„Deutsches Henley“ feiert Jubiläum

26. Mai 2012
Auf der Lahn, 35390 Gießen
Ludwig Christoph Rübsamen gründete 1889 die Gießener Ruderregatten. | Foto: Rolf Beck
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  • Ludwig Christoph Rübsamen gründete 1889 die Gießener Ruderregatten.
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100. Internationale Gießener Pfingst-Regatta ist ein Erfolgsmodell

Die Verantwortlichen des Regatta-Vereins Gießen haben spätestens seit Herbst 2011 alle Register gezogen um ihre traditionsreiche Jubiläumsveranstaltung zu einem Höhepunkt Ihrer Vereinsgeschichte werden zu lassen. Diese Bemühungen werden vom Hauptsponsor Sparkasse Gießen maßgeblich unterstützt.

Während früher die Gießener Ruderregatten in der alleinigen Verantwortung der hiesigen Rudervereine veranstaltet wurden, ist heute der 1954 gegründete Regatta-Verein Gießen Träger dieser Veranstaltung mit Volksfestcharakter. Wie kam es zur Gründung des Regatta-Vereins Gießen, der alle Regattabestrebungen bündelt?

Gießen hat in der Ausrichtung von Ruderregatten eine seltene Tradition aufzuweisen. Auf Initiative des Turn- und Schwimmlehrers Ludwig Christoph Rübsamen, der unbestrittene Gießener Sportpionier Nummer 1, fand 1882 die erste Gießener Ruderregatta statt. Ausgestattet mit den Erfahrungen, die Rübsamen bereits mit der Organisation der Ludwigs-Regatten in Bad Nauheim hatte, richtete er mit der von ihm gegründeten Gießener RG ein Ruderevent auf der Lahn aus, an dem 74 Ruderer in 20 Booten von 13 Vereinen teilnahmen.

Die Beliebtheit Gießens als tüchtiger Regattaplatz sprach sich rasch in Deutschland herum. Dass aus Gießen ebenso hervorragende Ruderer kommen, wusste man spätestens seit 1894, als Albert Rübsamen, der Sohn des Gründers, erstmals den Titel des „Meisters von Deutschland“ im Einer nach Gießen holte. Ihm war es vergönnt, 1900 das damals noch einzige Meisterschaftsrennen des deutschen Rudersports noch einmal zu gewinnen.

Das erfolgreiche Erscheinungsbild des Gießener Rudersports hatte überall positive Auswirkungen. Der junge Landesvater Großherzog Ernst Ludwig hatte als Enkel von Queen Victoria bereits die Königliche Ruderregatta in Henley an der Themse erlebt.

In Anerkennung des sportlichen Engagements der Gießener Ruderer, stiftete er 1893 für den „Großen Achter“ den bis heute ausgefahrenen, begehrten Großherzogspreis. Der Deutsche Ruderverband legte im gleichen Jahr mit dem „Lahn-Pokal“ für den Sieger im Einer nach.

Wegen der Ähnlichkeit der Lahn zur Themse bezeichnete der aus England engagierte GRG-Trainer Arlett bereits 1910 die Gießener Regattastrecke als das deutsche Henley.

Es gab auch andere Regatten. Da in Gießen vor 1930 einerseits die GRG und der ehemalige Verein Rudersport 1913 Gießen sowie andererseits der RC Hassia 1906 und der WSV Hellas in unterschiedlichen Verbänden ruderten kam es auf der Lahn zu zusätzlichen Ruderregatten.

Der RC Hassia richtete von 1907 bis 1930 dreizehn Regatten des süddeutschen Ruderverbandes aus. Auch vom WSV Hellas sind zwei Regatten in den Jahren 1928 und 1930 mit Ziel am Felsen bekannt.

Der Verein Rudersport, Mitglied im Deutschen Ruderverband, veranstaltete von 1921 bis 1934 alljährlich eine Herbst-Regatta.

Bis 1944 gab es nicht jedes Jahr eine Ruderregatta des Deutschen Ruderverbandes, was erklärt, dass man erst jetzt mit der Zählung der Wettfahrten bei der Zahl 100 angekommen ist.

Selbst als Deutschland nach 1945 am Boden lag, engagierte man sich in Gießen für den Fortbestand des Rudersports und der hiesigen Regatten. So veranstaltete der Gießener RC Hassia bereits 1946 eine der ersten deutschen Nachkriegsregatten. Doch spätestens 1952 erkannte man, dass die Gießener Rudervereine im Einzelnen überfordert waren, eine Ruderregatta größeren Ausmaßes auszurichten.

Deshalb tat man sich 1953 zur Ausrichtung der 41. Ruderregatta zusammen und gründete 1954 den Regatta-Verein, der fortan alleine für die beliebte Sportveranstaltung auf der Lahn verantwortlich zeigte. Den Impuls, Regatten in Gießen künftig nur an Pfingsten zu veranstalten, gab 1953 der populäre Meisterruderer und Allroundsportler Georg von Opel.

Die Internationale Gießener Pfingst-Regatta wurde zu einem Erfolgsmodell. In ihrer nunmehr 120jährigen Geschichte starteten Ruderinnen und Ruderer aus 17 Nationen aus 4 Erdteilen auf der Lahn. Sie gehörten 395 Landesverbänden und Vereinen an, wovon 66 aus dem Ausland kamen.

Text und Fotos: Rolf Beck

Bürgerreporter:in:

Christian Momberger aus Gießen

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