50 Jahre Bittersee-Olympiade

Mitten zwischen den Fronten der beiden damaligen Kriegsparteien Ägypten und Israel liegt im Suez-Kanal der Große Bittersee.
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  • Mitten zwischen den Fronten der beiden damaligen Kriegsparteien Ägypten und Israel liegt im Suez-Kanal der Große Bittersee.
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8 Jahre gefangen im Suez-Kanal

Als im Juni 1967, 14 Frachtschiffe in einem Konvoi im Suez-Kanal nordwärts fuhren, brach der Nahost-Krieg zwischen Israel und Ägypten aus. Die Zufahrten zum Kanal wurden gesperrt. Die Schiffe mussten im Großen Bittersee, der breitesten Stelle im Kanal, vor Anker gehen. Nach drei Tagen warten stellte sich heraus, dass der Kanal auf unbestimmte Zeit unbefahrbar ist. Durch absichtliche Schiffsversenkungen war er blockiert worden. Der Krieg ging später als 6-Tage-Krieg in die Geschichte ein. Für die Schiffe wurde daraus eine fast achtjährige Zwangsisolation! Sie waren 'gefangen' im Großen Bittersee.

Die 14 Schiffe hießen:
-MS Nordwind, Nordstern Reederei, Deutschland
-MS Münsterland, Hapag-Lloyd, Deutschland
-MS Killara, Rederiaktiebolaget Transatlantic, Schweden
-MS Nippon, Svenska Ostasiatiska Kompaniet, Schweden
-MS Essayons, Ruul-Pedersen Reederei, Norwegen
-MS Agapenor, Blue Funnel Line, England
-MS Melampus, Blue Funnel Line, England
-MS Scottish Star, Blue Star Line, England
-MS Port Invercargill, Port Line, England
-SS African Glen, Farrell Lines, USA
-MS Djakarta, Polish Ocean Lines, Polen
-MS Boleslaw Bierut, Polish Ocean Lines, Polen
-MS Vassil Levsky, Navigation Maritime, Bulgarien
-MS Lednice,Tschech. Donauschiffahrt, Tschechoslowakei

Im Oktober 1967, gründeten die Kapitäne aller 14 Schiffe auf dem englischen Schiff „MELAMPUS“
die „ G B L A “ (Great Bitter Lake Association).
Es war eine ungewöhnliche und vor allem einzigartige Liga, die sich hier zusammentat. Immerhin waren hier Menschen aus allen Nationen vertreten und sogar aus welchen, die sich in der jüngsten Vergangenheit noch als Feinde gegenüberstanden. Um so beeindruckender, dass diese Verbindung zu einer absolut menschlichen Hilfs-Koalition wurde. Es wurden Nahrungsmittel und Wasservorräte unter allen Schiffen ausgetauscht. Die Wasservorräte reichten fast über die gesamten 8 Jahre und waren nur nach zweimaligen abkochen zu genießen. Beim Essen war es da nicht ganz so einfach. In den schlimmsten Tagen, wurde sogar eine Ladung Hundefutter zum Essen gereicht. Da man zwei Hunde an Bord der Münsterland hatte, mussten diese als Vorkoster herhalten. Da es Ihnen danach noch gut ging und sie keine Ausfallerscheinungen zeigten, konnte man es beruhigt verzehren.
Sogar eigene Briefmarken wurden kreiert und gingen per Schiffspost als eigenes Label auf die Reise in die ganze Welt. Viele Sammler schickten Briefe an die Besatzungen um einen Stempel mit diesen „Vignetten“ zurück zu bekommen.

Zu den Freizeitgestaltungen gehörten regelmäßige Treffen mit Kartenspiel- und Filmabenden sowie Sportwettkämpfen. Im Oktober 1968 fand eine 'Bittersee-Olympiade' statt (parallel zur Olympiade in Mexiko).
In genau 14 Disziplinen, darunter Angeln, Segeln, Kunstspringen und Fußball kämpften die Besatzungen aus acht Nationen um die Medaillen, die auch in Handarbeit gefertigt wurden. Gesegelt wurde in Rettungsbooten, die eine Takelage bekamen. Es wurde auch ein Yacht Club gegründet.

Als im Frühjahr des Jahres 1975, der Suezkanal wieder für den Schiffsverkehr freigegeben wurde, entsendeteten die beiden Deutschen Werften, zu denen die Münsterland und die Nordwind gehörten, ein Team von Technikern und Ingenieuren um zu prüfen, ob die Schiffe in der Lage wären, die Heimreise wieder aus eigener Kraft zu schaffen. Hierzu wurden die Schiffe komplett gewartet und die riesigen Maschinen alle zerlegt und wieder auf Vordermann gebracht. Schließlich gelang es diese Aufgabe zu schaffen und die beiden deutschen Schiffe wieder flott zu bekommen. Sie verließen als einzigste mit eigenem Antrieb diesen skurrilen Flottenverband und machten sich auf den Heimweg. Am 24. Mai 1975 wurden sie in ihrem Heimathafen Hamburg von über 30.000 Menschen freudig empfangen. Noch heute treffen sich die Besatzungen abwechselnd in ihren jeweiligen Heimatländern zu gemeinsamen Treffen.

Bürgerreporter:in:

Erich Schmitt aus Stadtallendorf

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