Zur KRISE der Kunst-FREIHEIT (1. Teil): Absage an das Kunstbetriebs-System mit Strippenziehern, Lobbyisten und Höflingen

BRD-Grundgesetz - Kunstfreiheitsgarantie & "Kunst"-Scheiße. (Sign. 11.06.09 W.H. Bildrückseite.)
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Wer bestimmt, was KUNST ist und welchen Weg ein KUNSTWERK geht? Der Künstler? Oder Sammler, Galeristen, Kuratoren und Kritiker? Die SCHIRN Kunsthalle Frankfurt wirft in einer Ausstellung einen (angeblich) „bissigen Blick“ (hr) auf den KUNSTBETRIEB. Einen besonderen Anlass, das „Betriebssystem Kunst" in der BRD einmal zu hinterfragen, ist auch gerade vonnöten wegen einer gleichzeitigen SKANDAL-Ausstellung in Berlin: In einer „Leistungsschau“ wird im Gropiusbau die 60-jährige Geltung des Grundgesetzes der BRD gefeiert, zu der Bundesinnenminister Wolfgang SCHÄUBLE Subventionen und ein Geleitwort zusteuerte. Da die private Schau ein Resümee der Kunst von 1949-2009 zu ziehen versucht, stützte auch Bundeskanzlerin Angela MERKEL ideell das Projekt und eröffnete die heftig umstrittene Ausstellung „60 Jahre / 60 Werke".

Der „bissige Blick“ auf den KUNSTBETRIEB, den die Ausstellung „The Making of Art" wirft (SCHIRN-Kunsthalle Frankfurt), will „Werte“ hinterfragen, die in Wirklichkeit keine sind. „Kulturell“ NEGATIV entwickelte sich ein „neuer“ sog. „erweiterter“ Kunstbegriff, den auch die Institution documenta staatlich seit vielen Jahren mit Geld gefördert und ideell unterstützt hat (siehe BEUYS & Co). Die „hohe Kunst“ und ihre „genialen“ Schöpfer wurden schon von DUCHAMP und dem Dadaismus vom Sockel gestoßen. Eigentlich kein Grund, diesen Vorgang wiederum zum Thema zu machen, das „Betriebssystem Kunst" zu hinterfragen. Die BEUYS-Maxime "Jeder Mensch ist ein Künstler" ist mittlerweile ein überholter „alter Hut“, provoziert die „KUNST“-Gemüter nicht mehr; auch nicht sog. KUNST-LehrerInnen. Man weiß, dass es ANTI- und NICHT-KUNST-„Künstler“ am „Kunst“-Markt gibt. Für Insider bringt die SCHIRN-Ausstellung, die einen Blick hinter die Kulissen der korrupten Kunstwelt werfen will, nichts wirklich Neues. Das Kunstwerk als solches wollen die MacherInnen in Frankfurt „entmystifzieren". Jede/r „Kunst“-Fach-mann/frau weiß indessen: Kunst ist KOMMERZ. Ironisch-bissiges „BLA BLA BLA“ entwickelt die Evolution der „Bildenden“ Kunst nicht weiter. Statt 1960er-Jahre-„Künstler“-“Kunst“ wird demnächst hoffentlich unabhängige Erkenntnis-Kunst (Einsichten-Kunst) „gehandelt“.

In Berlin geht es um das brisante Thema: Unfreie Kunst trotz KUNSTFREIHEITs-Garantie in der BRD – Was Lobbyisten und Kunstbetriebler („Höflinge“) aus der Kunstfreiheit gemacht haben:

