Die Sigwardskirche in Idensen

Sigwardskirche von Südosten.
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Wer sich von Garbsen auf dem Fahrrad zum Steinhuder Meer begibt, fährt zunächst 10 Kilometer am Mittellandkanal entlang in westlicher Richtung und biegt dann bei Idensen nach Norden ab. Dieser Ort birgt seit 880 Jahren einen kleinen Kirchenbau, der nach Bischof Sigward von Minden (gest. 1140) benannt ist. Dieser Geistliche ließ ihn als Eigenkirche und wahrscheinlich auch als seine Grablege, als Hofkapelle und Sommersitz bauen und der hl. Ursula mit ihren 11(000) Jungfrauen weihen. Als weitgereister und gelehrter Mann aus dem sächsischen Hochadel gehörte Sigward zum engsten Kreis um Kaiser Lothar III (1125–1137), der den Kaiserdom zu Königslutter errichten ließ.

Das Gebäude mit quadratischem Westturm und steilem Satteldach wirkt von außen unscheinbar; das Innere fasziniert jedoch durch die Verschmelzung von Architektur und Malerei. „Die Sigwardskirche ist einer der bedeutendsten sakralen Kleinbauten des 12. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum. Die ausgereifte, zugleich individuelle architektonische Gestaltung der Anlage verbindet Elemente der sächsischen Architekturtradition mit Anklängen an byzantinische und südfranzösische Baukunst der Zeit“ (Dehio). Sigward hatte seinerzeit bedeutende Freskenmaler nach Idensen geholt, die die Kirche nach byzantinischen Vorbildern ausmalten. Dem Bilderzyklus liegt ein theologisches Programm zugrunde, und zwar werden Szenen des Alten solche des Neuen Testaments gegenübergestellt. Unheilsereignisse wie Sintflut, Turmbau zu Babel sowie Sodom und Gomorrha werden damit symbolisch durch die Heilsgeschichte aufgelöst.

In der Reformation war es zunächst allgemein üblich, die Bilderverehrung in den evangelisch gewordenen Kirchen abzulehnen: durch strenges Festhalten am Buchstaben der Bibel sollte jede bildliche Darstellung Gottes und seiner Heilsgeschichte verhindert werden. So ist es zu erklären, dass im 16. Jahrhundert die bis dahin reiche Ausmalung der Sigwardskirche (ähnlich wie die von St. Agatha in Leveste) unter einer dicken Kalktünche verschwand. Damit blieb sie einige Jahrhunderte nicht nur dem Gottesdienstbesucher verborgen, sondern auch vor äußeren Einflüssen – wie Ofenruß – geschützt und damit der Nachwelt erhalten. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie wiederentdeckt. Der hannoversche Baurat Conrad Wilhelm Hase konnte 1888 den drohenden Abbruch der Sigwardskirche verhindern; er errichtete zusätzlich einen neugotischen Neubau gegenüber der alten Kirche. In den Jahren 1930 bis 1934 wurde die Ausmalung schließlich komplett freigelegt und restauriert.

Bürgerreporter:in:

Rüdeger Baumann aus Garbsen

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