Nichts deutete bisher auf eine drohende Kriegsgefahr hin

Blaue Stunde zum Thema Erster Weltkrieg
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Zur blauen Stunde lud der Heimatverein Friedberg, ein. Die Vorsitzernde Regine Nägele berichtete vor vollem Saal über die friedlichen Monate und die Zeit des Kriegsbeginns 1914 bis zur Jahreswende 1914/15. Fleißig hatte die Heimatvereinsvorsitzende recherchiert und Stadtarchiv und auch private Dokumente durchforscht.
Die Interessierten erfuhren nun viel aus dem damaligen Gemeindeboten, der am 3. Juli 1914 vom Attetat am 28. Juni auf das östereichischen Thronfolgerehepaar berichtete. Doch es wurde überschattet vom Tod des Friedberger Bürgermeister und Landtagsabgeordneten Kaspar Wieland. Nichts deutete bisher auf eine drohende Kriegsgefahr hin.Doch dann las man in der Zeitung: „Österreich erklärt Serbien den Krieg und Wien ist begeistert“ Dann kam der Befehl am Montag 3. August zur Mobilmachung durch den Kaiser. Am Sonntag feierten deshalb sämtliche Kriegskameraden den Gottesdienst in Herrgottsruh und marschierten mit Musik zurück in die Stadt. Auch der Bäcker Wiedemann rückte am nächsten Tag zur Einkleidung nach München ein bevor es über viele Stationen zu seinem Bestimmungsort ging. Dem Bäckermeister aus Friedberg fiel die Aufgabe zu, sich um die Versorgung zu kümmern und so musste an jeder Station ein Backofen aufgebaut werden. Andere Friedberger kamen nach Lager Lechfeld ganz in der Nähe und versuchten vergebens zusammen zu bleiben. In Viehwagen ging es weiter in eine unklare Zukunft.
Der Erste Weltkrieg wirkte sich natürlich auf die heimatliche Wirtschaft aus. Es wurden die Sparbücher geplündert und Lebensmittel gehordet, kleinere Geschäfte geradewegs leer gekauft, was eine Preissteigerung nach sich zog. Jetzt war es auch nicht mehr möglich aus dem Ausland die Lebensmittel zu beziehen und es wurde große Sparsamkeit angeordnet. Auf Weißbrot musste verzichtet werden und es gab dunkles Brot. Geerntetes Obst wurde durch Trocknen und Einkochen haltbar gemacht und auf das in Bayern so geliebte Kalbfleisch, vor allem auch die Weißwürste, musste verzichtet werden, denn Kälber wurden nun großgezogen um den Fleischvorrat so zu steigern. Zur Erntezeit ersetzten die Mitglieder des katholischen ArbeiterInnen Vereins und Schulkinder die Arbeit der eingerückten Friedberger Männer.
Auch der private Post- bzw. Telegrafen und Fernsprechverkehr nach Russland, Frankreich, England und Belgien wurde eingestellt. Um die gefährdeten Telegrafen und Telefonanlagen zu sichern gab es einen Sicherheitsdienst, den man an ihren weißen Armbinden erkannte. Das gesellschaftliche Leben fand fast nicht mehr statt.
In den Sonntagsgottesdiensten war jedoch die Kirche voll, wie sonst nur an den großen Festtagen und selbst bei schlechtestem Wetter gab es Wallfahrten nach Herrgottsruh und St. Afra im Felde und wieder zurück.
Leider gab es schon im August die ersten Friedberger Gefallenen. Auch kamen nun französische Kriegsgefangene in die Region. Der Friedberger Kaspar Wieland jun.ging als Freiwilliger in den Krieg und erhielt als Feldwebel eine Franzosenkompanie mit 400 Mann zugeteilt.
Begleitet wurde der hervorragende Vortrag der Vorsitzenden mit Bildern die sie mühsam zusammengetragen hatte.

Bürgerreporter:in:

Christl Fischer aus Friedberg

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