5. Fachsymposium des NABU Hessen

Vortrag von Eveline Renell (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt)
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Letzten Sonntag fand ein Fachsymposium des Naturschutzbundes in Wetzlar statt. Veranstaltet und organisiert wurde es von den Landesarbeitsgruppen des NABU Hessen.
Unser Fronhäuser Ortsverband war durch 3 Mitglieder vertreten.

Die Begrüßung erfolgte durch den Landesvorsitzenden Gerhard Eppler und Dr. Achim Zedler (LAG Ornithologie), der auch als Moderator fungierte.
Als erstes bekamen wir einen Vortrag über den Wolf (Canis lupus) zu hören.
Referent war Markus Bathen, der das bundesweite NABU Projekt „Wolf“ leitet. Er ging u. a. auf die Unterschiede zwischen Wolf und Hund ein, das schlechte Image „dank“ Märchen und Mythen, die Wanderungen, die seit ca. 12 Jahren bestehenden Rudel in der Lausitz und auch auf den Fakt, dass der Wolf ein Kulturfolger ist d. h., dass er nicht zwingend reine Wildnis zum Überleben braucht!
Wer weiß, vielleicht kann Hessen – nach dem verendeten Wolf in Nordhessen und dem verletzten Tier im Raum Gießen – irgendwann wieder mit Wölfen rechnen?

Der nächste Programmpunkt wurde von Herrn Dr. Zedler vorgestellt – er klärte über die Unterschiede bei „Weißlingen“ in der Vogelwelt auf.
Weißfärbungen können beispielsweise durch fehlende Farbstoffe und auch Umwelteinflüsse auftreten.
Albinos sind ja bekanntlich komplett weiß, haben rote Augen sowie ausgeblichene Schnabel- und Fußpartien.
Dem gegenüber steht der „Leuzismus“: normale Augenfarbe und weiß ist mit den normalen Färbungen vermischt, wie man am Bild der Kohlmeise deutlich sehen kann. Weitere Typen sind beispielsweise der Schizochrom oder auch der braune Typus.
Ein sehr interessanter Vortrag; übrigens gibt es keinen Teilalbinismus!

Nach einer Pause war Dr. Joachim Wink von der LAG Mollusken (= Weichtiere) an der Reihe. Die Wissenschaft der Weichtiere wird auch Malakozoologie genannt.
Dr. Wink berichtete von den letzten Exkursionen in Rödermark, Großenlüder und Nidderau, bei denen die Teilnehmer verschiedene Arten von Muscheln und Schnecken gesammelt und erfasst hatten. Desweiteren erklärte er, dass es unter einzelnen Schneckenarten auch Fressfeinde gibt, so frisst beispielweise der Tigerschnegel (Limax maximus = Nacktschnecke, gefleckt wie ein Leopard) gerne die Eier anderer Nacktschnecken.

Hiernach brachte uns Rainer Lorenz kurz auf den neuesten Stand über die hessischen Weißstörche. Von den 229 Brutpaaren hätten 181 im vergangenen Jahr 456 Jungtiere aufgezogen – eine erfreuliche Bilanz!

Nach der Mittagspause ging es weiter mit Stefan Munzinger, der über das Internetportal www.naturgucker.de mit den Zuhörern diskutierte. Auf dieser Seite kann man sich registrieren und Tierbeobachtungen melden. Im Idealfall mit Foto, Ort, Uhrzeit.

Da manche Naturfreunde keine Bilder einstellen hatte dies eine Diskussion unter einigen Teilnehmern zur Folge … ob man Daten ohne Fotos Glauben schenken könne usw. Letzten Endes sei laut Herrn Munzinger aber nur eins wichtig: „Natur gucken“ macht Spaß!