„In Berlin feiert die Kunst ein trauriges Jubiläum“, konstatiert Eduard BEAUCAMP in „KUNSTSTÜCKE“ (FAZ v. 05.06.09, S 33). „Netzwerker“ mit ihren „verzweigten Einflüssen bis in die auswärtige Kulturpolitik“ hätten „erfolgreich verhindern“ können, dass Kunst aus der DDR Beachtung findet. Die westliche KUNSTFREIHEIT „bedarf dringend der Überprüfung“ mahnt E.B.: „Auch im Kunstbereich hat sich manches verzerrt. Wie frei und chancengleich ist die Kunst noch in einem freien Land? In der Epoche des fast totalen Markts sind der Erfolg und die Qualität, die Preise und die Bedeutungen auseinandergefallen. Erfolg und Freiheit sind heute eine Frage der Vernetzung, für die der Kreis der Berliner Veranstalter ein gutes Beispiel abgibt. Unter diesen Netzwerkern sind Kunstunternehmer, die privaten Sammlungen und Stiftungen aufgebaut oder im Dienst einer Bank, die Kunst zu Werbe- und Geldanlage-Zwecken nutzt, gearbeitet haben. Sie stehen Galerien und ihren Künstlerclans hilfreich mit Wort und Tat zur Seite, sie umschwärmen beratend Großsammler und sonnen sich wie Höflinge in ihrem Glanz.“ Das FAZIT des Kunstkritikers im BRD(West)-DDR(Ost)-Kunststreit: „Die Kunst der DDR wird zu Unrecht geschnitten.“ E.B. vermisst „souveräne Autoritäten“ - wie Werner SCHMALENBACH, Werner HOFMANN (er förderte meine ars evolutoria; vgl. Homepage art-and-science.de) oder Dieter HONISCH.

Harte Worte: Der gealterte „Kunstpapst“ Eduard BEAUCAMP wirft „modernen Künstlern“ (pauschal) vor, dass sie sich im „Zeitalter der Avantgarden gebärdeten (…) als Rebellen, Anarchisten, radikale Weltverbesserer, als Ideologen, Autokraten und Absolutisten und in der Aufbruchszeit auch als Vordenker und Zuarbeiter der Jahrhundertdiktaturen“. Die KünstlerInnen der BRD seien aber HITLER, „der seinen Hass auf die Moderne früh genug herausbrüllte“, nicht erlegen. Als aufreizend, taktlos und beleidigend interpretiert E.B. insbesondere, dass die heute heftig attackierten Berliner Skandal-Macher (Schau „60 Jahre / 60 Werke") den „Alleinvertretungsanspruch und die Kaltekriegsthese“ öffentlich und staatstragend durchsetzten: Denn sie behaupteten, die „irrelevante Kunst aus der DDR“ gehöre „nur ins historische Museum“. DDR-Kunst sei aber „vielfach spannender als die satte, selbstgefällige, innovationsarme und marktkonforme Produktion der letzten Jahrzehnte im Westen“. Der Katalog zur Schau „60 Jahre / 60 Werke" zum Geburtstag der Bundesrepublik stelle Kunst aus der DDR abfällig und als „ein ästhetischer Zoo“ dar - mit einer Kunst, die bald „verdunste“. DDR-Kunst/Künstler seien „nicht gleichrangig“ und dürften „nicht nachträglich rehabilitiert werden“, behaupteten die moralisierenden „Netzwerker“ aus westlichen „rheinischen Nostalgievereinen“.

Verfassung der Kunst: Von Strippenziehern, Netzwerkern & Selbstbeweihräucherung

Um die „Verfassung der Kunst“ in der BRD geht es in Berlin tatsächlich – so auch die Süddeutsche Zeitung (Gustav SEIBT) in einem kritischen Artikel, zu dem im WEB eine Bilderstrecke „Ästhetischer Kindergeburtstag“ gezeigt wird: mit 62 BILDERN, die die Skandalschau im Berliner GROPIUS-Bau zeigt. Die Bilanz-Schau der BRD-Kunst „60 Jahre, 60 Werke“ zeige MACHT & Geschmack einiger „altgedienter Strippenzieher“, die „von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, das Strippenziehen aber trotzdem nicht lassen können“, kritisierte auch dradio die SKANDAL-Schau. C. PROBST meinte am 28.04. a.a.O. man vertrete eine „historisch-nationalistische Idee“. Die beteiligten Künstler würden „als Staatskünstler herhalten, als Flaggenträger der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte“. Die SKANDAL-Schau als „Kulisse deutscher Selbstbeweihräucherung“ mit „wilhelminischer Repräsentationswucht“ lasse tief blicken in die „geheimen Machtfantasien mancher deutscher Strippenzieher“. Und: „Das Publikum sollte solche Machwerke von Ausstellungen tunlichst meiden“, rät dradio. Die SZ-Bilderstrecke nur SEHEN reicht meines Erachtens.

