Mittendrin – Das Kinderheim Friedberg feiert mit vielen Gästen das Ende der Sanierungsarbeiten. Die echten Stars sind die Kinder und Jugendlichen!

Das Kinderheim Friedberg feierte Einweihung des sanierten Gebäudes. Die Kinder waren echte Stars!
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Das Motto des Tages lautete „Mittendrin seit 1854“. Passender hätte man es nicht wählen können, denn das Kinderheim Friedberg steht in der Tat mittendrin. Es ist aus dem Ortsbild mitten in Friedberg nicht wegzudenken, darüber hinaus aber steht es auch gesellschaftlich mittendrin. Das zeigt sich beim Einweihungsfest für das Georg-Fendt-Hauses des Kinderheim Friedberg e.V., das nach Ende der Generalsanierung gefeiert wurde.

Zu den Ehrengästen gehörte Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger, der den Festgottesdienst zelebrierte. Er war der Wunschkandidat des Kinderheim Vereins und bezeichnet diese Aufgabe selbst als eine „Herzensfreude“. Zum einen sei er selbst in unmittelbarer Nähe des Kinderheims, im Krankenhaus Friedberg, geboren worden. Zum anderen sei er überzeugt, dass sich die Sanierungsaktion und damit jeder Euro gelohnt habe, denn Kinder seien die Zukunft unserer Welt. Diesem Gedanken verlieh er in einem ebenso feierlichen wie bewegenden Gottesdienst Ausdruck, der so manchen Besucher in der gut besetzten Stadtpfarrkirche ins Herz traf.

In einer scheinbar endlos langen Prozession zog die Festgesellschaft anschließend von der Stadtpfarrkirche St. Jakob zum sanierten Georg-Fendt-Haus. Der Festakt selbst fand im – glücklicherweise angenehm beheizten – Festzelt im Garten des Geländes statt. Liebevoll von vielen fleißigen Händen dekoriert, bot es einen ansprechenden Rahmen für die Grußworte und das anschließende Mittagessen. Das Zelt hatte Tags zuvor wegen der sintflutartigen Regenfälle noch unter Wasser gestanden, aber auch hier zeigte sich wieder, wie sehr sich die Friedberger mit „ihrem“ Kinderheim identifizieren. Pragmatisch sorgte einer für Holzhackschnitzel, mit denen der Boden soweit ausgelegt werden konnte, dass die Gäste trockenen Fußes zu ihren Plätzen gelangten.

Vereinsvorsitzender Günther Riebel begrüßte die (Ehren)gäste, unter ihnen zahlreiche Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft. Staatsministerin Dr. Beate Merk lobte besonders, wie sehr das Kinderheim in das Ortsleben integriert sei. Damit traf sie den Punkt, denn es liegt ja tatsächlich geografisch in Friedbergs Mitte, aber „mittendrin“ betrifft auch das Herz der Friedberger. Die Chronik des Vereins zeigt, dass von Anbeginn Bürgerinnen und Bürger die Geschichte des Hauses getragen haben. So ist aus der 1854 gegründeten Suppenanstalt für bettelnde Kinder heute eine moderne Jugendeinrichtung geworden. Aber das 1966 bezogene Heim war arg in die Jahre gekommen und deshalb dringend einer Generalsanierung unterzogen werden. 3,3 Millionen Euro musste der Trägerverein, der zudem fünf Kindergärten und zwei Kinderkrippen unterhält, schultern bzw. Zuschüsse auftreiben.