Anschließend stellte Eveline Renell den Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN e. V.) vor. Dieser ist 25 Jahre alt und hat bisher 700 Mitglieder.
Frau Renell klärte über die Aufgaben des Vereins auf, dazu gehören größtenteils das Sammeln und die Erhaltung von Saatgut, veranstalten von Pflanzenmärkten (bspw. im Hessenpark) ... Fakt ist laut dem Verein, dass die Welternährungssituation durch den Verlust der Vielfalt schlechter wird. Aber auch durch die EU Erhaltungssortenrichtlinie, denn niemand darf „einfach so“ Saatgut in unbestimmter Menge abgeben oder aussäen. Der Verein muss im Prinzip gegenüber den Saatgutkonzernen „beweisen“, warum ausgerechnet diese oder jene Sorte erhalten werden soll. Dies ist natürlich seltsam denn eigentlich – so der VEN – müssten die Konzerne darstellen, warum nur „ihre“ Sorten erhalten werden sollen. Denn wer weiß schon, dass es z. B. 11.000 Tomatensorten weltweit gibt?

Nach dem Vortrag konnte man bei Frau Renell Samen (Tomaten, Kohlsorten, Paprika usw.) erstehen.
Interessierte können sich auf der Webseite www.nutzpflanzenvielfalt.de informieren, hierüber gibt es auch einen Saatgutkatalog.

Dr. Markus Dietz (LAG Fledermausschutz) referierte anschließend über die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteini). Benannt ist diese Art nach dem Naturforscher Johann Matthäus Bechstein (1757 – 1822), sie gehört zur Gattung der Mausohren und zur Familie der Glattnasen.
Diese Art steht unter Naturschutz lebt vorzugsweise in Wäldern mit alten Baumbeständen (weit über 100 Jahre alt), da die Tiere vorzugsweise Spechthöhlen bewohnen. Eine hohe Baumhöhlendichte (10 – 15/Hektar) ist also laut Dr. Dietz notwendig, weil diese Fledermaus – sogar während der Jungenaufzucht – alle 2 bis 3 Tage die Baumhöhle wechselt!
In Deutschland kommen im Durchschnitt 100 Kolonien auf 8.800 m² Wald. Damit diese Art sich verbreitet MUSS der Wald älter werden!

Der vorletzte Beitrag handelte von der „Gefährdung von Flugzeugen durch Vögel“, vorgetragen von Bernd Petri (LAG Ornithologie). Einige Teilnehmer mögen eventuell hiernach zukünftig nicht mehr so gern in ein Flugzeug steigen wollen.
Herr Petri sprach über das Risiko von Vogelschlag – insbesondere dann, wenn sich ein Schwarm im gleichen Luftraum wie ein Flugzeug aufhält. Mittlerweile gibt es auf dem Flughafen Frankfurt spezielle Wärmebildkameras, die kilometerweit Vogelschwärme orten können und ggf. wird daraufhin die Flugsicherung auf diese Gefahr aufmerksam gemacht.
2010 gab es 1.300 gemeldete Vogelschläge in Deutschland. Untermalt wurde der Vortrag durch kurze Filme und Fotos u. a. von der Notlandung des Airbus 320 auf dem Hudson River im Januar 2009. Verursacht wurde dies damals auch durch Vogelschlag – jeweils eine Kanadagans war links und rechts in die Triebwerke geraten.

Der letzte Programmpunkt „Projekt NABU Naturführer“ wurde von Frank Uwe Pfuhl (LAG Natur- und Umweltbildung) vorgestellt:
die LAG wirbt um neue Mitglieder, desweiteren kann man sich in mehreren Modulen zum Naturführer ausbilden lassen.

Neue Mitarbeiter werden hierdurch qualifiziert und eingebunden. Ein breites Angebot an Veranstaltungen gehört ebenfalls zu der Palette dieser Landesarbeitsgruppe (Kindergeburtstage in der Natur um nur ein Beispiel zu nennen).
Informationen und das Programm 2012 kann man sich über www.umweltwerkstatt-wetterau.de abrufen.

Nach jedem Vortrag und auch in den Pausen bestand die Möglichkeit, Fragen an die jeweiligen Referenten und Moderatoren zu stellen.

Insgesamt eine interessante und informative Veranstaltung des NABU Hessen, das nächste Symposium wird im Januar 2013 stattfinden.
Für mich persönlich, als neues NABU Mitglied, war es die erste Veranstaltung dieser Art und sie hat mir sehr gefallen!

Bürgerreporter:in:

Daniela Schwarzer aus Fronhausen

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