Frau MERKEL sagte in ihrer Eröffnungs-Rede: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei." (Zu lesen auf der Homepage der Kanzlerin; s.w.u.) MERKEL fügte als Kanzlerin (subjektiv-fehlerhaft) hinzu: „Und das war die Grundlage dafür, dass die Kunst entstehen konnte, die hier gezeigt wird.“ Es geht aber in Wirklichkeit – so meine Kritik im WEB (9) - um eine durch Kunst-MARKT-STEUERUNG und STAATs-Gelder subventionierte (angebliche) „Parade von Spitzenwerken“ (P. IDEN); BEWEIS: vgl. die SZ-Bilderstrecke. Man muss nicht täglich BILD lesen, um sich über die SKANDAL-Schau zu informieren, habe ich empfohlen. Als „Medienpartner" bildet die BILD-Zeitung in einer von den Kuratoren mitbetreuten Serie die Exponate ab und erläutert sie. Der Name des Blattes (Nicolaus FEST, Kulturchef) meinte (unwitzig) „BILD“ heiße „BILD“ und nicht "Text" oder "Schlagzeile". Siehe indessen die Bilderstrecke „Ästhetischer Kindergeburtstag“ http://www.sueddeutsche.de/kultur/452/467030/bilde...

Der TAGESSPIEGEL sieht die „fragwürdige Jubelausstellung“ richtig so: In Berlin werde „Trennung zwischen Ost und West erneut zelebriert“. Künstlerische Errungenschaften auf der Basis des GG Artikel 5, Abs. 3 als „Hommage an die Kunstfreiheitsgarantie“ zu feiern und DDR-Kunst auszublenden, ist tatsächlich ein SKANDAL. Kurator SMERLINGs Haltung wird ebenda („Leser lieben Listen“ v. 30.04.09) zu Recht als „bornierte Haltung“ kritisiert! Man wundert sich, dass namhafte „pensionierte westdeutsche Museums- und Feuilletongranden“ dem Projekt zugestimmt haben. Die nur scheinbar offizielle private Jubiläumsschau wurde indessen aufgewertet durch Angela MERKELs Besuch zur Eröffnung, eine blamable Vorstellung.

Zu DIEKMANN als Kurator und BILD sowie den 60 STAATs-Künstlern der BRD (ohne DDR-Kunst) und der Kunstfreiheitsgarantie (GG Art. 5 Abs. 3) siehe den ZEIT-Online Artikel von mir: „60 Jahre BRD-STAATs-Künstler, KUNSTFREIHEITs-Garantie und Kunst-MARKT-Führer“ sowie „Zur 60-Jahre/Werke-SKANDAL-Ausstellung (Gropiusbau): Kunst-MARKT & Kultur-STAAT“ (vgl. Lit. (9)). Kurator SCHMERLING, der als Finanzier RWE sowie die „BILD“-Zeitung“ (= Medienpartner) gefunden hatte und 100.000 Euro vom Staat bekam (zu SCHÄUBLE s.w.u.), ist zu Recht für den AUSSCHLUSS der OST-Kunst angegriffen worden. Die Kanzlerin sollte wissen, dass es in BRD & DDR auch Persönlichkeiten gab und gibt, die die deutsche Kunst- und Kulturlandschaft entschieden mitpräg(t)en, aber nicht KUNST-MARKT- und STAATS-Künstler sind. Die als Unabhängige Großes leisten.

Wer Eduard BEAUCAMPs Artikel „Netzwerker und ihre Moral - Die Kunst der DDR wird zu Unrecht geschnitten“ (FAZ v. 05.06.2009, S. 33) liest, sollte bedenken und berücksichtigen, dass E.B. bereits 1966 als Kunstkritiker, Feuilletonredakteur und später als Ressortchef zur FAZ nach Frankfurt ging und sich bereits frühzeitig in seiner Zeitung für die „Avantgarde“ um Joseph BEUYS eingesetzt hat (J.B. ist auf der Ausstellung mit seinem „Filz-Piano“ vertreten). Zweifel an der Vitalität der Moderne äußerte E.B. in Büchern wie „Das Dilemma der Avantgarde. Aufsätze zur bildenden Kunst“, „Der verstrickte Künstler“ sowie „Wider die Legende vom unbefleckten Künstler“ oder in „Ästhetische Bußpredigten“. Im letzteren Werk von 1994 vertritt Eduard BEAUCAMP die These, dass die MODERNE TOT ist und fundamentale Umbrüche in der Bildenden Kunst nicht mehr zu erwarten sind. „Kunstpapst“ E. B. meinte, bei der Suche nach Zukunfts-Spuren am Vorabend der Jahrtausendwende dürfe man von der Kunst nichts Nennenswertes mehr erwarten. Die „AVANTGARDE“ (s. oben E.B.s Negativ-Sicht des Avantgardismus) wechsle die Richtung, übe den STILLSTAND und feiere ihre eigene Vergangenheit. Nach E.B. fehlt der zeitgenössischen Kunst heute „Widerspruchsgeist und Veränderungswille".

