ALBERTINUM Dresden: Hochwassersicher & Elbflutschäden überwunden – Gerhard RICHTER, BASELITZ & PENCK reüssieren furios

KUNST-Bürgerschreck Georg BASELITZ besetzt das Neue Albertinum, wird er das Albertinum kopfstehend malen? (a&s-p-Malerei, 20.6.10.) Mehr zu G.B. (Kunstmarktstar, Staatskünstler DDR/BRD) im Artikel-Text.
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Ab 20. Juni kann das kunstliebhabende Publikum wieder das „Albertinum“ besuchen. Das Festjahr zur 450-jährigen Geschichte der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden hat mit der Eröffnung des Albertinum seinen Höhepunkt gefunden. Moritz WOELK, der Direktor der Skulpturensammlung des Albertinum in Dresden, sagte: "Für die Menschheit ist es nur ein kleiner Schritt, aber ein gewaltiger für das Dresdner Albertinum." Sechs Jahre war das jetzt offiziell wiedereröffnete Museum wegen Umbau geschlossen:

Hochwasser war 2002 in die unterirdischen Depots gedrungen. Der Andrang war groß nach der Wiedereröffnung. Nur um Haaresbreite sind die einzigartigen Kunstschätze der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden vor dem Jahrhundert-Hochwasser in Sachsen gerettet worden. Das Domizil der Skulpturensammlung und der Galerie Neue Meister zeigt/e Kunst von Klassizismus und Romantik bis zur Gegenwart. Die ungeheure Stabilität der Fundamente und Tonnengewölbe des 1580 erbauten Albertinums habe das Schlimmste verhindert, sagt der Generaldirektor der Kunstsammlungen, Martin Roth, in einer ersten Bestandsaufnahme 2002 in Dresden. „Letztlich sind wir mit zwei blauen Augen davon gekommen“, resümiert der Generaldirektor. „Wir sind dem Hochwasser immer zeitlich voraus gewesen, wenn auch manchmal nur Minuten“, freut sich Martin Roth. Unter unglaublichen Bedingungen hätten die Retter seit Dienstag vergangener Woche die Kunstwerke in Sicherheit gebracht - insgesamt 11.000 Werke der Skulpturensammlung und 650 Gemälde aus der Galerie Neue Meister. In der Gemäldegalerie Alte Meister im Dresdner Zwinger retteten die Helfer 4.000 Kunstwerke.

Gerettet wurde das Albertinum und ist nach der Absenz für 51 Millionen Euro vollständig wiederhergestellt. Die durch die von allen Seiten eindringende Elbflut entstandenen Schäden konnten repariert werden auch dank der wenige Monate später von Künstlern initiierten Auktion mit gespendeten Bildern. Dabei brachte allein das Gemälde "Fels" von Gerhard RICHTER 2,6 Millionen ein. Ergebnis war die Sanierung, Neukonzeption der Sammlung und der Einbau eines überirdischen Depots mit Werkstätten sowie die Hinzugewinnung neuer Ausstellungsflächen.

Der Name Albertinum geht König Albert von SACHSEN (reg. 1873–1902) zurück. Vgl. wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Albertinum_(Dresden). Carl Adolph MENZEL hatte das Albertinum 1889 vom Arsenal zum Skulpturen-Museum umgebaut: Menzel nahm den legendären, unter schlichten barocken Umbauten verschwundenen Ursprungsbau zum Vorbild, das 1563 errichtete Zeughaus, zeitweilig eines der berühmtesten Renaissance-Bauwerke in Deutschland. Architekt Volker STAAB habe mit dem Um- und Neubau des Albertinum „keinen billigen Triumph der Technik inszeniert (…), sondern, sympathisch diskret, für berückend noble Raumatmosphären“ gesorgt. Autor Dieter Bartetzko (FAZ v. 20.6.10) fragt: „Haben Max Slevogts Ägypten-Bilder die brandaktuelle weißmarmornen Türblätter des chinesischen Konzeptkünstlers Ai Weiwei nötig? Braucht der Sonderraum für Dresdens Expressionisten „Die Brücke“ die sie einst inspirierenden afrikanischen Kunstwerke? (…)“ Dennoch D.B.s Fazit: „Das wiedereröffnete Albertinum ist in Architektur wie Bestand zurück in der Reihe der besten Museen Deutschlands.“

