Es ist einfach unglaublich, was die deutsche Politelite der deutschen Öffentlichkeit mit der Nawalny-Nummer zumuten.

Der ehemalige CDU-Politiker und prominente Nahost-Experte Jürgen Todenhöfer hat zum Fall Nawalny sieben offene Fragen aufgeworfen:

1. Wenn Putin Nawalny töten wollte, warum erlaubte er dann ausdrücklich, dass Nawalny zur medizinischen Rettung nach Deutschland ausgeflogen wurde?

2. Warum sollte Putin für „geheime“ Ermordungen seltsamerweise immer wieder das gleiche Gift einsetzen, das immer sofort mit Russland in Verbindung gebracht wird?

3. Warum wird bei uns immer der Eindruck erweckt, nur Russland verfüge über den Kampfstoff Nowitschok, obwohl der Mitentwickler dieses Giftes inzwischen in den USA lebt und - laut Financial Times - sogar Ex-Wirecard-Boss Marsalek im Besitz der Rezept-Formel war und diese 2018 stolz in London herumzeigte?

4. Warum werden die Forderungen, man müsste jetzt das Nord Stream 2-Projekt mit Russland beenden immer lauter, obwohl es noch keinerlei Klarheit im Fall Nawalny gibt? Hat Deutschland den Nord Stream-Deal nicht auch im deutschen Interesse abgeschlossen? Das war doch kein Geschenk an Russland. Bestrafen wir uns demnächst selbst?

5. Soll Deutschland jetzt wirklich auch noch auf russisches Erdgas verzichten, nachdem es 2023 als einziges Land der Welt gleichzeitig aus Atom und Kohle aussteigen wird? Um stattdessen amerikanisches Fracking zu kaufen? Nach dem Motto: Lieber noch mehr Umweltzerstörung, als Gas aus Russland?

6. Was ist mit unseren moralischen Prinzipien, wenn es um unseren Pkw-Sprit geht? Der saudische Knochensägenmord an Khashoggi hat uns nicht dran gehindert, weiterhin Energiegeschäfte mit den Saudis zu machen. Nawalny lebt, Khashoggi ist tot. Zerstückelt, irgendwo verscharrt. Moral?

7. Warum protestiert die Bundesregierung nie, wenn US-Präsidenten (persönlich) fast regelmäßig in Somalia, Jemen usw. Zivilpersonen durch Drohnen hinrichten lassen? Mitsamt Familien und Kindern. Ohne Gerichtsurteil. Sind über Ramstein gesteuerte US-Morde gute Morde?

Wenn es um Russland geht, ist die deutsche Politik ein aufgeregt gackernder Hühnerhaufen mit einigen Atlantikgockeln und Atlantikhennen ganz vorn. So löst die Bundesregierung kein Problem.

Tiefsinnige Erörterung der Prinzipien demokratischer Rechtsstaatlichkeit erübrigt sich angesichts der Entgleisungen von deutschen Politikern. Befragung der deutschen Zuständigkeit, Unschuldsvermutung, sachliche Beweiswürdigung als Voraussetzung für unabhängiges Urteilen und jegliche Planung einer Bestrafungsaktion: überflüssig. Für die Kanzlerin steht der Schuldige fest und hat damit für alle anderen Deutschen ebenfalls als schuldig zu gelten: „Wir erwarten, dass die russische Regierung sich zu diesem Vorgang erklärt.“

Bürgerreporter:in:

Mike Picolin aus Gera

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