Mit E.B.s FAZ-Artikeln „Das Dilemma der Avantgarde“ (FAZ v. 24.11.1973), „Rembrandt als Bügelbrett“ (FAZ v. 09.01.1974) und „Die Zukunft liegt in der Vergangenheit“ (FAZ v. 14.06.1980) habe ich mich kritisch auseinandergesetzt und auch dessen Thesen widersprochen. (Vgl. (1) S. 274 f.) Vielleicht hat E.B. sich auch deshalb 1992 „geweigert“, dass Kunstwissenschaftler Prof. Dr. Dr. Martin GOSEBRUCH für die FAZ (damals unter Feuilleton-Leitung von E.B.) einen Artikel über mich und meine Kunst ARS EVOLUTORIA schreibt und dort veröffentlicht; persönliche Mitteilung des Kunstexperten Prof. em. Dr. phil. Dr. phil. h.c. Martin GOSEBRUCH (Braunschweig). (2) In dem GOSEBRUCH-Gutachten zur Vorlage beim Verwaltungsgericht Kassel vom 08.04.1992 (in meinem ersten documenta-Buch S. 127/128 veröffentlicht) schreibt der Autor als Kunstsachverständiger in einem Fazit, „die Zurückweisung Herrn Hahns ist eine zu subjektive Maßnahme, als dass sie im Sinne der Rechtsstaatlichkeit anerkennt werden könnte“. Und Prof. M.G. fragt: „Was eigentlich kann man gegen diese Kunst vorbringen, wenn nicht dieses, dass der Kunstmarkt sich ihrer noch nicht angenommen hat? So wäre vorzuschlagen, Herrn Hahn zur Ausstellung zuzulassen.“

2002 wechselte E.B. in den Ruhestand. Er schreibt heute für die FAZ unter der Rubrik „Kunststücke“ und gelegentlich auch über Kunst & Künstler der ehemaligen DDR. In der FAZ vom 06.06.09 meint E.B. in einem Fazit über den Staatskünstler Werner TÜBKE und die DDR-Diktatur, dass „der angebliche Staatskünstler Tübke einer ihrer bittersten Kritiker war, ein Fremder im eigenen Land“. Bekannt ist, dass E.B. privater Kunstsammler ist. 2009 stellte sich der Kritiker und Kunstschriftsteller Eduard BEAUCAMP dem Urteil seiner Kollegen. Eine Ausstellung in Leipzig zeigte, mit welchen Werken sich der Sammler E.B. in seinen eigenen vier Wänden befasst: Arbeiten der Maler aus der DDR, für die sich der Kritiker stets vehement eingesetzt hat.

Als der wortmächtige Autor E.B. 2002 abtrat, schrieb die Berliner Zeitung (28.12.02; vgl. WEB), Deutschland habe einen „prägenden Kritiker der vergangenen Jahrzehnte“ verloren, der dem Publikum als „eine unkorrumpierbare Stimme (…) im verfilzten Kunstbetrieb und im Dschungel der Zeitgeiststile einen Weg wies“. Zum „Ende einer Ära“ E.B. schrieb Sebastian PREUSS den lesenswerten Artikel über den damals noch einflussreichen BRD-„KUNSTPAPST“; aber „Kunstpäpste wie einst Julius Meier-Graefe oder in Amerika Clement Greenberg und Harold Rosenberg hat Nachkriegsdeutschland nicht hervorgebracht“. (So S.P.: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv... )

