Oh Franziskus!

Oh Franziskus!
Dein Jahr ist um.
Deine Probezeit gewichen der Prüfung.

Nicht fern bist Du geblieben
den Menschen Deiner großen Gemeinde.
Hineingesprungen bist Du,
charmant und begeistert,
in das Bad der Menge.
Bist einer von ihnen,
ein Gleicher unter Gleichen,
bist mehr Jorge Maria geblieben
als Pontifex Maximus.
Bist Bruder unter Brüdern und Schwestern geblieben,
wie Jesus es vorgelebt hat,
in Deinem bescheidenen Gästehaus Santa Marta.

Fast magisch
ziehst Du die Menschen in Deinen Bann –
die Ärmsten der Armen voran.
Schreibst Briefe den Nichtigen,
erreichst mit deinem Anruf die Unerwarteten,
wäschst die Füße der Elenden.

Du gibst zu viele Interviews
und Du bist unreflektiert
und Du demolierst
mit Deinem Pauperismus
das Papsttum,
sagen sie.

Andere sagen:
Nichts ist geschehen
im ersten Jahr Deines Pontifikats
außer markigen Worten.
Und weil dein Haupt nicht mehr jung ist,
enteilt mit jedem einzelnen Tag
die Chance,
Deinen Worten Taten folgen zu lassen.

Und Lampedusa
machte Dich traurig.
Dann fährst Du zurück nach Rom,
und die Barmherzigkeit
bleibt zurück in Deinem würdigen Haupt.

Frauen in schwangerer Not,
Gleichgeschlechtliche in ihrer Bedrängnis,
christliche Glaubensbrüder,
die dem selben Gott dienen,
denen einst der Mönch Martin
die großen Irrtümer der damaligen Kirche
so eindringlich vor Augen führte -
noch immer nicht integriert
ins große Werk der Liebe Christi,
Priester im Bann der Liebe –
was nutzt es ihnen allen, dass Du nicht mehr
der Kaiser auf dem Prunkstuhl Petri bist?

Hast Dich zur Freude
Deines Amtsvorgängers Benedikt
mit den Rückwärtsgewandten
Deiner Kirche umgeben.
Oh unseliges Doppelpapsttum,
das Reformen verhindert und Dir selbst
die Hände so sehr bindet.
Nicht hast Du gemistet
den modrigen Stall Deiner Kurie.

Dein Lächeln
kann nicht hinwegzaubern
fehlende Tat.
Priester in Gewissensnot –
allein gelassen, entlassen.
Die Frauen –
in ihrer Bedeutungslosigkeit festgeschrieben.
Wiederverheiratete Gläubige –
vom Abendmahle ausgeschlossen,
zu dem Jesus selbst doch ganz bewusst
ALLE
geladen hat, vor allem die
Mühseligen und Beladenen.

Viele sind
all ihrer Hoffnungen beraubt.
Nicht weglächeln kannst Du sie.
Dein sprühender Charme
vergrößert ihre Verzweiflung.

Oh Franziskus!

Bürgerreporter:in:

Roland Greißl aus Fuchstal

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