Zum „Museum der Moderne“ sei es nun geworden, das „Neue Albertinum“ - liest man in DIE ZEIT: Der kulturell evolutionäre Wandlungsprozess soll nunmehr helfen, Publikumsströme zum beliebtesten Touristenziel Dresdens zu leiten. "Das versprochene Land" heißt die erste Schau, mit der sich das Haus bei all den Künstlern bedankt, die für die Benefiz-Auktion gespendet haben.
„Jetzt erst ist das Albertinum als Galerie Neue Meister bei sich angekommen. Die Skulpturen von der Antike bis zur Renaissance dürfen zwar noch bleiben, bis sie 2013 ihr Quartier in der Sempergalerie erhalten. Doch gerade diese auf engstem Raum in Schaudepots zusammengeschobenen Marmorköpfe und -leiber, die mit Schildchen versehen sind, bilden die schönsten Einblicke und erhellendsten Unterbrechungen (…): stumme Zeugen einer noch ferneren Vergangenheit, steinernes Rückgrat für die Moderne, die im Albertinum schon um 1800 beginnt.“ (Nicola KUHN, DIE ZEIT Online & DER TAGESSPIEGEL.)

Vor dem vor dem „Aufgalopp“ der Romantiker von Caspar David FRIEDRICH, Carl Gustav CARUS oder Johann Christian DAHL finden sich „als Prolog die jüngste Garde: Neo Rauch, Eberhard Havekost, Martin Borowsky, die es denn doch nicht mit den Klassikern aufnehmen können“, konstatiert die Berliner Kunstkritikerin. 14 Bilder von Caspar David Friedrich, etwa das berühmte "Kreuz im Gebirge", zeigt das Albertinum. Neben dem "Tetschener Altar" von C.D.F. sind auch die poetischen Idyllen Ludwig RICHTERs zu bewundern.

Wir begegneten im Albertinum in den anderen Sälen mit MONET, DEGAS, LIEBERMANN und SLEVOGT dem plätscherdnen „Fluss der Kunstgeschichte“, wobei „selbst die Marmortür von Ai Weiwei“ als Einsprengsel der Gegenwart „beiläufig umströmt“ würden. Interessant ist, dass Adolf HITLERs Chefankäufer im Dritten Reich sich instrumentalisieren ließ: In den Zwanzigern erwarb er moderne Hauptwerke, von denen das Albertinum bis heute zehrt: Degas, MANET, Monet, van GOGH oder GAUGUINs Tahiti-Schönheiten.

Anmerken möchte ich: Auch Expressionisten mit den Künstlern der Dresdner Künstlergemeinschaft „Brücke“ sind im Albertinum vertreten; zu Ernst Ludwig KIRCHNER siehe auch meinen oft gelesenen Doppel-Beitrag:

A: http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/ernst-lud...
B: http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/nazi-enta...

Die Arisierung, die Eingriffe des Dritten Reiches, hätten dem Albertinum den damaigen Bestand an Moderne sehr stark genommen, betont ROTH: "Dresden war die Stadt der Sammler in den 20er-Jahren, das ist extrem dezimiert worden." Heute haben wir "einen ganz großen Bestand an wunderschöner DDR-Kunst, diskussionswürdig", hebt der Generaldirektor (siehe Bild) im Interview hervor. (http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/12064... - Deutschlandradio Kultur, das "Radiofeuilleton".)

Behauptet wird:
Man werde nach Dresden reisen, „um hier anderes zu sehen als in den übrigen großen Ausstellungshäusern der Republik“: Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall stelle Bischoff Kunst östlicher und westlicher Provenienz einander gegenüber. Sowohl figurativ als auch abstrakt hielten sie sich die Waage. Und: „Dieser immer noch spannende Vergleich findet bei den drei großen sächsischen Malern Gerhard RICHTER, Georg BASELITZ und A.R. PENCK zur Synthese, die zu Mauerzeiten in den Westen gingen und nun mit eigenen Sälen furios wiederkehren.“ Das ZDF behauptet in einer Dokumentation pauschal, dass Kunstkritiker sagen würden (was nicht richtig ist; s.w.u.) , G.R. sei der "Picasso des 21. Jahrhunderts"!