Der etablierte FAZ-Kunstkritiker war als DDR-Kunst-Befürworter auch zur „Kunst & Recht - Ost & West"-PODIUMS-Diskussion am 15.5. mit IDEN & Co eingeladen worden, die praktisch relativ wirkungslos verlaufen ist: Ich hoffte, kritische Medien („Berichterstatter“) würden über diesen EVENT berichten, der einen Tag nach der Sitzung des Deutschen Bundestags zu "60 Jahre Grundgesetz" in Berlin stattfand. Seriöse Medien könnten durch kultur-kritische Berichte mithelfen, dass nicht nur (teils unfähige) Partei-Politiker in der BRD und Lobbyisten sowie Höflinge in der Kunstpolitik das Sagen haben, meinte ich. Gregor GYSI sprach im Bundestag über die gescheiterte Skandalschau "60-Jahre/Werke" und beklagte die Ausgrenzung der DDR-Künstler. Medien (Feuilleton, KULTUR-Seiten) interessierten sich indessen weder für die Podiumsdiskussion noch darüber, dass der Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages sich mit den Stimmen der großen Koalition DAGEGEN ausgesprochen hatte, die KULTUR als STAATSZIEL ins GRUNDGESETZ aufzunehmen. FDP und LINKE stimmten dafür, die GRÜNEN enthielten sich. Das Grundgesetz sollte um einen Artikel 20b ergänzt werden, der folgenden Wortlaut haben sollte: „Der Staat schützt und fördert die Kultur.“ Man hoffte, die Klausel, die keinerlei direkte Vorteile für die Förderung der Künste brächte, könne wenigstens als Auslegungshilfe für Gerichte und Verwaltungen dienen und so gleichsam indirekt das Gewicht der Kultur in der Konkurrenz mit anderen Interessen stärken.

BEAUCAMP nutzte die Gelegenheit, seine Kritik an der Debakel-Schau öffentlich zu machen, indem er den FAZ-„Kunststücke“-Artikel geschrieben hat. In einem „Monopol“-Interview (Magazin für Kunst und Leben Juli-Ausgabe 2007) sagte E.B. unter anderem: „Ich mache (…) aus Verachtung und Ekel einen weiten Bogen“ um heutige Kunstveranstaltungen. Man müsse die zeitgenössische Kunstszene „dem verfluchten Markt, den Lobbyisten und der Habgier-Gesellschaft, den neuen Barbaren entziehen“. Und: „Man sollte in sich gehen, wie in Klöstern nachdenken (…) Ich glaube die Kunst ist in der gesellschaftlichen Verfassung, in der wir sind, nicht mehr zu retten". „Sprengende Debatten“ wünschte sich E.B. in FAZ-„KUNSTSTÜCKE“ vom 2.11.2007: „Es lebe der Bilderstreit!“; auch hier spricht E.B. von der „korrupten“ konformistischen und „marktläufigen“ Westkunst und fragt „ob die Ostkunst durch und durch unfrei, verstrickt und verdorben“ sei. Den „versnobten Kunstbetrieb“ greift E.B. an und verteidigt ebenda die „mystische Farblichtererscheinung“ des Markt-Stars Gerhard RICHTER (Glasfenster im Südquerhaus des Kölner Doms); Künstler dürften durchaus ungläubig sein: „Zweifler, Agnostiker, Ketzer“ – während der Kölner Kardinal eine Kampagne gegen die Abstraktion und gegen Gottlosigkeit sowie „Entartung“ der Kunst gestartet hat und durchführte. Joachim MEISNER meinte G.R.s Glasfenster würde „besser in eine Moschee passen". Sollen Farblichtererscheinungen G.R.s zum „neuen Gott“ erhoben werden, fragten sich Gläubige. Soll „Kunst“ die neue Religion werden? Wird der Kampf für die christlichen Werte in der Gesellschaft sinnloser? Christliche Gebäude wie Kirchen oder Kathedralen (Dome) versuchten schon immer zeitgenössische „Kunst“ zu integrieren; aber geht mit abstrakter Kunst à la G.R. nicht Menschlichkeit verloren und wird nicht eine Kultur des NICHTS gefördert!? Kirchenvertreter und Anhänger der Kirche sehen schwarz, malen sich G.R.s Beitrag schwarz aus – sichten den Schwarzen (Teufel) im Kölner Dom - statt Farblicht-Erscheinungen, die angeblich mystisch (E.B.) wirken sollen.

