Damit das Wild „verduftet“

Damit das Wild "verduftet"

Vize-Landrat und Landtagsabgeordneter Max Strehle hatte die Fachleute ins Augsburger Landratsamt eingeladen, um ein Thema zu besprechen, das jetzt im Frühjahr verstärkt wieder aktuell wird: Wildunfälle. Vertreter der Jäger, der Polizei, der Unteren Naturschutzbehörde, der Straßenverkehrsbehörden und Straßenbaubehörden waren gekommen, um eine Lösung für dieses Problem zu finden. Schnell wurde jedoch deutlich, dass es ein Patentrezept nicht gibt und die meisten Maßnahmen nicht den erhofften Erfolg bringen. „Alle Maßnahmen haben bislang nichts gebracht“, stellte denn auch Herbert Lipp von der Polizei fest. Strehle schlug deshalb ein Pilotprojekt vor. Der Landkreis Augsburg und die Jägervereinigung Augsburg wollen gemeinsam an den Unfallschwerpunkten die Wirkung so genannter Duftzäune ausprobieren. Mit Hilfe einer Druckluftpistole wird ein PU-Sprühschaum pfirsichgroß auf Bäume oder Holzpfosten aufgebracht, der spezielle Duftstoffe natürlicher Feinde enthält, die das Wild auf Abstand halten. Die Inhaltsstoffe sind ein wohlgehütetes Geheimrezept, sollen aber wirken. Der PU-Schaum gibt die Duftstoffe, die für die menschliche Nase nicht riechbar sind, nach und nach frei. Der trockene PU-Schaum muss jedoch zweimal im Jahr mit einem Konzentrat „nachgeimpft“ werden. So soll der Duftzaun nach Herstellerangaben bis zu vier Jahre lang wirken. Schaum und Konzentrat für einen Kilometer kosten rund 80 Euro. Die Pistole kostet einmalig 100 Euro. Nach den Vorstellungen Strehles sollte sich der Landkreis an den Kosten beteiligen. „Wir sollten das auf alle Fälle versuchen, im eigenen Interesse, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Wir wollen da mit gutem Beispiel vorangehen“, betonte Strehle. Der Duftzaun sei aus Jägersicht die einzige Möglichkeit, Wildunfälle wirksam zu vermeiden, unterstrich Peter Degen von der Jägervereinigung Augsburg: „Das ist das Mittel der ersten Wahl.“
Seit Anfang der 1990er Jahr ist der Duftzaun im Einsatz. Die Erfolgsquote liegt bei bis zu 80 Prozent. Der Vize-Landrat hofft deshalb im Erfolgsfall auf Nachahmer auch an den Gemeinde- und Staatsstraßen. Die Polizei will das Projekt statistisch begleiten und das Ergebnis überprüfen. Sie führt eine umfangreiche Unfallstatistik und verfügt über eine detaillierte Kartierung der Unfallschwerpunkte. In den letzten fünf Jahren kam es im Landkreis Augsburg zu 4 657 Wildunfällen mit acht schwer verletzten und 35 leicht verletzten Personen, wobei die Dunkelziffer nach Polizeischätzungen noch deutlich höher liegen dürfte. Die höchste Unfallrate weisen dabei die Gemeindestraßen auf. Hier sind 51 Prozent aller außerorts registrierten Verkehrsunfälle Wildunfälle. Auf Kreisstraßen sind es immerhin noch 44 Prozent (Staatsstraßen 27, Bundesstraßen 17 und Autobahnen neun Prozent). Die Unfallschwerpunkte liegen in den waldreichen Gebieten des Naturparks Augsburg - Westliche Wälder. Die meisten Unfälle ereignen sich in den späten Abend- und in den frühen Morgenstunden. Polizei und Jäger raten ganzjährig zu erhöhter Vorsicht, denn die Statistik zeigt, dass das Wild nicht nur in den Frühjahrs- und Herbstmonaten über die Straßen und vor die Autos im Landkreis springt.

Bürgerreporter:in:

Landratsamt Augsburg aus Augsburg

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