Richter habe für die Benefiz-Auktion das teuerste Bild hergegeben. "Auf diesem Fels sollt ihr mein Albertinum bauen", soll der Maler scherzhaft gesagt haben. Nun hängt das Millionenwerk in Dresden. Gleich zwei Säle sind Gerhard Richter gewidmet. In ihnen befinden sich auch die beiden Fotogemälde "Sekretärin" und "Tante Marianne". Zudem schuf Richter eigens für das Albertinum neue Werke wie das Objekt "9 stehende Scheiben".

Von Friedrich zu Richter - so lautet der Dresdner Kanon: RICHTERs Unbehagen an seiner Geburtsstadt DRESDEN

Ein Leben lang hatte Gerhard RICHTER gleichsam mit dem Rücken zu seiner Heimatstadt Dresden gearbeitet, hat einmal ein Kritiker geschrieben. Tatsächlich war die Stadt DRESDEN, in der Richter 1932 geboren wurde und 1951 sein Studium begann, in seinem Werk lange so abwesend wie er in ihr. Ausgerechnet in der Arbeit dieses Künstlers, der so hartnäckig die deutschen Vergangenheiten befragt, bildete Dresden eine Leerstelle. Genauer: eine Auslassung. 2004 mutmaßte die FAZ, man musste „den Eindruck gewinnen, Richter habe sich bewusst gegen Dresden gesträubt, gegen seine Herkunft und frühe Prägung, ganz so wie er sich bis heute weigert, seine Diplomarbeit, ein fünf mal fünfzehn Meter großes, seit Jahren übertünchtes Wandgemälde im Stil des sozialistischen Realismus im Dresdner Hygienemuseum, wieder der Öffentlichkeit zu zeigen“.

Lesen konnte man auch: Wie viele andere Künstler stiftete auch der in Köln lebende Richter nach der Flut des Sommers 2002 ein Gemälde für die Benefizauktion zugunsten von Dresden. Und: Als kurz darauf die Staatlichen Kunstsammlungen den Wunsch äußerten, im "Albertinum" einen Richter-Raum einzurichten, ließ er sich bereitwillig auf den Gedanken ein. „Beinahe so, als habe die große Flut etwas freigespült.“ (FAZ 20.08.2004, Nr. 193 / Seite 35)
Werner SPIES hielt 2004 eine Rede, die die FAZ leicht gekürzt veröffentlicht hat - zur ersten Präsentation der einundvierzig Dauer-Lleihgaben Gerhard RICHTERs im Dresdner Albertinum.

„Abstrakt“ ideologisch suspekt – nichts am Hute mit realistischem „Fotos abmalen“?!

„Halten wir uns an das Datum 1966“, sagte SPIES. Im selben Jahr verkündete Gerhard Richter: "Alle Maler . . . sollten Fotos abmalen . . . Nach einiger Zeit könnten Gesetze in Kraft treten, so dass diejenigen bestraft werden, die nicht genügend Fotos abgemalt haben." Dieser Ausspruch von Richter sei seinerzeit „als satirische Äußerung missverstanden“ worden. Was der Künstler formulierte, „passte überhaupt nicht zum ästhetischen Zeitgeist. Denn dieser hatte mit Wirklichkeit und mit dem Abmalen von lesbaren Motiven nichts am Hute. Es waren die Jahre, in denen im Westen ausschließlich ungegenständliche Kunst produziert und akzeptiert wurde. Etwas anderes als abstrakte Malerei war nicht zeitgemäß oder galt als ideologisch suspekt“, so SPIES.

Ungegenständliches Malen: Zeichen bürgerlicher „Dekadenz“ und eines „Formalismus“?

STIL-Gegner RICHTER meinte: Er lehne einen durchgehenden Stil ab, da dieser in die Uniform einer Ideologie schlüpfen könne: "Dann ist er eigentlich verbrecherisch. Hitler, Stalin, Bhagwan und deren Jünger sind solche Stilisten." Von STIL – im Sinne von GOETHEs Definition – hatte wohl G.R. noch nie etwas gehört oder gelesen. (Dazu siehe Anmerkungen w.u.)