In einem Kapitel meines Symmetrie-Buches mit dem Thema „Zum Dilemma des Avantgardismus samt Königsmachern“ kritisierte ich E.B, der 1980 behauptet hat, dass die „nach-avantgardistische oder postmoderne Kunst keine Schulen, keine Trends, keine weiterreichenden und Ziele produziert, dass sie anscheinend stagniert, mittelmäßig, perspektivlos“ ist. E.B. wolle auch nur den „Avantgardismus“ registrieren, „den der Kulturbetrieb (Museen, Kunstvereine, Kunsthändler) offeriert“, habe ich dem Kritiker vorgeworfen. E.B.s Pauschalbehauptungen wie auch diese, dass „die Ideologie des Neuen, der spontanen und ungebrochenen Kreativität“ heute „auf weiten Strecken außer Kraft gesetzt“ sei, ließen sich angesichts der Entdeckungen meiner ars evolutoria relativ leicht widerlegen. (Vgl. (1) 12.3., S. 247 f.) Heftig kritisierte ich E.B.s Behauptung, dass eine Kunst, die heute mit der Wirklichkeit vermitteln könne „kaum vorstellbar“ erscheint.

In der weiter oben zitierten Ausstellung „The Making of Art" in der SCHIRN Kunsthalle Frankfurt geht es um Fragen nach der Kunstwürdigkeit von Kunst und nach dem Wie-geht-eigentlich-Kunst-Machen? Die provozierende Schau beschäftigt sich auch mit den komplizierten Kreuz- und Querverbindungen zwischen Künstlern, Kritikern, Sammlern, Händlern, die ein Werk offenbar erst zu dem machen, was es ist. Ein scheinbar undurchschaubares Beziehungsgeflecht, so dass man um die Unabhängigkeit des zeitgenössischen Kunstwerks bangen könnte. Auch die FAZ thematisiert auf ihre Art die SCHIRN-Schau, die die Bedingungen von KUNST-Entstehung im Kunstzirkus auf ironische, politisch motivierte oder krass zugespitzte Weise thematisiert. Zur Schau gibt es eine lesenswerte kostengünstige „Einführung in die Ausstellung ab 12 Jahren“ („The Making of Art“ - Schirn Kunsthalle 29.05.-30.08.09).

Die zentrale Frage nach dem „Warum wird ein Künstler überhaupt berühmt?“ wird in der Kunsthalle am Römerberg nicht beantwortet. Der „Blick hinter die Kulissen des Kunstbetriebs“ zeigt, dass das Einmischen der 68er-Künstlergeneration trotz kämpferisch-provokanter Weise wenig gebracht hat. Auch die Auseinandersetzung mit dem Kunstmarkt und der Rolle des Künstlers heute bleibt wirkungslos. Die Zeiten als Piero MANZONI 1961 „Merda d’Artista“ (deutsch: Künstlerscheiße), in Portionen à 30 Gramm mit schicker Banderole versehen, in Konservendosen zur Schau stellte, werden in Fankfurt gefeiert, als ob alles was ein Künstler macht, „KUNST“ sei – auch wenn es eigentlich nur „Scheiße“ ist! Über Kunst-„Scheiße“ sollten sich zur HOETiade (documenta 9 des Jan HOET) die BesucherInnen bewegen: Mit dem billigen Kotsäulen-Mosaik von DELVOYE in der Documenta-Halle sollte „Malerei und Skulptur“ bekämpft werden. (Vgl.hiezu „Documenta vor Gericht (…)“, mein 2. documenta-Buch, S. 17/18 mit Abbildungen.)

„KünstlerInnen“ stünden längst nicht mehr in Opposition zur Gesellschaft, wird behauptet: „Er ist mitten in ihr angekommen“ der Künstler, glaubt Kuratorin Martina WEINHART; er mache mit Galeristen, Institutionen sowie Kritikern „gemeinsame Sache“. Uns: „Kunst ist ein Produkt des vielschichtigen Systems“, betont Schirn-Chef Max HOLLEIN, der auch einräumt, dass es für den „Unbedarften ein unüberschaubares System, auch ein fragwürdiges“ sei. Und so soll es wohl auch bleiben - wirklich Aufschlussreiches bietet „Making of Art“ nicht. Der Eindruck wird vermittelt, dass alles was ein Künstler oder eine Künstlerin tut, und von dem sie sagen, es sei „Kunst“, auch KUNST ist!

