) liefert eine Menge Beweis-Material; siehe auch den wertvollen Katalog zur Cover-Schau mit künstlerisch bedeutsamen Werken, die oft die Veröffentlichungs-Dauer einer SPIEGEL-Nummer überlebt haben und zeitlos Botschaften oder Emotionen vermitteln; siehe dazu meine Artikel-Bildergalerie.

Titel des SPIEGEL können durchaus das „Maß an Tiefe erreichen, das beispielsweise PICASSOs ‚Guernica’ aufweist“, schreibt Steven HELLER zu Recht im Katalog (S. 15). Und als leicht zugängliches „wahrhaftes Museum der Straße“ kann man die SPIEGEL-Cover durchaus betrachten. Sie spiegeln zumeist Intelligenz und Einfallsreichtum wider. Die Bildsprache kann der Sparte „ERKENNTIS-Kunst“ durchaus zugeordnet werden, die ich betreibe; siehe Internet. In Verbindung mit einer intelligenten, überraschenden Titelzeile – Text-Bild-Kombination - spielt hier KEINE „Kunst um der Kunst willen oder Stil um des Stil willen“ eine Rolle! So sieht es auch HELLER a.a.O. Durch die Verbindung von Kunstfertigkeit & Geist werden Titel durch intellektuelle Kraft „denkwürdig“: Menschen können durch gute Titel dazu gebracht werden, sich kritisch mit der Welt - auf vielen Ebenen (symbolisch) wirkend - zu beschäftigen. So verleiht auch der Ausstellungskatalog als „Gesamtkunstwerk“ sicher „dem Vergänglichen Dauer und dem Flüchtigen Bestand“. Viel mehr Kunst-Denken sollte man pflegen – exakte, gewisse ERKENNTNIS(se) vermittelnd! Die noch gegenwärtige Trennung von Natur- und Geistes- oder Kulturwissenschaften ist durch brückenbildende Erkenntnis-Kunst zu überwinden: Das Kunst-Museum sollte zu einem Ort institutionalisierter schrankenloser, kritischer und öffentlichkeitsnaher KUNST-Erkenntnis evolutionisiert werden, in dem auch wertvolle SPIEGEL-Titel im Original überleben können. An der Erkenntnis-Kunst kann der interessierte Kunstliebhaber teilnehmen, dem nichts versteckt wird, sondern möglichst offen zu kultureller (Kunst)Evolution dargestellt wird. Das undurschsichtige Elfenbein eines „Kunst-Turmes“ wird somit durch transparentes Glas ersetzt (…).

Die SPIEGEL-Titelbild-Gestaltung hat ein EVOLUTIONISIERUNG durchgemacht: Vom Titelbild mit einer Fotografie (Porträt-Bild) als Markenzeichen evoluierten die Cover über Neuerungen bezüglich Schrift und Rahmung zu Illustrations-Mischformen: Kombination von Fotografie & Illustration mit später zusätzlichen erzählerischen Elementen (gestalteten Montagen). Der Ex-Titelbildchef Eberhard WACHSMUTH verrät im Katalog-Interview, dass Joseph BEUYS es 1979 versucht hat, ein Titelbild zu gestalten; er wurde aber mit seinem Bild abgelehnt, nicht veröffentlicht; „nicht titelfähig“ sagt E.W. (S. 24 a.a.O. – Leider nicht im Katalog abgebildet!) Unberechenbar-unbrauchbar sei auch der „freie“ Zeichner Horst JANSSON gewesen! Auf der documenta von 1972 konnten d-Besucher Wahlzettel für ausgestellte Titelbild-Entwürfe ausfüllen zur besten Titelblatt-Suche.

Wenn auch nicht-talentierte „Kunst“-Scharlatane bei der SPIEGEL-Titelbild-Gestalung keine Chance haben und die SPIEGEL-Titel auch der Zukunft hochgeschätzt werden, ist DER SPIEGEL kritisierbar:

Schlussbemerkung: Zur These von der vermeintlichen Undefinierbarkeit von Kunst

Meine Diskussion über SPIEGEL-KUNST sollte deutlich machen: Wer sich nicht scheut, Kunst zu definieren, ist nicht für „naiv“ zu halten. Eine schöne intellektuelle Herausforderung ist es, sich dem Definitionsspiel zu stellen, was Definitions-Verweigerer mit der „These von der vermeintlichen Undefinierbarkeit von Kunst“ brüsk zurückweisen werden. Es bedarf des Paradigmen-Wechsels: Transmutation weg von der Definitions-Scheu (Undefinierbarkeits-Behauptung) hin zu einer zugänglichen und berechenbaren, nicht-kommerziellen Zwecken unterworfenen, KUNST-Definierbarkeit; originell und innovativ ist durch eine unangepasst-kritische Kunstbegriffs-Evolutionisierung Neuland zu betreten. Kunst war schon immer evolutiv-wandlungsfähig und muss heute nicht mehr länger als Unterhaltungs-Spektakel & Vergnügen der Mächtigen (der Reichen, des „Kunst“/Antikunst/Nichtkunst-Establishments, von elitären Kunst-Gurus) gesehen werden. Daher auch mein Kampf um eine Demokratisierung der documenta. Das zeitlose unzeitgemäße Schöne-Gute-Wahre ist NICHT überall!

Das Bundesverfassungsgericht äußerte sich so:

„Das Wesen der künstlerischen Betätigung ist die freie schöpferische Gestaltung, in der Eindrücke, Erfahrungen, Erlebnisse des Künstlers durch das Medium einer bestimmten Formensprache zu unmittelbarer Anschauung gebracht werden. Alle künstlerische Tätigkeit ist ein Ineinander von bewussten und unbewussten Vorgängen, die rational nicht aufzulösen sind. Beim künstlerischen Schaffen wirken Intuition, Phantasie und Kunstverstand zusammen; es ist primär nicht Mitteilung, sondern Ausdruck und zwar unmittelbarster Ausdruck der individuellen Persönlichkeit des Künstlers." (BVerfGE 30, 173 ff.; 188 ff..)

Ein Staat, der sich als K u l t u r s t a a t versteht, muss entscheiden, was denn nun „Kultur" (Kunst) und was „Nicht-Kultur" (Nicht-Kunst) ist, und wenn er „die Kultur" (Kunst) bewahren, schützen, vermitteln, fördern will, muss es Gerichten auch erlaubt sein, die Auswahl der „Sachverständigen" kontrollieren zu dürfen; z. B. die Institution documenta – vgl. „Fall documenta“. Dass es entgegen der „anything goes" - Maxime (Schlagwort der „Postmoderne") doch einigermaßen objektivierbare Kriterien der Kunstbeurteilung gibt habe ich beweisen können: Zu meinem "Modell für eine objektivere Kunstbeurteilung", das Anklang fand, siehe mehr imIntertnet und http://www.art-and-science.de/7.htm - W.H.-Kommentare in: http://www.zeit.de/2009/17/Kunstessay .

DER SPIEGEL & das vermeintlich „SCHÖNE“ der documenta 12 (BUERGELiade):

Im Magazin „Der Spiegel“ hatte der Kurator der documenta 12 (2007) Roger M. BUERGEL vorab verkündet, bei der kommenden documenta werde „die SCHÖNHEIT dominieren”. Er setzt hinzu: „Schönheit ist ja mehr denn je ein Kampfbegriff” und sie werde „strategisch eingesetzt“ (Der Spiegel 18/2004). Schönheit sei wieder groß im Kommen – heißt es – und R.M.B. wurde als Prophet eines „Lichtes am Ende des Tunnels“ gesehen, so dass heute der „Gott der Schönheit“ reanimiert werden könnte, behauptete der SPIEGEL (Kultur-Resort-Chef SCHREIBER). „Der Schönheit eine Chance“ konnte R.M.B. ein Jahr später in Die ZEIT (Nr. 16) in einem Artikel bekunden. R.M.B. – dessen documenta scheiterte - diagnostizierte für die Gegenwart „heute … eine politische Grundstimmung“, zu der sich ein „Hofieren“ mit dem angeblich „statischen Konzept“ der Schönheit anbiete. Von einem dynamischen Konzept der SCHÖNHEIT, das es gibt (ars evolutoria), hatte der Macher offensichtlich nichts gewusst. In einem „progressiven Sinne“, behauptete der BUERGELIADE-Chef, sei Schönheit „nichtssagend“: „Das heißt wiederum, dass sich Schönheit wohl nicht zum Gegenstand eines Wissens machen lässt“. Das bedeute, „dass sich die Schönheit nicht für thematische Kunstausstellungen eignet“. R.M.B. hegte den ABERGLAUBEN, dass sich Schönheit NICHT (!) „am Beispiel von Dingen belegen ließe. Von Dingen, Kunstwerken oder nicht, die irgendwie das Konzept ‚Schönheit’ tangieren“. Es „existieren keine Dinge die gewissermaßen von Hause aus schön sind“, wollte uns R.M.B. weismachen. Der d12Chef scheiterte kläglich mit der d12. Naturwissenschaftliche Erkenntnisse fehlten dem d12-Macher. Mehr: W.H. in: http://www.zeit.de/2009/15/Ausstellung-Schoenheit .
DER SPIEGEL unterstützt das Rundumschlagen der BUERGELiade: Lynchmob und Rülpswettbewerb – WARUM nur?
Buergel, 44, ging im SPiEGEL 2007 Nr. 37, S. 182 f., die Kunstkritikerinnen mit Rundumschlagen hart an: Sie hätten sich angeblich „entschlossen, die Ausstellung zu hassen“, durfte der Gescheiterte schreiben. R.M.B. bezeichnet seine Gegner als „;Lynchmob“ und warf den Feuilletons verwmeintliche „Ignoranz, eine Abwehrhaltung und einen Mangel an Lust auf Erfahrungen“ vor. Die BUERGELiade-Pauschal-These über die Mehrheit der d12-Kritikerinnen lautet: „Das sind ältere Männer, die nicht loslassen können. Sie glauben, es sei ihre documenta.“ Und: „Was da aus unterschiedlichen Lagern kommt, ist wie bei einem Rülpswettbewerb.“ Dass die „ältere-Männer-These“ verlogen ist, belegte die „Verrisse“-Dokumentation zur d12 in http://blog.hna.de und jetzt zu lesen in www.art-and-science.de - Dem hr sagte R.M.B.: „Wenn sie einem entweder um den Arm fallen oder sagen: ‚Die schlimmste Ausstellung, die ich je gesehen habe‘, dann hat man etwas richtig gemacht’!