Der fehlende Konflikt zwischen Realitätsbezug und Abstraktion sei zum Thema seiner Kunst geworden, stellte der FAZ-Kunstkritiker damals fest. Alle Bilder links und rechts der Demarkationslinie, die Gegenständliches vom Ungegenständlichen trenne, hätten „Anteil an derselben Intensität“ meint W.S.: „Die Spannung, die dabei auftritt, färbt auf das Thematische und auf das Abstrakte ab. Eine derartige Ablehnung eines durchgehenden Stils kann sich auf die ‚Wechselwirtschaft’ berufen“, von der Kierkegaard gesprochen habe. Hinter ihr „versteckt sich der Versuch, die moderne Langeweile zu überlisten“, so SPIES.

Der Maler RICHTER äußerte sich zu seiner Methode der Bildfindung wie folgt:
"Ich sehe unzählige Landschaften, fotografiere kaum eine von 100.000, male kaum eine von hundert fotografierten - ich suche also etwas ganz Bestimmtes; ich kann daraus schließen, dass ich weiß, was ich will.“ Ein Gemälde von Richter definiere sich eben nicht allein durch das, was als Vorlage dient, sondern ebenso stark durch die Vorlagen, die nicht Bild werden können, interpretiert W.S.. „Der Einzigartigkeit des gemalten Bildes stehen die Möglichkeiten für weitere Bilder gegenüber.“ Die Methode blieb auf einige wenige Künstler beschränkt, die, wie RICHTER oder POLKE, „eine der entscheidenden Energien der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts für sich wiederentdeckten: den kombinierenden Umgang mit Dokumenten, die Collage. Die entdeckten diese wieder dank Pop und Fluxus.“ (SPIES: FAZ 21.08.2004, Nr. 194 / Seite 38. Zu G.R.s „Atlas“ bitte googeln.)

Gerhard Richter, Georg Baselitz und A. R. Penck erhalten jeweils eigene Säle in der Galerie Neue Meister.

Georg BASELITZ

Die elf Gemälde und eine bemalte Holzskulptur aus der Serie „Dresdner Frauen“ wurden nach Vorgaben des Künstlers in einem Raum zwischen dem A.R. Penck- und zwei RICHTER-Sälen arrangiert. Neben Leihgaben des Künstlers und aus Privatbesitz befinden sich mit „The Bridge Ghost´s Supper“ (2006) sowie „Frauenkopf und Tannen“ (1985) auch zwei Bilder aus dem Bestand der Kunstsammlungen darunter. Mehrere seiner Bilder und Skulpturen hätten direkten Bezug zur Stadt Dresden, erklärte G.B.: wie die „Dresdner Frauen“ oder das „Nachtessen in Dresden“ (1981) und Remix-Bilder. „Alle haben ablesbar mit Dresden zu tun.“ Dabei sei ihm die Stadt als Oberlausitzer immer fremd gewesen. Die insgesamt 13 gelbgefassten und grob behauenen Skulpturen aus Holz auf hohen Sockeln von 1989/90 vertritt im Albertinum die „Elbe“.

Fünf Öl-Porträts an der Wand stammen aus dem Besitz des Künstlers. „Es sind die ersten umgekehrten Bilder, die ich 1969 gemacht habe“, sagte er. Sie zeigten seine Frau, seine Händler, seinen Interpreten, einen Sammler und seien nie verkauft worden.

Das großformatige „The Bridge Ghost´s Supper“ zeuge vom Bezug zur christlichen Bildtradition sowie künstlerischen Vorbildern wie Edvard Munch und den Künstlern der 1905 in Dresden gegründeten Gruppe „Brücke“. Das Überkopfbild von 2006, ein sogenanntes Remix-Werk, zeigt Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel sowie Munch – „meinen ersten Künstler-Hero“ – beim Nachtessen. Munch habe nicht zur Brücke gehört, sei aber als korrespondierendes Mitglied gefragt gewesen.

Baselitz wurde 1938 als Georg Kern in Deutschbaselitz geboren. Dem Ort in der Oberlausitz entlehnte er 1961 auch seinen Künstlernamen. Er studierte zunächst Malerei in Ostberlin, musste die Hochschule aber wegen „gesellschaftspolitischer Unreife“ verlassen. Er setzte sein Studium ab 1957 in Westberlin fort. Baselitz lebt und arbeitet in Bayern.

Recht beeindruckt zeigte sich Sebastian Preuss vom umgebauten und neueröffneten Dresdener Albertinum, das nun als Museum für Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts fungiert.
Siehe: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_...
Und ALBERTINUM-Homepage: http://www.skdmuseum.de/de/museen-institutionen/al...

