Begleitetes Fahren – oder - Hilfe, mein Kind fährt Auto

Mein Sohn macht seinen Führerschein, er ist erst 17 und möchte das neue Angebot nutzen, bereits vor seinem 18. Lebensjahr auf den Straßen unseres Landes zu fahren. Kein Problem denke ich, prima Sache. Die Voraussetzungen dafür kann ich auch locker erfüllen:

1. Vollendung des 30. Lebensjahres ( ja schon länger…))
2. Mindestens seit 5 Jahren ununterbrochen im Besitz der Fahrerlaubnis B (Glück gehabt bei den vielen dunkelgelben Ampeln die ich gerade noch geschafft habe…)
3. Nicht mehr als 3 Punkte im Verkehrszentralregister zum Zeitpunkt der Erteilung der Prüfungsbescheinigung ( 3 Punkte – knapp aber geschafft)
4. Darf nicht begleiten, wenn die Grenzwerte (0,25 mg/l bzw. 0,5 Promille) im Hinblick auf Alkoholgenuss überschritten bzw. wenn die begleitende Person unter dem Einfluss von berauschenden Mitteln steht (werde mich zusammenreißen)

Kind hat Führerschein bestanden – es kann also losgehen – allerdings hat mich niemand darauf vorbereitet, was da auf mich zukommt. Nebenbei muss ich noch erklären, dass ich eine ausgesprochen unentspannte Beifahrerin bin. Ich bin selbst Vielfahrerin vertraue aber lieber auf mich selbst. Kann niemals im Auto schlafen, wenn jemand anderes fährt, bremse mit und treibe den Fahrer in den Wahnsinn mit Sätzen wie: „Pass auf, der bremst, oder die Ampel ist rot!“
Ich verspreche meinen Sohn ihn nach der Arbeit abzuholen, an einem Freitagmittag, die Arbeitsstelle liegt am Pferdeturm in Hannovers Südstadt,, der Weg nach Hause führt über einen vielbefahrenen Schnellweg, incl. Einfädeln von ganz rechts nach ganz links, dann auf die A2 (jeder Autofahrer der diese Strecke zur Rushhour schon gefahren ist, weiß wovon ich rede) anschließend auf die B6 (Riesenstau in Berenbostel- Dank der neuen Großbaustelle.)
Mein fast schon erwachsenes Kind setzt sich völlig entspannt hinters Steuer. Wie kann er nur so cool sein, habe selbst klatschnasse Hände und mein Herz rast…, versuche mir nichts anmerken zu lassen, alles ganz leicht, schließlich hat er ja seinen Führerschein schon bestanden, versuche ich mich zu beruhigen. Es geht los, routiniert lenkt er den Wagen auf den Schnellweg, vor mir bremst ein Auto abrupt ab. Automatisch rufe ich: „Pass auf, der bremst!“. „Mama bleib cool, das sehe ich,“ erwidert das autofahrende Kind. Alles bestens, versuche ruhig zu atmen, jetzt einfädeln, ich schaue mich hektisch nach allen Seiten um, sehe überall Gefahren und halte mich mit der rechten Hand krampfhaft am Türgriff fest. Ernte nur einen genervten Seitenblick meines Sohnes, der auch dieses Problem mit einer Gelassenheit löst, die ich gern hätte.
Jetzt wird es kritisch, Einfädeln auf die A2, ein Laster sitzt hinter dem nächsten, wie soll man da reinpassen, wenn zwischen den LKWs gerade lPlatz für eine Briefmarke ist? Ich drücke mich krampfhaft in meinen Sitz, halte mich noch fester am Türgriff fest und drehe mich angstvoll nach hinten um, wie soll er das schaffen? Warum traut man seinem Kind eigentlich nicht das Autofahren zu? Liegt es daran, dass man ihm vor kurzen noch in der Kinderkarre durch die Gegend fuhr und plötzlich fährt der Nachwuchs die eigene Karre? Mein Gehirn kann das einfach nicht so schnell umsetzen, muss am Mutter-Gen liegen. Er schafft es, bestens - als führe er jeden Tag diese Strecke. Ein erneuter Seitenblick meines Nachwuchses, jetzt schon leicht entnervt. Nun endlich runter von der völlig überfüllten A2“ (viel zu viele Autos für so wenig Straße). Vor uns baut sich ein Stau auf, ich will gerade den Mund öffnen da schallt es auch schon von Seiten des Fahrers: „ Mama, du nervst!“
Kleinlaut versinke ich in meinem Sitz und versuche gleichmäßig zu atmen. Vor uns nun das bekannte Ortsschild, der Fahranfänger neben mir biegt in unsere Straße ein und lenkt den Wagen elegant in die Einfahrt. Ich bin fix und fertig, klatschnass geschwitzt, meine rechte Hand schmerzt vom intensiven Festhalten, werde morgen wohl Muskelkater im rechten Unterschenkel haben, wegen der diversen Mit-Brems-Versuche.
Wir steigen aus und ich denke, war doch gar nicht so schlimm, lobe meinen Sohn für seine guten Fahrkünste und bekomme als Antwort:“Morgen fahr ich mit Papa!“

Bürgerreporter:in:

Susanne Krajewski aus Garbsen

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