„Geggen Gaggas“ lassen’s im Yo-Co mit einer irren Show krachen

Altrocker Arno Loeb von "Impotenz". ©Michael Stauner
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Bizarres Konzert mit schlüpfrigem Punk-Rock von „Impotenz“ und Hardrock von „Black Blitz“. Mit Bildergalerie.

Drei Bands zwischen Punk- und Hardrock haben am Freitag, 19.02.2011, im Jugendzentrum Yo-Co Gersthofen mächtig eingeheizt. Von 20 Uhr bis kurz vor Mitternacht tobten sich „Impotenz“, „Geggen Gaggas“ und „Black Blitz“ vor rund 30 Zuhörern aus. Das Publikum war dabei kein passiver Konsument von lauter Musik, sondern elementarer, aktiver Bestandteil eines gelungenen Konzertabends.

Den Auftakt machte die Augsburger Punkrock-Band „Impotenz“ um Altrocker Arno Loeb und seine Bandmitglieder Christian Spitzer an der E-Gitarre, Bassist Matthias Ubert und „Yogi der Große“ am Schlagzeug. Sie gaben in Moderation und Songtexten wie bei „Total versaut“ Ratschläge über korrektes Verhalten in der Hasengasse, verwandelten die Nummer „Arme Hunde“ in Gersthofen in „Reiche Schweine“ und bei „Liebe macht blöd“ ulkte Matthias am Bass, der ein T-Shirt mit aufgedrucktem Liedtitel trug, entsprechend herum. „Wann gehen diese Krawallos endlich von der Bühne?“ fragte Arno Loeb sich selbst und das Publikum vor der ersten Zugabe „Hau ab“ und drängte darauf, heruntergeschrieen zu werden. „Wir sehen ja, dass ihr nicht schreit und klatscht“, leitete er zur zweiten Zugabe über. Das war ein Sinnbild für diesen Konzertabend, der seinen ganz eigenen Regeln folgte.

Miese Musik, sensationelle Show
„Impotenz“ gibt es mit Babypausen seit 1980. „Wir haben im Juze Königsbrunn angefangen, deswegen spielen wir gerne in Jugendzentren“, so Arno Loeb, der nach dem Auftritt auch gratis das Album „Nutten an die Macht“ unter die begeisterten Zuhörer brachte. Er outete sich als großer Sympathisant der Band danach. „Sound is scheiße, aber Show und Kostüme sind kess. So war’s bei uns in den 80ern“, urteilte Arno Loeb über „Geggen Gaggas“. Recht hatte er. Sänger und Gitarrist Andi, unter dem Pseudonym „Der wo auf’m Fahrrad schläft“ in ein Kostüm mit Riesenpenis gehüllt, meinte nach dem Konzert: „So schlecht wie heute, waren wir noch nie!“ Und Bassist „Der wo glänzt“, mit Goldkettchen in Unterhemd und langer Unterhose auf der Bühne, bekannte, nur zwei Saiten seines Instruments zu benutzen. Der musikalische Anspruch musste bei Songs wie „Jajaja“, die nur aus einer Textzeile bestehen, einem adäquaten Bier-Kanon fürs Publikum, und dem „Scheißhaus-ChaChaCha“ weit heruntergeschraubt werden.

Doch die Show von „Geggen Gaggas“ war im positiven Sinn völlig irre. Das Trio begann nach spektakulärem Einmarsch mit dem letzten Lied „Wiedersehen“ und beendeten seinen Auftritt analog mit dem knackig-kurzen Stück „Hi“. Dazwischen sorgten „Geggen Gaggas“ für Furore, die ihresgleichen sucht. Ihr Talent für interaktive Unterhaltung des Publikums mit einer Polonaise über die Bühne, Reise nach Jerusalem mit der Setlist von „Impotenz“ als Preis für den Sieger oder einer Tombola, bei der es unter anderem eine Dose Gulasch zu gewinnen gab, machte das musikalische Manko locker wett. Ob das ohne mitgebrachte Fans funktionieren kann, bleibt fraglich – mit Anhang kochte die Stimmung allerdings über und sogar Stage Diving klappte.

Das Publikum war aber nicht nur beträchtlich für den Spaßfaktor mitverantwortlich, sondern half den „Geggen Gaggas“, wo es nur konnte. Wenn nicht gerade ein Spiel oder Pogo anstand, schraubten die Zuhörer schon mal das Mikro hoch oder runter oder sangen gar selbst hinein. Die Fans informierten die Band über das nicht zu beseitigende Rauschen im Hintergrund, das letztlich angesichts der völlig irren Show ohnehin niemanden wirklich störte, stecken Kabel in die E-Gitarre, transportieren Stühle ab, geben dem Schlagzeuger „Der wo ranzt“ seine Sticks zurück und kleben sie ihm beim zweiten Verlust an den Händen fest. „Wir sind Geggen Gaggas. Wir spielen Lieder so lange sie uns gefallen!“ meinte der Bassist. Dann wurden umdekorierte Marktkauf-Caps unter die Menge gemischt. Ein treuer Anhänger, der keine abbekam, behielt seine Pizzaschachtel auf dem Kopf.

Großartiges Joint Venture
Die neidlos anerkannte „musikalisch beste Band des Abends“, die binnen kürzester Zeit ein sehr gutes Verhältnis zu den anderen Bands und zum Publikum aufgebaut hatte, kam zum Schluss. Thomas Bauer (E-Gitarre, Gesang), Christian Reiter (Bass) und Thomas Pribbenow (Schlagzeug) von „Black Blitz“ hatten nach der kurzfristigen Absage von „CheeseAss“ spontan zugesagt und freuten sich offenkundig über den Auftritt, auch wenn bis dahin nur noch rund ein Dutzend Besucher im Konzertraum waren. Mit eigenen Songs wie „Kicked out of business“ und Hardrock-Covern von AC/DC brachten sie sogar den erschöpften Arno Loeb nochmal zum aktiven Mitmachen.

Es war für das Trio unheimlich schwierig nach der spektakulären Spaß-Attacke von „Geggen Gaggas“ noch eine richtige Show hinzulegen, doch sie versuchten es. Sei es damit, dass Gitarrist Thomas auf den Tischkicker stieg und dadurch im Rücken des Publikums spielte oder durch kollektive und prächtig funktionierende Sprech-Kanons. „Black Blitz machen richtig geilen Schwanzrock“, attestierte der Bassist von „Geggen Gaggas“ den Kollegen und Sänger Andi fragte mitten im Auftritt: „Könnt ihr TNT spielen?“ Gefragt, gemacht. Der musikalische Höhepunkt des Abends im Yo-Co war ein „geiles Joint Venture“, wie es ein freudiger Zuhörer formulierte, bei dem sich Andi zu den von „Black Blitz“ gespielten AC/DC-Klängen das Gesangsmikro schnappte.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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