Ausblick

Ist der Untergang der MALEREI zu verhindern? (RICHTER – ALBERTINUM – SCHLINGENSIEF)

Kia VAHLAND in der SZ: http://www.sueddeutsche.de/kultur/venedig-biennale...

RICHTER sei "der wohl einflussreichste lebende deutsche Künstler". Gerhard Richter schimpfte: "Die nehmen einen Performer, dabei haben wir Tausende Künstler", so der Maler während eines Besuchs seiner neuen Räume im Dresdner Albertinum. Dieser Ausbruch falle schon deshalb auf, weil der 78-Jährige sich nur ungern und selten zum Kunstbetrieb äußert. "Und wenn einer erhaben ist über den Verdacht, Reviergrenzen markieren zu müssen, dann ist es Gerhard Richter." Es scheint denn auch nicht wirklich um die Malerei zu gehen, von der Richter meint, sie sei "in der Dauerkrise seit Picasso". Dass dem längst nicht mehr so ist, zeigt schon sein eigenes Lebenswerk. Worauf also zielt dieser verbale Frontalangriff? Mehr in SZ. Vgl. Anm. in (1)!

Weiterführende LITERATUR & ANMERKUNGEN

(1) Zu Gerhard RICHTER:

HAHN, Werner (2008): Kandinsky – Malewitsch – Richter: Abstraktion & Evolution 2008/2009. In: ZEIT Online v. 13.11.2008. In: http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2... /

Ebenda: „Der janusköpfige Gerhard Richter als Chamäleon und seine arme Abstraktion“: Als seriöser Realist (der wenig mit Naturalismus zu tun haben will) bildet Gerhard Richter die Wirklichkeit in seinem viel-gesichtigen und viel-schichtigen Werk voller „Mutationen“ nicht unreflektiert ab, sondern versucht sie (subjektiv) zu analysieren. Die Aussage Richters: „Das was wir so als Wirklichkeit bezeichnen, ist nicht da und nicht wirklich, solange es nicht als Kunst Wirklichkeit geworden ist“, ist aus naturwissenschaftlicher Sicht natürlich (als überheblich) zu kritisieren.

Was Gerhard RICHTER wollte: ‚Nichts erfinden, keine Idee, keine Komposition, keinen Gegenstand, keine Form (…)’. Er habe ‚kein Motiv, nur Motivation’, formulierte der millionenreiche Szene-„Star“ Richter. Und: ‚Die Kunst ist elend, zynisch, dumm, hilflos, verwirrend – ein Spiegel unserer geistigen Armut, unserer Verlassenheit, Verlorenheit. Verloren haben wir die großen Ideen, die Utopien, jeden Glauben, alles Sinnstiftende.’ Richters Ablehnung von Konzept und STIL ist sein persönliches Problem, Richter spricht im Zitat von seiner eigenen Kunst, verwendet aber unzulässig und falsch (unehrlich) die Wörter „wir“ und „unserer“ statt „ich“ und „meiner“!

HAHN, Werner (2007): Documenta Demokratisierung – Auf dem Weg zu einer Hessischen documenta Akademie mit d12-Kritik. Gladenbach. Darin den Essay „Über Gerhard RICHTER, seine drei „Betty“-Gemälde und die „Abstrakten Bilder“, GOETHEs STIL-Begriff sowie die BUERGELiade im hysterischen Welt-Kunst-Jahr 2007“.

HAHN, Werner (2008): Nicht-STIL-Wollen: Gerhard Richters Ideologie, KEINE „Gesetze und Richtlinien“ zu haben. In: ZEIT Online v. 21.11.2008. In:
http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2... /

Ebenda: Gerhard RICHTERs „Stil“ der STIL-Losigkeit (Meinung „Stil ist Gewalttat“) ist sicher kritisierbar angesichts des Fortschritts der Naturwissenschaften, die sich ja zumeist (ohne Ideologie) mit „Gesetzen“ befassen (müssen): RICHTERs Motto: "Ich mag alles, was keinen Stil hat: Wörterbücher, Fotos, die Natur, mich und meine Bilder. Denn Stil ist Gewalttat, und ich bin nicht gewalttätig" offenbart, dass der Millionär & Maler NICHT um ästhetische Objektivität bemüht zu sein scheint, die Goethe 1789 in dem Aufsatz über „Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil“ noch interessiert hat: In diesen drei Ausdruckskategorien, einer Rangordnung, spiegele sich das künstlerische Streben „heute wie ehedem“ hat der Kunstwissenschaftler Werner Hofmann 1955 betont.