Neue Wege wollte BEUYS gehen, der als Vorkämpfer einer neuen Gesellschaft über diverse documentas durchgesetzt wurde: KUNST-MARKTgerecht, denn auch BEUYS musste für seinen Lebensunterhalt sorgen. Was Kunst ist, wollte J.B. nicht klären: KUNST komme von „Kunde“ interpretierte er seine „Antikunst“, die als „Soziale Plastik“ den „Erweiterten Kunstbegriff“ durchzusetzen versucht hat. Eine Banknote mit handschriftlichem Zusatz von 1979 (KUNST=KAPITAL) und ein „Manifest“ von 1985 (Schiefertafel mit Aufschrift: „Der Fehler fängt schon an, wenn einer sich anschickt, Keilrahmen und Leinwand zu kaufen“) galt manch einem als fortschrittliche „Kunst“. Und er „handelte“ damit erfolgreich, so dass J.B. sich am Markt durchsetzten konnte und in bestimmten Kreisen als „Genie“ gefeiert worden ist. Heute sieht es die SCHIRN auch so, dass „gerade die künstlerische Erfolglosigkeit als Zeichen gedeutet“ werden kann, „dass man ein echter Künstler ist“ (S. 10 im Begleitbuch a.a.O.; ebenda auch die Abb. der Dose „Künstlerscheiße“ (S. 16) sowie BEUYSsche zitierte Antikunst-Plastiken (S. 18, 19).

Abenteuerliche Preise werden heute für belanglose Produkte der Gegenwarts-Kunst bezahlt. Auch für Protest- und Antikunst à la BEUYS, eine bestimmt kunstlose Kunst. Der Markt ist heute die Hauptstütze des verbrauchten Kunst-Betriebssystems: „ästhetisch unergiebig und intellektuell uninteressant“ – voller „Oberflächlichkeit, Beliebigkeit und Käuflichkeit, die das kritische Bewusstsein trüben“. (E.B. 07.12.07 in „Kunststücke“.) Wie tief die KUNST-Krise, in der wir stecken ist, belegt – neben mangelhafter Kulturpolitik - auch meine KRITIK der zeitgenössischen KUNST-KRITIK:

Neben ZEIT-Online Artikeln wie „60 Jahre BRD-STAATs-Künstler, KUNSTFREIHEITs-Garantie und Kunst-MARKT-Führer“ und „Zur 60-Jahre/Werke-SKANDAL-Ausstellung (Gropiusbau): Kunst-MARKT & Kultur-STAAT“kritisierte ich heutige Kunst-KRITIK in HAHN, Werner (2008): DARWIN-Jahr: Anything-Goes-Kultur, Entkunstungs-Initiativen, erweiterter Kunstbegriff und Kunst-Kritik zur documenta 12 & 13. (In: ZEIT Online v. 11.12.2008.) Zuvor auch schon in dem Beitrag: „Damien Hirst: Kunst-Markt-Kunst primär & sekundär und die unabhängigen Künstler. ( ZEIT Online v. 15.09.2008.)

