Ich möchte Gersthofen für die Zukunft gestalten...

Die Diskussion um das „Neue Forum Gersthofen“ hat einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Anlass war u. a. die im Frühjahr 2011 vorgelegte Planungsvariante 3, wonach die ehemalige Strasser-Villa und das Kirner-Gebäude abgerissen werden sollen. Das vormalige Stadtoberhaupt Siegfried Deffner sprach sich vehement gegen diese Überlegung aus und kritisierte stark seinen Amtsnachfolger Jürgen Schantin, der diese favorisierte. Myheimat bat Siegfried Deffner in dieser Sache um eine Stellungnahme und hat, aus Gründen der Ausgewogenheit, Schantin ebenfalls um ein Interview gebeten. Das Interview erfolgte am 23. Mai 2011.

Wie kam es zur Idee, die ehemalige Strasser-Villa abzureißen? Schantin holt weit aus. Im Herbst 2010 hat sich der Stadtrat mit einer Nutzung der ehemaligen Villa befasst. Es wurde überlegt, wie das Gebäude in das „Neue Forum“ integriert werden könnte. Eine mögliche gastronomische Nutzung wurde ins Auge gefasst. Bei einer Bestandsaufnahme stellte sich jedoch heraus, dass eine zu geringe Nutzfläche, eine aufwändige Erweiterung der Toilettenanlage sowie die Bausubstanz eine gastronomische Einrichtung nicht zuließen. Im März 2011 präsentierte das Architekturbüro Ott neben den bisherigen zwei Planungsvarianten für die Neugestaltung des Stadtzentrums eine dritte Variante, die den Abriss des Kirner-Gebäudes und der Strasser-Villa vorsah. „Dem Lenkungsbeirat und mir war diese Variante auf Anhieb sehr sympathisch. Aus diesem Grund wurde dem Stadtrat auch die Variante 3 vorgelegt. Uns gefiel die Transparenz zwischen Rathausplatz, Stadthalle und Citycenter einerseits und dem „Neuen Forum“ andererseits“, erklärt Schantin. Im Nachhinein war ein Stimmungswandel zu verzeichnen. Etlichen Stadträten erschien diese Lösung zu radikal. Schantin „liebäugelt“ weiterhin mit dieser Variante, weist aber darauf hin, dass alle Beschlüsse und Planungen zur Erweiterung des Forums sich in einem „ergebnisoffenen“ Zustand befinden. „Es ist noch nichts entschieden.“ Der Entwurf soll noch einen „Stresstest“ durch renommierte und städtebaulich erfahrenen Architektur-Experten bestehen. „Kommen diese zu einer anderen Meinung, werde ich sie sehr ernst nehmen und in weitere Überlegungen mit einbeziehen“, versichert Schantin.

Die Öffentlichkeit wurde von dieser Variante überrascht, zumal diese erweiterte Planung in nicht öffentlicher Sitzung besprochen wurde. Schantin: „Wenn es um sich um Grundstücksangelegenheiten handelt, ist dies üblich.“ Viele Bürger sprachen sich engagiert gegen den Abriss der Villa aus, darunter auch das ehemalige Stadtoberhaupt Siegfried Deffner. „Ich war überrascht von den emotionalen Meinungsäußerungen. Die Reaktion der Bürger auf die Variante 3 habe ich unterschätzt“, räumt Schantin ein. Er hat sich aber in Sachen Informationspolitik nichts vorzuwerfen. „Seit zwei Wochen bieten wir eine Informationsausstellung im Rathaus-Foyer an. Meine Mitarbeiter und ich stehen stundenweise für Auskünfte persönlich zur Verfügung. Auch über die Webseite der Stadt Gersthofen kann man sich informieren.“ Hätte man nicht schon vor dem Abriss der Gebäude an der Donauwörther Straße dem Bürger Gelegenheit zur Meinungsäußerung geben sollen? Schantin erklärt, dass Investor Peter Pletschacher seit Anfang 2010 Grundstücke an der Donauwörther Straße für das neue Einzelhandels-Zentrum erworben hat. Nachdem alle Anwesen in seinem Besitz waren, wollte er in einem ersten Schritt mit den Abrissarbeiten beginnen. Als Besitzer der Anwesen steht ihm dies genehmigungsfrei zu. Der erste Entwurf des Bebauungsplans zum Forum lag im Frühjahr 2010 bereits zur Öffentlichkeitsbeteiligung aus. Es konnten Einwendungen und Anregungen durch die Bürger vorgebracht werden. Schantin: „Außerdem, Investoren stehen nicht Schlange vor dem Rathaus.“

Um wieder in ein ruhigeres Fahrwasser zu kommen, soll der Stadtrat in öffentlicher Sitzung über ein Ratsbegehren entscheiden, das die Vorstufe zu einem Bürgerentscheid ist. Der Bürger hat dann die Möglichkeit, über die Zukunft der Strasser-Villa seine Zustimmung oder Ablehnung kund zu tun. Noch eine letzte Frage an Bürgermeister Schantin: Wie kommt er mit der offen geäußerten harschen Kritik seines Amtsvorgängers Deffner zurecht? „Seine Kritik hat mich getroffen“, bekennt er freimütig „Ich war von seinem sehr emotional gehaltenen Vortrag bei der fraglichen Sitzung des Planungsausschusses überrascht.“ Dieses Zerwürfnis hätte es nach seiner Ansicht nicht gebraucht. „Ich habe aber immer noch Respekt und ziehe meinen Hut vor den Leistungen Deffners für Gersthofen.“ Schantin signalisiert das Interesse an einer Aussprache mit Deffner mit einem „ergebnsioffenen“ Ausgang. Zum Abschluss noch eine versöhnliche Botschaft: „Ich möchte Gersthofen für die Zukunft gestalten. Denn: Nichts ist so gut, als dass es nicht noch verbessert werden könnte.“

Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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