GOETHE erklärte: „Gelangt die Kunst durch Nachahmung der Natur, durch Bemühung sich eine allgemeine Sprache zu machen, durch genaues und tiefes Studium der Gegenstände selbst, endlich dahin, dass sie die Eigenschaften der Dinge und die Art wie sie bestehen genau und immer genauer kennen lernt, dass sie die Reihe der Gestalten übersieht und die verschiedenen charakteristischen Formen neben einander zu stellen und nachzuahmen weiß: dann wird der STIL der höchste Grad wohin sie gelangen kann; der Grad, wo sie sich den höchsten menschlichen Bemühungen gleichstellen darf. (…)“. A.a.O. MEHR dazu.
Zu GOETHE & STIL siehe auch mein Beitrag vom 20/05/2010: http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/200-jahre...

HAHN, Werner: http://www.myheimat.de/gladenbach/kultur/museen-sc...

EBENDA am 5.6.10: „Richter malt den Teufel an die Wand – Malerei geht unter“ (Artikel mit 22er Bildergalerie).

Der angeblich bedeutendste deutsche Künstler – Gerhard RICHTER (Super-Kunstmarkt-Star) erregte Aufsehen im ALBERTINUM in Dresden: Sein Genre Malerei sah er im Untergang. Zeitgenössische Malerei befinde sich in einer Dauer-Krise, stellte G.R. fest. Und: "Sie wird schon seit 100 Jahren zerschlagen", meinte der Maler bei einer Begehung seiner Räume im Albertinum. Neue Genres, angefangen von der Fotografie, hätten die Malerei verdrängt.

Fehlender Sinn für Qualität

"Sie ist in der Dauerkrise seit PICASSO, wird verdrängt, nicht mehr gebraucht und gelehrt", bedauerte der 78-Jährige laut dpa-Meldung. Irgendwann werde es die Kunst des Malens nicht mehr geben. Schon in den 1970er Jahren habe sich der SINN FÜR QUALITÄT aufgelöst. Beispiel sei die Biennale in Venedig 2011. Für die Gestaltung des deutschen Pavillons war Anfang Mai der Film- und Theater-Regisseur Christoph SCHLINGENSIEF berufen worden. "Das ist ein Skandal. Die nehmen einen Performer, dabei haben wir tausende Künstler", kritisierte RICHTER, der neben Georg BASELITZ und Sigmar POLKE laut dpa zu den bedeutendsten deutschen Gegenwartskünstlern zählt. (dpa 18/5/10). Hierzu auch die SZ: Kia VAHLAND in der SZ: http://www.sueddeutsche.de/kultur/venedig-biennale...

(2) Zu Georg BASELITZ:

Zu meiner Kritik an RICHTER & BASELITZ, die selbst zum Untergehen der Malerei beigetragen haben, siehe kritische Artikel auch Zu BASELITZ: http://community.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/2... / Bebildert - 24 Bilder – Artikel in: Vgl. auch: .
Frage: Ob RICHTERs Affront gegen Schlingensiefs als Performer eine späte Rache an C.S. darstellt: Die SZ berichtete in der Auseinandersetzung mit Kardinal MEISNER: Der Kölner Kardinal Joachim Meisner wünschte sich mehr Avantgarde-Kunst über Christus. Er hatte Gerhard Richters Fenster im Kölner Dom kritisiert, weil es besser in eine Moschee passe. Mehr zu „SCHLINGENSIEF für Jesus“ in der SZ: http://www.sueddeutsche.de/kultur/kardinal-meisner... .

