Kanadas Post schafft den Briefträger ab

Kanadas Post schafft die Briefträger ab

Weil auch Kanadier lieber E-Mails als Briefe verschicken, wackelt das Geschäftsmodell der dortigen Post. 2012 lieferte sie eine Milliarde Briefe weniger aus als 2006 - und machte hohe Verluste. Folge: Die Zustellung wird einfach abgeschafft.

Von Thomas Schmidt, ARD-Hörfunkstudio New York

Jetzt, da das Jahr seinem Ende entgegengeht, klappern auch in Kanada wieder die Briefkästen - Weihnachtskarten werden immer noch verschickt, so wie früher, als es noch keine E-Mails gab und keine SMS. Die Sache ist nur: In der übrigen Zeit des Jahres klappern die Briefkästen im hohen Norden Amerikas immer seltener.

Die kanadische Post zieht aus dieser Entwicklung nun eine bemerkenswerte Konsequenz: Sie schafft die Briefzustellung einfach ab. Wer auf seine Korrespondenz (oder einfach auch auf seine Rechnungen...) trotzdem nicht verzichten will, muss die Briefe künftig aus zentralen Postfächern abholen.
Das Porto steigt dennoch...

Der Hintergrund der drastischen Maßnahme: Der Zustelldienst ist seit Jahren ein Zuschussgeschäft für die "Canada Post". Als Folge des wachsenden E-Mail- und SMS-Verkehrs ging das Briefaufkommen zwischen 2006 und 2012 um eine Milliarde Sendungen zurück. Allein in diesem Jahr machte das Unternehmen einen Verlust von 170 Millionen Dollar.

Nun wollen die Manager den Staatsbetrieb endlich aus den roten Zahlen holen. "Wenn wir keine weitreichenden Veränderungen vornehmen, dann werden wir noch mehr Probleme bekommen, die letztlich zulasten der Steuerzahler gehen" sagt Konzernsprecher Jon Hamilton.

Von 2018 an will die kanadische Post keine Briefe mehr verschicken. 8000 Arbeitsplätze fallen weg. Und, ein fast schon absurd anmutender Schritt: Das Porto soll - obwohl die Briefe nicht mehr nach Haus gebracht werden - von 63 Cent auf einen Dollar steigen.
Was ist mit den Alten? Und was mit ihren Rentenschecks?

Viele Kanadier können die Entscheidung nicht nachvollziehen: "Alles wird unbequemer. Und ich bekomme meine Post nicht mehr dann, wenn ich sie brauche", sagt ein Kunde. Besonders die Senioren-Organisationen sind empört, sie verweisen auf die besonderen Probleme gehbehinderter Menschen oder auch auf mögliche Sicherheitsrisiken - denn in Kanada erreicht die Rente viele Menschen in Form eines Schecks.

"Schon jetzt kommt es immer wieder vor, dass die Schecks aus den Briefkästen gestohlen werden", meint Susan Eng von der Canadian Association of Retired Persons. "Nun kommt auch noch die Sorge hinzu, dass auf dem Weg zum Postfach etwas passieren könnte."
"Das ist ein richtig schöner Spaziergang"

Allerdings: Für viele Kanadier ist das Prinzip des Selbstabholens gar nicht neu. Zwei Drittel der Menschen leben in dünn besiedelten Landstrichen weit außerhalb der Metropolen. Ihnen wird die Post ohnehin nicht zugestellt - was mancher gar nicht schlimm findet: "Im Sommer ist das ein richtig schöner Spaziergang", meint eine Frau.

Ob ihre Landsleute in den Städten - betroffen sind fünf Millionen Haushalte - das irgendwann genauso optimistisch sehen, muss sich noch zeigen.

Ist das irgendwann auch bei uns möglich, was meinen Sie dazu?

Bürgerreporter:in:

Peter Riske aus Germering

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