Die Bauarbeiten – teilweise bis auf Rohbauniveau - fanden drei Jahre lang bei laufendem Betrieb statt. Ein Kraftakt, das bestätigt auch Geschäftsführerin Gudrun Keller-Buchheit. „Das Ausmaß war beträchtlich, es war für die Kinder und auch für die Erzieher sehr anstrengend.“ Eine Gruppe wurde komplett „ausquartiert“ und in einem angemieteten Haus untergebracht, derweil wurden die Wohngruppen sukzessive saniert. Lärm und Schmutz waren sehr belastend für Mitarbeiter und Bewohner, „aber es hat sich gelohnt“, weiß Gudrun Keller-Buchheit und es wird auch beim Einweihungsfest deutlich. Während Weihbischof Losingerin in Begleitung von Stadtpfarrer Markus Hau die Räume segnet, lässt er sich von den Kindern und Jugendlichen ihre Zimmer, Gruppenräume und vieles mehr zeigen. Den Kindern gilt sein ganzes Augenmerk, er sucht das Gespräch mit ihnen und sie lassen sich mit herzerfrischender Offenheit darauf ein. Sie sind stolz auf ihr vorübergehendes Zuhause, das ist nicht zu übersehen, und haben keine Scheu vor dem hohen Besuch.

27 Kinder und Jugendliche wohnen in insgesamt vier Gruppen im Kinderheim. Sie leben dort, weil ihre Familien vorübergehend oder auf Dauer nicht in der Lage sind, den Kindern den richtigen Rahmen für ihre Entwicklung zu bieten. Ziel ist es – auch mit Hilfe intensiver Elternarbeit – sie in die Familien zurückzuführen. Andernfalls wechseln die Jugendlichen später in eine Innen- oder Außenwohngruppe. Die 14-jährige Tamara lebt seit zehn Jahren hier. „Mir gefällt es gut, es ist schön, die Leute sind alle sehr nett und wir kommen gut miteinander aus.“

Tamara und die anderen Kinder und Jugendlichen sind am Einweihungstag von früh bis spät im Einsatz. Sie drehen heute den Spieß einmal um, und kümmern sich unermüdlich um andere, sprich alle Gäste. Schon im Vorfeld des Festes haben sie sich engagiert, damit die geladenen Gäste aber auch die Besucher sich beim anschließenden Tag der offenen Tür wohlfühlen. Einige von ihnen haben mit einem Erzieher sogar einen Film gedreht, der höchst amüsant mit antiquierten Vorstellungen und Vorurteilen zum Leben im Kinderheim aufräumt. Die Filmvorstellungen sind gefragt am Nachmittag. Sie gehen auf die Lachmuskeln, aber auch ans Herz! Großer Andrang herrscht vor allem bei der Besichtigung der Wohnräume, die heute ausnahmsweise offen stehen. Die Bürgerinnen und Bürger haben endlich Gelegenheit einen Blick in die wunderschönen Räume zu werfen, um sich ein Bild vom Kinderheim zu machen. Auch hier gebührt den jugendlichen Bewohnern höchste Anerkennung, denn sie lassen damit schon einen ziemlich intimen Einblick in ihr Privatleben zu. Oder würden Ihre Kinder wollen, dass der Besuch ihr Kinderzimmer oder das Bad inspiziert?

Ganz anders hier: Offenheit und Aufgeschlossenheit sind die Werte, die die Kinder und Jugendlichen deutlich machen. Sie sind stolz auf ihr schönes Zuhause, sie leben gerne dort, das darf jeder sehen und gerne auch hören, denn sie erzählen es freudig, wenn man danach fragt. Und man spürt es auch. Die Kinder und Jugendlichen bedienen die Gäste so freundlich und zuvorkommend, dass jede professionelle Bedienung vor Neid blass werden könnte. Sie räumen leere Gläser und Teller ab oder werden stundenlang einem enormen Andrang am Kuchenbuffet gerecht, zu dem übrigens etwa 100 Kuchenspenden aus der Bevölkerung beigetragen haben. Sie räumen abends, als die Gäste gegangen sind, das ganze Festzelt wieder auf. Sie sind die echten Stars! Mit so viel Verantwortungsbewusstsein und Zusammengehörigkeitsgefühl beweisen die Kinder und Jugendlichen den Wert des pädagogische Konzepts und der Leistung ihrer Erzieher. So stehen alle mittendrin - in Friedberg und in der Gesellschaft. Hut ab!

myheimat-Team:

Dagmar Weindl aus Friedberg

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