Der Kölner Kardinal J.M.wünscht sich mehr avantgardistische Künstler, die sich in ihren Werken mit Christus auseinandersetzen. Arbeiten wie die "Kreuzigung" von Joseph BEUYS aus den 1960er Jahren seien "in der Lage, menschliche Grunderkenntnisse wiederzugeben", sagte er. Die Plastik zeigt mittels Hölzern, Nadeln und Blutkonserven-Flaschen eine Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes. Künstler sollten tiefe Erkenntnisse suchen, nicht rasche Erlebnisse, betonte der Kardinal. RICHTER sagte zur J.M.s Kritik: Wenn er auch keiner Glaubensgemeinschaft angehöre, so fühle er sich doch als Abkömmling des Christentums: "Ohne den Glauben an eine höhere Macht oder an etwas Unbegreifliches kann man gar nicht leben." J.M. hatte sich gegen das neue abstrakte Glasfenster von Gerhard Richter im Kölner Dom (siehe a&s-Bild). Für eine christliche Kirche und speziell den Kölner Dom hätte sich der Erzbischof "etwas anderes, nicht so eine Beliebigkeit" gewünscht.

Siehe auch KUNST-MARKT & KULTUR-Staat (…) - ca. 800mal gelesen mit Bildern: http://www.myheimat.de/gladenbach/kunst-markt-and-...

Zu „DIE VERFASSUNG DER KUNST“ siehe auch Kommentare von mir in der SZ:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/kunst-in-der-brd...

Ich zitiere aus der SZ – „Kunstkritiker BEAUCAMP: Kunstbetriebler & Lobbyisten irren als "Höflinge":

Die westliche KUNSTFREIHEIT „bedarf dringend der Überprüfung“ mahnt E.B.: „Auch im Kunstbereich hat sich manches verzerrt. Wie frei und chancengleich ist die Kunst noch in einem freien Land? In der Epoche des fast totalen Markts sind der Erfolg und die Qualität, die Preise und die Bedeutungen auseinandergefallen. Erfolg und Freiheit sind heute eine Frage der Vernetzung, für die der Kreis der Berliner Veranstalter ein gutes Beispiel abgibt. Unter diesen Netzwerkern sind Kunstunternehmer, die privaten Sammlungen und Stiftungen aufgebaut oder im Dienst einer Bank, die Kunst zu Werbe- und Geldanlage-Zwecken nutzt, gearbeitet haben. Sie stehen Galerien und ihren Künstlerclans hilfreich mit Wort und Tat zur Seite, sie umschwärmen beratend Großsammler und sonnen sich wie Höflinge in ihrem Glanz.“ Das FAZIT des Kunstkritikers im BRD(West)-DDR(Ost)-Kunststreit: „Die Kunst der DDR wird zu Unrecht geschnitten.“ E.B. vermisst „souveräne Autoritäten“ - wie Werner SCHMALENBACH, Werner HOFMANN oder Dieter HONISCH.

BEAUCAMP wirft „modernen Künstlern“ (pauschal) vor, dass sie sich im „Zeitalter der Avantgarden gebärdeten (…) als Rebellen, Anarchisten, radikale Weltverbesserer, als Ideologen, Autokraten und Absolutisten und in der Aufbruchszeit auch als Vordenker und Zuarbeiter der Jahrhundertdiktaturen“. Die KünstlerInnen hätten aber HITLER, „der seinen Hass auf die Moderne früh genug herausbrüllte“, nicht erlegen. Als aufreizend, taktlos und beleidigend interpretiert E.B. insbesondere, dass die heftig attackierten Berliner Skandal-Macher den „Alleinvertretungsanspruch und die Kaltekriegsthese“ durchsetzten: sie behaupteten, die „irrelevante Kunst aus der DDR“ gehöre „nur ins historische Museum“. DDR-Kunst sei aber „vielfach spannender als die satte, selbstgefällige, innovationsarme und marktkonforme Produktion der letzten Jahrzehnte im Westen. Der Katalog zur Schau „60 Jahre / 60 Werke" zum Geburtstag der Bundesrepublik stelle Kunst aus der DDR abfällig als „ein ästhetischer Zoo“ dar, die bald „verdunste“. Sie „sei nicht gleichrangig und dürfe nicht nachträglich rehabilitiert werden“ behaupteten die moralisierenden „Netzwerker“ aus „rheinischen Nostalgievereinen“.

PS – VIDEOS - Albertinum:

ZDF: Dokumentation (http://dokumentation.zdf.de/ZDFde/inhalt/13/0,1872...)
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/10696...

Zu RICHTER
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/10470...

Zu BASELITZ
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/90224...

Bürgerreporter:in:

W. H. aus Gladenbach

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