(Siehe Essays zur d12: http://www.wernerhahn-gladenbach.homepage.t-online... UND MAHNMAL der 101 Verrisse: http://www.wernerhahn-gladenbach.homepage.t-online... .

PS: DANK an Art Director Stefan KIEFER, dass er mir die Erlaubnis zum Fotografieren der Titel-Originale in der Schau gegeben hat und sie zum Veröffentlichen freigegeben hat.
LITERATUR & Anmerkungen

(1) Werner Hahn am 16.03.2010: „Falsche ‚Kunst’-Mäzene: Private Kultur-Politik auf Staatskosten. Beispiel Peter Ludwig – der Popism-Durchsetzer“: Deutschlands mächtigster Kunstsammler, der Aachener Fabrikant Peter Ludwig, hat sich schon lange vor seinem Tod (1996) weltweit Denkmale seiner Kunstauffassung gesetzt. Die Städte Aachen und Köln investierten Millionen in ihren subjektiv „Kunst“ sammelnden „Gönner“. Zwei Museen bauten sie ihrem "Professor Peter Ludwig", als Gegenleistung für die großzügigen "Kunst"-Geschenke des Aachener Schokoladenfabrikanten. In der ehemaligen DDR machte P.L. schon 1977 Picasso und die POP-ART populär, 1991 eröffnete er in Budapest das erste Museum einer westlichen Sammlung im früheren Ostblock. In den Westen holte der Deutsche DDR-Kunst (sozialistischen Realismus von Bernhard Heisig bis Werner Tübke). Mehr: W.H.-Kommentar zu http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/pop-art-e...

(2) http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/albertinu...

(3) Hahn, Werner in DIE ZEIT - http://community.zeit.de/user/WernerHahn - v. 29/01/10 - http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2...

Mehr zum Thema „Wer bestimmt, was KUNST ist und welchen Weg ein KUNSTWERK geht? Der Künstler? Oder Sammler, Galeristen, Kuratoren und Kritiker?“: Die SCHIRN Kunsthalle Frankfurt wirft in einer Ausstellung einen (angeblich) „bissigen Blick“ (hr) auf den KUNSTBETRIEB: Hierzu bebildert und kunstkritisch:
a) http://www.myheimat.de/gladenbach/zur-krise-der-ku...
b) http://www.myheimat.de/gladenbach/zur-krise-der-ku... (mit Kommentaren).

Mehr Kritik: „Staatstragendes BRANDHORST-Museum: Monument staatlich subventionierter Kunst-Lenkung?“ In: DIE ZEIT Online v. 28.05.09. Siehe auch: http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/museum-br... - KRITIK ebenfalls in meinem DIE ZEIT-Artikel: http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2...

Bürgerreporter:in:

W. H. aus Gladenbach

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