Das Museum für moderne Kunst warf sich in Frankfurt dem Kommerz total in die Arme. MURAKAMIs „Kunst“ könnte sich als „Kunst“ einer „Kunst der Evolutionslosigkeit“ etablieren, wenn sich MURAKAMI-Meme in bestimmten dafür empfänglichen „Kunst“-Hirnen fortpflanzen. MURAKAMIs momentane Bekanntheit im nervigen Kunstbetrieb verdankt „Japans Andy Warhol“ den neofeudalen, autoritären Strukturen des öffentlich geförderten Kunst-Marktes (exemplarisch: MMK-Beispiel). Ich kritisierte im WEB mit WEIBEL: Der Kult um MURAKAMI habe nur dann Sinn, wenn es sich um „Kunst als Glaubenssystem und nicht als Wissenssystem“ handelt. Peter WEIBEL postulierte in „Welt online“ richtig, in Zukunft werde die Kunst „weniger im Feuilleton als im Wirtschaftsteil besprochen“. So ist es: „Der herrschende Geschmack im Kunstbetrieb ist der Geschmack der Herrschenden.“ Die „Autonomie des Museums“ – so VOSS, F.A.Z. - steht auf dem („freien“ (?)) Spiel der KUNST: Das Museum als Ort von „Bedeutung“, „Autorität“ und „Selektion“ des Wichtigen; von Innovation. Ich kritisierte auch einen anderen üblen Kuhhandel in Frankfurt: Die „Kunst“-Dauerleihgabe der DB an das Städel-Museum – der Handel beinhaltet „anzukaufende“ (!) Werke der „Staatskünstler“ & Kunst-Markt-Stars A. Kiefer (umstrittener „Friedenspreis“-Mann) etc. Die Deutsche Bank darf den privaten DB-„Kunst“-Geschmack öffentlich machen.
In der taz (Tageszeitung zum taz.de-Beitrag von Stefan HEIDENREICH: Auferstehung der Kunstkritik; 03.12.08) habe ich diesen STANDPUNKT am 06.12.08 zur KUNSTKRITIK vertreten (Titel: „Kunstkritik ist unverzichtbar und muss gar nicht so schlecht sein!“):

Sehr interessant ist die taz-Diskussion um die Fragen einer „Auferstehung der Kunstkritik“ (Stefan Heidenreich). Die Ausführungen von Brigitte WERNEBURG in der taz „Über das kastrierte Kunstwerk (Kommentar von B.W. zu einem Heft der Monatszeitschrift Merkur, ebenda 10 Thesen zu einer Kunstkritik des Philosophen Harry Lehmann) sollte man parallel hierzu lesen. Auch den taz-Artikel „Kunstkritik heute: Der Kritiker als Opportunist“ (Saskia Draxler). Zur Debatte um das „Elend der Kritik“ in „Monopol“ 10-2008 & NZZFolio 05/08 („Aufgeblasene Phrasen“ – „Kunstkritik aber wie?“, Autor Christian DEMAND) kann man auch diese Meinungen mit Gewinn lesen. Oft ist eine Kritik der Kunstkritik angebracht (z. B. an Thomas WAGNERs art-Artikel zu Gerhard Richters „Abstraktionen“; vgl. www) (…).

LITERATUR & Anmerkungen

(1) HAHN, Werner (1989): Symmetrie als Entwicklungsprinzip in Natur und Kunst. Königstein. Gladenbach: Art & Science, 1995. HAHN, Werner (1998): Symmetry as a developmental principle in nature and art. Singapore. (Übersetzung des Originalwerkes von 1989, ergänzt durch ein 13. Kapitel – mit erweitertem Sach- und Personenregister sowie Literatur- und Abbildungsverzeichnis.) HAHN, Werner / WEIBEL, Peter (Hrsg.) (1996): Evolutionäre Symmetrietheorie: Selbstorganisation und dynamische Systeme. Stuttgart. (Anthologie mit Beiträgen von 19 Autoren; mit Essay von Werner Hahn: „Evolutionäre Symmetrietheorie und Universale Evolutionstheorie. Evolution durch Symmetrie und Asymmetrie“. )

(2) Über Werner Hahn als Künstler schrieb der Kunstwissenschaftler Prof. Dr. Dr. Martin GOSEBRUCH in einem Gutachten zum "Fall documenta" (1992) u. a.: "Er ist kein Antikünstler. Er ist jedenfalls ein von allen Moden unabhängiger, eigenständiger Künstler, der auch theoretisch gut fundiert ist, wie sein Buch ´Symmetrie als Entwicklungsprinzip in Natur und Kunst` eindrucksvoll belegt." (Vgl. hierzu das Gutachten auf S. 127 f. in Hahns Art&Science-Buch: Documenta IX - Willkür statt Kunstfreiheit? Eine Streitschrift zur Demokratisierung staatlicher Kunstförderung.)

PS: Dem 1. Teil „Zur KRISE der Kunst-FREIHEIT“ folgt „Zur KRISE der Kunst-FREIHEIT (2. Teil): Geschäftsmodell Kunst in der Sackgasse – ungeheuere Blamage der Bundesregierung“

Bürgerreporter:in:

W. H. aus Gladenbach

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